Hier sind die Männer von der Post daheim

Das Krakauer Heim der Deutschen Post Osten –  Bierstübl, Leseraum, Musikzimmer –  Übernachtungsmöglichkeiten für durchreisende Kameraden

 Eigener Bericht der Krakauer und Warschauer Zeitung

  1. Krakau, 6. November 1940

Postheim –  so verkündet jetzt ein Schild am Eingang zu dem schönen freundlichen Haus am Ostring in Krakau, das mit seiner hellen Front und den bunten Blumen an den Fenstern so vornehm ein wenig hinter der Häuserflucht liegt und dadurch vor dem Portal Raum für eine hübsche Rasenanlage gibt. So einladend so gastlich zeigt es sich auch in seinem Inneren. Die Deutsche Post Osten hat sich damit ein Heim geschaffen, das den Zweck auch erfüllt, denn man sich gedacht hatte, nämlich den Beamten und Angestellten der Deutschen Post Osten in Krakau die Heimat und vielleicht auch gelegentlich das Zuhause zu ersetzen.

Als Präsident Lauxmann den Entschluß faßte, in Krakau ein Postheim einzurichten, ging es von der Überlegung aus, dass man den vielen im Dienste der Deutschen Post Osten in Krakau stehenden deutschen Männern und Frauen eine Stätte schaffen müsste, wo sie sich in ihrer freien Zeit immer großen oder auch im kleinen Kreise zusammenfinden könnten zum fröhlichen Feiern oder auch nur zu einem Imbiss, und einen Schoppen Bier oder wo sie auch einmal in Ruhe und ungestört ein Buch lesen oder einen Brief schreiben zu können, kurz gesagt, wo sie sich zu jeder Zeit daheim fühlen sollten.

Es ist es ein Problem gewesen, ein solches Haus zu finden, denn es musste räumlich einigermaßen geeignet und es sollte auch möglichst zentral gelegen sein. Am Ostring 11 fand sich schließlich ein passendes Gebäude. Es wurde innen und außen hergerichtet,  Mauerer, Zimmerleute und Maler bekamen viel Arbeit.  Und damit tauchte auch das zweite große Fragezeichen auf:  woher die Einrichtung beschaffen. Das heute Gesicht des Räume des Postheims lässt von den Sorgen nichts mehr erkennen.  Die Schreinerei der Deutschen Post Osten fertigte handfeste Tische, Stühle, und Bänke für das Bierstübl und andere Räume an, anspruchsvollere Möbel wie Sessel usw.  kommen aus Möbelwerkstätten in Radomsko,  Kokosläufer  wurden zu Teppichen, Lampen und Leuchter wurden  teils in der Schreinerei gefertigt teils kamen sie durch Gelegenheitskäufe heran.

Nun ist nach und nach unter der Leitung von Postbauer Kropp ein fertiges Haus entstanden mit hellen, sauberen Fluren, von denen aus man im Hochparterre in den großen Saal gelangt, der mit seinen langen blank-gescheuerten Tischen und Stühlen geschaffen ist für gemütliche Kameradschaftsabende und ähnliche Gelegenheiten. Man kann sich auch einmal zu ernsten Anlass dort versammeln. Hier im Hochparterre befindet sich die Küche, ein Raum erwies sich alles Bierhalle, danebenliegt ein Spielzimmer, für das unter anderem noch ein Tischtennis angeschafft werden soll, ein Garderobenraum nicht zu vergessen.

Im ersten Stock reihen sich verschiedene einzelne Räume aneinander, die für jedermanns Geschmack etwas bieten. Vom Bierstübl hier oben ist schon die Rede gewesen. Möbel im Bauernstil, passende Leuchter dazu laden zu gemütlichen Runde ein. An den Wänden sind Zierteller und Fliesen, alle möglichen Gefäße und luftige Figuren aus Keramik auf Gimsen aufgebaut, schöne bunte goralische Volksstunstarbeiten. Ein paar kleine Brüghel Reproduktionen, die lebhaften Darstellungen derben Lebens und lustigen Schmauses, passen recht gut in diese Umgebung. Daneben betraten wir eine Aufenthaltsraum für ruhigere Gemüter. Blau bezogener Stühle, hübsche Gardinen, ein riesiger holzner Leuchter, kleine Tische, das alles reizt zu einem Plauderstündchen. Für besondere Gelegenheiten ist ein Konferenzzimmer eingerichtet worden, schließlich hatten wir einen Blick in das Schreibzimmer, das gerade eingerichtet wird, und dann kamen wir in das Musikzimmer mit einem schönen großen Flügel.

Das ganze Haus stellt sich so als ein wohlgelungenes Werk dar, über dass sich die, die es geschaffen haben, ebenso  freuen können, wie  diejenigen, die es nun benutzen dürfen. Die moderne Kücheneinrichtung lässt auch einen täglichen Kantinenbetrieb zu, und außerdem werden im Obergeschoß des Hauses noch Unterkunftsräume eingerichtet, und denen Durchreisende Angehörige der Deutschen Post Osten ein gutes Quartier erhalten können.

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Hell und freundlich ist die Front des Postheims am Ostring in Krakau. Aufnahme: Lemke

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