Der Stadthauptmann der Stadt Krakau
Nur für dienstlichen Gebrauch bestimmt! Veröffentlichungen, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Erlaubnis der Herausgebers.
Vorwort
Der zum 26. Oktober 1941 erscheinende Verwaltungsbericht „Stadt Krakau 26. Oktober 1939 – 1941“ hat nicht nur bei Partei-, Staats- und Wehrmachtstellen des Generalgouvernements, sondern auch bei zahlreichen Behörden des Reiches ein so beachtliches Interesse gefunden, daß ich mich dadurch verpflichtet fühle, auch für das abgelaufene dritte Jahr deutsche Verwaltung im Generalgouvernement über die Arbeit meiner Verwaltung zu berichten.
Ich glaube damit nicht nur einen Beitrag zu der für die spätere Zeit wertvollen historischen Erfassung des Lebens einer in großer Zeit mit großem Aufgaben bedachten Stadt leisten zu können, insbesondere den Erfahrungsaustausch unter den ähnlichen Verhältnissen arbeitenden Verwaltungen des Ostens zu dienen.
Die besondere Anteilnahme des Herrn Generalgouverneurs am Werden dieser Stadt hat wieder entscheidend zum errichten Erfolg beitragen.
Allen vorgesetzten Behörden und dann gleichgeordneten in kameradschaftlicher Zusammenarbeit mit meiner Verwaltung stehenden Dienststellen des Generalgouvernements darf ich dazu für die verständnisvolle Förderung und Unterstützung meiner Arbeit herzlich denken.
Meinen Mitarbeitern, die auch in diesem Jahr mit großer Einsatzbereitschaft, mit Eifer und Tatkraft sich hinter unsere Aufgabe stellten, mag der vorliegende Bericht das wertvolle Bewußtsein erhalten. Das auf dem historischen Boden der Stadt Krakau auch in Verwaltungsjahr 1941/42 große Aufbauarbeit und damit der verpflichtende Beitrag zu dem die titanischen Ringen unseres Volkes geleistet wurde.
Krakau, den 26. Oktober 1942.
Der Stadthauptmann der Stadt Krakau
Rudolf Pavlu
1. Teil
Die Gesamtlage der Stadt Krakau am Ende des dritten Jahres deutscher Verwaltung.
Ist im letzten Verwaltungsbericht „Stadt Krakau 26 Oktober 1939 – 1941“ zu Eingang dargelegt worden, wie das äußere Werden und das innere Sein der Stadt Krakau wesentlich bedingt waren durch die wechselvolle Geschichte der Stadt als einer der bedeutendsten deutschen Stadtgründungen des Ostens, als Residenz der polnischen Könige, als Stadtrepublik, als österreichische Verwaltungs- und Militärstadt sowie als polnische Provinzstadt, so soll hier, nachdem drei Jahre deutsche Arbeit hinter uns liegen, manches Geplante sich gestaltet und mancher Gedanke sich geläutert hat, untersucht werden, welche besonderen Aufgaben dieser Stadt gestellt sind und welche verwaltungspolitischen und verwaltungstechnischen Maßnahmen zu deren Erfüllung geeignet erscheinen.
Jedem unbefangenen Besucher der Stadt drängt sich schon heute der Eindruck auf dass er eine Stadt deutscher Prägung vor sich hat. Jedem der mehrere Monate oder gar Jahre hier eingesetzten Deutschen ist die Stadt Krakau bereits zur deutschen Heimstätte geworden. In der Tat liegt schon in dieser die geschichtliche Verpflichtung widerspiegelnden Tatsache ein natürlicher Antrieb, Krakau wieder zu einer durch deutsche Art und deutsches Wesen bestimmten Stadt zu gestalten.
Der zahlenmäßige Anteil der deutschen an der Gesamtbevölkerung von 325 000 Menschen gewinnt erst unter Beachtung seiner außerordentlichen Entwicklung seit der deutschen Machtergreifung seine volle Bedeutung. beim Einmarsch der deutschen Truppen im Polenfeldzug 1939 kaum 1000 Volksdeutsche umfassend, leben heute in Krakau bereits rund 26 000 Reichs- und Volksdeutsche, nicht eingerechnet die Angehörigen der schon als ständige Einrichtung zu bezeichnenden Dienststellen der Wehrmacht, der SS und Polizei einschließlich Familienmitglieder. Diese stürmische Entwicklung des Deutschtums, vor allem aber ihre leistungsmäßige Überlegenheit gegenüber der nichtdeutschen Bevölkerung, drücken dieser Stadt bereits auch innerlich einen entscheidenden deutschen Stempel auf. Die Kommunalverwaltung hatte bei einer Reihe entscheidender Maßnahmen ihre Folgerungen daraus zu ziehen. Das 1941 geschaffene deutsche Wohngebiet wurde wesentlich erweitert, der Wohnungsbau für Deutsche begonnen, die Zahl der deutschen Geschäfte vermehrt, neue deutsche Schulen wurden errichtet oder bestehende durch neue Klassen erweitert; das kulturelle Leben entwickelte sich in erstaunlicher Weise.
Der Zustrom an deutschen halt an. In der letzten Monaten bewegte sich der Überschuß der polizeilichen Anmeldungen gegenüber den Abmeldungen bereits um 1000 herum. Der Reinzugang im Durchschnitt der letzten beiden Jahre beträgt monatlich 570.
Allerdings vollzieht sich allmählich ein struktureller Wandel in der Bevölkerungszunahme. Während der rasche Aufbau der Verwaltung und der Wirtschaft in der ersten beiden Jahren hauptsächlich den Zuzug von männlichen und weiblichen Einzelpersonen mit sich brachte, ziehen nun in steigendem Ausmaße Familien zu.
Hand in Hand mit der Ausbreitung der deutschen Bevölkerung mußten Beschränkungen des nichtdeutschen Wohngebietes durchgeführt werden. Beachtenswert ist dabei die Feststellung, daß die nicht deutsche Bevölkerung trotz ihrer Zusammendrängung auf ein kleineres Wohngebiet im Berichtsjahr weiter zugenommen hat. Diese Zunahme rührt hauptsächlich vom Bedarf der zahlreichen Verwaltungsstellen an nichtdeutschen Personal und der Rüstungsindustrie an Facharbeiten her.
Die Ausschaltung der Juden ist weiter durchgeführt worden. Zur Zeit befinden sich nur noch rund 12 000 Juden in der verkleinerten besonderen Wohnbezirk. Sie werden intensiv zu handwerklicher oder sonstiger Handarbeit (Straßenreinigung, Gartenarbeiten, Tiefbauarbeiten usw.) angehalten.
Die raummäßigen Bedingtheiten für eine gesunde Entwicklung der Stadt sind überaus günstig.
Das vergangene Jahr mit seiner durch den Ostfeldzug gegebenen ungeheureren Beanspruchung des Verkehrsnetzes hat die Lage Krakau als Verkehrsmittelpunkt deutlich herausgestellt. Krakau ist als ein Hauptpunkt der großen Durchgangslinien Berlin-Lemberg-Kiew einerseits und Berlin-Lemberg-Bukarest andererseits, als Endpunkt der großen Querverbindungen Wien-Krakau und Warschau-Krakau sowie als Ausgangsort für die Bahnen des Beskidenlandes schon immer ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt gewesen. Der Krieg hat seine Bedeutung außerordentlich gesteigert und gewaltige Erweiterungs- sowie Neubauten haben auch im Berichtsjahr die Verkehrslage Krakaus entwickelt.
Bei den übrigen Verkehrszweigen eröffnen sich für Krakau große Perspektiven. Die geplante Verbesserung des Schiffahrtswegs der Weichsel und der Bau des Oder-Weichselkanals, der im Stadtgebiet in die Weichsel einnehmen wird, machen Krakau zu einem wichtigen Platz des europäischen Binnenschiffahrtsnetzes. Die Kreuzung der Autobahnen Wien-Warschau und Berlin-Lemberg wird ebenfalls in die nächsten Nähe des Stadtgebiets zu liegen kommen. Zu erwarten ist, daß Krakau mit seinen Flughafen nach dem Krieg den Anschluß an das künftige europäische Flugnetz finden wird.
Vielen Bau- und anderen Maßnahmen müssen schon heute diese Perspektiven auf eine künftige Verkehrsentwicklung zugrundegelegt werden.
Neben seiner Bedeutung als gegenwärtiger und künftige Verkehrsmittelpunkt erhält jedoch Krakau sein bestimmendes Gesicht durch seinen Charakter als Verwaltungs- und Kulturstaat. Krakau ist Hauptstadt des Generalgouvernements und beherbergt den Generalgouverneur mit seinen Dienstsitz auf der Burg. Es ist Sitz der Regierung der Generalgouvernements, des Gouverneurs für den Distrikt Krakau und der Kreishauptmann von Krakau-Land. Dazu kommen zahlreiche SS- und Polizeidienststellen und -einheiten, Zentralstellen und Distriktsstellen der Organisation der Gesamtwirtschaft sowie Einrichtungen des kulturellen Lebens. Die Wehrmacht ist ebenfalls stark vertreten. Krakau ist Sitz eines Luftgaukommando und ist z. Zt. daran, ein Wehrkreiskommando aufzunehmen. Daneben beherbergt es die Rüstungsinspektion sowie zahlreiche Stäbe und Einheiten. Als alte Festungsstadt erhält es noch heute viele Festungsbauten, Kasernen, Lager und Stabsgebäude.
Der Eigenschaft Krakaus als Verwaltungsmittelpunkt und Wehrmachtstandort entspricht es, wenn die Stadtverwaltung daran ist, die Stadt zu einer ausgesprochenen Wohnstadt auszugestalten. Die Stadtverwaltung hat durch die Inangriffnahme eines großen Wohn- und Straßenbauprogramms, durch weitgehende Verschönerung des Stadtbildes, durch ihre Arbeiten zur Anlegung eines umfassenden Grünflachengürtels diese Pläne zum Teil schon in die Wirklichkeit umgesetzt.
Eine beachtliche Bedeutung verspricht sich Krakau nach dem Krieg von seiner Rolle als Fremdenverkehrsgemeinde. Krakau ist nicht nur durch sein Stadtbild, die Menge seiner Baudenkmäler und sonstige Zeugen geschichtliche Größe anziehend, es ist zugleich der wichtigste Ausgangspunkt für die Bäder und Luftkurorte in Tatra und Beskiden (insbesondere Zakopane, Krynica und Rabka). Es wird nach der Besserung der Verkehrsverhältnisse im Vorkarpatenland mit den Plätzen des Voralpenland des in Wettbewerb treten können.
Aber auch im wirtschaftlichen Leben ist Krakau unter deutscher Verwaltung eine Entwicklung vorgezeichnet. Sie bedingt durch seine bereits angedeutete günstige Lage als Verkehrsknotenpunkt und Fremdenverkehrsort. Die Stadt wird sich somit auch als Handelsstadt in den Kreis bedeutender deutscher Städte einzureihen wissen. Jetzt schon wird diese Entwicklung dadurch gefördert, da sich die kriegsgesteuerte Wirtschaft, insbesondere aber Banken und Versicherungen, besonders eng an den Sitz der staatlichen Wirtschaftsbehörden anlehnen.
Die Industrie hat nur einen verhältnismäßig geringen Platz im Wirtschaftsleben der Stadt. In der Hauptsache handelt es sich um Betriebe der Ernährungs- und Genussmittelindustrie, ein größeres elektronisches Werk sowie einige Betriebe der Metallverarbeitung und Feinmechanik. Indessen bieten der Süden oder Südosten der Stadt noch genügend Raum für die Ansiedlung weiterer Industrie. Der künftige Wasserweg vom oberschlesischen Industriegebiet schafft günstige Frachtvoraussetzungen und da in der übersetzten landwirtschaftlichen Bevölkerung des Hinterlandes von Krakau eine handwerklich nicht ungeschickte Arbeiterreserve zur Verfügung steht, erscheint die Entwicklung von handwerklichen Betrieben und verarbeitenden Industrien durchaus möglich.
Wenn diese durch Raum, Bevölkerung und Wirtschaft gegebenen Aufgaben in ihrer gegenwärtigen Bedeutung und im Licht einer Entwicklung nach dem Kriege geschildert wurden, so geschah dies in der Absicht schon einleitend die Rahmen aufzuzeigen, indem die Arbeit der Stadtverwaltung sich im einzelnen zu entwickeln hat.
Selbstverständlich steht gegenwärtig alles Bemühen um die Erreichung unserer kommunalpolitischen Ziele im Kraftfeld des gewaltigen militärischen und wirtschaftlichen Kampfes, besonderes gegen den Feind im Osten. Die Stadtverwaltung hat ihre Arbeit stets in der Erkenntnis dieser Grenze ihres Wirkens gesehen. Sie hat alle Aufgaben, die ihr als einen wichtigen Zentrum im Rücken der kämpfenden Front gestellt wurden, bestmöglich erfüllt und die Beschränkungen, die sich daraus ergeben (Transportnot, Wohnungsmangel, Mangel an Arbeitskräften), willig und verständnisvoll auf sich genommen. Die Arbeit im ureigenen kommunalen Wirkungskreis hat sie darauf ausgerichtet das kriegsmäßig Notwendige zu tun und im übrigen alle Maßnahmen vorzubereiten, die das Erreichen spätere Ziele möglich machen oder erleichtern. Solche weiter gesteckten Vorbereitungsarbeiten waren insbesondere nicht zu umgehen im Bereich der Versorgungs- und Verkehrsbetriebe und bei der Stadtplanung i.e.S. Im Übrigen wurde besondere Aufmerksamkeit der Konsolidierung der Verwaltung in ihrem inneren Aufbau sowie ihrer Ausrichtung auf deutsche Vorstellungen und deutsche Leistungsmaßstäbe geschenkt.
In dem nachfolgenden Teil soll nunmehr aus den einzelnen Aufgabengebieten der Verwaltung des Stadthauptmann berichtet werden.
2. Teil
Berichten aus den einzelnen Aufgabengebieten der Verwaltung des Stadthauptmanns.
I. Allgemeine Verwaltung
- Hauptamt
Für den fachlich interessierten Leser mag zum Verständnis des nachstehend über die Organisation der Stadtverwaltung Gesagten etwas über die rechtliche Stellung des Stadthauptmanns vorausgeschickt werden.
Während nach der Deutschen Gemeindeordnung gewisse staatliche Angelegenheiten der Gemeinde als Auftragsangelegenheiten übertragen sind und der Gemeindeleiter kraft seiner Stellung als alleiniger Repräsentant der Gemeinde die ausschließliche und volle Verantwortung für die Verwaltung der staatlichen und kommunalen Aufgaben trägt, ist der Stadthauptmann zunächst staatlicher Verwaltungsbeamter. Zu seinen Obliegenheiten gehört auch die Beaufsichtigung der Stadtverwaltung, die nach der Verordnung über die Verwaltung der polnischen Gemeinden von 28 November 1939 grundsätzlich von einem der überwiegenden Volksgruppe angehörenden Bürgermeister geleitet werden soll. In Krakau ist im Hinblick auf die besonderen Verhältnisse der Hauptstadt des Generalgouvernements und mit ausdrücklicher Billigung des Herrn Generalgouverneur davon abgesehen worden, einen nicht deutschen Bürgermeister zu berufen. Der Stadthauptmann hat also praktisch neben seiner Verantwortung als Leiter der unteren staatlichen Verwaltungsbehörde die ausschließliche und volle Verantwortung für das kommunale Aufgabengebiet der Stadtverwaltung. Eine förmliche gesetzgeberische Regulierung der Stellung des Stadthauptmanns, die eine Reihe von Zweifelsfragen aus der täglichen Arbeit klären wird, ist zu erwarten.
Die Entscheidung über die Doppelstellung der Stadthauptmanns als Leiter der unteren staatlichen Verwaltungsbehörde und der Kommunalverwaltung sagt noch nichts über die Frage, ob organisatorisch eine Personalunion bestehen soll oder eine förmliche Zusammenlegung der beiden Verwaltungen, also eine Realunion, vorzunehmen ist. Während bei der Gliederung der deutschen Großstadtverwaltungen (abgesehen von den Millionenstädten) organisatorisch zwischen den beiden Aufgabengebieten nicht unterschieden wird, ist die Organisation der Landkreise, bei denen verfassungsrechtlich eine ähnliche Konstruktion vorliegt, im Reich z.Zt.noch uneinheitlich. Neuerdings mehren sich die Stimmen der Praktiker, die auch in der Landkreisverwaltung die organisatorische Zusammenfassung der staatlichen und kommunalen Aufgaben des Landrats und die Bildung einer einheitlichen Behörde fordern.
Auch in Krakau ist man den letzteren weg gegangen. Die gesamten staatlichen und kommunalen Aufgaben des Staates Hauptmanns sind nach ihrer inneren Zusammengehörigkeit rein sachlich auf 38 Ämter und Betriebe verteilt, die ihrerseits zu 10 Dezernaten zusammengefaßt sind. Die Dezernenten sind Deutsche, auch die überwiegende Zahl der Ämter und Betriebe ist von deutschen geleitet. Die Besetzung alle Amtsleiterstellen mit Deutschen wird angestrebt.
Diese vor einem Jahr durchgeführt Organisation hat sich seither bestens bewährt. Neben der neuen Verwaltungsgliederung und Geschäftsverteilung arbeitete das Hauptamt an der Innenorganisation (Dienstverteilung) der Ämter. Bei dem Mangel an erfahrenen Verwaltungskräften und im Hinblick darauf, daß eine Anzahl von Ämtern neu errichtet wurde, war eine solche zentrale Mitwirkung bei innenorganisatorischen Arbeiten der Ämter nicht zu entbehren.
Das Problem einer möglichst volksnahen Verwaltung beschäftigt die Großstädte seit langem. Es dürfte allgemein interessieren, in welcher Weise in Krakau eine Dezentralisierung von Aufgaben innerhalb der Stadtverwaltung erreicht wird. Wie im übrigen Einflußgebiet der österreichischen Verwaltung bestanden auch in Krakau Bezirksämter als Außenstellen der Zentralverwaltung zur Erledigung bestimmter Vorbereitungs- und Vollzugsangelegenheiten, hauptsächlich auf dem Gebiet des Meldewesens, des Gewerbewesens, der Baupolizei, und der allgemeinen Amtshilfe. Zu Beginn des Krieges kamen dazu die Aufgaben, die gewöhnlich von Außenstellen des Ernährungsamtes und des Wirtschaftsamtes besorgt werden, später noch die Veranlagung und die Einzug der Einwohnerabgabe neben einer Fülle von kriegsbedingten einmaligen Aufgaben.
Das Stadtgebiet ist z.Zt. auf 10 Bezirksämter aufgestellt, 6 davon liegen im alten Stadtgebiet. Sie haben eine Bevölkerungszahl von durchschnittlich 35 000 zu betreuen. 4 Bezirksämter liegen in den im Jahre 1941 neu eingemeindeten ländlichen oder halbländlichen Vororten. Sie betreuen durchschnittlich 17 000 Einwohner. Diese Bezirksämtern stehen ortskundige Ortswarte (in der Regel die früheren Vögten oder Schulzen) als Außendienstorgane für die parzellierten Stadtteile zur Verfügung.
Während in anderen Großstädten heute vielfach Außenstellen mehrere Zentralämter nebeneinander arbeiten und dadurch vermehrter Arbeitsaufwand entsteht und die Gefahr des Gegeneinaderarbeitens vorhanden ist, besteht mit dieser Form von Außenstellen eine Einrichtung, die es ermöglicht hat, denn gerade während des Krieges unentbehrlichen direkten Kontakt mit der Bevölkerung besonders wirkungsvoll zu pflegen und dank der Orts- und Personenkenntnis der Bezirksämter auch Stoßaufgaben rasch zu bewältigen.
Der Ausbau der Bezirksämter wurde von Hauptamt mit großer Aufmerksamkeit betrieben. So wurde die Lebensmittelkartenausgabe und der Markenrücklauf bei dem Bezirksämtern mit dem Ziel der Verwaltungsvereinfachung und Personalersparnis neu organisiert. Auf 31. März 1942 wurden die Geschäfte des Haushalts-, Kassen-, und Rechnungswesens der eingemeindeten Gebiete denn nunmehr zuständigen Zentralämtern übergeben. Damit wurde die Verwaltungsüberleitung für diese Gebiete abgeschlossen. Im Oktober 1941 erschien das erste Nummer eines innerdienstlichen Mitteilungsblattes, der „Mitteilungen Stadthauptmanns der Stadt Krakau“, das in Abständen von etwa zwei Wochen erscheint und sich bereits zu einem unentbehrlichen Bindeglied der Verwaltung entwickelt hat.
Die Arbeiten zur Umbenennung von Straßen, für die das Amt federführend zeichnet, wurden fortgeführt. Das gesamte deutsche Wohnviertel wird in Bälde vollständig mit deutschen Straßennamen Versehen sein.
Im Rahmen der zentralen Bearbeitung aller amtlichen Veröffentlichungen des Stadthauptmanns (Anordnungen und Bekanntmachungen durch Presse und Plakatierung) wurden die Entwürfe der Ämter veröffentlichungsreif überarbeitet.
Durch eine sorgfältig zusammengestellte zentrale Verwaltungsbücherei und ein ausgewähltes Zeitschriftenmaterial werden die Ämter auch über Recht und Praxis der Verwaltungen im Reich auf dem Laufenden gehalten.
Bei der zentralen Bearbeitung der Versicherungsangelegenheiten (Haftpflicht-, Unfall-, Feuer- usw. -versicherung) wurden Maßnahme für eine Vereinfachung des Versicherungswesens und Vorbereitungen für den teilweisen Übergang zur Selbstversicherung getroffen.
Zentralen Büroeinrichtungen (Hauptaktei, Polnische Hauptkanzlei mit Zentralschreibtisch, Botenmeisterei , Buchdruckerei und Buchbinderei) wurden weitgehend nach deutschen Arbeitsmethoden umgestaltet.
Die Amtsgebäudeverwaltung hatte im Zuge der Neuorganisation der Verwaltung umfangreiche Arbeiten infolge der notwendigen räumlichen Veränderungen in den Amtsgebäuden zu bewältigen. Sie sorgte durch eine zweckmäßige äußere Aufmachung der Amtsgebäude und die straffe Organisation des Reinigungsbetriebes dafür, daß in allen Amtsgebäuden deutsche Ordnung und Sauberkeit einkehrten. Die Beschaffungsstelle hat die Aufgabe, für den größten Teil der Ämter zentral Büroeinrichtungen, Bürobedarf, Reinigungsbedarf, Dienstkleidung und Heizstoffe zu beschaffen. Sie konnte trotz der großen Beschaffungsschwierigkeiten fast alle dringenden Wünsche befriedigen und hat damit den Aufbau der neuen Ämter und die Einführung zweckmäßiger Arbeitsverfahren wesentlich gefördert. Ihr Umsatz im Berichtsjahr betrug rund 2 Millionen Zloty.
Die Dolmetscherstelle, die mit 4 Fachkräften besetzt ist, erledigte im Berichtsjahr 4 238 zum Teil sehr umfangreiche Übersetzungen.
- Personalamt.
Die Personalpolitik der Stadtverwaltung war hinsichtlich der deutschen Kräfte darauf abgestellt, unter sparsamen Einsatz deutschen Personals die Verwaltung so zu besetzen, daß der deutsche Einfluß an allen wichtigen Stellen gesichert war. Es kam also vor allem darauf an, die leitenden und gehobenen Posten mit Fachkräften zu besetzen. Deutsche Kanzleikräfte mußten in der Hauptsache in der Kriegsämtern, Wirtschaftsamt, Ernährungsamt und Wohnungsamt eingestellt werden, da der starke deutsche Besuchsverkehr reibungslos nur von deutschen Kräften abgewickelt werden konnte.
Unter diesen Gesichtspunkten muß die Zahl der deutschen Beamten, Angestellten und Arbeiter betrachtet werden, die sich von 179 Personen zu Anfang der Berichtsjahres auf 274 erhöht hat. Davon entfallen auf: 22 Beamte, 5 Verwaltungslehrlinge, 234 Angestellte, 13 Arbeiter – zusammen 274.
70 von ihnen sind Volksdeutsche, 24 davon waren schon vor dem Krieg in der Stadtverwaltung tätig. Im Juli 1942 wurden der Stadtverwaltung zur Ausbildung erstmals 5 deutsche Verwaltungslehrlinge zugewiesen, die demnächst zu Regierungsinspektor-Anwärtern berufen werden.
Der Bestand an nichtdeutschen Personal war: wiederbeschäftigte Beamte: am Anfang des Berichtsjahres 2465 – am Ende des Berichtsjahres 2373; Angestellte: 568 – 808; Arbeiter: 2334 -2526. Zusammen: 5367 – 5707
Dazu kommen jährlich durchschnittlich 1 500 Saisonarbeiter, die in der Hauptsache bei Tiefbau- und Straßenreinigungsarbeiten beschäftigt werden. Die Personal Erhöhung rührt im Wesentlichen von dem Bedarf der Kriegsämter her.
Aus den angegebenen Zahlen ergibt sich, das den nicht deutschen Bediensteten eine nur geringfügige Anzahl deutscher Kräfte, nämlich 3,8%, gegenübersteht. Unter den deutschen Gefolgschaftmitgliedern befinden sich wiederum nur in geringem Umfang Fachkräfte. Das Bestreben, einen festgefügten Beamten- und Angestelltenkörper zu schaffen, ist während des Krieges naturgemäß kaum erreichbar. Die wenigen Fachbeamten reichen auch nicht annähernd aus, die Schlüsselstellungen zu besetzen. Innerhalb der Angestelltenschafft fand ein starker Personalumschlag statt. Dazu werden die jüngeren und vielfach leistungsfähigeren Kräfte in steigendem Ausmaße zum Wehrdienst einberufen. Neue Fachkräfte aus dem Reich zu gewinnen, ist außerordentlich schwierig. Das Bestreben der Verwaltung geht deshalb dahin, durch eine weitgehende innerdienstliche Schulung Kenntnisse und Leistungen der Gefolgschaft zu heben und damit einen gewissen Ausgleich gegenüber den Fällen angesprochener Fachkräfte zu schaffen.
Der Betreuung der deutschen Gefolgschaft wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Bei der Wohnungsbeschaffung und -einrichtung werden die Gefolgschaftsmitglieder tatkräftig unterstützt. Im Oktober 1941 wurde ein geräumiges Stadtkasino eröffnet, außerdem der Gefolgschaft ein in Rabka (Beskiden) gelegenes Gefolgschaftsheim zur Verfügung gestellt.
Der Versorgung der nichtdeutschen Bediensteten dienen 7 Verteilungsstellen, die für die Zentralstadtverwaltung und für einzelne größere Betriebe und Ämter eingerichtet sind. Die Verteilungstellen besorgen den gemeinschaftlichen Bezug von Lebensmittel und Reizstoffen. Zum Teil sind ihnen Werksküchen angegliedert. Diese Einrichtungen haben wesentlich dazu beigetragen, die Arbeitskraft und den Leistungswillen der nichtdeutschen Bediensteten zu erhalten.
Die Personalverwaltung ist dadurch gekennzeichnet, daß der Stadthauptmann für das deutsche Personal nur eine beschränkte eigene Zuständigkeit hat und das auch bei mich deutschen Personal neuerdings besonders auf dem Gebiet des Besoldungs- und Ruhegehaltsrechts Zuständigkeiten auf vorgesetzte Behörden übergangen sind. Eine Großstadtverwaltung, die den vielfältigen und oft rasch an sie herantretenden Ansprüchen gerecht werden muß, macht es notwendig, ihren organisatorischen und personellen Apparat unmittelbar und ohne zeitliche Erschwerungen einsetzen zu können. Dazu erscheint die weitere Übertragung und Rückübertragung von Zuständigkeiten auch auf dem Gebiet der Personalverwaltung unerläßlich.
- Rechtsamt.
Das Rechtsamt neben zahlreichen Verfahren zur Einziehung von herrenlosen oder beschlagnahmten Vermögen in der Rechtsberatung der Ämter und Betriebe etwa 1200 Geschäftsvorfälle bearbeitet, davon etwa 90 wichtige Rechtsgutachten und etwa 90 Grundstückskaufverträge. Neben der Bearbeitung von 379 Gerichts- und Vollstreckungsverfahren aus den früheren Berichtsjahren wurden 81 neue Verfahren durchgeführt und Forderungen sowie Streit- und Vollstreckungskosten beigetrieben.
Einen großen Umfang im Geschäftsanfall nehmen die Durchführung der Verordnung über den Verkehr mit Grundstücken und der Verordnung über der Verkehr mit Pachtland ein. In der Berichtszeit gegen 1380 neue Anträge ein, 752 Anträge wurden genehmigt, 108 mit Einschränkungen genehmigt, 177 abgelehnt; 11 erledigten sich auf andere Weise. Bekanntlich bestehen im Generalgouvernement für die nichtdeutschen noch keine staatlichen Standesämter. Personenstandbehörden sind die kirchlichen Matrikelämter. Das Rechtsamt führt die Aufsicht über 32 kirchliche und zwei jüdische Matrikelämter im Stadtgebiet. Es ist gleichzeitig Standesamt für die konfessionslosen nichtdeutschen. Das Amt erledigte auf diesen Aufgabengebiet 1267 Geschäftsanfälle.
- Deutsches Standesamt.
Das deutsche Standesbeamte erledigt gleichzeitig auch die Geschäfte des Standesbeamten bei Kreishauptmann Krakau=-Land. Außerdem nimmt er im Generalgouvernement die Geschäfte war, die dem Standesamt Berlin I im Reich obliegen. Im Berichtsjahr betrug die Zahl der beurkundeten Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle: Stadthauptmannschaft Krakau – 348 -198 – 185, Kreishauptmannschaft Krakau-Land – 8 – 2 – 5
- Statistisches Amt.
Das Statistische Amt der Stadt konnte sich wegen Personal Schwierigkeiten der in den deutschen Großstädten zum Teil hochentwickelten Kommunalstatistik i.e.S. bisher nur in geringen Maß widmen. Es ist diese Richtung auszubauen, wird eine Aufgabe der Nachkriegszeit sein.
Im Berichtsjahr wurden folgende staatliche Erhebungen, teilweise unter Mitwirkung der Bezirksämter durchgeführt: Gewerbliche Betriebszählung nach dem Stand vom 15. Oktober 1941, Viehzählung nach dem Stand vom 15. Januar 1942 und die Viehzwischenzählung nach dem Stand von 3 Juni 1942 , Bodenbenutzungserhebung von Mai 1942, Gemüseerhebung von Juni 1942.
Von den eigenen Aufgaben des Amtes seien als die wichtigsten hervorgehoben die Statistik der Bevölkerungsbewegung, die Statistik der ansteckenden Krankheiten und die Statistik der Preise und Lebenshaltungskosten.
Aus den Ergebnissen der statistischen Arbeit ist zu erwähnen: die gewerbliche Betriebszählung erfaßte 11 599 Betriebe. Die Viehzahlung zeigte vor allem eine Vergrößerung der Rindvieh- und Ziegenbestandes. Nach der Bodenbenutzungserhebung sind von der Gesamtgrundfläche des Stadtgebietes mit 148 qkm 104 qkm landwirtschaftlich genutzt. Davon entfallen auf Ackerland 50%, Obst-. Güter-, und Gartenland 8%, Wiesen und Weiden 22%, andere Flächen 20%. Das Ackerland ist zu 41% mit Getreide angebaut, 18% entfallen auf Kartoffeln. Beim Getreideanbau steht der Roggen mit 46% an erster Stelle, dann folgt der Hafer mit 27% und der Weizen mit 15%. Die Gemüseerhebung ergab 494 ha mit Gemüse angebautes Land. Unter der Gemüsearten nimmt die erste Stelle die Weißkohl mit 26% ein, an zweiter Stelle stehen die Roten Rüben mit 13%. Unverkennbare ist die starke Vermehrung des Gemüseanbau, die wesentlich auf die Förderung des Kleingartenwesens durch die Stadt zurückzuführen sein dürfte.
Die Statistik der Bewegung der nichtdeutschen Bevölkerung (ohne die Juden) ergibt folgenden Bild: Auf 1000 Einwohner entfallen; Eheschließungen, – Geburten, – Sterbefälle: 1939 – 10,9 – 11,6 – 12,0; 1940 – 10,6 – 12,2 – 13,4; 1941 – 7,1 – 11,5 – 12,6
Aus der Statistik der ansteckenden Krankheiten sind folgende zahlreichen bemerkenswert: Masern, – Scharlach, – Diphtherie, – Fleckfieber, – Bauchtyphus: 1939 – 14 – 544 – 210 – 2 – 154; 1940 – 1542 – 170 – 227 – 10 -169; 1941 – 110 – 82 – 268 -129 – 228
Auffallend ist das starke Absinken von Masern und Scharlach. Das Ansteigen von Fleckfieber und Bauchtyphus sind kriegsbedingte Erscheinungen.
- Rechnungsprüfungsamt.
Die nachgehende Tätigkeit des Rechnungsprüfungsamt tritt unter der Kriegsverhältnissen naturgemäß in den Hintergrund. Sie kann aber nicht entbehrt werden. Um sie möglichst wirklichkeitsnahe und fruchtbar zu gestalten, wurde die Beratung der Ämter und Betriebe in allen Angelegenheiten des Haushalts-, Kassen-, und Rechnungswesens so wie der Vermögenswirtschaft in den Aufgabenkreis des Amtes einbezogen.
Die sogenannte Visakontrolle, also die vor der Erteilung der Einnahme- oder Auszahlungsanordnung gesetzte Belegprüfung, wurde hauptsächlich bei den Einnahmen eingeschränkt. Neu wurde dem Amt der rechnerische und förmliche Prüfung der gesamten Lebensmittelkartenausgabe und des Markenrücklaufs für die nichtdeutsche Bevölkerung übertragen.
Im ganzen wurden im Berichtsjahr vorgenommen: 38 Kassenprüfungen, nein Bestands- (Lager-) prüfungen, 20 Ordnungsprüfungen (Prüfungen der Jahresrechnungen oder ihrer Ausschnitte), 33 Sonderprüfungen (Lebensmittelkartenausgabe, Wirtschafts- und Organisationsprufüngen aller Art).
Eine größere Sonderprüfung bezog sich auf die umfangreiche Kassen- und Rechnungsführung sowie die Lagerwirtschaft im polnischen Wohlfahrtsamt.
II.Polizei.
Polizeidirektion.
Das Aufgabengebiet der Polizeidirektion des Stadthauptmann deckt sich weder mit dem einer staatlichen Polizeidirektion noch mit dem einer gemeindlichen Polizeiverwaltung im Reich; vielmehr entfällt es Teile aus beiden.
Der Erlaß von Führers vom 7.Mai 1942 und der Erlaß und der höheren SS- und Polizeiführers im Generalgouvernement vom 26 Juni 1942 neben auch die organisatorische Entwicklung der örtlichen Polizeiverwaltung im Generalgouvernement zu einem vorläufigen Abschluß gebracht. Denn Großteil der Aufgaben der Sicherheitspolizei und des SD in den Distrikten; die Kriminalpolizei ist Sache der ihnen unterstellten Kriminaldirektionen; für die übrigen örtlichen Aufgaben der staatlichen Sicherheitspolizei und Verwaltungspolizei sowie für die Aufgaben, die ihm Reichs Sache der gemeindlichen Polizei sind, ist die Polizeidirektion zuständig. Zur Erledigung polizeilicher Vollzugsaufgaben ist ihr das Kommando des Schutzpolizei zur Seite gestellt, demgegenüber denn Stadthauptmann ein fachliches Weisungsrecht zusteht.
Durch die Durchführungsvorschrift von 13. Juni 1941 zur Kennkartenverordnung vom 26. Oktober 1939 wurde die Aufgabe von Kennkarte an die nichtdeutsche Bevölkerung angeordnet. Die Stadt Krakau hat als einer der ersten Verwaltungen die Aufgabe tatkräftig eingeleitet und sie nunmehr abgeschlossen. Insgesamt wurden 200 041 Kennkarten an nichtdeutsche Personen über 15 Jahren ausgestellt. Dadurch, daß die Lebensmittelkartenausgabe an kennkartenpflchtlige Personen vom Besitz der Kennkarte abhängig gemacht wird, ist mit der vollständigen Erfassung der Bevölkerung zu rechnen. Gleichzeitig wird damit ihre Ergänzung der polizeilichen Meldeunterlagen und der Lebensmittelkarten erreicht sowie ein taugliches Hilfsmittel für Arbeiteinsatz-Maßnahmen geschaffen. Kennkarten an Volksdeutsche wurden 2 860 ausgestellt. Ferner wurde mit der Bearbeitung von 1 200 Anträgen auf Erteilung des Deutschstämmigkeitsausweises begonnen und die Bearbeitung von 85 Einbürgerungsanträgen abgeschlossen.
Der Zuzug von Nichtdeutschen ist mit Rücksicht auf den Wohnungsmarkt und die Ernährungslage von einer polizeilichen Genehmigung abhängig gemacht worden. Eingereicht wurden 8 342 Anträge, davon wurden im Benehmen mit dem Arbeitsamt 5 840 genehmigt. Für den Aufenthalt von Familienangehörigen Reichsdeutscher, der die Besuchszeit von drei Wochen übersteigt, ist ebenfalls eine besondere Genehmigungspflicht begründet worden. Bearbeitet wurden bisher 1 308 Anträge.
Das Meldewesen im Generalgouvernement ist durch die Verordnung vom 17. Dezember 1941 neu geordnet worden. Organisatorisch sind nunmehr alle mit dem Meldewesen befaßten Stellen bei der Polizeidirektion zusammengefaßt. Die Meldestelle für deutsche hat am Ende des Berichtsjahres 20 239 Reichs- und Volksdeutsche erfaßt. Nicht einbezogen sind die der polizeilichen Meldepflicht nicht unterliegenden Angehörigen der Wehrmacht, SS, Polizei usw. einschließlich ihres zivilen Gefolges. Die Meldestelle für nichtdeutsche verzeichnete 13 240 Anmeldungen, 10 025 Abmeldungen und 61 780 Ummeldungen. Der durch die Umsiedlungen hervorgerufene starke Umzugsverkehr innerhalb der Stadt geht aus diesen Zahlen deutlich hervor. Zwischen allen Beteiligten Ämtern wurde eine Zusammenarbeit eingerichtet, die dafür gesorgt, daß die Unterlagen zur Fortführung der polizeilichen Meldeeinrichtungen stets auf dem Laufenden gehalten werden und das umgekehrt die Meldeunterlagen allen Interessierten Ämtern, hauptsächlich den Kreisämter, nutzbar gemacht werden.
Die Dienststelle Straßenverkehr war trotz der weiteren Einschränkung das Kraftfahrzeugverkehrs stark mit kriegswirtschaftlichen Maßnahmen in Anspruch genommen. Die Umschreibung der polnischen Führerschein konnte abgeschlossen werden. Eine zusätzliche Belastung brachte die Durchführung der Verordnung über die Erfassung der Fahrräder von Nichtdeutschen.
Der Judenwohnbezirk wurde nach der weiteren Aussiedlung eines Teils der Judenschaft verkleinert. Sämtliche in den neu eingemeindeten Gebieten noch vorhandenen Juden wurden während der Berichtsjahres in das guten Wohngebiet eingewiesen.
Auf Gewerbe polizeilichen Gebiet wurden 206 Anträge auf Gaststättenerlaubnis von 377 Anträge auf sonstige gewerbepolizeiliche Erlaubnisse geprüft. Die Offenhaltungzeiten für deutsche Lebensmittelgeschäfte wurden denn sich ändernden Bedürfnissen entsprechend angepaßt.
Umfangreiche Arbeiten bereitete die Einziehung des Vermögens der aufgelösten polnischen Vereine. Erfaßt sind nunmehr 375 Vereine. In 218 Fällen konnte die Einziehung des Vermögens verschickt und in einem Teil davon das Vermögen bereits verwertet werden.
Die Tätigkeit der Dienststelle Preisbehörde hat sich vornehmlich auf die Bekämpfung des Schleichhandels gerichtet. Eingegangen sind 9 398 anzeigen. Insgesamt wurden Ordnungsstrafen in Höhe von 475 146 Zloty verhängt. Darüber hinaus wurden vom Kommando der Schutzpolizei gebührenpflichtige Verwarnungen mit zusammen 577 092 Zloty erteilt. Größere Mengen von Schleichhandelsgut konnten sichergestellt werden.
Die Strafstelle hatte 9 205 Anzeigen zu bearbeiten. Insgesamt wurden Polizeistrafen in Höhe von 373 717 Zloty verhängt. Im Vordergrund standen Verstöße gegen Verdunkelungsvorschriften, gegen das Zuzugsverbot für nichtdeutsche und Zuwiderhandlungen gegen gesundheitspolizeiliche Vorschriften. 66 360 Personen wurden mit zusammen 460 717 Zloty gebührenpflichtig verwarnt.
In der Fundstelle wurden 726 Fundgegenstände abgegeben. 360 neue und 232 Fundgegenstände aus früheren Jahren konnten der Verlierern ausgehängt werden.
Die städtische Berufsfeuerwehr ist der Polizeidirektion unterstellt. Sie zahlt z.Zt 4 Offiziere und 105 Mann. Die Schlagkraft der Feuerwehr wurde durch die Neuanschaffung von drei sperren Löschgruppenfahrzeugen und 700 Meter Druckschläuchen erhöht. In den neu eingemeindeten Gebieten wurden zwölf freiwillige Feuerwehren eingerichtet oder ausgebaut. Außerdem hat das Kommando der Berufsfeuerwehr eine große Zahl von Luftschutzhilfsdienstpflichtigen feuerwehrtechnisch ausgebildet. Eine Reserve dieser Ausgebildeten steht zum dauernden Einsatz bereit. Eingegriffen hat die Feuerwehr in 348 Fällen. Sie hatte 31 größere Brände zu löschen.
III. Schulwesen
Schulamt.
Das deutsche Schulwesen hat sich, wie schon im letzten Verwaltungsbericht ausgeführt, erfreulich entwickelt. Der laufende Zuzug reichsdeutscher Familien hat die Schaffung weiterer Klassen in den Volksschulen und in den Hauptschule sowie die Errichtung einer besonderen Oberschule für Mädchen notwendig gemacht. Neu sind weiter eine Wirtschaftsoberschule, die Handwerksschule für Metallgewerbe, die gewerbliche Berufsschule und die staatliche deutsche Lehrerbildungsanstalt. Zusammengefasst bestehen z. Zt. folgende deutsche Schuleinrichtungen in Krakau: die deutsche Oberschule für Knaben, die deutsche Oberschule für Mädchen, sowie die staatliche Lehrer Ausbildungsanstalt je unter der unmittelbaren Verwaltung und Aussicht des Gouverneurs – Abteilung Wissenschaft und Unterricht-.
Sodann bestehen die deutsche Volksschule für reichsdeutsche Knaben und Mädchen, Dietmarstraße 13, mit 15 Klassen und insgesamt 713 Schüler und Schülerinnen; die deutsche Volksschule für Volksdeutsche Knaben, Fogelderstraße 7, mit f5 Übergangsklassen und 162 Schülern; die deutsche Volksschule für Volksdeutsche Mädchen, Burgstraße 60, mit 6 Klassen für 266 Schülerinnen; die deutsche Volksschule in Wola-Duchacka für 32 Volksdeutsche Kinder.
Die deutsche Volksschule in Borek Falecki ist, nachdem sie zuletzt nur noch 9 Kinder zahlte, aufgehoben worden. Die deutsche Hauptschule, Dietmarstraße 13, eröffnete am Beginn des neuen Schuljahres die zweite Klasse. In den beiden Klassen werden zusammen 77 Knaben und Mädchen unterrichtet.
Die staatlichen deutschen kaufmännische Lehranstalten, Vischerstraße 14, weisen z. Zt. 5 zweijährige Handelsklassen, mit zusammen 125 Schüler und Schülerinnen auf. Angegliedert ist ihnen ferner eine höhere einjährige Handelsklasse mit 10 Schülern. Panda neu eröffneten Wirtschaftsoberschule, die zum Fachabitur führen soll, läuft das erste Schuljahr mit 23 Teilnehmern. Die deutsche kaufmännische Berufsschule umfasst in der Unterstufe 24, in der Mittelstufe 8 Schüler.
Die deutsche Handwerksschule für das Metallgewerbe wird mit zunächst 31 Schülern eröffnet werden. Die gewerbliche Berufsschule enthält z. Zt. 1 Fachklasse für Deutschen Post Osten mit 59 Teilnehmern, 1 Fachklasse des Fliegerhorstes mit 52 Teilnehmern und 1 Sammelklasse mit 11 Teilnehmer. Für auswärtige Schüler der Fach- und Berufsschulen ist vom Staat das deutsche Schülerheim in der Burgstraße 54 geschaffen worden.
Der Schulbetrieb bei den meisten Schulen ist z. Zt. noch stark gehemmt durch den Mangel in geeigneten Schulräumen. Frühere gut eingerichtete Schulgebäude sind heute von der Wehrmacht oder von Behörden in Beschlag genommen. Erfreulich ist das Vorschrift in der deutschen Sprache, den die Volksdeutschen Kinder zeigen. Es ist zu hoffen, daß in Übergangsklassen in absehbarer Zeit aufgehoben werden können.
Der gesundheitliche Zustand der deutschen Schulkinder ist gut. Es findet eine laufende schulärztliche Betreuung statt, in der nächsten Zeit ist mit der Einrichtung einer schulzahnärztlichen Betreuung zu rechnen. Mit insgesamt 1 951 deutschen Schüler und Schülerinnen zeigt sich ebenfalls deutlich das stark entwickelte deutsche Leben in der Stadt Krakau.
Aus dem nicht deutschen Schulwesen sind folgende Zahlen bemerkenswert: vorhanden sind: – Schulen – Klassen – Schüler – Lehrer
allgemeine polnische Volksschulen – 69 -592 – 26662 – 539
polnische Sonderschulen (für Taubstumme, Trachomkranke und geistig Zurückgebliebene) – 4 – 27 – 441 – 38
private polnische Schulen (Klosterschulen) – 4 – 30 – 1354 – 38
ukrainische Volksschulen – 1 7 -142 -3
öffentliche Berufs- und Fachschulen:
gewerbliche – 10 -255 – 6127 – 371
kaufmännische – 4 – 77 – 3229 – 190
hauswirtschaftliche 1 – 12 – 450 -39
landwirtschaftliche – 1 – 12 – 0 – 5
Vorkurse -2- 4 – 142 – 15
insgesamt: – 96 – 986 – 38547 – 1238
Das Berufs- und Fachschulwesen für die nichtdeutsche Bevölkerung wird von der staatlichen Schulverwaltung besonders gepflegt. Die Schülerzahlen zeigen das Interesse der Bevölkerung an diesem Einrichtungen, die junge Kräfte dafür ausbilden, gutbezahlte Fachstellen in Handel und Industrie einzunehmen.
Die Mehrzahl der Volksschulen ist in gemieteten privat Gebäuden untergebracht. Im Stadtgebiet können z. Zt. nur 8 von 46, in den neu eingemeindeten Gebieten 17 von 22 eigenen Schulgebäuden für Schulzwecke benutzt werden. Der Rest steht in Benutzung der Wehrmacht oder von Behörden. Der Mangel an Kohle zwang dazu, Ferien einzulegen, die die Anzahl der Unterrichtstage für das ganze Schuljahr stark gesenkt haben.
Neben der Schulaufsicht bei Volks-, Berufs-. Und Fachschulen obliegt dem Schulamt die Schulverwaltung, und zwar insbesondere die Verwaltung des umfangreichen Bestandes an Schulhäusern. Die schon erwähnte starke Inanspruchnahme der Schulgebäude durch die Wehrmacht und andere Stellen, die Kohlenot an andere Kriegserscheinungen erschwerten diese Verwaltungsarbeit außerordentlich.
IV. Kultur- und Gemeinschaftspflege
- Propaganda- und Kulturamt.
Deutsche Wissenschaft, Kunst und Volksbildung zu verbreiten ist eine der wichtigsten Kulturaufgaben im Osten. Die großen Städte sind dabei natürliche Mittelpunkte für die Ausstrahlungen deutschen kulturellen Lebens. Bei der Eigenschaft Krakaus als Hauptstadt des Generalgouvernements befindet sich in der Stadt eine Reihe von staatlichen, teils der Regierung, teils dem Amt des Distrikts unterstehenden kulturellen Einrichtungen. Der Schwerpunkt der deutschen kulturellen Betätigung liegt z. Zt. bei staatlichen Einrichtungen und bei Einrichtungen der NSDAP. Um einen Gesamtüberblick über das bereits vorhandene zu geben, seinen hier auch die nichts städtischen Einrichtungen erwähnt.
Hauptträger der wissenschaftliche Arbeit ist das Institut für deutsche Ost Arbeit mit seinen 10 Abteilungen. Durch seine Vortragsreihen aus den verschiedenen Arbeitsgebieten pflegt es einen regelmäßigen Kontakt mit der Öffentlichkeit.
Als wissenschaftliche Bücherei ist die in dem neuen Bibliotheksbau am Außenring untergebrachte Stadtbibliothek zu erwähnen. Als Volksbücherei steht ihr die Deutsche Bücherei in der Hauptstraße zur Seite.
Die Konzertmusik pflegen die Philharmonie des Generalgouvernements und das Orchester des Staatstheaters. Die Kammermusik betreiben zwei auf der Mitte der Philharmonie und des Orchesters der Staatstheaters hervorgegangene Kammerquartette. Im Staatstheater sind das Schauspiel, die Operette und die Opfer vertreten.
Für den Film stehen 4 deutsche Lichtspieltheater zur Verfügung. Das SS- und Polizeitheater sowie das Soldatenkino pflegen daneben zumeist die leichte Muse. Sie stehen auch der zivilen deutschen Öffentlichkeit zu Verfügung.
In der deutschen Volksbildungsstätte bietet die Distriktstandortführung der NSDAP nunmehr zum zweiten Mal den deutschen Volksgenossen vielfältige Möglichkeiten der Fortbildung, Belehrung und Unterhaltung. Je mehr Krakau durch das Zuströmen deutsche Menschen seinen deutschen Charakter wieder gewinnt und durch das Wachsen seines Heimatgefühls seiner deutschen Bewohner zu einer örtlichen Gemeinschaft zusammenwächst, desto mehr wird sich auch dir die Stadt das Bedürfnis zur Erweiterung ihrer eigenen kulturellen Betätigung ergeben. Aus ihrer Arbeit ist folgendes zu erwähnen:
Die Stadt verfügt über zwei größere Sammlungen: die „Kunstgeschichtlichen Sammlungen“ (früher Nationalmuseum) und die „Kunstgewerblichen Sammlungen“ (früher Gewerbemuseum). Die Bestände der Sammlungen mußten der Kriegs Verhältnissen entsprechend zu größten Teil magaziniert werden. Die Konservierung erfordert deshalb einen besonders großen Arbeitsaufwand. Daneben hergehen umfangreiche Katalogarbeiten, insbesondere die Aufgliederung der Bestände nach ihrer völkischen Herkunft. Bei der von Mai bis September 1942 von Institut für Ost Arbeit veranstalteten Ausstellung „Deutsche Kunst in Karpatenland“ waren die städtische Sammlungen bereits vertreten.
Die Stadtarchiv ist eines der reichhaltigsten Archive des Ostens. Es enthält ein bei weitem noch nicht ausgeschöpftes Material für die deutsche Siedlungsgeschichte, insbesondere die Geschichte der Städtegründungen des Ostens. Als wichtigste Archivarbeit aus dem Berichtsjahr ist zu nennen die Anlegung eines Indexes des Krakauer Matrikeln, wobei zuerst Jahre 1809 bis 1846, also im Wesentlichen die Zeit der Stadtrepublik, bearbeitet werden.
Von den Veröffentlichungen des Amtes sind zu nennen das Blatt Krakau aus der Schedelschen Chronik, ein Bildbuch „Deutsches Krakau“, von dem z. Zt. eine zweite Auflage vorbereitet wird, eine “ Geschichte des mittelalterlichen Krakaus“ sowie die Faksimileausgabe von Dokumenten zur Stadtgeschichte. In Bearbeitung ist eine Publikation der mittelalterlichen Handelsprivilegien der Stadt Krakau von Dr. Göring.
Für Fremdenverkehrszwecke wurde ein Faltblatt herausgegeben.
Mit einer am 16. Oktober 1942 stattgefundenen Abendmusik des Assmann-Quartetts im Rathaussaal hat eine Reihe von Kammermusikabenden begonnen, die die Stadt als erste eigene musikalische Veranstaltung während des Winters durchführen wird.
Unter der Bezeichnung “ Krakauer Werkstätten“ bestehen seit August 1941 Arbeitsstätten zur Förderung des Handwerkernachwuchses und zur Erzeugung kunstgewerblich wertvoller und handwerklich vollwertiger Erzeugnisse. Die Werkstätten stehen in enger Zusammenarbeit mit der staatlichen Kunstgewerbeschule. Sie gliedern sich z. Zt. in 4 Abteilungen, und zwar für Metallbearbeitung (Kunstschmiede- und Metalltreibarbeiten), Holzbearbeitung, Textilarbeiten und keramische Arbeiten. In den Werkstätten arbeiten vor allem Schüler der Kunstgewerbeschule, die sich hier praktisch vervollkommnen. Während bißchen in der Hauptsache Entwurfsarbeiten gefertigt wurden, ist nunmehr zur Serienherstellung von Metalltreibarbeiten und keramischen Arbeiten übergegangen wurden. Die Einrichtung eines Verkaufsraums am Adolf Hitler Platz steht bevor. Die Arbeit ist durch die erschwerte Materialbeschaffung stark gehemmt.
2.Tiergarten.
Die Stadt besitzt in ihrem über dem Weichseltal schön gelegten Stadtwald einen in der Verwaltung des Liegenschaftsamt stehenden Tiergarten, der sich zwar nicht mit der zoologischer Garten deutscher Großstädte messen kann, aber doch als eine wertvolle Bereicherung der Krakauer Erholungsstätten anzusehen ist. Die Stadt beabsichtigt, den Tiergarten zu einer Schau der Tierwelt des Ostens auszugestalten und damit einen besonders charakteristischen und eindrucksvollen Typ eines zoologischen Gartens zu entwickeln.
V. Fürsorgewesen und Jugendhilfe
- Deutsche Fürsorge- und Jugendamt
die deutsche Fürsorge erstreckt sich im wesentlichen auf Volksdeutsche. Die Zahl der laufend Unterstützten hat sich während des Berichtsjahres von 172 auf 197 Parteien mit 449 Personen erhöht. Auf die Gesamtzahl der in Krakau lebenden Volksdeutschen mit rund 5 000 gerechnet waren das 9%. Bei den Zugängen handelt es sich zum größten Teil um Volksdeutsche, die erst im Laufe des Jahres die Kennkarte für deutsche Volkszugehörige erhalten haben. Die Unterstützungsempfänger setzen sich überwiegend aus älteren, nicht arbeitseinsatzfähigen Personen zusammen. Dem Arbeitseinsatz der übrigen unterstützten wurde zusammen mit dem Arbeitsamt besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Der Fürsorgeaufwand stieg im Berichtsjahr von monatlich rund 18 000 Zloty auf monatlich rund 33 000 Zloty. Die Steigerung rührt in der Hauptsache von der Erhöhung der Richtsätze ab 1. Dezember 1941, die die Fürsorgeleistungen um rund 60% erhöht haben.
Seit dem 1. August 1942 findet eine eng Zusammenarbeit zwischen Fürsorgeamt und NSV statt. Die Vorbehandlung, insbesondere die Beurteilung der Hilfsbedürftigkeit, ebenso wie die persönliche Hausbetreuung ist Aufgabe der NSV. Etwa 250 Bedürftigen Schulkindern wurden während des Berichtsjahres Milchfrühstücke verabreicht. Geschlossene Fürsorge wird durch Einweisung in die staatlichen Sanatorien in Bad Rabka, bei Tuberkulose in reichsdeutsche Heilstätten ausgeübt. Für die Gewährung von Familienunterhalt gelten die Reichsrechtlichen Vorschriften. Im Berichtsjahr steigt die Zahl der Fälle von 30 auf über 100.. Der gegenwärtige Monatsaufwand belauft sich auf rund 40 000 Zloty. Der Mängel eines dem Reichsrecht entsprechenden Jugendwohlfahrtrechts macht sich immer mehr fühlbar.
Da die Einrichtung des Jugendamtes als Amtsvormund fehlt, wird der Leiter des Amtes persönlich in den Fällen von deutschen Gericht zu Vormund oder Pfleger bestellt, in denen die Übertragung der Vormundschaft an die unverheiratete Mutter nicht angebracht erscheint. Im Berichtsjahr ist die Zahl der Vormundschaftsfälle von 20 auf 52 angewachsen.
Von der sonstigen Fürsorge bei deutschen sei noch die Mitwirkung bei Gewährung von Kinderbeihilfen durch die Finanzinspekteure und die Verarbeitung von Hilfsmaßnahmen für etwaige Fliegergeschädigte erwähnt. Nicht vergessen werden darauf die allgemeine persönliche Beratung Volksdeutsche Hilfsbedürftiger, dies diesen Volksgenossen erleichtert, den Anschluß an die Volksgemeinschaft zu finden. Träger der freien Wohlfahrt gegenüber der nicht deutschen Bevölkerung sind die polnischen und ukrainischen Hilfskomitees. Die Tätigkeit dieser vom Staat finanziell unterstützen Einrichtungen wird von Amt laufend überwacht. Insbesondere wird die Verwendung der staatliche Zuschüsse kontrolliert.
- Polnisches Wohlfahrtsamt.
Das Amt ist Trägerin des öffentlichen Fürsorge für die gesamte nichtdeutsche Bevölkerung. Der Kreis der in der offenen Fürsorge unterstützten Personen umfasst: Arbeitsunfähige , kranke und gebrechliche Hilfsbedürftige (Ortsname); durch Kriegsereignisse hilfsbedürftig gewordene Personen (ehemalige entlassene Staatsbeamte, Pensionäre usw.); Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene bis zur Festsetzung der Militärrente; und Flüchtlinge und Umgesiedelte, deren Betreuung in Zusammenhang mit übergeordneten Maßnahmen der Stadt übertragen wurde.
Die Bemühungen des Amtes gingen dahin, die Zahl der Fürsorgeempfänger mit allem Nachdruck zu senken. Alle arbeitseinsatzfähigen Personen sind beim Arbeitsamt gemeldet. Ihr Arbeitseinsatz wird zusammen mit dem Arbeitsamt mit allen Mitteln gefördert. Tatsächlich ist es gelungen, die Zahl der betreuten Personen (ohne Flüchtlinge und Umgesiedelte ) von 28 000 auf 19 000 Personen zu senken, das bedeutet gegenüber dem Stand von Ende 1939 eine Minderung von 50%, gegenüber dem Stand zu Beginn des Berichtsjahrs eine solche von 33%. Bei der Flüchtlings- und Umgesiedeltenfürsorge ist die Zahl der Betreuten von 9 796 auf 6 480, also beinahe um 33% zurückgegangen. Der höchste Stand der betreuten Anfang 1940 betrug 26 000.
Die Unterstützungen werden zum größten Teil in Natur durch die Ausgabe von Gutscheinen für Volksküchen, zum Teil auch durch Unterbringung im Herbergen gewährt. Bei der geschlossenen und halboffenen Fürsorge handelt es sich um größten Teil um die Unterbringung vom Weisen, die Betreuung von Kindern erwerbstätiger Mütter in Kinderkrippen und die der Entlassung der Wohnungsmarktes dienende Unterbringung älterer Personen im Altersheimen. Neu errichtet wurden 2 Heime zur Zwangserziehung von Kindern, die dem Schleichhandel, Straßenhandel und der Bettlehrei nachgingen. Die Unterbringung hilfsbedürftiger Kranke in Krankenhäusern bezweckt, diese Personen raschmöglichst für die Arbeit wieder einsatzfähig zu machen. Auch für die nichtdeutsche Bevölkerung wurden Hilfsmaßnahmen bei etwaigen Fliegerangriffen vorbereitet.
- Pfandleih- und Versteigerungsanstalt.
Als eine hauptsächlich dir die nichtdeutsche Bevölkerung gedachte Fürsorgemaßnahme wurde am 15. Juni 1942 die dem Rechtsamt unterstellte Anstalt in einem städtischen Gebäude am Gedkoplatz eröffnet. Die Anstalt für Ihren Betrieb als öffentliche Einrichtung auf rein gemeinnütziger Grundlage. Von Anfang an war die Anstalt rege in Anspruch genommen. Schon in den ersten 14 Tagen wurden 512 Pfänder gegen Darlehen in Höhe von 80 345 Zloty eingenommen. Am Ende des Berichtsjahres betrug die Zahl der Pfänder 2 113, die mit 391 006 beliehen waren. Von der Möglichkeit, Gegenstände freiwillig versteigern zu lassen, wurde bisher nicht gebraucht gemacht, doch ist anzunehmen, das, sobald eine Versteigerung von Pfänden stattfinden, auch Gegenstände zur freiwilligen Versteigerung gebracht werden.
V. Gesundheitswesen und Volksertüchtigung
- Gesundheitsamt
Besondere Aufmerksamkeit in der gesundheitspolizeilichen und gesundheitsfürsorgerischen Arbeit im Osten ist der Seuchenbekämpfung zuzuwenden. Die Bewegung der Seuchenerkrankungen ist unter Abschnitt I Ziffer 5 wiedergegeben. Danach ist bei Scharlach und Masern ein Rückgang gegenüber den letzten Vorkriegsjahren eingetreten. Die Kriegsseuchen Fleckfieber, Bauchtyphus und Ruhr, haben jedoch, wie zu erwarten war, zugenommen. Immerhin konnte bisher von einer besorgniserregenden Häufung der Seuchenerkrankungen im Stadtgebiet Krakau nicht gesprochen werden. Der Bekämpfung vor Verhütung von Seuchen dienen eine Reihe von im Berichtsjahr durchgeführten Maßnahmen. Die Einrichtung von 4 Bezirksgesundheitsstellen in der neue eingemeindeten Gebieten wurde abgeschlossen. Diese Stellen enthalten neben ärztlichen Behandlungs- und Warteräumen auch Bade- und Entlassungseinrichtungen, in denen täglich je bis zu 100 Personen entlaust werden können. Im Inneren Stadtgebiet wurden ebenfalls Bezirksgesundheitsstellen in etwas einfachere Form eingerichtet. Sämtliche nichtdeutschen Ärzte wurden im Rahmen eines Blockarztsystems zur laufenden Überwachung der Bevölkerung auf Seuchenverdacht verpflichtet. In dem Entwesungsanstalten Nadwislanskastrasse und Zielnastrasse stehen neben der Entwesungseinrichtungen zur Verfügung, die auch vom Amt des Distrikts – Abteilung Arbeit – für die ins Reich abgehenden polnischen Arbeitskräfte benutzt werden.
Die chemische Untersuchungsstelle des Amtes hatte im Berichtsjahr 8 861 Untersuchungen, hauptsächlich Lebensmittelkontrollen, durchzuführen. 2 820 Untersuchungen führten zu Beanstandungen. Neben der gesundheitspolizeiliche Tätigkeit des Gesundheitsamts, die sich auf die deutsche und nichtdeutsche Bevölkerung erstreckt, steht die Gesundheitsfürsorge für die deutsche Bevölkerung. Träger der Gesundheitsfürsorge für die nichtdeutsche Bevölkerung ist in der Hauptsache die Sozialversicherungsanstalt.
In der Säuglings- und Mütterberatungsstelle für Deutsche wurden im Berichtsjahr 804 Säuglinge und 1 206 Kleinkinder betreut. Am 1. Februar 1942 wurde eine Schwangerenberatungsstelle eröffnet und seitdem in den Sprechstunden 66 werdende Mütter beraten.
Die Tuberkulose Beratungsstelle für deutsche, die seit Oktober 1941 läuft, hat bisher insgesamt 220 Personen betreut. Die deutschen Schulkinder werden fortlaufend ärztlich betreut. Die Einrichtung einer laufenden schulzahnärztlichen Betreuung ist vorbereitet. Die deutsche Beratungsstelle für Geschlechtskranken bezog am 1. September 1942 neue zweckentsprechende Räume in dem Gebäude Reichsstraße 41. Die bisherigen zwei Beratungsstellen für nichtdeutsche Geschlechtskranken wurden im Gebäude Bonnerstraße 24 zusammengelegt.
- Städtische Krankenhäuser.
Mit dem Herr Acta der Stadt Krakau als früherer Universitätsstadt hängt es zusammen, daß die meisten öffentlichen Krankenhäuser Universitätskliniken waren. Für die Anstaltspflege Deutscher ist das vom Amt des Distrikt verwaltete “ Deutsche Distriktskrankenhaus“ eingerichtet. Die früheren Universitätskliniken werden unter der Bezeichnung „Staatliche Krankenanstalten“ unter der unmittelbaren Aufsicht der Regierung – Abteilung Gesundheitswesen – verwaltet.
Die städtischen Krankenhäuser, die unter deutscher Leitung stehen, umfassen eine Tuberkulosenabteilung und eine Infektionsabteilung mit zusammen 224 Betten. 105 Betten sind zur Zeit von der Wehrmacht in Beschlag genommen. Die Instandsetzung und Verbesserung der früher stark vernachlässigten Gebäude und Einrichtungen wurde im Berichtsjahr wesentlich vorangebracht. Der Kranken- und Leichen Beförderungsdienst erhielt drei neue Mercedes Krankenkraftwagen sowie zwei gebrauchte Omnibusse.
- Veterinäramt.
Die Arbeit des Amtes erstreckte sich hauptsächlich auf das Gebiet der Veterinärpolizei, die Lebensmittelkontrolle, daß Hufbeschlagwesen, die Aufsicht über den Vieh- und Schlachthof und die Viehmärkte. Beratenderweise wirkt das Amt bei der Aufsicht über den Tiergarten mit. An anzeigepflichtigen Tierseuchen traten in der Berichtszeit Maul- und Klauenseuche, Pferderäude, Tollwut, Rotlauf und Geflügelpest auf. Größeren Umfang nahm unter ihnen besonders die Geflügelpest an. Durch Kontrolle der fleischverarbeitenden Betriebe konnte eine wesentliche Besserung in Sauberkeit und Reinlichkeit erzielt werden.
- Volksertüchtigung.
Was im vorliegenden Bericht über deutsche Kulturpflege ausgeführt wurde, gilt ähnlich auch für das Gebiet der Volksertüchtigung. z. Zt. befinden sich die in den Leibesübungen dienenden Anlagen in Krakau nicht in der Verwaltung der Stadt. Sie werden von der Regierung – Betriebsamt -, von der deutschen Turn- und Sportgemeinschaft, der Wehrmacht, der SS oder der Polizei verwaltet. Im Stadtgebiet befinden sich ein Freibad, eine Kampfbahnanlage, eine Reitbahn und Reitschule, mehrere Tennis- schieß-, und allgemeine Sportplätze, ein kleines Hallenbad und noch verschiedene kleinere Sportanlagen und -einrichtungen. Es ist damit zu rechnen, daß der Staat mit der Zunahme der deutschen Bevölkerung weitere Aufgaben auf diesem Gebiet erwachsen werden.
VII. Bau-, Wohnungs- und Siedlungswesen
- Stadtplanungsamt.
Die großen baulichen Aufgaben, die sich aus der Erhebung der Stadt zur Regierungsstadt mit allen ihren Auswirkungen ergeben, und die sich aus denn überall entstehenden kriegswichtigen Hoch- und Tiefbauten abzeichnenden Veränderungen des Stadtbildes machen schon jetzt Planungsarbeiten der verschiedensten Art erforderlich, soll eine sinnvolle Bebauung nicht schwer gestört werden.
Eine Reihe von Grundplänen zum Stadtbebauungsplan, nämlich Pläne über die bestehende Bebauung, die Bevölkerungsdichte, das bestehende Verkehrsnetz und die Verteilung von Gewerbe und Handel wurden gefertigt. Bearbeitet wurden weiter Entwürfe eines Verkehrsplans, eines Grünflächenplans und eine Bauzonenplans, Teilbebauungspläne für eine Anzahl von Stadtgebieten und ein Plan über die Schließung der vorhandenen Baulücken.
Die Tätigkeit der Baupolizei stand im Zeichen der kriegsmäßigen Baubeschränkungen. Im Berichtsjahr wurden genehmigt die Pläne für 52 neue Gebäude, für 122 Umbauten und für 1 355 Schilder- und Reklameeinrichtungen.
Einen großen Umfang hatten die Arbeiten der im Berichtsjahr bei der weitergeführten Entschandelung der Stadtbildes. Sie bestand in der Erneuerung schadhafter oder vernachlässigter Fassaden, der Beseitigung überholter Aufschriften und Schilder sowie in der Verbesserung der Schaufenstergestaltung. Im Zuge dieser Maßnahmen wurden rund 8 000 Auflagen erteilt.
- Hochbauamt.
Hauptaufgabe des Amtes im Berichtsjahr war die Mitarbeit bei der Durchführung des Krakauer Wohnbauprogramms 1942. Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft mbH. Das Programm sieht nach den Plänen der Stadtplanungsamtes großzügige Wohnblockanlagen mit etwa 1 500 Wohnungen in deutschen Wohnviertel an der Reichsstraße sowie an verschiedenen Baulücken vor. Das Hochbauamt hatte auftragsweise einen Teil der Programms zur Durchführung zu übernehmen. Wenn es infolge der wachsenden kriegsbedingte Schwierigkeiten und Baubeschränkungen auch nicht gelungen ist, das Wohnbauvorhaben fristgerecht fertigzustellen, so wird es doch unter besonderen Anstrengungen und mit Unterstützung aller beteiligten oder zuständigen Dienststellen möglich werden, denn fährt vollen Zuwachs an neuen Wohnungen in kommenden Baujahr zu gewinnen. Von der Arbeit des Hochbauamt für die Stadtverwaltung sind zu nennen der Bau von vier Bezirksgesundheitsstellen, von Entlausungsanlagen sowie Instandsetzungsarbeiten am Städtischen Heilbad Swoszowice. In Zusammenhang mit der großzügigen Verkehrsmäßigen Verbesserung der Burgstraße wurde die Burgumgebung freigelegt und gestaltet. Weiter wurde in Gebäuden der Bergstraße der Gehsteig unter Arkaden eingebaut.
- Gebäudeunterhaltungsamt
Dem Amt obliegt die bauliche Unterhaltung von 483 städtischen Gebäuden sowie die maschinentechnische Überwachung von Heizungs- elektrischen und ähnlichen Anlagen der Stadtverwaltung.
Die im Zusammenhang mit der Neuorganisation der Stadtverwaltung notwendigen Änderungen in der Einteilung der Diensträume, der starke Wechsel in der Belegung von Schulräumen und die Hinzunahme gemieteter Diensträume für die Durchführung neuer Aufgaben sowie die unumgänglichen Maßnahmen des Luftschutzes brauchten dem Amt eine Fülle von Arbeit. An größeren Bauarbeiten sind zu nennen die Einrichtung der Mütterschule der NSDAP in städtischen Gebäude Bogenstrasse. Für das Amt wurde außerdem ein eigener Bauhof eingerichtet. Die dem Amt angehörende amtliche Grundstücksschätzungsstelle hat im Berichtsjahr folgenden Geschäftsanfall: Schätzungen von bebauten und unbebauten Grundstücken 853, Schätzungen für Pachtverträge 202, Schätzungen für Mietverträge 470.
- Tiefbauamt.
Die Dienststelle Straßenbau des Amtes für der mit außerordentlichen Anstrengungen und unter Überwindung größter Schwierigkeiten Umbauarbeiten an Straßen mit insgesamt 55 160 qm gegenüber einer Leistung von 371 40 qm im Vorjahr aus. Ausbesserungsarbeiten an Straßen wurden insgesamt 133 000 qm gegen 91 800 qm in vor Jahr vorgenommen. Die vorgenommenen Straßenumbauten betreffen zum Teil militärisch wichtige Durchgangsstraßen, z.b. Krakauerstraße, Kommandanturstraße, Außenring, Alte Weichselstraße, Wielitzerstraße, Bielitzerstraße, teils betreffen sie Verbesserungen völlig unhaltbarer Zufahrtsstraßen zu Lazaretten, z.b. Grzegorzecka, Robert-Koch-Straße, Garncarskastraße, teils wurden sie im Zusammenhang mit der Burgfreilegung durchgeführt, z.b. Bernhardinerstraße, ägidiusstraße, Zugang zur Burgkaserne.
Der Bau einer Umgehungsstraße im Zuge Außerring – Barskastraße – Kolopnickistraße -Wielitzerstraße, die die Innenstadt von dem außerordentlich starken Durchgangsverkehr entlasten soll und das Gegenstück zu der Umgehungsbahn darstellt, wurde begonnen.
Die vorgenommenen Straßenumbauten haben die Fläche der befestigten Straßen innerhalb des Stadtgebietes wesentlich erhöht. Dennoch ist der Anteil der unbefestigten Straßen an der Gesamtfläche einschließlich der eingemeindeten Gebiete auch heute noch 80,4%.
Der Verbesserung der Straßenverkehrsverhältnisse dienten zahlreiche im Benehmen mit den Polizeidirektion und dem Kommando der Schutzpolizei durchgeführte Arbeiten, so die Kennzeichnung von Fußgängerübergängen und Fahrbahnteilungen sowie die Aufstellung von Hinweis- und Verbotsschildern aller Art. Zur Behebung der Parknot wurde eine Anzahl von Parkplätzen ausgewählt und gekennzeichnet. Durch große, an Verkehrsmittelpunkten aufgestellte Tafeln wurde auf ihre Lage hingewiesen.
Die Dienststelle Stadtentwässerung befaßte sich mit Vorarbeiten für die Errichtung einer Kläranlage. Die die Abwässer werden bisher unterhalb der Stadt ungeklärt in die Weichsel geleitet. Ein Schutz der Stadt vor Überschwemmungen mit einen Abwässern bei Hochwasser bestand nicht, ein Zustand, der baldmöglichst beseitigt werden muß. Die bisherigen Vorarbeiten haben das Grundsätzliche geklärt. Kanalneubauten wurden im Berichtsjahr 1 643 m, mit einem Aufwand von 359 295 Zloty ausgeführt. Das Kanalnetz wurde damit von 193,2 km auf 194,8 km erweitert. Die stark vernachlässigte Kanalreinigung wurde zum Teil unter Einsatz neuzeitliche Reinigungsgeräte verbessert.
- Stadtmessungsamt
Die bisher unselbständige Dienststelle der Stadtplanungsamt wurde nach der Übernahme durch einen deutschen Leiter auf 15 Juni 1942 in ein Stadtmessungsamt umgewandelt. Die zahlreichen Hoch- und Tiefbauarbeiten und die Planungsarbeiten aller Art ließen bisher das Fehlen zuverlässiger Messungsunterlagen besonders fühlbar werden. Das Amt hat nunmehr als vordringlich die Ergänzung der Katasterblätter im Maßstab 1: 1000 in Angriff genommen. Darauf aufbauend werden die Plane 1 : 5000 und 1 : 10 000 auf den gegenwärtigen Stand gebracht. Bearbeitet wurden die von allen Seiten dringend geforderten Gebrauchsstadtpläne in in den Maßstäben 1: 1000 und 1: 20 000 . Mit ihrer Ausgabe ist in Bälde zu rechnen. Für die Erweiterung des Höhenfestpunktnetzes in den eingemeindeten Gebieten wurden Vorarbeiten geleistet.
Die auch im Generalgouvernement zu erwartende Vereinheitlichung des Vermessungswesens wird dem Amt vermutlich schon in der nächsten Zeit Aufgaben bringen, die bisher von den Steuerämtern der Finanzverwaltung eingegliederten Katasterämtern erledigt wurden. Außerdem ist mit der Übertragung von bisherigen Aufgaben der vorgesetzten Fachbehörden zu rechnen.
- Straßenreinigungsamt.
Der Mangel an Treibstoff Zwang im Reinigungsbetrieb zur Stillegung der Kehrmaschinen, Kehrwalzen und Sprengwagen.
Die zu reinigende Fläche beträgt: Pflasterstraßen 386 550 qm ,Asphaltstraßen 154 600 qm, Betonstraßen 36 185 qm, Schotterstraßen 105 000 qm, somit rund 680 000 qm.
Wir denn durch die Einschränkung des Maschinenbetriebes notwendig gewordenen Handbetrieb standen rund 300 Arbeiter, davon ein großer Teil Juden, zur Verfügung. Mit diesen Kräften, die körperlich meist wenig leistungsfähig sind und deshalb häufig ausfallen, war die Straßenpflege wesentlich schwieriger zu leisten als bei mechanisierten Betrieb. Dennoch konnte eine Straßenreinigung erreicht werden, die jener deutsche Städte im Reich kaum nachsteht.
Die Schneebeseitigung war ebenfalls durch die Unmöglichkeit des Einsatzes von Motorschneepflügen gestört. Sie dauerte ohne Unterbrechung von 25 Dezember 1941 bis 30. März 1942. Dadurch verstärkten Einsatz von Juden (an Sonntagen 1000 bis 2500) konnten die Schneemassen wenigstens von den wichtigsten Straßen und Plätzen beseitigt werden. Der Schneefall ergibt sich aus nachstehenden Zahlen: 1938/39 – 20 176 cbm, 1939/40 – 327 708 cbm, 1940/41 – 145 678 cbm, 1941/42 – 48 940 cbm.
Die Müllabfuhr ist gegenüber der Vorkriegszeit fast auf das Doppelte gewachsen. Die Erhöhung ist aus demnächst stehenden Zahlen zu entnehmen 1938/39 – 577 937 cbm, 1939/40 – 703 174 cbm, 1940/41 – 817 762 cbm, 1941/42 – 1072 461 cbm.
Die Schwierigkeiten der Müllbeseitigen liegen auch darin, daß z. Zt. nur 11500 Mülltonnen von je 100 Liter zu Verfügung stellen, während 26 000 Stück benötigen werden. Die Lieferung der Fehlmenge war bisher nicht zu erreichen. Dazu kommt die Stillegung fast der gesamten Spezialkraftwagenparks. z. Zt. muß die Müllabfuhr von 4-5 eigenen Kraftwagen und 15-20 gemieteten Pferdefuhrwerken bewältigt werden.
Der dem Straßenreinigungsamt eingegliederte Fuhrpark ist die zentrale Transporteinrichtung der Stadtverwaltung. Er hatte während des polnischen Feldzuges 40 % seines Bestandes verloren. Zur Ergänzung des Bestandes konnten im Berichtsjahr 11 Lastkraftwagen und 5 Zugmaschinen angeschafft werden. Entsprechend der Treibstoffkürzung sind auch die Leistungen des Fuhrparks auf ein Minimum seiner Leistungsfähigkeit gesunken. Bei den Nutzfahrzeugen ist die Umstellung auf andere Treibstoffe im Gang.
- Gartenamt.
Das Gartenamt verwaltet und gestaltet die umfangreichen Grünflächen und Parkanlagen., Die der Staat weithin das Gepräge geben, mit einer Fläche von rund 65 ha. Auf seinen Gärtnereien deckt das Amt der Bedarf an Nutz- und Zierpflanzen für die Anlagen, für die Friedhöfe, für die Kleingartenvereinigungen und neuerdings auch für die Versorgung der Kasinos, Verteilungsstellen und Werksküchen. I
In den Ringanlagen wurden umfangreiche Blumenneupflanzungen vorgenommen. Der neue Teil des Bednarskipark im Stadtteil Podgorze konnte der Öffentlichkeit übergeben werden. Neue Grundflächen entstanden am Bahnhofsvorplatz, in der freigelegten Burgumgebung, am Außenring und am Dietlaring. An Stelle der völlig unzureichenden Gärtnerei in einem dichtbevölkerten Stadtgebiet an der Bahnhofsstraße wurde die Anlage für eine neue 45 ha große Stadtgärtnerei im Stadtteil Bronowice geschaffen und einige behelfsmäßige Bauten sowie die gärtnerischen Arbeiten tatkräftig vorwärts getrieben. Ein großer Teil der Bestände der aufgegebenen alten Baumschule im Stadtteil Debniki wurde umgeschult. Die Baumschule soll in erster Linie die jungen Bäume für die Schaffung eines Grünflächengürtels um Krakau liefern, von dem im letzten Bericht ausführlich die Rede war. Im Rahmen dieser auf Jahre hinaus berechneten Maßnahmen wurden an Straßen, hauptsächlich in den eingemeindeten Gebieten, insgesamt 12 600 Obstbäume gepflanzt. Weiter wurden die Vorbereitungen für drei große Aufforstungen getroffen. Das Weichselufer und die Ränder der Hauptausfallstraßen wurden teilweise mit lockeren Gehölzgruppen bepflanzt. Leider leidet diese Pflanzarbeit stark unter dem weit verbreiteten Baumfrevel.
Eine erfolgreiche Arbeit des Gartenamt war die Schaffung einer deutschen Dauerkleingartensiedlung an der Königsbergstraße. Das dort freigemachte Gelände sieht 431 Dauerkleingärten für deutsche in einer Größe von 3 bis 4,5 Ar vor. Die Stadt hat das Gelände erstmalig gestaltet und an den unter Aufsicht des Stadthauptmanns stehenden Bund Deutscher Kleingärtner übergeben, der davon bisher 206 Gärten ausgegeben hat. Anteil der Gärten konnte bereits mit Lauben ausgestaltet werden. Bei der deutschen Bevölkerung hat die Anlage, wie die Nachfrage nach Garten bestätigt, großen Anklang gefunden. Die Nachfrage läßt eine weitere starke Entwicklung erwarten. Die deutsche Kleingartensiedlung in Krakau dürfte die erste Einrichtung dieser Art im Generalgouvernement sein. An die nichtdeutsche Bevölkerung sind z. Zt. rund 3 000 Kleingärten ausgegeben. Träger des Kleingartenwesen ist eine ebenfalls unter Aufsicht der Stadthauptmanns stehende nichtdeutsche Kleingartenvereinigung. Für diese Kleingarten wurden sämtliche nicht landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzten Ödlandflächen im Stadtgebiet herangezogen, soweit sie überhaupt einer Nutzung zugänglich waren.
- Wohnungsamt.
Die Mangellage auf dem Wohnungsmarkt ist eine der größten Sorgen der Verwaltung geblieben. Der Vorjahresbericht hat Ursachen und Entwicklung dieser Lage eingehend aufgezeigt. Das unaufhaltsame Ansteigen des Zuzugs von deutschen, die Verlegung militärischen Dienststellen nach Krakau sowie die Aufnahme viele Einheiten und Stäbe der Wehrmacht während der Wintermonate hat die Lage weiterhin verschärft. Die Durchführung des umfassenden Wohnungsbauprogramms sollte eine fühlbare Erleichterung bringen. Im Bericht des Hochbauamt ist schon dargelegt, daß die großen Bauerschwernisse der vorgesehen Abschluß der Bauarbeiten unmöglich machten. Eine geringe Entlastung trat durch die Aussiedlung eines weiteren Teils der Juden und die damit ermöglichte Verkleinerung des jüdischen Wohngebietes ein. Die zuzugssperre für nichtdeutsche konnte den Zuzug nur zum Teil verhindern, da vielfach wehrwirtschaftliche und arbeitseinsatzmäßige Gründe der Verweigerung der Zuzugsgenehmigung entgegenstanden. Vom 1. Juni 1942 an hat sich der Gouverneur des Distrikts das Wohnungsamt direkt unterstellt. Bei dem jetzigen Stand der Dinge wird ohne großzügige Maßnahmen eine fühlbare Entlastung auf dem Wohnungsmarkt nicht zu erzielen sein.
- Möbelbeschaffungsamt.
Dem im Oktober 1941 gegründeten Amt obliegt die Erfassung und Verwaltung herrenloser und beschlagnahmter Wohnungseinrichtungengegenstände, die von der Treuhandverwaltung nicht anderweitig verwertet wurden. Sie werden deutschen Personen zur Ausstattung Ihrer Wohnräume zur Verfügung gestellt. Das Amt beschafft außerdem neue Wohnungseinrichtungen, welche an Behörden und andere Dienststellen für ihre Gefolgschaftmitglieder gegen Erstattung der Selbstkosten abgegeben werden. Im Berichtsjahr war es gelungen, eine größere Zahl Wohnzimmereinrichtungen im Reich und im Protektorat zu beschaffen. Infolge der kriegsbedingte Beförderungsschwierigkeiten konnte bisher nur ein Teil davon nach Krakau verbracht werden.
VIII. Wirtschaft und Ernährung
- Wirtschaft.
Beim Wirtschaftsamt stehen die kriegswirtschaftlichen Aufgaben im Vordergrund. Die Verbrauchsregelung für Wollwaren und sonstige Spinnstoffwaren vollzieht sich anders als im Reich ausschließlich über die Ausgabe von Bedarfscheinen. Die Reichskleiderkarte gibt im Generalgouvernement keinen Anspruch auf den Bezug von bewirtschafteten Waren. Monatlich wird dem Amt ein bestimmtes Kontingent an Bedarfscheinen zugewiesen. Die monatliche Zuteilung von Bedarfscheinen mit rund 17 000 in Oktober 1941 ist auf rund 8 000 im Monat September 1942 gesunken. Eine Gesamtzuweisung von rund 134 000 Bedarfscheinen im Berichtsjahr standen rund 500 000 Anträge gegenüber. Die großen Schwierigkeiten bei der Bearbeitung der Anträge lassen sich schon aus diesem Zahl ablesen. Die Versorgungslage bei Schuhen, sonstigen Leder- und Gummiwaren war befriedigender, doch mußten auch hier viele Anträge abgelehnt werden. Seit Dezember 1941 ist dem Amt der Bewirtschaftung von Fahrrädern, Fährraderdecken und Schläuchen übertragen. Die zunehmende Stillegung vor Kraftfahrzeugen hat die Nachfrage nach Fahrrädern verständlicherweise verstärkt. Leider konnte nicht einmal der dringende Behörden- und Wirtschaftsbedarf voll befriedigt werden.
Seit November 1941 ist das Amt für die Brennholzbewirtschaftung zuständig. Nachdem die Zuteilung neuerdings über die Kohlenkarte abgewickelt wird, hat sich das Verfahren wesentlich vereinfacht. Die Besorgung war befriedigend. In der Eisen- und Stahl Bewirtschaftung hat das Amt der Haushalts- und kleineren gewerblichen und Behördenbedarf zu befriedigen. Das bisherige Verfahren ist wie im Reich seit 1. Oktober 1942 ein völlig andersartiges ersetzt.
Im November 1941 begannen die Vorarbeiten für die Kohlen Bewirtschaftung zu Gunsten der deutschen Bevölkerung. Im März 1942 können die ersten Kohlenkarten ausgegeben werden. Mit ihnen ist eine gleichmäßige Versorgung der deutschen Bevölkerung erreicht wurden. Seit August 1942 ist das Amt in die Bewirtschaftung von Baustoffen eingeschaltet. Die Verbrauchsregelung bei Treibstoffen und sonstigen Mineralölen ist durch die zunehmende Senkung der Zuteilung gekennzeichnet. Im Oktober 1941 standen 150 000 Ltr. Vergaserkraftstoff und 20 000 kg Dieselkraftstoff, im September 1942 noch 40 000 Liter Vergaserkraftstoff und 6 000 kg Dieselkraftstoff zur Verfügung. Die Durchführung dieser im Interesse der kämpfenden Front vorgenommenen Kürzungen ging nicht ohne Schäden bei den Betroffenen ab. Neuerdings zeigen sich zum Teil so ernste Erscheinungen, daß eine weitere Senkung der Zuteilungen als bedrohlich angesehen werden müßte. So kann z. B. Der ordnungsmäßige Betrieb von Feuerwehrfahrzeugen, Kranken- und Leichen Kraftwagen und von kommunalen Nutzfahrzeugen z. Zt. noch nicht gewährleistet werden.
Die Dienststelle Gewerbezulassungen bearbeitet neben einigen gewerbepolizeilichen Angelegenheiten die Durchführung der Verordnung über den Erwerb von gewerblichen Unternehmen. Betrieben und Anteilsrechten im Generalgouvernement von23. April 1940. Diese wirtschaftspolitisch bedeutsame Verordnung macht die Eröffnung oder Erweiterung wirtschaftliche Unternehmen von einer besonderen Genehmigung abhängig. Sie geht über das geltende rechts recht erheblich hinaus. Ihr Zweck ist es, gewissen Gründererscheinungen vorzubeugen und damit die wirtschaftliche Entwicklung Generalgouvernement vor vornherein in die richtigen Bahnen zu lenken. Bei der Vielzahl von Unternehmen, die ihre Niederlassung gerade in Krakau anstreben, hat das Amt eine starke Verantwortung. Es gab bei seiner Tätigkeit darauf geachtet, nur wirklich leistungsfähige und vertrauenswürdige deutsche Unternehmer zuzulassen. Für die Gestaltung der Geschäfte am Adolf Hitlers Platz wurde im Benehmen mit allen beteiligten Stellen eine Sonderregelung getroffen. Über die Lenkung der Zulassung neuer oder der Erweiterung bestehender Unternehmen hinaus sind nunmehr die Vorarbeiten für eine planmäßige Überholung übersetzter Gewerbezweige, also eine systematische Branchenbereinigung, begonnen. Die praktische Durchführung der Verfahren nach der Verordnung vom 23 April 1940 ist erschwert durch eine Vielzahl von Gewerbegenehmigungsstellen aller Fachrichtungen und aller Instanzsentufen. Eingehende Vorschläge über die Neuordnung des Zulassungsverfahrens wurden den Aufsichtsbehörden vorgelegt. Der innere Ausbau des Amtes wurde gefördert. Vorgenommene Bedarfscheinfälschungen führten dazu, die Sicherungsmaßnahmen zu verstärken.
- Ernährungsamt
Die Versorgung der deutschen Bevölkerung in Krakau mit bewirtschafteten und nicht bewirtschafteten Lebens- und Genussmitteln war im Berichtsjahr ausreichend. Die Zuteilungssätze, hauptsächlich bei Fleisch, Fett, Brot und Eiern, sind etwas höher als im Reich; sie stellen einen Ausgleich für die mannigfach erschwerten Lebensverhältnisse des Ostens dar. Die regelmäßige Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Milch war bisher nicht möglich. Lediglich Kindern bis zu 14 Jahren konnte eine regelmäßige Zuteilung gesichert werden. Durch eine Verstärkung der Milchaufbringung und den Ausbau der beiden Molkereien in Krakau ist damit zu rechnen, daß nunmehr eine regelmäßige Versorgung auch der Erwachsenen mit Milch möglich ist.
Die Versorgung mit Obst und Gemüse hat sich gebessert, wenn auch der Durchschnitt der Reichs Verhältnisse noch nicht erreicht sein dürfte. Im Kartensystem wurden während des Berichtsjahres verschiedene Verbesserungen vorgenommen, die eine gerechtere und gleichmäßigere Verteilung bezwecken. Es wurden eine Lebensmittelkarte für Kinder bis zu 10 Jahren, eine Fleisch- und Fettkarte für Kinder bis zu 3Jahren und eine besondere Brotkarte eingeführt. Seit August 1942 kann auch Weißbrot bezogen werden.
Die Zahl der deutschen Lebensmittelgeschäfte und Gaststätten hat weiterhin zugenommen. Es waren vorhanden im Januar 1942 und im September 1942: Gaststätten 13 und 26, Lebensmittelgeschäfte 7 und 15, Obst- und Gemüsegeschäfte 4 und 10, Brotverteilungsstellen 4 und 15, Süßwarengeschäfte 3 und 7, Fischgeschäfte, wild- und Geflügelhandlungen 3 und 3.
Die Zahl der Geschäfte dürfte beim gegenwärtigen Stand der deutschen Bevölkerung ausreichen. Nunmehr wird der ordnungsgemäßen Führung dieser Geschäfte erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet werden müssen. Während für die Zuteilung der bewirtschafteten Lebensmittel an deutsche Geschäfte früher die Abteilung Ernährung und Landwirtschaft im Amt des Distrikts zuständig war, ging der größte Teil dieser Zuständigkeiten ab 1. August 1942 auf das Ernährungsamt über; die Rest wird auf 1. November 1942 folgen. Die Versorgung der nicht deutschen Bevölkerung hielt sich im Wesentlichen in den Grenzen des Vorjahres.
Der innere Ausbau des Amtes erstreckte sich besonders auf die Kartenstelle, deren Betrieb auf die Erfordernisse einer schnellen Abwicklung des Besucherverkehrs und auf eine kassenmäßige Sicherung des Aufgabeverfahrens abgestellt wurde. Die Dienststelle Landwirtschaft des Amtes hat ähnlich wie das Ernährungsamt A im Reich die Verantwortung für die Erfassung der landwirtschaftlichen Erzeugung. Ihr obliegt weiter die Betreuung der landwirtschaftlichen Bevölkerung und die Beaufsichtigung der Betriebe zur Förderung der Erzeugung. Da der Stadt aufgegeben Ablieferungskontingente an Vieh, Getreide und Kartoffeln im Wirtschaftsjahr 1941/42 wurden erfüllt.
Zur Aufbringung der Kontingente für das Wirtschaftsjahr 1942/43 wurde der Ernteausnahmezustand für die Zeit vom 1.August 1942 bis 30 November 1942 angeordnet. Nach den bisherigen Erfolgen ist zu erwarten, daß auch für dieses Wirtschaftsjahr die festgesetzten Kontingente voll aufgebracht werden. Der Ertrag der Getreideernte war besser als nach dem strengen Winter 1941/42 erwartet werden konnte. Die Kartoffelernte hat zwar nicht mengen- aber gütemassig befriedigt. Als neue Aufgabe wurde dem Amt auf 1. Juli 1942 die Bewirtschaftung der Futtermittel übertragen, die bisher die Gemeinschaft der Transportunternehmer besorgt hatte.
- Schlacht- und Viehhof.
Der Schlachthof entspricht nach Größe und Ausstattung nicht mehr denn an ihn zu stellenden Anforderungen. Das bauliche und maschinelle Verbesserung wurde jedoch auch im Berichtsjahr die Leistungsfähigkeit erhöht. Die Zahl der geschlachteten Tiere betrug: in der Zeit 1940/41 und 1941/42: Rinder – 29 245 und 48 330, Kälber – 17 565 und 12 185, Schweine – 17 145 und 13 054, Schaffe – 225 und 1751, Pferde – 3 772 und 3 229.
Der Auftrieb auf dem Viehhof, Pferde- und Zucht- Schweinemarkt belief sich: in der Zeit 1940/41 und 1941/42 auf: Rinder 33 238 und 59 682, Kälber 19 140 und 12 224, Schweine 22 128 und 17 269, Schafe 173 und 1 666, Pferde 11 844 und 5 969.
Die mit dem Schlachthof verbundene Marktkasse GmbH., eine Eigengesellschaft der Stadt, betreibt eine Darmschleimerei, die Herstellung von Kunsteis und die die Fütterung für das Marktvieh. Sie wickelt außer dass vor dem Krieg betriebene Kreditgeschäft ab und besorgt Kassengeschäfte für den Hauptverband der Viehwirtschaft. Die Gewinn- und die Verlustrechnung schloß mit einem angemessenen Überschuß ab. Einschneidende Änderungen und Beschränkungen im Betrieb des Schlachthofs und des Viehhofs ergeben sich infolge der Inanspruchnahme eines Teils des Betriebs durch die Wehrmacht sowie durch die Auswirkungen der Marktordnung auf den Viehhandel, das Viehkommissionsgeschäft und die fleischverarbeitenden Betriebe.
IX. Eigenwirtschaftliche Betätigung der Stadt
- Stadtwerke (Versorgungsbetriebe und Verkehrsbetrieb).
Die Stadt besitzt ein Elektrizitätswerk, ein Gaswerk, ein Wasserwerk sowie eine Straßenbahn. Die Zusammenfassung dieser Betriebe zu einem einheitlichen Unternehmen Stadtwerke ist eingeleitet. Eine Anzahl von Verwaltungsaufgaben wurden im Zuge dieser Maßnahmen in der Oberleitung der Stadtwerke als gemeinsamem Verwaltungsamt der 4 Betriebe zusammengefaßt. Die Leistungszahlen alle vier Betriebe sind weiter gestiegen. Die Mehrabgabe an Strom gegenüber dem letzten Friedensjahr beträgt 52 %, an Gas 61% an Wasser 32%, die Straßenbahn beförderte mehr als das Dreifache an Fahrgästen. Da bei Strom und Gas die Ziel der Abnehmer nur mäßig gewachsen ist, rührt die Steigerung von der stärkeren Ausnutzung durch die einzelne Abnehmer her.
Die Leistung Zahlen ergeben sich aus dem nachstehenden Aufgaben: 1938/39 – 1940/41 – 1941/42
Elektrizitätswerk: Höchstlast Eigenerzeugung 7500 – 9300 – 11700 kW; Höchstlast Fremdbezug 6500 – 7700 – 7600 kW; höchste Tagesabgabe 198000 – 251600 – 313100 kWh; Jahresabgabe Zahl der Abnehmer 59978 – 63262 – 65813; Menge in tausend 47387 – 52772 – 72163 kWh; Verbrauch Abnehmer 790 – 835 – 1100 kWh.
Gaswerk: höchste Tagesabgabe 35200 – 50600 – 55830 cbm; Jahresabgabe Zahl der Abnehmer 18385 – 21435 – 21447; Menge in tausend 10356 – 13987 – 16662 cbm; Verbrauch hier Abnehmer 562 – 653 – 778 cbm.
Wasserwerk: Höchste Tagesabgabe 28400 – 32700 – 35200 cbm; Jahresabgabe Zahl der Hausanschlüsse 7001 – 6932 – 7007; Mende in tausend 8311 – 10058 – 11009 cbm‘ Verbrauch je Haus 1187 – 1438 – 1571 cbm.
Straßenbahn: Fahrleistung Wagenkilometer in 1000Tausend 3801 – 5186 – 5983; Zahl der beförderten Personen in Tausend 18301 – 39641 – 57826; beförderte Personen je Wagenkilometer 4,8 – 7,7 – 9,7; Fahrten je Einwohner altes Stadtgebiet 74 – 170 – 220.
Der stärkeren Beanspruchung mußte eine Leistungssteigerung bei den Betriebseinrichtungen entsprechen. Die erhebliche Verbesserung der Betriebsleistungen ist hauptsächlich dem Einsatz deutscher Leiter in den Werken zu denken. Allerdings sind nunmehr die Erzeugungsanlagen bei Strom und Gas und das Wagen und Gleismaterial bei der Straßenbahn bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit beansprucht. Eine Reihe von Kontingentierungsmaßnahmen waren unvermeidlich. Beim Gas wurde eine zulässige Höchstmenge für den Einzelnen Abnehmer festgesetzt und die Überschreitung bei der nichtdeutschen Bevölkerung durch einen erhöhtem Strafpreis abgegolten, im Wiederholungsfall die Sperre des Ausschlusses durchgeführt. Bei der Stromabgabe waren zur Vermeidung gefährlicher Belastungsspitzen kurzzeitliche Einschränkungen für einen kleinen Teil der Abnehmer notwendig. Das Wasserwerk mußte während des heißen Sommers das Sprengen der Straßen und Gärten in dem Hauptverbrauchsstunden verbieten. Bei der Straßenbahn wurde durch die Einführung eines geeigneten Tarifs und die Vergrößerung der Haltestellenabstände die Kurzstreckenverkehr eingeschränkt und damit eine Entlastung geschaffen. Besondere Kontrollgruppe wurden gegen Schwarzfahrer eingesetzt.
Der bisherige Bedarf und die in den nächsten Jahren zu erwartende Bedarfssteigerung können bei keinen der Betriebe mit den vorhandenen Anlagen und Einrichtungen gedeckt werden. Dabei Strom, Gas und Wasser der Bedarf ein Mehrfaches des früheren betragen wird, musste schon jetzt auf lange Sicht geplant werden. Sachverständiger und Fachleute unternommen und führte für jeden der Betriebe zu einem Ausbauprogramm, in dessen Rahmen Maßnahmen bereits getroffen werden. Dieses Ausbauprogramm sieht unter anderem vor:
beim Elektrizitätswerk den Einbau vor zwei Hochleistungskesseln und den Umbau der Schaltanlage im Kraftwerk, den Einbau einer Verteilungsringleitung für 30 kV samt 7 Umspannwerken und den Einbau eines 20 000 KVA Turboaggregates im Kraftwerk,
beim Gaswerk die Erweiterung der Erzeugungsanlage und ein Offenaggregat für 20 000 cbm Tagesleistung und die Errichtung eines Gasbehälters für 50 000 cbm Inhalt,
beim Wasserwerk die Erweiterung vorhandener und der Bau neuer Hochbehälter, der Ausbau der Wasserförderungsanlage Bielany und der Bau neuer Wassergewinnungsanlagen,
bei der Straßenbahn den Bau einer Werkstätte in Bonarka, die Erweiterung der dortigen Wagenhalle, der Umbau der beiden Schmalspurlinien auf Normalspur, die Beschaffung von Trieb- und Anhängerwagen, die Verlängerung der bisher an die alten Stadtgrenzen reichenden Gleisanlagen in die neu eingemeindeten Gebiete und die Ausgestaltung des Auto-Omnibusverkehrs im Inneren Stadtgebiet und in den Vororten.
Denn veränderten Absatzverhältnissen entsprechend hat sich bei den Versorgungsbetrieben ein Wandel im Verbrauch der Rohstoffe vollzogen. Der gesteigerte Bedarf an Strom konnte über den Fernbezug aus dem Kraftwerk der Jaworznoer Kohlengruben AG. nicht gedeckt werden, er mußte vielmehr durch Steigerung der Eigenerzeugung befriedigt worden‘ die nur durch zusätzlichen Kohlen erbraucht zu erreichen war. Beim Gas liegen die Verhältnisse ähnlich. Bei der gespannten Transport Lage wird diese Verlagerung von Fremdbezug zur Eigenerzeugung große Gefahren in sich. Denn entgegenzuwirken ist das Ziel des Anschlusses des Elektrizitätswerks an die Hochspannungsleitung der Ost Energie AG., dessen technische Durchführung vorbereitet wird. Demselben Ziel gelten die Verhandlungen, die wegen eines Anschlusses das Gaswerk an das oberschlesische und das Ostrau-Karviner Ferngasnetz aufgenommen wurden. Die Verwirklichung dieser Pläne wird dir doch einige Jahre erfordern. Die Betriebe haben alles daran gesetzt, ihre Leistungsfähigkeit durch innerbetriebliche Verbesserungen, insbesondere durch eine geschickte Ausnutzung des Rohstoffes Kohle zu steigern. So konnte beim Wasserwerk der Kohlenverbrauch je cbm Wasser, der 1938/39 0,96 betrug,1940/41 auf 0,86 kg und 1942 auf 0,82 gesenkt worden. Auch beim Stromverbrauch wurden durch technische Maßnahmen wesentliche Ersparnisse erzielt. Die Straßenbahn konnte z.B. Ihren Stromverbrauch hier Wagenkilometer von 0,91 kWh im Jahre 1938/39 auf 0,83 kWh im Jahre 1941/42 senken.
Das finanzwirtschaftliche Ergebnis der Betriebe im Berichtsjahr war durchaus zufriedenstellend. Zwar haben der frühere schlechte Zustand der Betriebe und die übermäßige Beanspruchung der Anlagen während des Krieges Erneuerungs- und Erweiterungsbedarf außerordentlich wachsen lassen, es ist aber zu hoffen, daß die Betriebe in der Lage sein werden, die dafür nötigen Mittel zu einem Teil selbst zu erwirtschaften.
Es wurde bereits angedeutet, daß die Erhöhung der Leistungen wesentlich der Übernahme der Betriebe durch deutsche Leiter zu denken ist. Heute noch werden diese lebenswichtigen Betriebe von einem Minimum an deutschen Kräften geführt. Z. Zt. stehen 6 leitenden und 16 nachgeordneten deutschen Kräften 3 200 nichtdeutsche Bedienstete gegenüber. Das deutsche Element macht also 0,06% aus. Auf einen deutschen entfallen 145 Nichtdeutsche. Denn nichtdeutschen Bediensteten gegenüber wurde manches versucht, um ihre Arbeitskraft zu erhalten und ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Die vorhandenen Verteilungsstellen und Werksküchen wurden ausgebaut, Dienst- und Schutzkleidung zur Verfügung gestellt und bei Umsiedlungsmaßnahmen für angemessene Unterbringung gesorgt. Der Krankenstand konnte durch Einrichtung einer gemeinsamen Betriebsgesundheitsstelle wesentlich gesenkt werden.
- Keramische Werke.
Die städtischen Keramischen Werke umfassen den Betrieb eines Kalkwerks in Podgorze, eine Ziegelei in Plaszow, ein Betonwerkes in Debniki und eines Steinbruches in Debniki. Die Betriebe weisen folgende Erzeugungszahlen auf: – Kalkwerk: gebrannten Kalk 8 000 t, gelöschter Kalk 2 300 cbm; – Ziegelei: Ziegel aller Art 2 Millionen Stück; – Betonwerk: Betonplatten, Betonrohre, Rand und Bordsteine und andere 3 000 cbm; – Steinbruch: Straßen- und Betonschotter, Packlage- und Fundamentsteine, Grieß u.a. 14 000 cbm.
Die Hauptnummer der Werke sind die Betriebe und technischen Ämter des Staates und der Stadt, und die Rüstungsbetriebe. Trotz der kriegsbedingte Schwierigkeiten, die hauptsächlich im Mangel an Transportmitteln und Arbeitskräften lagen, ist es gelungen, den Betrieb aufrecht zu halten und die Leistung durch innerbetriebliche Maßnahmen zum Teil wesentlich zu erhöhen so wie ein befriedigendes wirtschaftliches Ergebnis zu erzielen.
- Stadtbäckerei.
Die Stadtbäckerei, die als vollmechanische Einrichtung z. Zt. über 80 Arbeitskräfte verfügt, war auch im Berichtsjahr in ununterbrochener dreischichtiger Tag- und Nachtarbeit voll beschäftigt. Sie liefert z. Zt. täglich 13 bis 14 000 kg Brot. Im ganzen wurden im Berichtsjahr gebacken: Roggenbrot 3 879 602 kg, Weizenbrot 87 320 kg.
Das Brot wird ausschließlich an die nichtdeutsche Bevölkerung über die Brotrayonsgeschäfte geliefert. Transportschwierigkeiten haben sich auch bei der Stadtbäckerei betriebsstörend ausgewirkt. Der wirtschaftlicher Ertrag im Berichtsjahr ist befriedigend.
- Stadtsparkasse
Die Stadtsparkasse ist ein rechtlich und wirtschaftlich selbständiges Kredit- und Bankunternehmen, dessen Gewährträger der Stadt ist. Der Stadthauptmann ist Vorsitzender der Verwaltungsrats der Sparkasse. Die Kundenzahl und die Einlagenhöhe im Neugeschäft haben sich wie folgt entwickelt: Kontenzahl – Einlagenhöhe Zl.
Kontokorrentverkehr; 31 Dezember 1939: 68 – 159 300 ; 31 Dezember 1940: 1 693 – 8 846 600; 31 Dezember 1941: 1 738 – 30 680 400; 31 Dezember 1942: 2 318 – 49 041 500
Sparverkehr; 31 Dezember1939 : 144 – 187 300; 31 Dezember 1940: 1 273 – 1 560 300; 31 Dezember 1941: 2 584 -1 261 200; 31 Dezember 1942: 2 819 – 1 471 900
Im Altgeschäft wirkt sich auf den Zahlungsverkehr und die Liquidität noch immer hemmend die Tatsache aus, daß eine Regelung wegen der Tilgung von Hypotheken an jüdischen Grundstücken und wegen der Schulden der Kommunalverbände nicht vorliegt. Die Stadtsparkasse ist in besonders großem Umfang davon betreffen. Trotzdem gelang es, die Liquidität im Altgeschäft aufrecht zu halten und so zu fördern, dass seit Juli 1942 auf Altsparguthaben die von der Bankaufsichtsstelle zugelassen Beträge ausgezahlt werden können.
- Heilbad Swoszowice.
Auf 1. Juli 1942 übernahm die Stadt von der Treuhandverwaltung das vorher im jüdischen Besitz gewesene, vor den Toren Krakaus gelegene Heilbad Swoszowice. Das Bad war außerordentlich verwahrlost, verfügt aber über besonderes heilkräftige Schwefelquellen, außerdem liefert es Moorbäder. Dank seiner Heilwirkung und seiner schönen landschaftlichen Lage wird sich das Bad durch entsprechenden Ausbau und durch zweckmäßige Ausgestaltung zweifellos zu beachtlicher Bedeutung entwickeln können. Die Stadtverwaltung hat bereits die baulichen Instandsetzungen und Verbesserungen durchgeführt, die erforderlich waren, um die Benutzung des Bades insbesondere durch Verwundete der Krakauer Lazarette und durch deutsche Heilbedürftige zu erleichtern. Durch das Entgegenkommen der Reichsbahn war es außerdem möglich, während der Badesaison einen Omnibusbetrieb von der Endhaltestelle der Straßenbahn in Borek Falecki bis Swoszowice einzurichten.
X. Finanzverwaltung
- Finanzverwaltungsamt.
Die Finanzlage der Stadt hat sich im Berichtsjahr zufriedenstellend entwickelt. Soweit sich bis jetzt übersehen läßt, wird das Rechnungsjahr 1941 (1. April 1941 bis 31. März 1942) ohne Fehlbetrag abschließen. Dabei war es möglich, nunmehr auch die aus der Vorkriegszeit stammenden Fehlbeträge rechnungsmäßig abzudecken. Der Haushaltsplan für 1942 ist in Einnahmen und Ausgaben mit rund 136 Millionen Zloty ausgeglichen. Die entsprechenden Zahlen der Vorjahre sind in Millionen Zloty: 1938 – 52; 1939 – 51; 1940 – 58; 1941 – 77.
Die Zahlen zeigen eine außerordentliche Erweiterung des Haushaltsumfänge. Es ist teils in der durch die neu eingemeindeten Gebiete entstandenen Ausgabe- und Einnahmevermehrung, teils in der erheblichen Preis- und Lohnerhöhungen zu suchen. Auch die Übernahme des früher rechtlich selbstständigen Straßenbahnbetriebs mit über 17 Millionen Zloty Einnahmen und Ausgaben hat zur Erhöhung des Haushaltsvolumen beigetragen. Die Einnahmen haben sich im Laufe des Rechnungsjahr 1942 im allgemeinen planmäßig entwickelt. Die Erhebungseinnahmen sind durch die Einführung der Gewerbesteuer und der Lohnsummensteuer erheblich angestiegen. Unter der Ausgaben überwiegen die fortdauernden persönlichen und sachlichen Verwaltungsausgaben. Die einmaligen Ausgaben machen mit 8,7 Millionen Zloty nur etwa 15% der gesamten Haushaltssumme (ohne die Sonderhaushalte) aus.
Der Ausgleich der Haushaltsplans konnte auch in diesem Jahr nur durch Veranschlagung eines Zuschußbetrags aus dem Gemeindeausgleichsstock hergestellt werden. Diese Tatsache ist der Ausdruck dessen, daß in der Stadt zugemessene Finanzdecke zu kurz ist. Der Zuschuß aus dem Gemeindeausgleichsstock stellt deshalb nichts anderes dar als einen vorweggenommen Finanzausgleich zwischen Staat und Stadt. Dieser Finanzausgleich ist umso dringender geworden, als die Grundlage der gegenwärtigen Finanzzuweisungen an die Stadt auf Vorkriegsverhältniszahlen basiert, während sich die Aufgaben der Stadt als Haupt- und Regierungsstadt der Generalgouvernements außerordentlich vermehrt haben. So wendet die Stadt heute für die Durchführung reiner Auftragsangelegenheiten in der Kriegsämtern, Ernährungsamt, Wirtschaftsamt, und Wohnungsamt sowie in der Polizeidirektion schätzungsweise 40% ihrer persönlichen und sächlichen Verwaltungsausgaben auf. Ein erheblicher Teil ihres Fürsorgeaufwands entfällt auf einmalige nicht wieder beschäftigte Staatsbeamte und ihre Angehörigen, die mangels einer staatlichen Versorgung auf die öffentliche Fürsorge angewiesen sind.
Das Geldvermögen der Stadt blieb im Wesentlichen unverändert. Ein Teil desselben wurde im Schatzanweisungen des Generalgouvernements angelegt. Neu beteiligte sich die Stadt im Berichtsjahr an der deutschen Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft mbH in Krakau, an der Krakauer Gaststätten GmbH in Krakau und der Krakauer Tischlerei GmbH in Krakau.
Die in der Vorkriegszeit völlig vernachlässigte Rücklagenwirtschaft gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die durch die kriegsbedingten Schwierigkeiten entstandene Unmöglichkeit, auch dringende Erneuerungsarbeiten an Teilen des Verwaltungs- und Betriebsvermögens durchzuführen, sowie die Notwendigkeit, finanzielle Mittel für die in der früheren Abschnitten geschilderten späteren Aufgaben, hauptsächlich auf dem Gebiet des Straßenbaues, des Wohnungsbaues und der Erweiterung der Versorgungs- und Verkehrsbetriebe, bereitzustellen, zwingen dazu, wohl bemessene Erneuerungs- und Erweiterungsrücklagen rechtzeitig zu bilden. Mit dem späteren Anlaufen dieser Vorhaben werden die Kassenmittel so stark angespannt sein, daß rechtzeitig durch Schaffung einer angemessenen Betriebsmittelrücklage versorgt werden muß. Endlich sollten die z. Zt. eingefroren Tilgungshöhe Stände aus der kommunale Verschuldung wenigstens teilweise im Tilgungsrücklagen aus der kommunalen Verschuldung wenigstens teilweise in Tilgungsrucklagen angesammelt werden. Die Rücklagenpolitik der Stadtverwaltung erscheint somit im Sinne einer verantwortungsbewußten Finanzwirtschaft unerläßlich. Der Schuldenstand der Stadt hat sich im Berichtsjahr durch Rückzahlung des im Jahre 1940 aufgenommenen Darlehens der Landeskommunalbank in Warschau um 3,5 Millionen Zloty vermindert; er beträgt z. Zt. noch 42,4 Millionen Zloty. Die Rückzahlung der nach dem Schuldentilgungsplanen zu leistenden Tilgungsraten ist bis zu Neuregelung des kommunalen Schulden Wesens aufgeschoben.
Die formale Haushaltsführung richtet sich z. Zt. noch nach polnischem Recht. Die Hauptabteilung Innere Verwaltung der Regierung hat schon früher zugestimmt, daß der Haushaltsplan der Stadt Krakau künftig nach deutschem Muster aufgestellt wird. Damit wird die Gliederung der seit einem Jahr durchgeführten Neuorganisation angepaßt werden. Wann die haushaltsmäßige Änderungen durchgeführt werden können, hängt von den Personallage bei den Ämtern der Finanzverwaltung ab.
- Liegenschaftsamt
Der gesamte städtische Grundbesitz (bebaute und unbebaute Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte), der nicht zum Betriebsvermögen gehört, wird vom Liegenschaftsamt verwaltet. Im Rahmen der Anlegung eines Liegenschaftsgrundbuchs wird z. Zt. das gesamte städtische Grundvermögen erfaßt.
Die Nachfrage nach städtischen Grundstücken war außerordentlich groß. Der Bedarf der Stadt an Grundstücken für die Erfüllung ihrer eigenen Aufgaben wächst zusehends. Zur Verarbeitung der nach dem Krieg durchzuführenden Maßnahmen gehört aus dem Bereitstellung eines genügend großen Bodenvorrats. Der Erwerb von Grundstücken stößt jedoch z. Zt. auf große Schwierigkeiten, da die Grundstückseigentümer nur im Tauschweg verkaufen wollen, die Stadt dazu aber nicht in der Lage ist. Die Inanspruchnahme von Grundstücken in Beschlagnahmeverfahren reicht nicht aus, um der Stadt das volle Verfügungsrecht zu verschaffen. Die Schaffung eines Enteinigungsrechts, daß die Enteignung für öffentliche Zwecke in einem raschen Verfahren ermöglicht, ist besonders erwünscht. Der Ertrag des allgemeinen Grundvermögens hielt sich in erwarteten Rahmen.
Zu den Aufgaben des Amtes gehören weiter die Verwaltung des Heilbades Swoszowice, des Stadtwaldes mit dem Tiergarten, des Stadtkasinos, des Gefolgschaftheims Rabka und des Plakatanschlagbetriebs. Über sie ist zum Teil an anderer Stelle berichtet. Die umfangreiche Arbeit des Amtes auf dem Gebiet des Marktwesens ist durch die aus kriegsbedingten Gründen vorgenommene Beschränkung der Wochenmärkte etwas in den Hintergrund getreten.
Die Verwaltung der Friedhöfe nimmt einen größeren Raum ein. Sie umfaßt z. Zt. der Hauptfriedhof Rakowice und 23 kleinere Friedhöfe. Die Überlegung mehrerer Friedhöfe machte die Einleitung von Vorarbeiten zur Erweiterung des Hauptfriedhofs und zur Anlegung neuer Friedhof notwendig. Die Einschränkung des früher stark entwickelten Kaufgräbersystem war nicht zu vermeiden.
- Stadtsteueramt.
Das z. Zt. noch geltende Steuersystem unterscheidet sich zum Teil noch wesentlich von dem in den Gemeinden des Reichs geltenden. An Zuschlägen zum stattlichen Steuern werden von den staatlichen Steuerämter zugunsten der Stadt erhoben: Zuschlag zur Grundsteuer, zur Grundstückssteuer, zu den Akzisenpatentgebühren und zu Immobilienstempelsteuer. Das Elektrizitätswerk erhebt den Gemeinde Zuschlag zu stattlichen Stromverbrauchssteuer. An selbständigen Gemeindesteuern werden von der Stadt erhoben: die Gewerbesteuer einschließlich der Lohnsummensteuer, die Gewerberegistergebühr, die Einwohnerabgabe, die Hundesteuer, die Schauspielsteuer, die Hotelsteuer, die Schildersteuer, die Straßensteuer, die Straßenbahnsteuer und die Wechselproteststeuer. Die Stadt erhebt zu Gunsten des Staates ein Zuschlag zur Einwohnerabgabe.
Die erstmals für 1942 erhobene Gewerbesteuer wird von der staatlichen Steuerämtern veranlagt, eingezogen und das Aufkommen an die Stadt abgeführt. Die eine Sonderart der Gewerbesteuer darstellen Lohnsummensteuer wird dagegen von Stadtsteueramt verwaltet. Die vorbereitete Herausgabe einer umfassenden Verwaltungsgebührenordnung der Stadt wurde zurückgestellt, nachdem eine allgemeine Gebührenregelung auch die Regierung angekündigt wurde.
- Stadthauptkasse.
Die Kassenflüssigkeit des Amtes war im Berichtsjahr befriedigend. Die Aufnahme von Kassenkrediten war nicht erforderlich. Die Kassenumsätze betragen z. Zt. im Barverkehr monatlich durchschnittlich 2,6 Millionen Zloty, im unbaren Verkehr 12 Millionen Zloty. Einziehungsersuchen fremder Verwaltungen, hauptsächlich aus dem Reich, fielen monatlich bis zu 800 an. Der Eingang der laufenden Einnahmen ist befriedigend. Von den älteren Förderungen, deren Betreibung bisher unmöglich war, entfällt der größte Teil auf Abgabenrückstände des treuhänderischen Vermögens, gegen das die Zwangsvollstreckung z. Zt. sehr erschwert ist.
Organisatorisch gesehen ist die Stadthauptkasse noch ausbaubedürftig. Ein Mangel ist besonders das Fehlen arbeitssparender und die Kassenvorarbeiten verbessern der maschinellen Einrichtungen. Die Rechnungsführung ist an die vorzubereitende Umstellung des Haushaltsplans anzupassen. Auch hier hängt die Durchführung dieser Maßnahmen davon ab, ob es gelingt, geeignete deutsche Fachkräfte dafür zu gewinnen.
Schlußwort
in knappen, sachlichen Worten schildert der verlegende Verwaltungsbericht ein einjähriges Geschehen, das entscheidend beeinflußt war durch die lebendigen Erfordernisse der großen sich reckenden und umbildeten Stadt und das auch wieder sich voll und ganz auswirkt auf dieses Leben.
Noch war dieses Verwaltungsjahr keine Zeit des ruhigen, in gewohnten Bahnen geführten Ablaufes; noch immer steht die Stadt Krakau am Beginn des neuen Weges, der sie einer glänzenden Zukunft entgegenführen soll. Wiederaufbau und Neugestaltung ist das Kennwort für die Summe der geleisteten Arbeit, die auf fast allen Gebieten städtischer Verwaltung auch im dritten Jahre deutscher Führung auf Verbesserungen und Erweiterungen, auf Neuerwerb und schöpferisches gestalten zurückblicken kann. Angesichts der zunehmenden kriegsbedingten Schwierigkeiten ist der erreichte Arbeitserfolg wohl ein anschaulicher Nachweis für die Leistungskraft und die Belastungsfähigkeit der nach deutschem Vorbild aufgebauten Verwaltungsorganisation, ebenso für die fruchtbare Zusammenarbeit in dieser Verwaltungsaufgabe eingesetzten deutschen Männer und Frauen. An sich ist aber in der geleisteten Arbeit, in den damit erzielten Erfolgen und in der Erfahrungssumme die bestandene Bewährungsprobe der nunmehr ein Jahr lang stehenden neuen Organisationsform zu sehen, mit der bewußt eine unter ausschließlich deutscher Führung arbeitende gemeindliche Verwaltungseinheit erreicht wurde. Das Wesen und das Sinn in der alten Stadt Krakau als der Mittelpunkt deutschen Lebens im fremden Siedlungsräume ist so auch im Aufbau der Stadtverwaltung zum Ausdruck gekommen.