Hab mein’n Wagen vollgeladen… …. voll mit Fernsprechmädchen!

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Ein Bericht vom Einsatz deutsche Frauen im Generalgouvernement  von Alfred Lemke

Krakau, 20 Oktober 1940

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Auf und Ab führte die Straße nach Krakau zu…

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Dann hielt der große Wagen auf dem Marktplatz von Krakau vor der Tuchhalle…

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Mittag gegessen wurde auf dem Hof des Hauptpostamtes an der Feldküche

4 Zeichnungen: Kossak, Kopf Zeichnung: Mirau

Vieles ist über den Einsatz deutscher Männer im Osten während der vergangenen fast 13 Monate berichtet worden, angefangen von den Taten der deutschen Soldaten, die den polnischen Gegner in dem schon in die Geschichte eingegangenen Feldzug der 80 Tage niederwerfen, und fortgeführt über das Eingreifen der ersten Behördenangehörigen, wie der Eisenbahner, der Postbeamten, der SS und Polizei, der Zoll und Postbeamten usw., und nach und nach entwickelte sich aus den vielfältigen berichten ein Bild des allgemeinen Aufbaus in diesem Lande. Nur eine Gruppe von unentbehrlichen Helfern bei dieser Arbeit ist bisher noch nicht stärker schwarz auf weiß genannt worden: das soll in diesen Tagen, da sich die Schaffung des Generalgouvernements zum ersten Mal jährt, einmal nachgeholt werden. Vielfältig ist  der Einsatz der deutschen Frauen gewesen: sie  haben in den Reihen des Deutschen Roten Kreuzes gestanden, sie erfüllten als NS- Schwestern oft schwere Pflichten, wir hörten von ihrer Arbeit in der NSV, die in den ersten Monaten mit am Aufbau des Generalgouvernements beteiligt gewesen ist, es sollen auch nicht die vielen hunderte und vielleicht auch tausende deutsche Mädchen und Frauen vergessen sein, die in den Amtsstuben und Diensträumen deutsche Behörden im Generalgouvernement mit dem Stenogrammblock  in der Hand und an der Schreibmaschine wertvolle Hilfe leisteten. Wenn wir vom Einsatz deutscher Frauen hier im Osten sprechen wollen, dann sei der besseren Übersicht halber eine Gruppe herausgegriffen, die einen typischen Frauenberuf ausübt und deshalb auch mit zu den ersten deutschen Frauen gehörte, die im Osten eingesetzt worden sind, zu einem Zeit. Sogar schon, als die Militärverwaltung noch nicht von der Zivilverwaltung abgelöst worden war.

Diese Frauen haben den Jahrestag ihres Einsatzes im Osten deshalb auch schon feiern können, noch eher das Generalgouvernement selbst seinen Geburtstag begehen kann: wir meinen die Frauen und Mädchen vom Fernmeldedienst, diejenigen also, die in den FernsprecherÄmtern sitzen und diejenigen, die an den Telegramm verkehrt bedienen.

Abenteuerliche Fahrt nach Krakau

Diese Frauen können heute schon etwas erzählen, und der Bericht der ersten Beamtinnen des Fernsprecherdienstes der deutschen Reichspost in Breslau in Bereitschaft gelegen. Am Morgen des 7 Oktober 1939 endlich packten 31 Fernprechdamen in Breslau ihre Sachen, sie wurden in einen Autobus gesetzt und die Fahrt begann –  mit dem Ziel Krakau. Sie fuhren die Strecke, die vor ihnen schon viele deutsche Soldaten gefahren waren, und die nach ihnen noch unzählige deutscher fahren sollten. Ohlau, Brieg,  Oppeln, Gleiwitz waren Namen, die auftauchten. Es war ein trüber regnerischer Tag. Hinein führte die Fahrt ins oberschlesische Industriegebiet und schließlich über die am 1. September gefallene Reichsgrenze, die einst in Versailles gezogen worden war. Wann erkannte die ganze  Sinnlosigkeit und Haltbarkeit dieser Grenze. Nichts war da, dass diese Grenze hätte rechtfertigen können. Quer über die Straße führte sie, auf der eine Straßenbahn entlangfuhr, ging quer über die Felder, Schnitt Straßen und Wohnviertel, die nun wieder zusammengewachsen waren. Nur die Reste eines Schlagbaumes und ein paar kleine Holzbuden, in denen die Zollbeamten früher ihren Dienst taten, markieren noch diese unnatürliche, am grünen Tisch entstandene Grenze.

Katowitz schloss sie schließlich an. Eine große Einheit ist das Ganze Industriegebiet hier, und wer dort nicht zu Hause ist und sehr genau Bescheid weiß, der vermag wirklich nicht zu sagen, wo Hindenburg und Königshütte aufhören, wo Katowice beginnt. Am Theater wobei führte dann die Straße weiter durch Katowice nach dem Osten. In allen stieg die Erwartung. Vor ihnen lag das eigentliche polnische Land. Myslowitz standte seine Häuser dem Autobus entgegen, die ersten Polizeiposten wurden passiert, alle Augen suchten nach den Spuren des Krieges, der hier so schnell vorübergehuscht war, dass er anscheinend gar keine Spuren hinterlassen hatte.

Auf und ab führte die Straße auf Krakau zu. Dorfer mit kleinen niedrigen und schiefen Häuser zogen vorüber, und hin und wieder entdeckte man auch die ersten Brandruinen. Doch sie traten immer nur vereinzelt auf. Es regnete. Das Land, das sonst einen recht freundlichen hat der Charakter trägt, machte einen trostlosen Eindruck.  Aber die Stimmung im Autobus war dennoch gut. Lange hatte man in Breslau gelegen und auf den Einsatz gewartet, denn doch jede entgegenfieberte. Jetzt würde es endlich soweit sein. Nichts greift ja stärker die Nerven an, als ungewisses Warten.

Also waren die Frauen alle froh, dass die Fahrt begonnen hatte der Regen störte sie nicht. Sie saßen trocken in ihrem Autobus und sahen eine Welt von sich, deren fremdes Wesen sie schon jetzt aus den Ortsnamen ansprach, die in raschen vorüberfahren auf den kleinen alten polnischen Schildern, die damals noch standen, niemand entziffern konnte. Welches Auge möchte den Namen Trzebinia  so schnell zu erfassen, und welche Zunge war in der Lage Krzeszowice  zu einem klingenden Wort zu sortieren? Krzes… –  das war alles, was eine aufschnappen konnte, weiter ging es nicht; das übrige wurde mit einem allgemeinen Gelächter erledigt.

Das erste Eindruck…

Die vierte nachmittags Stunde war schon überschritten. Acht Stunden Fahrt lagen jetzt hinter den 31 deutschen Beamtinnen. Die Straße, die die Eisenbahnlinie lange zur Rechten neben sich gesehen hatte,  schwang sich hinüber auf die andere Seite. Der Autobus schaukelte über die Gleise, erste Häuser tauchten auf, kleine, schmucklose Bauten, etwas ungemütlich nach unseren Begriffen; das war die erste Begegnung mit Krakau!

Wir sind in Krakau!

Die Spannung war auf dem Höhepunkt angekommen, alles blickte zu den Fenstern hinaus. –  Trübe und grau sah der Himmel auf die kleinen Vorstadthäuser hinunter, deren Dächer nass vom Regen glänzten. Die Straße war schmutzig und  schlammig. Hoch auf spritzte immer wieder der Dreck, wenn der Autobus eine der unzähligen Pfützen traf.  Und die Stimmung im Wagen sank.

Da sollte Krakau sein, die vielgerühmte Stadt ?

So ist es im Laufe der Zeit vielen gegangen, die mit dem Auto oder mit dem Bus von Westen her nach Krakau hineinfuhren. Die westliche Einfahrt der Stadt machtkeinen sonderlich ermutigenden Eindruck, vor allem nicht bei Regenwetter. Doch das Bild änderte sich bald. Die Karmeliterstrasse machte schon ein freundliches Gesicht, auch der Ring zeigte sich von einer etwas ansehnlicheren Seite. Der fahre vor noch einmal kreuz und quer durch die Straßen, und dann gilt der große Wagen auf dem Marktplatz von Krakau vor der Tuchhalle, zu Füßen der schönen Marienkirche und des trotzigen alten Rathausturmes. Einhalbfünf zeigte die Uhr.

! Hinaus! Endlich einmal sich strecken können und die Beine ein bisschen vertreten!  So standen 31 Telefonistinnen mitten auf dem Markt in Krakau, am 7. Oktober 1939, nachmittags. Sie sahen sich um. Die Häuser ringsherum machten keinen so schlechten Eindruck, und die Stimmung hat sich wesentlich wieder. Jetzt fühlte man sich selbst doch irgendwie interessant. Vor einem Monat erst waren hier deutsche Truppen einmarschiert, und nun stand man selbst auf dem schönen alten Marktplatz diese Stadt, die nun eigentlich gar nicht mehr polnisch aussah, wie ihre Vorstädte. So vergingen die ersten Minuten im Fluge, sie waren erfüllt vor dem Neuen, dass man um sich sah. Auf den Straßen herrschte viel Leben und Trubel. Man sah auch eine Straßenbahn fahren mit ihrem Blau-Weißen wagen. Weiß und blau scheinen die Stadtfarben zu sein –  kam es einer in den Sinn.

Ja, und was nun?

Keine von den 31 Beamtinnen konnte es sich recht ausdenken, dieses „Was nun“, aber keine hätte auch nur im Traum auf das getippt, was aus diesem “ Was nun“  wirklich werden sollte.

Wohin mit 31 Frauen?

Kaum dass man sich umgesehen hatte, erschien ein Oberst. Das war der Feldnachrichtenkommandant. Diese Offiziere hatte in den vergangenen Wochen und Monaten mancherlei erlebt, er hatte sich manche schier anlässlich scheinenden Aufgaben gegenübergesehen, und hatte sie denn noch bewältigt. Aber jetzt war er mal daran zu kapitulieren.

Ja, Meine Damen, wo kommen Sie denn her?“

Soweit einen deutschen Offiziere überhaupt etwas aus der Fassung bringen kann, schienen diese 31 Damen es erreicht zu haben.

Wer ist denn nur auf die Idee gekommen, sie hier nach Krakau zu schicken?! Ich kann doch hier noch keine Frauen brauchen!“

Aber der Oberst wurde auch mit diesem Problem sehr schnell fertig.

Sehen Sie mal dort“, sagte er dann zu den Beamtinnen und wies in der Richtung nach der heutigen Stephansgasse ,“da ist an der Ende eine schöne Konditorei  „Europejski“ heißt sie. Gehen sie mal erst dort hinein und stärken Sie sich. Ich glaube, es wird ihnen dort gefallen.“

Und der Feldnachrichtenkommandant  hatte nur zu Recht gehabt. In der Konditorei Europejski die 31 Frauen eintraten, die mit  Heil Hitler! grüßten. Dann aber gab es ein großes Halloh, ein freudiges Begrüßen, im Nu waren die Beamtinnen an Tischen untergebracht, und nun trauten sie ihren Augen nicht, als es zum Kuchen Schlagsahne gab und Bohnenkaffee.

Noch einmal zurück!

Eine unvergessliche Stunde verging im Europejski für die Beamtinnen im Fluge, und dann erschien der Nachrichtenkommandant wieder und mahnte zum Aufbruch.

“ Sie fahren nun wieder zurück nach Breslau, meine Damen“, entschied er, “ und zwar sofort, damit sie bei Einbruch der Dunkelheit wieder auf deutschem Gebiet sind.“

Das gab lange Gesichter bei den 31 Telefondamen, die sich in ihrer Ehre gekränkt fühlten, dass man sie wieder zurückschicken wollte. Aber es half nichts, sie waren zu früh gekommen. Es sprach sich schnell herum, dass nicht sie alle, sondern nur eine Fürsorge Schwester nach Krakau beordert worden war, die zunächst Quartier für sie machen sollte. Die Schwester blieb auch in Krakau, und die anderen kamen am nächsten Morgen wohlbehalten wieder zu Breslau an.

Eine Woche später, am 30. Oktober,  starteten sie frühmorgens zum zweiten Mal nach Krakau, und sie brauchten nicht wieder zurück. Denn nun begann wirklich ihr Einsatz, der ihnen zunächst viele unauslöschliche Eindrücke und Erlebnisse bescherte, auf die sie alle heute mit Stolz und Freude zurückblicken.

Zu ersten Mal eingesetzt

Es war an einem Sonnabend, als sie nachmittags –  zum zweiten Mal –  in Krakau eintreffen. Im Ursulinenkloster, gegenüber der Hauptpost das zugleich Schule gewesen war, erhielten sie die erste Unterkunft. Zu 16 machten sie es sich in zwei Sälen auf vorbereitenden Strohlagern bequem. Das war zweifellos etwas ungewöhnliche Ihnen aber doch riesigen Spaß. Im übrigen spielte sich der erste Einsatz in der Armeevermittlung ab, der die Damen zur Verfügung gestellt wurden. Schon am Sonntagmittag traten 10  Beamtinnen dort ihren Dienst an. Die Dienstzeiten gingen von 7 Uhr bis 13 Uhr und von 13 Uhr bis 21 Uhr; jeden vierten Tag machten die Beamtinnen Ihnen nach Dienst von 21 Uhr bis 7 Uhr.

In ihrer freien Zeit hatten sie damals noch wenig Möglichkeiten, etwas zu beginnen. Geschäfte waren vielfach noch geschlossen. Dafür saßen sie oft in Europejski  zum Kaffeetrinken. Abends nach 19 Uhr durften sie nicht mehr ausgehen, weil die Verhältnisse damals es noch nicht zuließen. Mittag gegessen wurde auf den Hof des Hauptpostamt es an der Feldküche. Später hatten sich die Frauen dann ein Zimmer im Fernamt eingerichtet, wohin sie sich das Essen aus der Feldküche trugen und es sich gemütlich machen. Im übrigen aber waren sie so begeistert bei ihrer Aufgabe, dass sie alle anfänglichen Unbequemlichkeiten überfallen; ja, sie nahmen sogar allerlei Unfreundlichkeiten der Nonnen des Ursulinenkloster hin, ohne etwas zu melden. Durch einen Zufall wurde das einem Offizier der Nachrichtentruppe erst bekannt, der den unfreundlichen frommen Schwestern entsprechend ins Gewissen redete, die sich darauf sichtlich umstellten.

Einige Wochen, bis gegen Weihnachten, währte dieses etwas kriegsmäßige Leben der Beamtinnen, dann begannen sich mancherlei Bequemlichkeiten auch im Alltag wieder einzustellen. (Fortsetzung folgt)

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Kameradin auf verantwortungsvollen Posten

vom Einsatz deutsche Frauen im Generalgouvernement (2)

eigener Bericht der Krakauer und Warschauer Zeitung

Krakau, 22 Oktober 1940

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Gemütliche Ecke in einem Gemeinschaftsraum, in der man sich wie zu Hause fühlen kann. Aufnahme: Lemke

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Helle und luftige Arbeitsräume steigern die Schaffenskraft. Blick einen der Kanzleiräume in der Hauptverwaltung der Deutschen Post Osten. Aufnahme: ZKW.

Galt unser erster Bericht vom Einsatz deutscher Frauen im Generalgouvernement der etwas abenteuerlichen Ankunft der ersten deutschen Fernsprechenbeamtinnen in Krakau –  womit einmal gezeigt sein sollte, wie frühzeitig und unter wie schwierigen Verhältnissen die ersten deutschen Frauen sich tatkräftig neben Männer hier im Osten ein schalteten-  so wollen wir heute, wieder am Beispiel der dieser Telefonistinnen, zeigen, die deutsche Frauen am Aufbau des Generalgouvernements Mitarbeiterin und wie sie heute an verantwortungsvollen Posten überall im Osten ihre Pflicht erfüllen.

Zunächst müssen wir aber noch auf die ersten Wochen in Krakau zurückkommen, in denen die Beamtinnen des Fernsprecherdienstes Tag um Tag und Woche um Woche ihren Dienst in der Heeresvermittlung verfahren. Es war die Zeit, da sie im  Ursulinenkloster in großen Sälen der Nacht auf Strohlagern schliefen. Zu den Beamtinnen des Fernsprechendienstes waren in dieser ersten Zeit auch einige andere gestoßen, die ersten, die die Urzelle der heutigen Kanzlei in der Hauptverwaltung der Deutschen Post Osten in Krakau bildeten. Es war eine Zeit schönster Kameradschaft, die alle, die dabei gewesen sind, mit vielen hübschen Einzelheiten immer die in der Erinnerung bleiben wird. Eine von ihnen solche auch festgehalten sein. 16 bis 17 Frauen schliefen damals in einem Saal, und es soll auch Frauen geben, die schnarchen. Dafür konnten die Schnarchen zwar nicht, aber die anderen konnten erst recht nicht dafür. Und darum suchte man sich nachts mit der Taschenlampe die rasselnden Schläferinnen heraus und rief sie dann beim Namen, ein einfaches und probates Mittel, dass stets zur zeitweiligen Unterbrechung des „Sägegeschäftes“ führte.

Vom Strohsack zum Federbett

Ein paar Tage vor Weihnachten stellte sich dann eine große Wandlung im persönlichen Leben der Postbeamtinnen ein, die sich kurz und bündig mit den Worten  umreißen lässt: vom Strohsack zum Federbett!  Bis zu der Zeit waren nämlich im Hauptpostamt Krakau, später auch im Ursulinenkloster einzelne Zimmer eingerichtet worden, in denen zuerst vier Betten aufgestellt waren, dazu Schränke und Stühle, und auch ein Tisch. Das war vom Strohsack im Schlafsaal aus gesehen, schon ein gewaltiger Fortschritt.

Aber auch dienstlich hatte sich mancherlei geändert. Zug um Zug hatte im Laufe des Oktober und November die Deutsche Post Osten das Nachrichtenwesen von der Wehrmacht übernommen. So wuchs das Fernsprechamt der Deutschen Post Osten in Krakau von Tag zu Tag und im gleichen Tempo verringert sich die Dienststelle der Heeresvermittlung. Im Rahmen dieser Entwicklung zogen auch die Beamtinnen des Fernsprechdienstes nach und nach von der Herresvermittlung und  aus der Obhut der Wehrmacht in das Fernamt und unter die Fittiche der Deutschen Post Osten um.

Anforderungen und Aufgaben wuchsen

Das Netz des öffentlichen Dienstes im Generalgouvernements wuchs. Hatte es sich anfangs in der Hauptsache auf Krakau und die drei anderen Distrikthauptstädte beschränkt, so verzweigte es sich rasch über das ganze Land, dehnte sich aus auf größere und kleinere Städte und Siedlungen und langte schließlich auch bis in die entlegensten Winkel. Damit wuchsen die Anforderungen an das Personal. Die deutschen Beamtinnen – die anfängliche Zahl der eingesetzten Damen hat sich von 31 aus das Vierfache erhöht – , die zu Beginn selbst am Klappenschrank gesessen und Verbindungen hergestellt hatten, brauchten bald statt zweier, 4, 6, 8 und 10 Arme, der Telegrammverkehr war inzwischen aufgenommen worden, und auch es wuchs von Tag zu Tag an, die Rechnungabteilungen mussten in Tätigkeit treten, und so wurden im Laufe der Zeit mehrere hundert Volksdeutsche, ukrainische und polnische Frauen für die verschiedenen Aufgaben des Fernmeldedienste angelernt und eingesetzt. Die deutschen Beamtinnen rückten damit allmählich in führende stellen auf.

Hatten sie zunächst im Fernamt, z. B. selbst einen oder auch zwei und 3 Klappenschränke bedient, so arbeitet denn sie bald mit drei, vier weiblichen Hilfskräften, die zu beaufsichtigen und anzuleiten hatten. Schließlich wurden auch außerhalb Krakau und der Distrikthauptstädte eingearbeitete deutsche Kräfte zur Aufsicht und Anleitung angefordert, und so ging manche von den „Alten“, die noch zu den Kameradschaften in den Schlafsälen der Ursulinenkloster gezählt hatten, hinaus auf verantwortungsvolle Posten. Die in Krakau eingesetzten deutschen Beamtinnen sind heute nur noch im Aufsichts- und sonstigen leitenden Stellen eingesetzt.

Sie haben sich durch ihre Tätigkeit in den vergangenen zwölf Monaten auf allen Plätzen, an die sie gestellt worden sind, so gut bewährt, dass ihnen immer weitere Aufgaben zugewiesen worden sind, um es ist heute so, dass diese Beamtinnen der Deutschen Post Osten durchweg Stellungen innehaben, die früher im Postdienst des Reiches nur Männern übertragen worden sind. Diese Tatsache ist für alle die, die hierin General Gouvernement nehmen eingesetzt worden sind, und vor allem für diejenigen, die die historische Fahrt damals im Oktober 1939 schon miterlebt haben, die schönste Anerkennung, sie ist aber auch ganz allgemein ein schlagender Beweis für den Wert der Arbeit, die deutsche Frauen hier im Osten geleistet haben. Ihr Beitrag zum Aufbau des Generalgouvernements wird nicht vergessen werden können

Schöne Aufenthalts- und Wohnräume

Präsident Lauxmann startet als der Leiter der Deutschen Post Osten den deutschen Frauen, die auf dem Sektor des Postwesens eingesetzt sind, seinen Dank für ihre Leistungen auch dadurch ab, dass er sich mit besonderer Aufmerksamkeit für gute und angenehme Aufenthalts-  und Wohnräume einsetzt.

Der Mangel an geeigneten Raum, der anfangs herrschte, machte es –  wie gesagt – notwendig, bis zu vier Frauen in einem Zimmer unterzubringen. Später konnte man dazu übergehen, nicht mehr als zwei auf ein Zimmer zu verteilen, und heute haben die Beamtinnen mit wenigen Ausnahmen schon recht freundliche Einzelzimmer, teils im Gebäude der Krakauer Hauptpost, im Ursulinenkloster und im Hauptverwaltungsgebäude.

Nun ist aber im Ursulinenkloster ein Umbau in großem Rahmen im Gange. Aus dem großen  Schlafsälen werden mehrere Einzelzimmer, die einstigen schmalen Klosterzellen wurden zu freundlichen Wohnräumen erweitert. Nach Entwürfen von Postbaurat  Kreb, der die  Bauarbeiten leitet, sind bereits 400 Einrichtungen für sogenannte kombinierte Wohn-Schlafzimmer bestellt worden, von denen die ersten schon in kurzer Zeit geliefert werden sollen. Die Deutsche Post Osten richtet ihren Beamtinnen jedes Zimmer danach mit einer Bettcouch, einen runden Tischchen, das als Nachttisch oder sonst als Ziertisch dienen kann, mit einem großen geteilten Schrank für Kleider und Wäsche, mit einer Kommode, einem großen Tisch einem Sessel und einigen Stühlen wohnlich ein. Es ist auch ein Spiegel, Lampen und Teppiche gedacht. Die Möbel tragen  gefällige Formen, sind naturfarben gehalten, und es bleibt dem Geschmack jeder einzelnen überlassen, wie Sie diese Möbel in ihrem Zimmer verteilt.

Als Kameradienen neben den deutschen Männern haben sich sowie die Beamtinnen von  Fernsprechdienst ungezählte deutsche Frauen im Einsatz im Generalgouvernement bewährt. Die Frauen des Fernmeldedienstes haben zweifellos mit an erster Stelle bei diesem Einsatz gestanden, ihnen sind besonders verantwortungsvolle Posten übertragen worden; sie haben aber auch beweisen, dass sie ihren Aufgaben gewachsen gewesen sind. Die schwierigen Verhältnisse, die anfangs zu überwinden gewesen sind, gehören oft längst schon der Vergangenheit an. Die Frauen, die heute ist Generalgouvernement kommen, finden bereits normalisierte Verhältnisse vor. Die aber, die von Anfang an dabei gewesen sind, sehen mit Stolz auf jene Zeit zurück, die Ihnen unvergessliche Eindrücke geschenkt hat.

I. Krakauer Mustermesse – Dezember 1940

Krakau rüstet zur seiner ersten wirtschaftlichen Leistungsschau

Am Ausstellungsgebäude am Stephanplatz sind die Handwerker eifrig dabei, die Vorbereitungen zur ersten Krakauer Mustermesse zu treffen, die bekanntlich vom 30 November bis 8. Dezember in der Hauptstadt des Generalgouvernements stattfindet. Von den Ausschlagsäulen laden die bunten Plakate mit dem  Messekennzeichen zum Besuch ein. Am Ausstellungsgebäude wird ein hoher imposanter Vorbau errichtet. Aufnahme; B. H. Hirche

Zeugnis deutscher Aufbau- und Ordnungsarbeit

Die erste Krakauer Mustermesse eröffnet – Feierlicher Akt im Rathaus – Generalgouverneur Dr. Frank sprach

Eigener Bericht der Krakauer und Warschauer Zeitung

Krakau, 1. Dezember 1940

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Das Franck-Werk in Skawina gehört auch mit einem geschmackvoll ausgestatteten, indirekt beleuchteten stand, zu den Aussteller der ersten Krakauer Mustermesse.

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 Generalgouverneur Dr. Frank bei der Eröffnungsansprache im großen Sitzungssaal des Rathauses

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 Besonderes Interesse brachten die zahlreichen Besucher die des ersten Messetages unter anderem der Stand des Zeitungsverlages Krakau- Warschau und der Burg Verlages auf der Krakauer Mustermesse entgegen

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 Das Kabelwerk Krakau zeigt auf der Messe seine vielfältigen Erzeugnisse. Aufnahmen: Brandner

Die I. Krakauer Mustermesse, die unter den Ehrenschutz des Chefs des Distrikts Krakau, Gouverneur Dr. Wächter, steht, wurde gestern Vormittag in einem feierlichen Akt durch den Generalgouverneur, Reichsminister Dr. Frank, im großen Sitzungssaal des Rathauses zu Krakau eröffnet. In der Saal hatten sich zu den Eröffnungsfeier zahlreiche Hohe Vertreter, viele Gäste aus dem Reich und aus den Distrikten des Generalgouvernements versammelt.

Als der Generalgouverneur, geleitet von Stadthauptmann Schmid mit seiner Begleitung, den Sitzungssaal betreten hatte, leitet das Orchester des Staatstheaters des Generalgouvernements unter der Stabführung von Hans Antolitsch die Eröffnungsfeier mit dem ersten Satz des C-Dur Sinfonie von Mozart ein. Gouverneure SS-Brigadeführer Dr. Wächter richtete dann an die Versammelten herzliche Worte der Begrüßung und des Willkomms.

Zweck und Ziel der Messe

„Die Krakauer  Herbstmesse“, so sagte er weiter, „verdankt ihr Entstehen einem Wunsche des General Gouverneurs, ihren Aufbau seiner großzügigen Förderung. Ich darf Ihnen, Herr Generalgouverneur, als Sprecher der Distrikt Krakau für die Ermöglichung diese Veranstaltung aufrichtig danken. Ich darf weiter den Organisatoren der Ausstellung, dem Leiter der  Abteilung Wirtschaft im Distrikt Krakau, Regierungsrat Dr. Brandl, dem Leiter der Industrie- und Handelskammer, Dr. Wenischnigger, dem Leiter der Handwerkskammer,  Dr. Kratschmer- Forstburg, sowie ihren Mitarbeitern danken“.

Vor knapp einem Jahr hat der Führer den Generalgouverneur dieses Gebiet des ehemals polnischen Staates anvertraut, nachdem unsere stolze Wehrmacht in einem ununterbrochenen Siegeszug dieses Staatsgebilde zerschlagen hatte. Die Verhältnisse, die hier die neu aufgebaute deutsche Verwaltung auf allen Gebieten angetroffen hat, waren unvorstellbare verworren und chaotisch. Vernichtete und zerstörte Brücken und StraßenÜbergänge, ein völlig zerstörtes Verkehrsnetz, vernichtet der Industriebetriebe und Fabriken, ausgeplündert der Banken und Sparkassen. Durch die von den polnischen Staatsführung erzeugte  Fluchtpsychose und Panik Stimmung war weder Mensch, noch Material zum Aufbau vorhanden.

Die deutsche Verwaltung hat in diese Zustände mit energischer Hand eingegriffen und sich bemüht, hier in kürzerer Zeit Ordnung und Arbeitsdisziplin herzustellen und die Grundlagen für einen Neuaufbau zu schaffen. Sie hat ihre kleine Zahl an Menschen ersetzt durch entschlossenes Handeln, die Großzügigkeit ihre Anschlüsse und den fanatischen Glauben an die Sendung des Reiches in diesem Gebiete. So wurde auch auf dem Sektor der zerstörten Wirtschaft mit Lichtern der Sachlichkeit und gleichzeitig auch mit  leidenschaftlichen Einsatz gearbeitet und somit der Versuch unternommen, aus dem Niederbruch aufzubauen, Neues und Besseres zu schaffen.

Sinn der I. Krakauer Mustermesse ist es, zu zeigen, was aus dieser ersten, schwierigsten Aufbauarbeit geschaffen und geschöpft wurde, die positiven Leistungen zu zeigen und damit zu neuen, weiteren Erfolgen zu weisen. Ihr Zweck ist, eine echte Mustermesse zu sein, ein nicht vollkommen geklärtes Angebot mit einer nicht geklärten Nachfrage zusammenzubringen und damit die Wirtschaft im Generalgouvernement konkret und praktisch zu fördern. Und ihr Ziel ist, den wirtschaftlichen Aufbau des Generalgouvernements zu dienen und damit dieses südlichste Gebiet des Generalgouvernement sinnvoll einzuordnen in die Wirtschaft des gesamt Gebietes und damit beizutragen, dass das Generalgouvernement ein aktiver, aufstrebender und wirtschaftlich blühende Teil des Großdeutschen Machtbereiches wurde“.

Der  Generalgouverneur sprach

Generalgouverneur, Reichsminister Dr. Frank, benutzte im Anschluss an diese Worte die Gelegenheit der Eröffnung I. Krakau Mustermesse zu grundsätzlichen Ausführungen über die wirtschaftliche Lage und die der Wirtschaft des Generalgouvernements gestellten Aufgaben. Er stellte dabei fest, dass im Verlauf eines Jahres die deutsche Führung bereits Ordnung in das vorgefundene Verwaltungs- und  Wirtschaftschaos bringen konnte. Auf dem Ernährungssektor sei alles Menschenmögliche getan wurden, die industrielle Produktion bewege sich in aufsteigender Linie, und die Währungs- und die Finanzlage könnten als sicher und geordnet bezeichnet werden. Dr. Frank bezeichnete die Krakauer Mustermesse als einen Beweis für die geschlossene, sichere und ständig erfolgreiche werdende Arbeit der deutschen Führung im Generalgouvernement. Die Rede des Generalgouverneurs, die er mit der Erklärung schloss, dass die Messe eröffnet sei, geben wir ausführlich an anderer Stelle diese Ausgabe wieder.

Stadthauptmann Schmid brachte nach der Rede Dr. Franks den Gruß auf den Führer aus. Die Lieder der Nation beendeten die Eröffnungsfeier im Rathaus. Die Gäste begaben sich dann nach dem Stephanplatz wo nach einführenden Worten des Leiters der Industrie- und Handelskammer Krakau, Dr. Wenischnigger, die Messe besichtigt wurde. Was ein Rundgang durch die erste Krakauer Mustermesse ergibt, wird in einem ausführlichen Aufsatz in unserem heutigen „Wirtschaftskurier“ behandelt.

Das Generalgouvernement ist zum Begriff der deutschen Ordnungsfunktion im Osten geworden

Große Rede des Generalgouverneur zur Eröffnung der Krakauer Mustermesse  – Umfangreicher Rechnenschafftsbericht über die wirtschaftliche Lage –  Ständige Belebung der Produktion und des Handels –  Gesicherte Währung und geordnete Staatshaushalt als Grundlage

Eigener Bericht der Krakauer und Warschauer Zeitung

Krakau, 1. Dezember 1940

Generalgouverneur Reichsminister Dr. Frank benutzte die Gelegenheit der Eröffnung I Krakauer Mustermesse vor einer großen Zahl von Gästen aus Stadt, Partei und Wehrmacht und der Wirtschaft aus dem Generalgouvernement und dem Reich über die wirtschaftliche Lage und die Aufgaben der Wirtschaft des Generalgouvernements zu sprechen. Dr. Frank führte unter anderem aus:

In einem von Ungeheuerster Spannung durchzogenen weltgeschichtlichen Augenblick haben wir uns hier in Krakau zur Darstellung der Leistungen des Generalgouvernements auf wirtschaftlichen Gebiete im Distrikt Krakau zusammengefunden. (…)

Allein das Wohnungsprogramm des Generalgouvernements wird viele, viele Millionen Zloty umfassen. Es wird wie das bei allen Bauvorhaben der Fall ist, in eine Fülle vom einzelnen Gewinn- und Verdienstchancen ausmünden. Es ist ganz klar, dass daneben die bereits in Durchführung begriffenen Projekte des Aufbaues des Straßen- und Wegenetzes, des Eisenbahn- und Post Netzes, des Aufbaues der Kanalisation und sonstiger moderner Einrichtungen, dass alle diese großen Staatsaufträge wie ein befruchtende Frühlingsregen auf die Wirtschaft des Generalgouvernements segensreich wirken werden.

Der Sinn der Messe

Ich glaube daher sagen zu können; die Krakau Mustermesse ist ein weiterer Beweis für den aufsteigenden Charakter der immer geschlossener, sichere und erfolgreicher werdenden Arbeit der deutschen Führung im Generalgouvernement. Ich habe dabei nun heute allen denen besonders zu danken, die sich um diese Krakauer Mustermesse verdient machten. Ob das nun der Herr Gouverneur, der Herr Stadthauptmann, der Leiter der Abteilung Wirtschaft und der Leiter der Wirtschaftskammer sind, ob es die einzelnen sich an der Messe beteiligenden sind, allen seit hiermit Dank und Anerkennung ausgesprochen.

Ich möchte aber zum Schluss nun ein anderes Wort sagen. Soweit es sich hier bei den (3) Ausstellern um Firmen handelt, die im Reich ihren Hauptsitz haben, möchte ich hervorheben, dass wir nicht so sehr begrüßen, wie das allmähliche Hereinströmen solider Vertreter, solider deutscher Firmen. Wir wollen immer mehr dazu übergehen, die nur vorübergehend gedachte Einrichtung des Treuhänderwesens abzubauen und an deren Stelle klare wirtschaftlicher Besitz- und Verantwortungsverhältnisse zu setzen.  Es muss sich ein jeder, der in diesem Gebiet wirtschaftlich zu arbeiten beginnt, darüber Klaren sein, dass gerade der deutsche Geschäftsmann, eine deutsche Firma, eine deutsche Bank oder ein deutscher Kaufmann verpflichtet sind, nicht nur wirtschaftlich zu denken, sondern nationalpolitisch. Jeder muss sich nicht nur vorstellen, welche Gewinnchance erhielt rechnerisch hat, sondern er muss sich vorstellen, welche Gewinnchance sein Wirken für das Ansehen der gesamten Nation in diesem Raum bietet. Daher ist klar, dass wir von Staatseite diese Entwicklung unter  schärfster Kontrolle halten und das nun nicht etwa der Meinung Raum gegeben wird, dass wir hier eine Art Ablegegebiet seien, indem jeder nach Luft seine eigenen Früchte reifen lassen kann.

Ich wünsche hier weder Schieber noch Händler schlimmen inflationistischen Typs, noch irgendwelche Leute, die glauben, der Ostraum sei nur dazu da ihre wirtschaftliche Unfähigkeit, die sie im Westen offenbarten, verhüllen zu können. Es ist selbstverständlich, dass hier der Beste gerade gut genug ist; wir können hier keinen Abguss brauchen. So, wie ich das von den Beamten verlange und wie ich das von jedem Angestellten verlange, der hier in den Dienst des Generalgouvernements tritt, genauso muss ich das auch von den wirtschaftenden deutschen Menschen verlangen“.

Wirtschaftskurier

Erster Blick auf die Krakauer Mustermesse

Die Industriegruppen des Distrikts werben –  Das RKW [Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit] vertreten

Schon ein Jahr nach der Beendigung des deutsch-polnischen Krieges kann in Generalgouvernement die dritte wirtschaftliche Leistungsschau veranstaltet werden. Es ist dies nicht nur ein Beweis für im Lande vorhandene Erzeugungsmöglichkeiten, es ist ein Zeichen für das Willen und die Leistung der deutschen Verwaltung und der deutschen Wirtschaftler,  dass sie dieses Land zu einem wiederbeginnenden Normalisierung des Wirtschaftslebens geführt haben.

Die erste Veranstaltung dieser Art war die Warschauer Musterschau, bei der es darauf ankam, den im Lande ansässigen Handel von der vorhabenden Einkaufsmöglichkeiten zu überzeugen, ja überhaupt erst einmal einen Überblick von der Leistungsmöglichkeiten innerhalb der neuen Grenzen zu geben. Außerdem dachte man damals auch an die Möglichkeit eines Exportes, eines  Warenaustausches mit den benachbarten Reichsgauen. Die Warschauer Außenhandelsbesprechungen mit den Kaufleuten aus Ostpreußen und dem Reichsgau Danzig-Westpreußen sorgten für die Realität dieses Gedankens. Die unter dem Namen Radomer Herbstmesse laufende Veranstaltung im Distrikt Radom war eine Schau der zentralpolnischen Industrie.

Nun tritt als dritte die Industrie- und Handelskammer in Krakau mit ihrer I. Mustermesse an die Öffentlichkeit. Nach den Worten des Leiters der Industrie- und Handelskammer  soll die I. Krakauer Mustermesse eine Schau der wirtschaftlichen Möglichkeiten sein, die den Zweck verfolgt, denn Güteraustausch innerhalb des Landes anzuregen und zu beleben. Sie soll die Landwirtschaft auf die industrielle und handwerkliche Erzeugung hinweisen und schließlich allgemein dazu beitragen, die Ordnung des Wirtschaftslebens wieder herzustellen und zu festigen. Darüber hinaus hat die Veranstaltung, die auch dem fachmännlichen Besucher viel Interessantes und manche wertvolle Anregung zu bieten vermag, selbstverständlich den Ehrgeiz, den Export zu dienen. Der Andrang der Aussteller war so groß, dass viele zurückgewissen werden mussten. Wegen der beschränkten Raumverhältnisse konnte man nur einige besonders hervorragende Firmen oder aber typische und qualitätsmäßig einwandfreie Vertreter ihrer Branche zu lassen.

Ein Rundgang

Wenn wir die einzelnen Wirtschaftszweige betrachten, so finden wir den Bergbau vertreten durch die Generaldirektion der Monopole mit Salz und Mineralölen. Die galizischen Erdölvorkommen mögen auch der Anlass gewesen sein, dass hier Bohrgeräte für den Bedarf der Erdölindustrie ausgestellt werden. Die Eisen- und Metallindustrie, die mit 30 Betrieben vertreten ist, weist ein großes Erzeugungsprogramm auf. Hier ist es von Interesse, dass man bereits auch im Generalgouvernement daran gedacht hat, sich die in der deutschen Industrie bewährten Werkstoffumstellungen anzueignen. So erregen z.b. hier Blechemballagen aus Papier oder Pappe und gleich einiges Aufsehen. Unter diesen Betrieben findet man auch die Hermann Göring Werke mit Ihrem Betrieb Stalowa Wola. Landmaschinen, Verpackungen, Eisenbahnsicherungsanlagen, Handwerkzeug, Wagen, Schmiedestücke, Federn, Kabel, Blechmöbel,  Haushaltungsbedarfsartikel, Brücken, Waggons, sind nur einige Posten aus dem Erzeugungsprogramm dieser Firmen.

Die Industrie der Steine und Erden zeigt Porzellane, Schotter, Kacheln, Bleikristall, optische Artikel und Ziegel. Hier fanden wir einen Betrieb, bereits seit längerer Zeit ständig nach Bulgarien und Italien exportiert. Eine der Glashütten hat den großen Vorzug, nicht auf Kohle angewiesen zu sein, sie wird mit Erdgas gespeist. Die holzverarbeitende und Sägeindustrie zeigt nicht nur Möbel, sondern auch Galanteriegegenstände. Recht umfangreich ist das Warenangebot der mit 24 betrieben vertretenen chemischen Industrie. Hier werden Farben, Tinten, Klebemittel, Schuhcreme, Kohlensäure, Zahnpasta, Gummiwaren, Ammoniak, Arzneimittel, Dachpappe, Kerzen, Waschmittel, Pech und anderes dem Besucher demonstriert. Papier Pappen, Zellstoff-  und Holzstoff Industrie bieten Verpackungsmaterial oder Rohstoffe für die grafische Industrie an. In der Lederindustrie sind es die Handwerker, die immer einen guten Ruf genossen und ein Pelzveredelung  Werk in Krakau, das sehr gelungene Kaninsellimitationen und auch Edelfälle aus seiner Erzeugung zeugen kann.

Verhältnismäßig gering ist das Angebot der Textil und Bekleidungsindustrie, sehr stark tritt dagegen, die auch im früheren polnischen Staate immer sehr bekannte Lebensmittelindustrie in Erscheinung. Hier reicht das Angebot vom Spiritus bis zum Karpfen, ausgezeichnete Süßwaren, Bier, Marmelade, Fruchtsäfte, Waffeln, Nährmittelpräparate, Liköre und Mehl sind einige der Zuschauer gestellten Erzeugnisse.

Außer den Versorgungsbetrieben in Krakau finden die Stände mit ukrainischer und goralischer Volkskunst viele Interessenten. Hier liegen auch gewisse Möglichkeiten für einen Export ebenso wie beim Handwerk, das Holz- , Leder-,  und Korbgeflecht verarbeitet. Die Heilbäder des Generalgouvernements weisen nicht nur auf ihre landschaftlichen Schönheiten hin wollen auch, dass ihre Brunnen getrunken werden. Von besonderem Interesse für den Ingenieur und Betriebsfachmann dürfte die Werbung der Reichskuratoriums für Wirtschaftlichkeit sein.

Rationalisierung im Vordergrund

Nachdem das Generalgouvernement als Nebenland des Großdeutschen Reiches zum Großdeutschen Wirtschaftsraum gehört, ergibt sich die Notwendigkeit, die technisch-wirtschaftliche Entwicklung der Wirtschaft des Generalgouvernements voranzutreiben. Hier an mitzuwirken, hat sich die Dienststelle Generalgouvernement des Reichskuratoriums für Wirtschaftlichkeit zur Aufgabe gestellt. Das RKW zeigt deshalb auf seinem Stand eine Auswahl von Rationalisierungsmitteln, die im Reich im Wege der Gemeinschaftsarbeit seitdem Weltkriege geschaffen wurden und die als Handwerkzeug der im Generalgouvernement besonders notwendigen Betriebsrationalisierung auch hier der Einführung bedürfen. Neben den vom Reichsausschuss für wirtschaftliche Fertigung (AWF) beim RKW entwickelten Maschinenkarten, Getriebeblättern, Vordrucken für die Stückzeitermittlung und Spezial Rechenstab für alle möglichen Sondergebiete sehen wir aus der modernen Fertigungstechnik Werkzeuge mit Hartmetallschneiden und Ziehwerkzeuge aus neuesten Werkstoffen, wie z.b. aus geschichtetem Kunstharzpressstoff.

Aus dem Gebiet der Büro und Verwaltungswesen werden die zur erfolgreichen Steuerung der Betriebe einheitlich ausgerichteten Buchführungs- und Kostenrechnung Methoden und die wirtschaftliche Gestaltung des Einkaufs- und Lagerwesens, der Lohnverrechnung und der Werkzeugbewirtschaftung ausgestellt. Auf dem Sektor des neuzeitlichen Verpackungswesens werden neben werkstoffeinsparenden Ausführungen Einsatzmöglichkeiten für neuartige Verpackungswerkstoffe gezeigt.

Ordnung und Erleichterung im Verkehr zwischen Erzeuger, Händler und Verbraucher schaffen die vom       Reichsausschuss für Lieferbedingungen und Gütesicherung (KAL) entwickelten Vereinbarungen über Bezeichnungsvorschriften, Liefer-  und gute Bedingungen und Prüfverfahren.

Sonderstempel zur Krakauer Mustermesse

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Krakau, 1. Dezember

Die Deutsche Post Osten gibt für die Zeit vom 30. November bis zum 8. Dezember 1940, also während der Zeit der Krakauer Mustermesse, einen Sonderstempel heraus. Mit diesem Sonderstempel wird die in besonders gekennzeichneten Briefkästen beim Postamt 1 eingelegte Post abgestempelt.

 Dr. Frank am Messe-Stand der Krakauer Zeitung

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Generalgouverneur Dr. Frank besichtigte mit besonderem Interesse auf der I. Krakauer Messe unter anderen auch der Stand der Krakauer und Warschauer Zeitung. Wie wir schon verschiedentlich darauf hinweisen könnten, ist Dr. Frank diesen führenden deutschen Pressunternehmen seit dem Tage der Gründung ein steter Förderer;  er nimmt an seinem Ausbau stärksten persönlichen Anteil. Aufnahme; Brandner

Trotz eines Brandes wird die erste Krakauer Mustermesse fortgesetzt

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Unsere Aufnahmen zeigen links, dass das Ausstellungsgebäude in seiner Ausdehnung dank der raschen Eingreifens der Feuerwehr, keinen Schaden genommen hat. Lediglich die Glaskuppel über dem Mittelraum (rechts)  ist ausgeschmort. Aufnahmen: B.H. Hirche

Krakau, 5. Dezember

In der Nacht zu Mittwoch brach in Krakau im Ausstellungsgebäude am Stephanplatz, indem ein Teil der Stände der ersten Krakauer Mustermesse untergebracht ist, gegen 2.45 Uhr im großen Mittelraum ein Feuer aus. Die schnellstens alarmierte Feuerwehr griff denn bei dem leicht brennbaren Material rasch um sich greifenden Brand in kürzerer Zeit an und konnte nach einstündigen Einsatz das Feuer auf seinen Herd beschränkten. Lediglich die Stände der großen Mittelraumes und die Kuppeldecke brannten aus. Das schnelle und energische Eingreifen der Feuerwehr rettete damit das Ausstellungsgebäude vor dem völligen Vernichtung und vor allem auch das übrige wertvolle messematerial, dass in den Räumen rundum aufgebaut worden ist, vor der Zerstörung. Schon frühzeitig gegen 3.30 Uhr war auch die Kriminalpolizei zugegen. Sie nahm sofort die Ermittlungen über die Brandursache auf, die der Kriminaldirektor von der Kriminaldirektion Krakau unter Hinzuziehung des Brandsachverständigen des Instituts für gerichtliche Medizin und Naturwissenschaftliche Kriminalistik, leitete. Das Ergebnis der Untersuchungen stand bis Redaktionsschluss noch aus.

Da durch das Feuer nur ein Teil der Stände beschädigt ist, wird die Messe weitergeführt werden. Alle Ausstellungsstände im Alten Theater –  und dies ist der größte Teil –  sind weiterhin für die Besucher zugänglich. Hier ist auch das gesamte Angebot der metallverarbeitenden Industrie, der Industrie der Steine und Erden, der Nahrungsmittelerzeuger,  des Handwerks, der Versorgungsbetriebe und so weiter zu sehen. Außerdem kann man vermuten, dass in einigen Tagen, auch die unversehrten Ausstellungsstände in der Kunsthalle den Besuch wieder zugänglich gemacht werden. Die Messe erhält durch dieses Feuer also keine wesentliche Beeinträchtigung.

Krakauer Messe nun auch in den historischen Tuchhallen

Verlängerung bis zum 15. Dezember

Krakau, 7 Dezember 1940

Wir konnten vor einigen Tagen bereits andeuten, dass die Krakauer Mustermesse verlängert wird. Die wir nun mehr erfahren, werden die in der bisherigen Kunsthalle untergebrachten Ausstellungsstände in das Obergeschoss der  Tuchhallen neu aufgebaut werden. Die räumlichen Verhältnisse gestatten es außer dem Großteil der alten Aussteller, dass eine Anzahl neuer Aussteller zugelassen werden kann, so dass die Messe, deren Gesamtdauer bis zum 15. Dezember verlängert wird, dadurch eine Bereicherung erfährt. Die Stände in der Tuchhalle sind ab Dienstag, den 10. Dezember zugänglich.

Hier sind die Männer von der Post daheim

Das Krakauer Heim der Deutschen Post Osten –  Bierstübl, Leseraum, Musikzimmer –  Übernachtungsmöglichkeiten für durchreisende Kameraden

 Eigener Bericht der Krakauer und Warschauer Zeitung

  1. Krakau, 6. November 1940

Postheim –  so verkündet jetzt ein Schild am Eingang zu dem schönen freundlichen Haus am Ostring in Krakau, das mit seiner hellen Front und den bunten Blumen an den Fenstern so vornehm ein wenig hinter der Häuserflucht liegt und dadurch vor dem Portal Raum für eine hübsche Rasenanlage gibt. So einladend so gastlich zeigt es sich auch in seinem Inneren. Die Deutsche Post Osten hat sich damit ein Heim geschaffen, das den Zweck auch erfüllt, denn man sich gedacht hatte, nämlich den Beamten und Angestellten der Deutschen Post Osten in Krakau die Heimat und vielleicht auch gelegentlich das Zuhause zu ersetzen.

Als Präsident Lauxmann den Entschluß faßte, in Krakau ein Postheim einzurichten, ging es von der Überlegung aus, dass man den vielen im Dienste der Deutschen Post Osten in Krakau stehenden deutschen Männern und Frauen eine Stätte schaffen müsste, wo sie sich in ihrer freien Zeit immer großen oder auch im kleinen Kreise zusammenfinden könnten zum fröhlichen Feiern oder auch nur zu einem Imbiss, und einen Schoppen Bier oder wo sie auch einmal in Ruhe und ungestört ein Buch lesen oder einen Brief schreiben zu können, kurz gesagt, wo sie sich zu jeder Zeit daheim fühlen sollten.

Es ist es ein Problem gewesen, ein solches Haus zu finden, denn es musste räumlich einigermaßen geeignet und es sollte auch möglichst zentral gelegen sein. Am Ostring 11 fand sich schließlich ein passendes Gebäude. Es wurde innen und außen hergerichtet,  Mauerer, Zimmerleute und Maler bekamen viel Arbeit.  Und damit tauchte auch das zweite große Fragezeichen auf:  woher die Einrichtung beschaffen. Das heute Gesicht des Räume des Postheims lässt von den Sorgen nichts mehr erkennen.  Die Schreinerei der Deutschen Post Osten fertigte handfeste Tische, Stühle, und Bänke für das Bierstübl und andere Räume an, anspruchsvollere Möbel wie Sessel usw.  kommen aus Möbelwerkstätten in Radomsko,  Kokosläufer  wurden zu Teppichen, Lampen und Leuchter wurden  teils in der Schreinerei gefertigt teils kamen sie durch Gelegenheitskäufe heran.

Nun ist nach und nach unter der Leitung von Postbauer Kropp ein fertiges Haus entstanden mit hellen, sauberen Fluren, von denen aus man im Hochparterre in den großen Saal gelangt, der mit seinen langen blank-gescheuerten Tischen und Stühlen geschaffen ist für gemütliche Kameradschaftsabende und ähnliche Gelegenheiten. Man kann sich auch einmal zu ernsten Anlass dort versammeln. Hier im Hochparterre befindet sich die Küche, ein Raum erwies sich alles Bierhalle, danebenliegt ein Spielzimmer, für das unter anderem noch ein Tischtennis angeschafft werden soll, ein Garderobenraum nicht zu vergessen.

Im ersten Stock reihen sich verschiedene einzelne Räume aneinander, die für jedermanns Geschmack etwas bieten. Vom Bierstübl hier oben ist schon die Rede gewesen. Möbel im Bauernstil, passende Leuchter dazu laden zu gemütlichen Runde ein. An den Wänden sind Zierteller und Fliesen, alle möglichen Gefäße und luftige Figuren aus Keramik auf Gimsen aufgebaut, schöne bunte goralische Volksstunstarbeiten. Ein paar kleine Brüghel Reproduktionen, die lebhaften Darstellungen derben Lebens und lustigen Schmauses, passen recht gut in diese Umgebung. Daneben betraten wir eine Aufenthaltsraum für ruhigere Gemüter. Blau bezogener Stühle, hübsche Gardinen, ein riesiger holzner Leuchter, kleine Tische, das alles reizt zu einem Plauderstündchen. Für besondere Gelegenheiten ist ein Konferenzzimmer eingerichtet worden, schließlich hatten wir einen Blick in das Schreibzimmer, das gerade eingerichtet wird, und dann kamen wir in das Musikzimmer mit einem schönen großen Flügel.

Das ganze Haus stellt sich so als ein wohlgelungenes Werk dar, über dass sich die, die es geschaffen haben, ebenso  freuen können, wie  diejenigen, die es nun benutzen dürfen. Die moderne Kücheneinrichtung lässt auch einen täglichen Kantinenbetrieb zu, und außerdem werden im Obergeschoß des Hauses noch Unterkunftsräume eingerichtet, und denen Durchreisende Angehörige der Deutschen Post Osten ein gutes Quartier erhalten können.

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Hell und freundlich ist die Front des Postheims am Ostring in Krakau. Aufnahme: Lemke

Ein neues Heim für Krakaus Soldaten

 Generalmajor von Höberth eröffnete eine Stätte der Kameradschaft in einem Brennpunkt der Hauptstadt des Generalgouvernements

Krakau, 18. Dezember 1940

Krakau Soldaten verdanken dem Kommandanten von Krakau, Generalmajor von Höberth , eine neue, schöne Städte für die Freizeit und Stunden kameradschaftlichen Zusammenseins.  Auf Befehl des Generals wurde das alte Kaffeehaus Renaissance, das an einem lebhaften Verkehrspunkt   der Hauptstadt des Generalgouvernements an der Reichsstraße liegt, zu einem Soldaten Heim für Unteroffiziere und Mannschaften der Wehrmacht des Standortes Krakau umgestaltet.  Das neue Soldaten Heim, daß zwei große Aufenthaltsräume  für 250 Männer, ein Lese- und Schreibzimmer und ein Spielzimmer umfaßt und in dem der Soldat auch die verschiedensten Dinge kaufen kann, wurde am Sonnabend nachmittag mit einer Ansprache von Generalmajor von Höberth seiner Bestimmung übergeben.

Im Rahmen einer  schlichten Feierstunde, zu der sich Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften des Standortes Krakau eingefunden hatten,  melde der Hauptmann Engelmann von dem Kommandantur Krakau dem General den vollzogenen Befehl. Ende November erteilte der General den Befehl zu dem Umbau. In gut zwei Wochen wurde dann alle baulichen Maßnahmen durchgeführt und alles herangeschafft, was für den Betrieb und angenehmen Aufenthalt in dem Soldatenheim erforderlich ist.

Der Kommandant von Krakau nahm dann die Eröffnung vor. Er legte dar, das bereits der Name Soldatenheim Sinn und Bedeutung dieser Einrichtung kennzeichne. Im Brennpunkt  des Krakauer Lebens sei eine Stätte der Erholung und Nutze entstanden. Dabei habe man den Standpunkt vertreten, daß ein Aufenthaltsraum für die Soldaten ein schöner Raum sein müsse. Der Soldat seinerseits habe die Pflicht, die Wehrmacht in dem neuen Soldatenheim würdig zu vertreten. Abschließend dankte der General allen am Werke Beteiligten für die aufgewandte Mühe und nannte dabei namentlich Hauptmann Engelmann, Inspektor Heinicke von der Heeresunterkunftsverwaltung, Regierungsbauinspektor Knees, Baumeister Pontes, Baumeister Obergefreiten Wernick und Schwester Emmy, die das Haus in mütterliche Fürsorge betreuen wird.

Generalmajor von Hubert betonte dann besonders, daß der Gedanke der Schaffung von Soldatenheim in dieser Form ein Gedanke des Führers und obersten Befehlshabers der Wehrmacht selbst sein, auf dem der General daß Sieg Heil ausbrachte. Nach dem gemeinsamen Gesang der Deutschlandliedes und des Horst-Wessel-Liedes erklärte der Kommandant von Krakau das Soldatenheim für eröffnet.

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Der Kommandant von Krakau, Generalmajor von Höberth, nach seiner Eröffnungsansprache im Kreise der Soldaten

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Blick auf das Soldatenheim für die Krakauer Wehrmacht  Aufn.: PK. Kintscher

Hinter den Kulissen einer Renovierung

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 In wenigen Tagen wird das Kino Scala in Krakau wieder eröffnet

Eigener Bericht der Krakauer und Warschauer Zeitung

  1. a. Krakau, 15. Dezember 1940

Nach einer Großrenovierung, die notwendiger war als der äußere Anschein zeigte, wird das Lichtspieltheater Scala wenige Tage vor Weihnachten seinen Vertrieb wieder eröffnen.  Das Eröffnungsprogramm bringt den Karl Fröhlich Film  „Herz der Königin“  mit Zarah Leander. Dann folgt noch in diesem Jahre der Film „Ein Leben lang“ mit Paula  Wessely, und schließlich ist eine besondere Silvester Überraschung mit einem Luftspielfilm vorgesehen, in dem Hans Moser die Hauptrolle spielt.

Die Großrenovierung, deren äußere Zeichen bereits jedem Passanten sichtbar sind, ist auf Veranlassung der Betriebsstelle für sämtliche Lichtspieltheater im  Generalgouvernement vorgenommen wurden.  Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass von den 103 Lichtspielhäuseln, die der Betriebsstelle unterstehen, innerhalb von sieben Monaten bereits 20 Kinos einer umfassenden Erneuerung unterzogen wurden und daß außerdem in der gleichen Zeit 56 Kleinrenovierungen durchgeführt worden sind.

Wenn sich die Lichtspielfreunde in wenigen Tagen von den vorgenommenen Arbeiten selbst überzeugen können, werden sie denn noch den Umfang dessen, was notwendig war und was geschehen ist, nicht ganz überblicken können. Trotzdem sind die Verbesserungen auffallend. An die Stelle schlechter Beleuchtung tritt flutendes Licht, noch im Oktober vergangenen Jahres gab es an der Außenfront keine Lampe. Die Treppen mit den abgeschlagenen Stufen wurden erneuert. Die innerlich schadhafte Installation, deren Störungen stets nur provisorisch behoben wurden, wurde überholt.

Der Fußboden, auf dessen brüchiger Linoleum-decke es sich so angenehm weich ging, der aber vielfach verfault und morsch war, wurde erneuert und mit Teppichen belegt. Die Vorname von Trennwänden ermöglicht eine bessere Sicht im ganzen Hause. Auf die Lüftung ist restlos verbessert worden. Es gab zwar früher schon Luftklappen. Die funktionierten indessen nicht. Der Kassenraum, der vor der Erneuerung einen Durchmesser von nur 2,15 Meter hatte, wurde in einer solchen Weise umgebaut, daß die Abfertigung der Besucher bequemer und reibungslose vor sich geht. Das gleiche gilt für die Garderobe, die in Annahme und Ausgabe unterteilt worden ist. Die Platzzahl, die für etwa 600 Menschen berechnet ist,  wurde im Interesse der Zuschauer etwas vermindert, das wird man besonders erfreut in den Seitenlogen feststellen.

Sehr wichtig ist die Schaffung gesonderter Ausgänge für die Rangbesucher.  Mit einer solchen Auflockerung das Lichtspieltheater und der Lösung eines verkehrstechnischen Problems ist gleichzeitig eine größere Sicherheit der Besucher gewährleistet, die sich beim Verlassen und Betreten des Hauses in Zukunft nicht mehr im Wege stehen werden.

Es ist klar, daß auch die Innenausstattung eine Reihe von Änderungen unterzogen wurde. Während früher die kalte, geschmacklose Marmorpracht ein rein jüdischen Bluff wie viele Einrichtungen des Hauses war, betritt man jetzt einen Innenraum, der mit seiner neuen, bin vorwiegend roten und goldenen Farben gehaltenen Ausstrahlung warme und gemütliche Züge zeigt.

Selbstverständlich wurden auch Bild und Ton auf den neuesten Stand der Technik gebracht, wie im übrigen alle baulichen Neuerungen denn Reich deutschen Vorschriften entsprechen. Die Stadt Krakau wird nach der Eröffnung dieses Lichtspieltheater seine Stätte haben, in der die neuesten Filmschöpfungen gleichzeitig mit dem Uraufführungen im Reich dargeboten werden.

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Neues Bollwerk nationalsozialistischen Ideenlebens

Die Schulungsburg des Arbeitsbereichs der NSDAP eröffnet – Generalgouverneur Dr. Frank über die drei unsterblichen Begriffe des Nationalsozialismus –  um die Sinndeutung dieses Krieges  – Aufrichtung im Glauben an die Volkskraft

Krakau, 26 Oktober 1943.

Staatssekretär Dr. Bühler übergibt dem stellvertretenden Leiter der Arbeitsbereichs Generalgouvernement der NSDAP (V.i.A.) Stahl den Schlüssel der Schulungsburg. Aufnahme: Rösner.

Am Vorabend der vierten Wiederkehr des Gründungstages des Generalgouvernements wurde die Schulungsburg der NSDAP in Krakau durch den Leiter des Arbeitsbereichs Generalgouvernement der NSDAP, Generalgouverneur Dr. Frank, in feierliche Form ihrer Bestimmung übergeben. Vor dem Haus warten in langer Reihe die Ehrenformationen der Partei und ihrer Gliederungen angetreten, deren Front Generalgouverneur Dr. Frank abschritt. Staatssekretär Dr. Bühler übergab darauf mit einer kurzen Ansprache, in der er die Zweckbestimmung der Schulungsburg hervorhob und auf die im Generalgouvernement besonders fest verankerte Einheit von Partei und Staat hinwies, den Schlüssel des Gebäudes an den stellvertretenden Leiter des Arbeitsbereichs (V.i.A.) Stahl.

Der eigentliche Festakt der Einweihung der Schulungsburg vollzog sich in deren großem Vortragsraum. Der Musikvortrag einer Kameramusikvereinigung aus Mitgliedern des Staatstheaterorchester bildete den Auftakt. In seiner Begrüßungsansprache bezeichnete der Leiter der Hauptarbeitsgebietes Schulung, Bereichsleiter Holweger, die Eröffnung der Schulungsburg als den Beginn einer neuen Epoche der Schulungsarbeit überhaupt. Damit ist der Partei das technische Rüstzeug für weitere Schulungsarbeit gegeben. Die Schulung bildet ein Ganzes. Hier herrschen eine andere Methodik und Pädagogik, als sie früher unter dem Begriff Schulung verstanden wurden. Die Wissensvermittlung ist nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck. Der Mythos des Deutschen soll hier innerlich erlebt werden. Die Seele soll angesprochen werden, und aus dem nationalsozialistischen Gedankengut sollen Glaube und Kraft entspringen. Schulung des Geistes in Wahrheit und Klarheit, Schulung der Seele zum  Wollen und Willen, Loslösung des Menschen aus der Vielfalt der Arbeit sind die Hauptaufgaben. Durch Schulung auf heroische Eigenschaften soll ein neuer Menschentyp mit soldatischen Tugenden geformt worden. Über der Schulungsburg aber sollen der Geist von Potsdam, von Wittenberg und Weimar walten.

Darauf ergriff der Leiter der Arbeitsbereichs, Generalgouverneur Dr. Frank, das Wort und sprach zunächst allen an der Schaffung dieses Bollwerkes nationalsozialistischen Ideenlebens Beteiligen aus Staat und Partei seien Dank und seine Anerkennung aus, daß es im fünften Kriegsjahr möglich sei, im Nebenland des Großdeutschen Reiches eine zentrale für nationalsozialistische Schulung der Wirksamkeit zu übergeben.  Dr. Frank führte im Einzelnen dann unter andere aus: „Mein Wunsch, denn ich diesem Hause als Weihespruch an die Stirnseite schreiben möchte, lautet: Für Gott, Führer, Volk und Reich. Elementar wie diese Urbegriffe baut sich die Lehre des Nationalsozialismus auf.  Auf die Urwurzeln menschliche Entwicklung zurückgeführt, von allen ideologischen Zwischenwerk befreit, ragen die unzerstörbaren Fundamente der Erkenntnisse Adolf Hitlers in dieser Zeit. Diese Ideen von Volk und Rasse, Boden und Erbe, Wehr und Ehre, Einheit und Stärke, Willensart und Entschlossenheit sind wie der letztgeläuterte Stahl unzerstörbares Gepräge dieser deutschen Epoche.  Im Dienst dieser Idee steht  auch diese Schulungsburg.  Die Deutschen in diesem Raum sollen hier immer wieder im Glauben an die Unsterblichkeit unseres Reiches aufgerichtet werden. Hier soll die Glut fanatischen Entschlossenheit in  Dienst für Führer und Reich immer wieder neu angeflammt werden, so dass von dieser Schulungsburg aus in die Lande hineinstahlt, wie ein Leuchtturm des Gewissens hochaufgerichtet, die Sinndeutung dieses gewaltigsten Krieges aller Zeiten, die für uns Deutsche lautet: die endliche Schaffung eines freien, großen Deutschen Reiches.“ (…)

Diese unsterbliche Gerechtigkeit ließ unseren Führer die Waffen in die Hand nehmen, um für das Lebensrecht unseres Volkes den Kampf zu führen. Er dient unser Werk in Stadt und Land, im Reich und in den neuen Gebieten, in Wehrmacht, Verwaltung, Wirtschaft. Möge sich die Schulungsburg des Arbeitsbereich Generalgouvernement der NSDAP in diesem großen Ringen an einem stolzen Platz erfolgreichen Wirkens zu einer Stätte steten Lebens der Unsterblichen Ideen Adolf Hitler und seine Bewegung entwickeln.“

Der stellvertretende Leiter der Arbeitsbereich  (V.i.A.) Stahl schloß hier auf die Veranstaltung, an der außer dem gesamten Führerkorps von Partei und Staat auch hohe Ehrengäste der Wehrmacht, an ihrer Spitze der Wehrkreisbefehlshaber, General der Infanterie Haenicke der Befehlshaber im Luftgau VIII, General der Flieger Somme und der Stadtkommandant von Krakau, Generalleutnant Oppenländer teilnahmen.

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Die Schulungsburg des Arbeitsbereichs der NSDAP in Krakau (Marchall-Foch-Allee)

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Dr. Frank spricht

Erster Spatenstich zur Heinrich Himmler Polizeikaserne

Geschenk des Generalgouverneurs als Dank für den bewährten Einsatz des SS und Polizei

 Eigener Bericht der Krakauer und Warschauer Zeitung

bgm. Krakau, 29. Oktober 1940

Im Verlaufe der festlichen Veranstaltungsreihe anläßlich des Jahrestages des Generalgouvernements fand im Weichbild der Stadt Krakau der feierliche Baubeginn der Heinrich Himmler Polizeikaserne statt, zu der Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Himmler in Anwesenheit des Generalgouvernements Dr. Frank die ersten Spatenstiche vollzog.

Der erste Schnee  hatte die Hauptstadt des Generalgouvernements in eine weite Winterlandschaft verwandelt. Etwa 4 Kilometer von Adolf-Hitler-Platz entfernt, Weichsel aufwärts am rechten Ufer des Stromes, war mit hohen Fahnen geschmückten Masten die Grundfläche abgesteckt, auf der die neue deutsche Polizeikaserne errichtet worden soll.  Je ein Bataillon der Polizei und der Waffen SS waren mit Spielmanns-  und Musikzügen als  Ehrenformationen angetreten. Neben zahlreichen Offizieren und Führern der SS und Polizei war eine große Anzahl von hohen Offizieren des Heeres und der Luftwaffe sowie führende Beamte der Regierung des Generalgouvernements bei diesem festlichen Akt zugegen. So bemerkte man Staatssekretär dr Bühler, Generalmajor Becker, der Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD SS-Brigadeführer Streckenbach.

In Begleitung des höheren SS und Polizeiführers im Generalgouvernement, SS-Obergruppenführer Krüger, trafen dann der Generalgouverneur und der Reichsführer-SS ein. Der Befehlshaber der Ordnungspolizei, Generalmajor Riege, meldete Doktor Frank die angetretenen Ehrenformationen, deren Front der Generalgouverneur in Begleitung der Reichsführers SS und des SS-Obergruppenführer Krüger abschritt. Nun begrüßt der Dr. Frank und Heinrich Himmler herzlich die zahlreichen Ehrengäste, dann führte der Generalgouverneur aus:

Kameraden der Polizei und SS! Es ist in wohlgefügtem Zusammenhang mit dem ersten Jahrestag der Gründung des Generalgouvernements, daß wir heute hier den Festtag der ersten Spatenstich es zur ersten großen, modernen Polizeikaserne in Generalgouvernement vornehmen.  Reichsführer SS! (…)

Ich habe sie gebeten, dieser Kaserne, die bestimmt ist, der Polizei des Generalgouvernements eine repräsentative Arbeitsgemeinschaft zu ermöglichen, ihren Namen zu geben, und sie haben, zu meiner Freunde zugestimmt. (…)

der Reichsführer SS Himmler führte anschließend aus: Herr Generalgouverneur!  Männer der Polizei und SS! (…)

das Generalgouvernement ist von einem Jahr erobert worden. Wir wissen, dass wir heute und in der Zukunft unserer Garnisonen haben werden. Die Fahne ist eingerammt und niemand wird sie mehr wegholen. (…)  wir sind dem Generalgouverneur zu besonderem Dank verpflichtet, dass er heute am ersten Jahrestag der Errichtung des Generalgouvernements, und diesen Bauplatz und die Kaserne für ein Polizei Regiment in Krakau schenkt. Wenn ich nun mit diesem Spatenstich in diesem deutschen Boden am Ufer der Weichsel den Bau beginne, so spreche ich dabei zwei Wünsche aus. (…)  mit diesen beiden wünschen tue ich nun den ersten Spatenstich.

Mit diesen Worten ergriff der Reichsführer-SS den Spaten und warf drei schippen voll Erde in den Schubkarren, damit gleichsam den beginnt des Baues der Heinrich Himmler Polizeikaserne einleitend. Dann nahm der Reichsführer-SS noch einmal das Wort (…)

Mit dem Bekenntnis zu Adolf Hitler und den  Hymnen der Nation fand der feierliche Baubeginn der Heinrich Himmler Polizeikaserne seinen würdigen Ausklang.

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Reichsführer SS Himmler beim ersten Spatenstich zu neuen Polizeikaserne in Krakau

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Mit dem Generalgouverneur Dr. Frank schreitet der Reichsführer SS Heinrich Himmler die Front der Einheiten der SS und Polizei ab. Aufnahmen: O. Rösner

Berichte des letzten Gouverneurs des Krakauer Distrikts – Carl von Burgsdorff aus dem Montelupich-Gefängnis in Krakau, niedergeschrieben aus seiner eigenen Handschrift

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Curt Ludwik Ehrenreich von Burgdorff

Die Verwaltungsorganisation in früheren Generalgouvernement Teil 1

Bericht No. 4  Die Organisation der Verwaltung im  GG (Teil 1) (September 1947)

Im Reiche Hitlers hat die Frage die Organisation eine besonders große Rolle gespielt. Aber man ist auch an diese Frage mit vorgefassten Meinungen mit Thesen herangegangen, ohne genügend zu prüfen, ob nicht die bestehende Organisation sich bewährt hat und ob nicht das wirkliche Leben der geplanten Organisation entgegensteht. Es wurde geändert aus der Sucht des kleinen Mannes, des rerum novarum cupidus heraus.

So hat man auch bei der Organisation des Generalgouvernements jedes Vorbild aus der Vergangenheit peinlich vermeiden und sich wieder an die polnische noch – wenn man dies aus körlichten politischen Vorurteilen nicht wollte – an die Organisation aus der österreichischen Zeit (gibt für die Distrikte Galizien und Krakau) gehalten. Mir also altem, gelehrten Verwaltungsbeamten ist dies auch bald auf gefallen. Ich habe in meiner jahrzehntelangen Verwaltungspraxis in Sachsen (seit 1918) so viel mir organisatorischen Fragen zu tun gehabt, dass mir sehr bald klar wurde, dass es auch bei der Organisation des GG um eine nach einer Theorie konstruierte und nicht irgendwie aus der polnischen Verwaltungsgeschichte abgeleitete Organisation handelte. Ich gewann deshalb die Überzeugung, dass diese Künstliche Konstruktion des GG beseitigt werden müsse, gerade auch wenn der Krieg siegreich zu Ende ging, um endlich friedliche Zustände herbeizuführen. Ich habe deshalb die Verfassung des GG von vornherein abgelehnt und bald begonnen, darüber nachzudenken, wie man wieder Anschluss an bewährte alte Verwaltungsformen des Landes finden könnte. Ich hatte es ja gelernt und lebte seit Jahrzehnten in dem Glauben, dass man sich gerade bei der Organisation der Staatsverwaltung von künstlichen Konstruktionen hüten muss. Man muss im Gegenteil sorgsam darauf achten, dass die Reibungen, die durch jede Staatsverwaltung sowohl beim einzelnen Staatsburger wie beim Gesamtvolk entstehen, durch eine geeignete Organisation möglichst wenig fühlbar gemacht werden. Die Staatsverwaltungsorganisation muss seit Jahrzehnten und Jahrhunderten und dem Bedürfnis des Volkes heraus gewachsen sein, dann passt sie dem Staatsbürger wie ein gut sitzenden Anzug.

Ich bin überzeugt, dass das polnische Volk nicht nur über den verlorenen Krieg und über die Fremdherrschaft unglücklich war, sondern dass es sich auch täglich ärgerte über die ihm aufgezwungene Verwaltungsorganisation des Landes, die so sah, als gäbe kein polnisches Volk mehr. Zum mindesten gibt die Verwaltungsorganisation des GG von dem Standpunkt aus dass die Polen nicht im Stande waren, bei der Verwaltung ihres Landes mitzuwirken oder sie gar zu führen.

Der fundamentale Grundsatz jeder Verwaltungskunst auch ist eine aus den Bedürfnissen des Volkes heraus gewachsene „gut sitzende“ Verwaltungsorganisation. Staat und Volk zu einer aus den Bedürfnissen der Bürgers heraus untrennbaren Einheit zu machen, ist im GG in katastrophaler Weise missachtet worden. Das war umso verhängnisvoller als das „Staatsvolk“ ein fremdes Volk war, dessen nationale Ehre durch die Fremdherrschafft auf das schmerzlichste verletzt war. Außerdem wollte oder musste man diesem Volk schwere Lasten zur siegreichen Fortführung eines Krieges auferlegen dessen Verlust jeder Pole für den Eroberer der Landes glühend herbeisehnte. Man hätte also mit größte Delikatesse vorgehen und bei der Verfassungs- und Verwaltungsorganisation alles aus der Vergangenheit des Landes heranziehen sollen, was sich auch nur irgendwie bei der veränderten Situation herausziehen ließ. Deshalb verstieß die in luftleeren Räume rein gedanklich konstruierte und machtmäßig durchgesetzte Verwaltungsorganisation in GG – so gut sie auch verwaltungswissenschaftlich ausgedacht sein mochte, ab radice jede Verwaltungskunst. Ich sehe und beurteile die Organisation des GG nur vom Standpunkt des Verwaltungsbeamten aus, in dessen 2. Staatsexamen 1910 (für den höheren Verwaltungsdienst) gerade die so staatsrechtlichen und staatsphilosophischen Fragen eine Rolle gespielt haben. Denn kein Mensch kann aus seiner Haut heraus, sondern er sieht die Welt nur mit seinen Augen. Ich bitte nur deshalb auch einige Ausführungen zu gestalten, die vielleicht als unnötige Länge empfunden werden. Sie erscheinen mir aber notwendig, um das Verständnis für den Standpunkt zu erwecken unter den allein ich die Dinge gesehen und danach gehandelt habe.

Ich war kein Parteimann während meiner Tätigkeit hier, der auch Fragen der Organisation nur durch die Parteibrille sieht; ich war ein Politiker der, nur sein Ziel sieht und dem es gleichgültig ist mit welcher Organisation er es erreicht; Ich war kein Mann der Wirtschaft denn die Verwaltungsorganisation nur dazu dienen soll; rasch reich zu werden, sondern ich bin einzig und allein Staatverwaltungsbeamter. Ich bin aus einem „relatio“ sehr angenehmen Kriegseinsatz als Stabsoffizier für Panzerabwehr bei der 10. Armee gegen meinen Willen herausgerissen und gegen meinen Willen durch meinen höchsten Vorgesetzten den Reichsminister der Innern, Himmler nach Krakau „kommandiert“ worden. Ich bin kein „ernannter“ Gouverneur dessen Lebensschicksal aus diesem Posten hing, sondern ich hatte Rang und Stellung als Unterstaatssekretär. Ich bin hierher kommandiert worden für die Kriegsdauer als „ziviler Kriegsdienst“ mit der Begründung durch Himmler persönlich, dass wenn ich militärischen Kriegsdienst hatte in einen Range, der weit unter meinem Beamtenrange läge, er auch in Interesse des Staates verlangen könne, dass ich zivilen Kriegsdienst unter meinem Beamtenrang hatte – der Rang des Gouverneurs ist niedriger als der eines Staatssekretärs.

Für das Reichsministerium des Innern und ich mich war die Tätigkeit hier also schon wegen meiner höheren Beamtenranges von vornherein als nur vorübergehend gedacht.

Beweismittel: Staatssekretär Dr. Stuckart vom Reichsministerium des Innern als Zeuge Stuckart war im April 1946 im Zeugenbank des Justizpalastes in Nürnberg

Diese für mich als Beamter sehr schmerzliche zwangsweise Verwendung auf einem niedrigen Posten auf vorübergehende Zeit gab nur auf des anderen Seite eine starke Distanzierung gegenüber dem GG, seiner Regierung und seinen Einrichtungen. Ich habe diese Distanzierung noch dadurch erhöht, dass ich während meiner ganzen Tätigkeit in GG bei der Wehrmacht geblieben bin.

Beweismittel:  Brief des General d. J. Olbricht eines der Männer vom 20. Juli 1944, bei meinen Briefen in Gepäck.

Ich erwähne das alles nur deshalb, um darzutun, dass das, was ich über die Verwaltungsorganisation des GG gesagt habe und noch sagen werde, keineswegs eine Erkenntnis aus der Zeit in amerikanischen Lagern oder in polnischen Gefängnissen ist, sondern meine Standauffassung als studierter höheren Staatsverwaltungsbeamte. Hinzu kam noch ausschlaggebend, dass die Art meine Verschickung in das GG ja nur eine Distanz zu seinen Einrichtungen und seinem ganzen Milieu gab, sodass ich die Fehler, die auf meinem Verwaltungssektor gemacht worden waren, klar sehen konnte. Ich habe deshalb die Organisation des GG auch nicht nur kritisiert, sondern ich habe, soweit es um meine Kräften stand, gehandelt.

Ich konnte natürlich die Organisation des GG nicht umwerfen. Ich habe aber zielbewusst; a) im Sinne eines Beteiligung des polnischen Volkes an der Verwaltung gearbeitet, b) versucht nur genaue Kenntnis über die früherer Verwaltungsorganisation zu verschaffen, da diese meine Überzeugung nach (j.o.) wieder eingeführt werden musste

Zu a) Nach einer Verordnung der Regierung von 1942 war es denn Kreishauptleuten gestattet, Ausschüsse aus der Bevölkerung zu bilden und sich zur Seite zu stellen. Wenn ich recht unterrichtet bin, ist nirgends im GG von dieser Ermächtigung Gebrauch gemacht wurden. Zur Distrikt Krakau bestanden jedenfalls nirgends solche Ausschüsse. Die Regierung hat 1944 noch einmal auf die Möglichkeit diesen Ausschüssen hingewiesen, ohne sie aber vorzuschreiben. Ich habe bevor diese Regierungsverordnung erschien zwangsweise einrichten lassen. Ich habe befohlen, weil ich merkte, dass bei manchen Kreishauptleuten gewisse Widerstände vorlagen, die sich erklären aus der Beziehung an die bisherige – vielleicht bequemere, autokratische Regierungsweise und aus der Sorge manches Nichtfachmannes, wie man aus einem solchen Ausschuss umgehen soll. Diese Selbstwerwaltungsausschusse waren vor mir gedacht wie die Kreisausschüsse im Reiche, die um den Kreisen das maßgebende Gesetzgebungs- und Verwaltungsorgan sind. Ohne sie ist eine Kreisregierung oder Kreisverwaltung einfach unmöglich. Deshalb habe ich mich auch mit diesem meine neuen Neueinrichtung besonders gekümmert.

Ich habe Sitzungen darüber abgehalten und mich in einer eingehender schriftlichen Anordnung, die hoffentlich im Besitz des Herrn Untersuchungsrichters ist, genaue Weisungen erteilt. Darüber hinaus habe ich mir aber auch die Mitglieder der Ausschüsse anzeigen lassen und nachgeprüft, ob wirklich die besten Männer aus allen Kreisen der Bevölkerung  berufen worden waren und schließlich habe ich selbst die Sitzungen die der Ausschusse teilgenommen, um befruchtend auf die Kreishauptleute und mittmachend auf die Mitglieder der Ausschüsse zu wirken. Ich habe dabei nie versäumt, diese polnischen Männer auf ihre Wertschätzung durch mich und die hohe Bedeutung ihrer Aufgabe hinzuweisen.

Warum habe ich nur solche Muhe um diese Ausschüsse gegeben?  Weil sie der Grundstock der polnischen Autonomie werden sollten!  Es „sprach sich dreh allmählich herum“, dass es trotz oder neben der Verwaltungsorganisation des GG auch noch ein polnisches Volk gab. Die Gewalt diese Tatsache hatte dazu geführt, dass die Polen und den Gemeinden sich selbstverwalteten. Aber darüber hinaus hatten sie keinen Anteil an irgend einer Regierungs- oder Verwaltungsinstanz. Da gab es nur die deutschen Kreishauptleute, Gouverneure und die deutsche Regierung. Wenn ich das nun ändern und den Polen ein weiteres Stück ihrer Verwaltung geben wollte, so war es das organisch Gegebene, auf den Gemeinden aufzubauen und in der nächsthöheren Instanz darum zu beginnen. Deshalb die Selbstverwaltungsausschieße bei den Kreishauptleuten. Ich bin mir nur dessen bewusst, dass diesen Ausschüssen zunächst noch das Recht der eigenen Gesetzgebung und Verwaltung fehlte. Die waren zunächst nur Beratungsorgane der Kreishauptleute, aber auch als solche von besonderen Bedeutung. Es muss nämlich leider zugegeben werden, dass die Kreishauptleute vielfach nicht mehr sorgten was in ihren Kreisen vorging. Das lag daran, dass die Bevölkerung sich aus Furcht von Repressalien scheute, bei den Kreishauptleuten Anzeigen zu erstatten. Hier nun sollten die Mitglieder der Selbstverwaltungausschüsse eingreifen, gestützt auf die Autorität, die ich mich dauert bemühte, ihnen zu geben. Ich bin auch überzeugt, dass diese  Ausschüsse sehr bald alle Rechte ihre deutschen Kollegen, des Kreisausschusse erworben hatten, denn solche Beispiele haben eine ungeheure Anziehungskraft.

Ich habe  ab, bei diesem Stück werdender polnischer Autonomie nicht bewenden lassen, sondern habe mir für den Distrikt einen Distriktausschuss zur Seite stellen wollen. Ich habe die Genehmigung zu diesen Plan als einziger der Gouverneure erbeten und erhalten. Es ist aber leider nicht mehr zu Bildung dieses Ausschusses gekommen. Es war zu spät! Und hier enthüllt sich ein Stuck der Tragik, die auf meine Arbeit in diesem schönen Lande ruht und die sich auch mehr zeigen wird, wenn ich über meine Tätigkeit berichte. Als nun gegen meinen Willen entschieden war, dass ich vorübergehend die Geschäfte des Gouverneurs des Distriktes Krakau zu übernehmen hatte, habe ich die Arbeit in den Sektor, in dem sich einzig und allein meine Tätigkeit hier abgespielt hat, denn Verwaltungssektor mit heißen Nerven angepackt. An diesen Ausschüssen als den Beginn einer ganz neuen Verwaltungsära und damit auch einen ganz neuen Politik hing mein Herz.

Ich bin den Distriktausschuss gescheitert, weil ich für ihn nicht mehr die polnischen Männern fand, die ich brauchte, wenn der Distriktausschuss seine hohe Aufgabe, einmal so etwas wie der Provinzialausschuss einer preußischen Provinz zu werden, erfüllen sollte.

Da konnte ich keine Kreaturen gebrauchen, sondern brauchte ernsthafte gerade Männer. Diese ließen sich aber Herbst 1944 nicht mehr finden. Die Polen waren durch ihre ausländischen Nachrichten besser über unsere Lage unterrichtet als wir. Ich habe deshalb auch die Regierung nicht verstanden, als die am 5. Jahrestag des GG – Oktober 1944 – die polnische Autonomie verkündigte. Dr. Frank hatte fünf Jahren mit der autokratischen Organisation regiert! Er musste wissen, dass er mit einem solchen Systemwechsel keinen Glauben unter den Polen fand. Zu einem solchen Systemwechsel gehörte eben auch ein grundlegenden Wechsel in der Person des „Königs“, wenn er Früchte des Glaubens und des Vertrauens bringen sollte. Aber außerdem war es eben zu spät, wie mein  Beispiel nur dem Distriktausschuss zeige. Ich habe mir meinen Bedenken nicht zu zurückgehalten und habe ein langsameres überleitetest Vorgehen Schritt für Schritt angeraten, auch wegen der zu erwartenden Einsprüche Himmlers und Bormanns. Ich habe Recht behalten, denn außer des lauten Ankündigung der polnischen Autonomie erfolgte von der Regierung nichts weiter. Nur ein ernannter Prestigeverlust der Regierung war deshalb die Folge.

Zur b). Das mit einer personell rein deutschen Verwaltungsorganisation auf die Dauer nicht zu regieren war, gerade auch bei einem nicht so siegreichen Ende des Krieges, musste jeden Verwaltungsfachmann der etwas staatsmännisch und staatsphilosophisch denken kann klar sein. Es sagte sich nun, wo und wie man die Polen nun wieder herausziehen konnte. Denn es war ohne jeden Zweifel, dass jede Heranziehung des polnischen Volkes sehr leicht auf der Wiederstand des in diesen Frage sicher einigen Triumvirats Hitler Himmler Bormann stoppen würde. Ich bin der Ansicht gewesen, dass die Polen in erhöhtem Maße bei der unteren Verwaltungsbehörde herangezogen werden konnten. Meiner Aussicht nach waren die Bezirke der Kreishauptleute viel zu groß, um untere Verwaltungsbehörden bilden zu können. In einer unteren Verwaltungsbehörde soll der Chef alles selbst sehen, hören, entscheiden. Er soll das Volk anzusprechen und das Volk soll zu ihm persönlich reden. Dazu gehört aber die Kenntnis des Landessprache. Es traf sich also eine verwaltungsmäßige Notwendigkeit – Verkleinerung der Kreise – mit der Folge, dass dann polnische Beamte in starken Zahl auf Leuten der Posten berufen werden mussten, also in meinen politischen Ziel. Ich wollte das nun ganz geräuschlos anbahnen und habe deshalb nicht mit der Posaune von Jericho geblasen, wie das sonst in GG üblich war (allerdings ohne den Erfolg von Jericho!) Ich habe mich still und schlicht durch polnische Fachleute über die frühere Verwaltungsorganisation aufklären lassen.

Mir schwebte vor, in dem alten österreichischen Distrikt die österreichische Verwaltungsorganisation einzuführen, von der nur erzählt worden war, dass der polnische Staat einen großen Teil übernommen haben sollte. Ich wollte wieder Starosten mit kleinen Bezirken, von denen die größte Teil hätten Polen sein müssen. Ich hoffte so zu einen Zusammenarbeit polnischer und deutscher Verwaltungsbeamter zu kommen, zu einen Aussöhnung der Bevölkerung mit seinen Verwaltung und zum allgemeinen Frieden im Lande. Ich habe viel darüber mit meinen Herren und dem Präsidenten der Hauptabteilung Innere Verwaltung Dr. von Craushaar, diskutiert. War das ganze eine Utopie? Nein, sondern es war eine lebensvolle Konzeption, die zu guter Ziel durchgeführt, seine Früchte für Polen und Deutsche getragen hätte. Ich sah in der schwarz-weißen Durchführung der polnischen Autonomie gleichzeitig die Erfüllung unseres lebenswichtigen deutschen staatspolitische Interesses. Nun aber machten die kriegerischen Erzeugnisse auch diesen Plan zu nichts. Das Tragische „zu spät“ hat auch hier  meinen Wollen ein Ende gesetzt!

Über die Verwaltungsorganisation im Einzelnen, namentlich im Hinblick auf die Behörde des Gouverneurs berichte ich im nächsten Bericht. Beweismittel für meine Ausführungen sind Dr Fickert , Dr. von Craushaar mit denen ich laufend diese Dinge besprochen hatte.

Die Verwaltungsorganisation in früheren Generalgouvernement Teil 2 (25.10.1947)

Die Verwaltungsorganisation des GG führte den  Aufbau der Verwaltung in 3 Verwaltungsstufen durch

1) die Regierung bildete die oberste Instanz

2) der Gouverneur die Distrikte und

3) Kreishauptmann die untere Instanz

Ich darf hier einfügen, dass die Behörden der allgemeinen, und inneren Verwaltung in der mittleren und unteren Instanz die Bezeichnung: der Gouverneur und der Kreishauptmann führten. Die Personen der Gouverneure und der Kreishauptleute waren dabei nicht gemisst und wurden auch dadurch nicht berührt. Diese Behördenbeziehung entsprach der Regelung im Reiche, wo die entsprechenden Behörden „der“ Regierungspräsident und „der“ Landrat heißen. Es sollte NS Deutschland alles auf die Person abgestellt werden. Das entsprach der NS Einstellung gegen alle demokratischen Einrichtungen. Bei den Behörden wollte der NJ durch die neue Beziehung betonen, dass jede Art von „kollegialer“ Entschließung ausgeschossen wäre. Der NS glaubte dadurch das sogenannte „Führertum in der Verwaltung“ zu „schaffen“. Es übersah dabei, dass die frühere Abhängigkeit vom Kollegien das Führertum in der Verwaltung weniger beeinträchtigte als der von dem neu geschaffene und rücksichtslos durchgeführte öde berliner Zentralismus.

Die Dreiteilung der Verwaltung im GG entsprach einem alten Grundsatz des Verwaltungsrechtes, der, wenn ich recht unterrichtet bin, wohl in allen Länder Geltung hat, also International ist. Aus einer Überspitzung des Begriffes des Reiches als Einheitsstaat heraus ist nun im NJ Deutschland dieser Grundsatz des Verwaltungsrechtes durch die Einschaltung der Reichsstellen in Berlin als alleroberster Instanzen mehr oder weniger aufgehoben werden. Es sind vier Stufen eingeführt worden.

Ich biete hier einige wenige Bemerkungen über nationalsozialistischen Errungenschaften auf dem Gebiet der Organisation der Staatsverwaltung einschalten zu dürfen. Sie erschienen mir für das Verständnis der Organisation der Verwaltung in GG. erforderlich. Der Nationalsozialismus brachte für Deutschland mit den Jahren steigend und an Kriege dann ganz ausgesprochen, einen Zentralismus mit sich, der den guten alten staatsrechtlichen Tradition Deutschlands völlig widersprach. Jetzt sollte auf einmal alles von der Regierung in Berlin bestimmt werden und die obersten Instanzen in den Ländern, die in guter Personal- und Sprachkenntnis regiert hatten, wurden ihrer Macht und ihres Einflusses abgewickelt. Aber diese sogenannte Berliner Regierung war keine Regierung, sondern nur ein „Neben“ und auch „Gegen“ einander vieler Reichsministerien und oberster Reichsbehörden. Und diese vielen obersten Behörden schufen sich in strengen, vertikaler Linien völlig von ihnen abhängigen Unterbau bis in die unterste Instanz hinein. Das war ihre Hausmacht.

Sie zerrissen damit bis in die unterste Instanz hinein den gesunden Behördenaufbau, der – natürlich in einem sinngemäß beschränkten Ausmaß – der Horizontalen Zusammenfassung (Einheit der Verwaltung) bedarf. Der NJ verstand unter „Führertum in der Verwaltung“, das eine oberste Berliner Stelle befiehlt und das dann ohne irgendwelche Sachbearbeitung in Zwischeninstanzen die entsprechende Abteilung in der untersten Instanz gehorcht. Er vergaß dabei das eine gesunde Verwaltung gerade diese Sachbearbeitung nach den verschiedenen regionalen und örtlichen Verhältnissen bedarf und das gerade diese Sachbearbeitung in Zwischeninstanzen wirklich „Verwaltungsführertum“ schafft, weil sie dieser Führertum bracht. Wegen einer berliner Führung des Einheitsstaates wurde allenthalben eine wirkliche Führung der Verwaltung im Lande draußen vernichtet.

Diese Entwicklung begann bezeichnenderweise bei der Polizei (Erlass Goerings über die Geheime Staatspolizei) und war hier völlig umfassend. Die Befehlsgebung durch die Berliner Zentralstellen der Polizei war eindeutig und wurde unterstützt durch modernste technische Nachrichtenmittel, die die polizeilichen Zentralstellen in Berlin mit den nachgewidmeten Stellen in der Provinz verbanden. Ich habe es in Sachsen miterlebt, wie die Polizeidienststellen in Lande völlig auf die Berliner polizeilichen Zentralstellen einem namentlich das Reichssicherheitshauptamt, ausgerichtet und damit der Einwirkung der sächsischen Verwaltungsstellen Nutzungen wurden. Ich habe denselben Vorgang 1938 in Wien beobachtet und schließlich im Protektorat Böhmen und Mähren bestätigt gefunden. Eine ähnliche Entwicklung wie bei der Polizei ist aber allmählich bei allen Reichsressorts mehr oder minder zu beobachten gewesen.

Aber es bestand doch ein großer Unterschied. Das durch die vertikale Befehlsgebung entstehende Abhängigkeitsverhältnis war bei der Polizei dadurch besonders gekennzeichnet, dass die Angehörigen der Polizei der SS angehörten und damit neben das polizeiliche vertikale Befehlsverhaltnis noch das durch die SS war. Die polizeilichen Dienststellenleiter draußen im Lande waren also ihren Vorgesetzten in doppelter Hinsicht „Untertan“, einmal durch das polizeiliche Vorgesetztenverhältnis und dann SS Führungsmassig. So entstand der allmächtige Block der SS und Polizei, der in Deutschland und ebenso in den besetzten Ländern die Macht in der Hand hatte.

Die guten alten Begriffe „Führertum in der Verwaltung“ und „Einheit der Verwaltung“ um die soviel ehrlich in Wissenschaft und Praxis gerungen worden ist, konnten bei dieser Entwicklung der Organisation der Staatsverwaltung im Reiche nicht gedeihen. Wohl werden sie propagandistisch herausgestellt in der Tat aber habe ich, der ich noch aus der Zeit der deutschen Monarchie und Republik stamme, keine Verwaltungsepoche erlebt, in der sie wenigen durchgeführt worden waren, wie im NJ Deutschland. Diese Entwicklung hat auch an den Grenzen der GG. trotz aller schönen Organisationserlasse und programmatischen reden Dr. Franks nicht Hall gemacht, sondern ist im Gegenteil hier besonders hervorgetreten, da Berlin die Tendenz halte, sich das „Nebenland“ eng zu unterstellen.

  1. Die Regierung des GG.

Ich halte mich nicht für Kompetent, die Organisation der Regierung in einzelnen zu schildern da ich ihr nicht angehörte und sie deshalb nicht genug genau genug kenne.  Ich kann nur schildern, was ich durch meine Amtstätigkeit erfuhr und was ich in den sogenannten Regierungssitzungen erlebte, die der GG. Etwa aller 6 Wochen mit seinen Mitarbeitern (der Staatssekretären und Präsidenten der Hauptabteilungen) abhielt. Zu diesen Sitzungen wurden neben einer Anzahl anderer Persönlichkeiten ( z.B. der Vertreter der Armee, Luftwaffe und des Auswärtigen Amtes beim GG, des Stadthauptmannes, Chefs denn Kanzlei und andere) aurch die Gouverneure bestellt.

An der Spitze der Regierung stand der GG. und unter ihm standen die Staatssekretäre der Regierung (Dr. Bühler – für die Verwaltung und für das Sicherheitswesen Koppe Höherer SS und Polizeiführer – für die Polizei). Es gab noch einen Staatssekretär Böpple, dessen Tätigkeitsbereich mir aber unbekannt geblieben ist. Unter dem Staatssekretär der Regierung standen die Präsidenten der Hauptabteilungen. Es gab folgende Hauptabteilungen: Allgemeine und innere Verwaltung (Dr. von Craushaar), Ernährung und Landwirtschaft (Neumann), Gewerbliche Wirtschaft (Emmerich), Finanzen (Senkowski), Arbeit (Struve), Justiz (Wille), Propaganda (Ohlenbusch), Unterricht (Eichholz), Gesundheitswesen (?), Forstwesen (Eisfeld), Eisenbahn (Gerteis), und Post (Lauxmann). In Hauptabteilungen waren nach Fachgebieten in Abteilungen gegliedert, wie die Organisation des Pressewesens (Gassner), die Preisfestsetzung (Schulte-Wissermann), der Währung (Paersch), war. Weiß es nicht. Es gab auch noch einen Generalbevollmächtigten für das Bauwesen (Bauder) der aber wohl in erster Linie Speer unterstand und dann hatte Sauckel seinen Bevollmächtigten in dem Präsidenten der Hauptabteilung Arbeit (Struve).

Dem Staatssekratar für Sicherheitswesen zugleich Höherer SS und Polizeiführer waren die Befehlshaber der Sicherheitspolizei (Bierkamp) und der Ordnungspolizei (Hitzegart ?) beigeben, in welchen Unterstellungsverhältnisse weiß ich nicht, weil die Unterstellungsverhältnisse bei der Polizei zu kompliziert waren.

Eine „Regierung“ im Sinne einer Mehrzahl von Personen, die mit eigenen Verantwortung gemeinsame Beschlüsse fassen, gab es in GG. nicht. Es handelte sich bei der Regierung des GG. nur um eine oberste Zentralbehörde mit verschiedenen Abteilungen (Territorialministerium). Dass man sie Regierung nannte, lag wohl an der Vorliebe für große Worte und volltönende Bezeichnungen in GG, die sich überall, in vielen Verordnungen und auch sonst zeigte. Der tatsachliche Inhalt der Sache entsprach vielfach nicht der Bezeichnung. So waren auch die Regierungssitzungen weiter nichts als Dienstbesprechungen in einem größeren Kreise. In diesen Sitzungen berichteten alle Teilnehmer über ihre Tätigkeit im vergangenen Zeitabschnitt und der GG gab, soweit erforderlich, Weisungen. Auch ich habe dort berichtet soweit ich teilgenommen habe, besondere Weisungen des GG an mich sind mir aber nicht ein erinnerlich. Beschließe im Sinne von Regierung oder Mehrheitsbeschlüssen wurden nicht gefasst. Sie hatten auch dem ganzen System im GG. und ein NS-Deutschland völlig widersprochen.

Repräsentierte diese Regierung nun wirklich das von Dr. Frank so oft betonte Führertum? Ich bin im Ganzen nur dreimal im kurzen Abständen zu Anfang meiner Tätigkeit zu Privatbesprechungen bei Dr. Frank gewesen. Sorgen um polizeiliche und politische Dinge trieben mich zu ihm. Die große Enttäuschung über den Misserfolg dieser Besprechungen hielt mich ab, öfter zu ihm zu gehen. Denn es ergab sich deutlich, dass die dem Dr. Frank einmal von Hitler verliehene Allmacht arg durchlöchert war. Die sehr verkrampft der vertikaler Tendenzen der verschiedenen Berliner Reichsstellen hatte den Sieg davongetragen. „Führertum in der Verwaltung“ und „Einheit der Verwaltung“ waren in GG. nur noch Aushängeschilder. Daran war 1944 kein Zweifel!  Amsichtbursten war dies wieder wie überall in deutschbeherrschten Raume bei den polizeilichen und da NS Deutschland die SS und Polizei die Politik machte, bei den politischen Angelegenheiten. Hier war 1944 von einer einheitlichen Führung durch Dr. Frank keine Rede. Durch die Personalunion SS und Polizeichef – Reichsminister des Innern ist wohl für jeden offenbar geworden, dass die Polizei nicht wie in anderen Ländern ein Hilfsorgan der Verwaltung war, sondern in Verbindung mit der SS der Aller beherrschende Machtfaktor.

Aber auch sonst bei ich auf meine Anfragen – warum nicht dieser oder jener meiner Anfrage durchgeführt wurde, von Dr. Bühler und den Präsidenten des Hauptabteilungen immer wieder auf die Abhängigkeit von Berlin und Weisungen von dort verwiesen worden. Das war besonders im Bereich „Arbeit“ wegen des Schwergewichtes Sauckels und „Ernährung und Landwirtschaft“ wegen den Einwirkungen des Vierjahresplanes (Göring) der Fall. Das Bauwesens verlor die Regierung noch zu meiner Zeit an den mächtigeren Sperr.

  1. Der Gouverneur

Unter der Regierung stand als mittlere Instanz der Gouverneur zur Verwaltung des Distriktes. Es gab fünf Distrikte im GG zu je etwa 3-4 Millionen Einwohnern. Der Gouverneur hatte einen ständigen Vertreter in dem Amtschef, der unter ihm den gesamten Bereich der Verwaltung führte. Dieser Amtschef unterschrieb sich seine Verfügungen mit der Gouverneur i.v. (in Vertretung), was bedeutend, dass er den Gouverneur im Gesamtbereich seiner Verwaltung allgemein und ständig vertrat unter dem Amtschef standen einige Ämter, die kleiner Abteilung angehörten: das Preisprüfungsamt (Haepe) und das Personalamt (Emmrich) und die Abteilungen, die entsprechend den Hauptabteilungen der Regierung gegliedert waren. Es bestanden die Abteilungen: Allgemeine und innere Verwaltung (?), Justiz (Müller), Ernährung und Landwirtschaft (Dr. Platzer), gewerbliche Wirtschaft (Dr. Knoll), Propaganda (Dressler-Andress), Gesundheitswesen (Dr. Reichel), Unterricht (?), Arbeit (Doktor Sohnrey), Finanzen (Hass) und Forstwesen (?). Diese Abteilungen zerfielen wieder in Unterabteilungen, die genau den Abteilungen in den Hauptabteilungen der Regierung entsprachen. Die Leiter der Abteilungen und Ämter in der Behörde des Gouverneurs sowie alle anderen Beamten, denen eine Unterschriftsbefugnis Zustand, unterzeichneten ihre Schreiben mit „Der Gouverneur i.A. (im Auftrag). Das bedeutet dass sie den Gouverneur im Rahmen Ihres Auftrages (z.b. zur Führung der Abteilung Ernährung und Landwirtschaft) vertraten und damit die Verantwortung für ihren Geschäftsbereich übernahmen. Wollten sie die Verantwortung in Einzelfall nicht tragen, so trugen sie die Sache denn Amtschef vor, der entveder der selbst entschied und die Verfügung dann i.V. unter seinem Namen erließ der Vortrag bei Gouverneur hielt.

Nach einer Verordnung von 1942 war dem Gouverneur denn SS und Polizeiführer (eine kurze Zeit Scherner, dann Thier) unterstellt. Ihm waren die, die Kommandeure der Sicherheitspolizei (Batz) und der Ordnungspolizei (Kurz Bardua, dann Bauer) beigegeben. Es ist möglich, dass auch noch ein Kommandeur der Gendarmerie da war, der aber, wenn ich richtig unterrichtet bin, dem Kommandeur der Ordnungspolizei unterstand. Ich kann sonst uber die Behörde des SS und Polizeiführers nichts Näheres berichten, da ich keine Beziehung mit ihr gehabt habe.  Der SS und Polizeiführer unterzeichnete nicht „der Gouverneur i.v. oder i.A. wie die Angehörigen meiner Behörde, sondern „Der SS und Polizeiführer des Distriktes“.

Als ich etwa am 1. Dezember 1943 mein Amt übernahm, machte ich nach wenigen Tagen die Wahrnehmung, dass Vorträge meine Abteilungsleiter in äußerst geringem Umfange bei mir erfolgten und dass es ebenso mir die Vorlage von Akten war. Es lag dies zum Teil daran, dass der Amtschef, das damals Dr. Eisenlohr gemäß seinen organisationsmäßigen Stellung den Großteil der Vorträge entgegennahm und den Hauptteil der Aktenarbeit erledigte. Hinzu kam, dass ich keinen Beamten meiner Behörde kannte und deshalb erst allmählich ein persönlicher und sachlicher Konnex geschaffen werden musste. Ich hatte aber trotzdem den Eindruck, dass ich darüber hinaus von der Arbeit auf allen fachlichen Gebieten allzusehr ausgeschaltet war. Das passte denn mir als Verwaltungsbeamten vom Fach nicht, denn ich hatte die Absicht meiner Behörde voll und ganz zu führen. Ich bin deshalb den tieferen Gründen der geschilderten Sachlage nachgegangen. Ich stellte dabei fest, das bei meiner Ausschaltung der Zustand stark mitsprach, dass der Distrikt Krakau längere Zeit keinen Gouverneur gehabt hatte. Nach dem Weggang des Gouverneur Wendler (Anfang 1943 ?) war das Distrikt Krakau kommissarisch durch den Präsident der Hauptabteilung Innere Verwaltung Losacker und dann durch Staatssekretär Dr. Bühler mit verwaltet worden. Das zwang den Amtschef und die Abteilungsleiter dazu, die Arbeiten selbständig zu erledigen. Sie müssten ohne „Füße“ reagieren. Namentlich aber veranlasste die gouverneurlose Zeit die Leiter der Fachabteilungen, ihren Halt und ihre Rückendeckung allein bei dem, ihnen fachlich vorgesetzten Leitern der entsprechenden Fachabteilungen bei der Regierung zu suchen.

Von ihnen erhielten sie, wie ich feststellte, immer schon unmittelbar ihre Weisungen. Diese Tendenz war deshalb besonders stark, weil Regierung und Distriktbehörde sich in einer Stadt bestand. Ich habe nun energisch versucht, die Einheit der Verwaltung herzustellen, denn dieser Verwaltungsgrundsatz war nur beim meiner Behörde in einem Zerrbild von Augen. Ich habe nur einen in organisatorischen Fragen besonders erfahrenen Oberregierungsrat aus den Reichsministerium des Innern kommen lassen und mit ihm eine Geschäftsordnung aufgestellt, die wohl Ende Januar oder Anfang Februar fertig geworden ist. Ich hoffte auf Grund der Geschäftsordnung die Behörde allmählich in die Hand zu bekommen. Aber die Haupthinderungsgründe blieben. Das waren die unmittelbaren vertikalen Weisungen der Hauptabteilungen der Regierung an meine Abteilungen. Dabei blieb es und ich hatte nicht die Macht diese die Einheit meiner Behörde sprengende Übung zu beseitigen. Diese Übung war aber deshalb besonders bedenklich, weil die Weisungen nicht nur von Präsident der Hauptabteilung zu Leiter meinen Abteilung gingen, sondern vielfach von Fachreferent zu Fachreferent.

Mit dem Fortschreiben der Kriegserzeugnisse wurden die fachlichen Einwirkungen des Hauptabteilungen der Regierung nunmehr stärker und seit dem Verlust der Hälfte des GG und der Hälfte des Distrikts Krakau (Ende Juli 1944) kann wegen der dauernden Eingriffe und Weisungen der Regierung, gerade in fachlichen Einzelheiten von einer selbstständigen Führung meiner Behörde durch mich nicht mehr die Rede sein. Ich habe diesen Missstand oft mit dem Präsident der Hauptabteilung Innere Verwaltung Dr. von Craushaar besprochen, der auch eine Wegverlegung der Regierung gemäß der veränderten militärischen Lage und der sich hieraus für die oberste Landesbehörde ergebenden Konsequenzen für richtig hielt, um das Befehlsdurcheinander zu beenden.

Mit dem Fortschreiben der Kriegsereignisse wurden die fachlichen Einwirkungen des Hauptabteilungen der Regierung nunmehr stärker und seit dem Verlust der Hälfte des GG und der Hälfte des Distrikts Krakau (Ende Juli 1944) kann wegen der dauernden Eingriffe und Weisungen der Regierung, gerade in fachlichen Einzelheiten von einer selbstständigen Führung meiner Behörde durch mich nicht mehr die Rede sein. Ich habe diesen Missstand oft mit dem Präsident der Hauptabteilung Innere Verwaltung Dr. von Craushaar besprochen, der auch eine Wegverlegung der Regierung gemäß der veränderten militärischen Lage und der sich hieraus für die oberste Landesbehörde ergebenden Konsequenzen für richtig hielt, um das Befehlsdurcheinander zu beenden.

Wegen der unmittelbaren dauernden Einwirkungen der Hauptabteilungen der Regierung mit meiner Abteilungen hatte ich Weisungen auf fachlichen Gebiet kaum erlassen. Es war kein Raum für sie da und auch kein Bedürfnis. Es lief 1944 fachlich alles in der seit Jahren vorgeschriebenen und geübten Bahnen und wenn in Einzelnen doch einmal etwas Neues kam, so wurde es von der Regierung geregelt.

Ich habe mich deshalb darauf beschränken müssen meine Abteilungsleiter dahin zu erziehen, dass sie ihre Arbeit auf der politischen Linie fulen, die ich für richtig hielt und dass ihr ganzes Wirken von dem versöhnlichen Geist erfüllt war, den ich zur Herstellung friedlicher und geordneter Zustände für unerlässlich hielt. Ich habe deshalb laufend Dienstbesprechungen abgehalten und auch durch meinen Amtschef (Dr. Stamm) dauernd in diesem Linie eingewirkt. Ich habe gerade diesen Teil meiner Arbeit mit große Nachdrücklichkeit betrieben.

Ebenso wie ich die völlige Abhängigkeit meiner Behörde in allen Fachabteilungen von der Regierung feststellte, stellte ich nun aber auch die völlige Unabhängigkeit des SS und Polizeiführer von mir fest. Ich stellte fest, dass von einer Unterstellung wie sie die Verordnung von 1942 vorsah, keine Rede sein konnte. Ich habe auf die polizeilichen Angelegenheiten keinen Einfluss nehmen können, weil ein Sachvortrag des SS und Polizeiführers bei mir nicht stattfand. Er fand deshalb nicht statt, weil der SS und Polizeiführer alles seine Weisungen unmittelbar von seinem SS und Polizeivorgesetzten, dem Höheren SS und Polizeiführer erhielt und seine Meldungen und Berichte unmittelbar an diesen gab. Ich habe nie einen Bericht des SS und Polizeiführer zur Stellungnahme oder gar Entscheidung erhalten. Alles wurde wie überall in deutschbeherrschten Raume durch die SS und Polizei gesetzten entschieden (vertikale!). Der Höhere SS und Polizeiführer war sein Vorgesetzter, der sowohl über seine SS über seine Polizeilaufbahn entschied. Der Höhere SS und Polizeiführer war aber nach der Verordnung von 1942 als Staatssekretär für das Sicherheitswesen gleichzeitig mein Vorgesetzter. Ich war also durch meinen Vorgesetzten ausgeschaltet.

Dieser Zustand in dem Verhältnis Gouverneur – SS Polizeiführer war allgemein bekanntlich. Deshalb hat auch das Reichssicherheitshauptamt, dem die organisatorische Unterstellung der SS und Polizeiführer unter den Gouverneur nicht passte, von einer formellen Aufhebung der Unterstellung abgesehen und sich mit dieser tatsächlichen Aufhebung begnügt. Es wollte und brauchte nicht erneut die alte Streitfragen aufzuwerfen, die in GG zu dem Konflikt Frank contra Krüger/Himmler geführt. Ich weiß dies alles von dem in dieser Frage zuständigen Organisationsreferenten Bilfniger dann Befehlshaber der Sicherheitspolizei.

Ich habe mich aber bei der Feststellung der tatsächlichen Lage in meinem Verhältnis zum SS und Polizeiführer nicht beruhigt, sondern bin bei dem Generalgouverneur und bei Dr. Bühler, meine beiden Dienstvorgesetzten, vorstellig geworden. Ich hatte schlechte Erfahrungen bei meiner Tätigkeit in Prag gemacht, wo ich zweimal so ernste Konflikte mit der SS und Polizei hatte, dass ich beide Male zu Himmler und Heydrich nach Berlin zu einer Aussprache befohlen wurde. Dann ich auf meinen Posten zurückkehren konnte, verdanke ich wohl nur der damals noch vorhandenen einflusszeichen Stellung des Reichsprotektors Freiherr von Neurath der mich nicht fallen ließ. Als dann Heydrich die Geschäfte des Reichsprotektors in Prag übernahm, bin ich als 55 jähriger Mann in den Krieg an die Front gegangen, weil ich den SS und Polizeiführer Heydrichs nicht mitmachen konnte.

Als ich 1943, vom Reichsministerium d.J. aus dem Felde zurückgeholt, meinen Posten in Prag wieder antreten wollte (Heydrich war ja inzwischen verstorben) wurde dies von dem damals in Prag herrschenden SS und Polizeiregime des Karl Hermann Frank verhindert, weil der alte Beamte, der einen versöhnlichen Kurs wollte, nicht genehm war. Ich musste wieder ins Feld zurück!. Ich habe deshalb auch die Frage der Polizei bei meiner Besprechung mit Himmler aufgeworfen, die ich am 16. November 1943 in seinem Feldkommandostelle von meinen Verschickung zur Krakau hatte. Ich erhielt damals beruhigende Erklärungen wegen der Polizeikursus, wurde aber über mein Verhältnis zum SS Polizeiführer nicht aufgeklärt.

Über meine Unterredung mit Dr. Frank gibt eine Tagebuchnotiz Auskunft. Nach ihr hat mich Dr. Frank zur Berichterstattung aufgefordert. Er gab nur dadurch zu erkennen, dass ich nicht zu „befehlen“ konnte, denn wo ich befehlen und Missstände selbst abstellen kann, brauche ich nicht zu „berichten“. Dieselbe Auskunft, dass ich keine Befehlsgewalt gegenüber den SS und Polizeiführer hatte, gab mir Dr. Bühler in klaren Worten. Nach seiner Auskunft war die Unterstellung der SS in Polizeiführer „ad personam“ und nominell, also sein rein rangmäßig ich und gab mir keine Möglichkeit in die Polizei einzugreifen. Ich habe mich deshalb auch von den Polizeigeschäften völlig ferngehalten und nur versucht durch persönliche Fühlungnahme mit dem SS und Polizeiführer auch auf die Erledigung der Polizeigeschäfte im Sinne meiner versöhnlichen Politik einzuwirken. Denselben Auftrag habe ich auch meinem Amtschef Dr. Stumm gegeben. Ich habe deshalb den SS und Polizeiführer auch zu meinen Dienstbesprechungen zugezogen.

Wenn ich nun eine Schlussfolgerung zeichen darf, so ist es die, dass die Gouverneur 1944 – und nur von diesem Jahre kann ich sprechen – im Großgesehen nur der Leiter einer mittleren Verwaltungsbehörde war, selbstverständlich nach Maßgabe der Besonderheiten im fremden Land und unter fremden Volk. Ich weiß, dass im Organisationsstatus, gemäß der Übung im GG., mit großen tönenden Worten vom Gouverneur gesprochen wird. Es mag auch sein, dass er in den ersten Jahren, als noch Raum für schöpferische Tätigkeit war, eine andere Stellung hatte. 1944 war er nicht weiter als der Leiter einer Verwaltungsmittelinstanz. Ich habe mich auch nie als etwas anderes gefühlt und nie anderes gehandelt. Das Reichsministerium der Innern hat den Gouverneur auch nie anders geschehen, denn es hat ihn rang- und gehaltmäßig in die Stufe der „Regierungspräsidenten“ eingestuft.

  1. Der Kreishauptmann

Während der Gouverneur, zwischen Regierung und Kreishauptmann stehend, abgesehen von seinen Aufsichtsrechten und -pflichten, in vielen nur eine Durchgangsstelle war, war der Kreishauptmann als untere Verwaltungsbehörde, ähnlich dem Landrat, die eigentlich die Verwaltung tragende Behörde. Der Kreishauptmann war der Dienstaufsicht des Gouverneurs unterstellt. Der Distrikt Krakau war in zwölf Kreise eingeteilt, zu denen die Stadt Krakau als Stadtkreis hinzutrat. Die Kreisen hatten 190 – 400.000 Einwohner. Über das Verhältnis Gouverneur Stadthauptmann habe ich schon berichtet, so dass ich allenthalben darauf Bezug nehmen kann.

1944 waren auch die Kreishauptleute nichts anderes als eben Leiter unterer Verwaltungsbehörden. Alles „Kreiskönigtum“ war längst vorbei und der Verwaltungsinitiative der Kreishauptleute waren durch den Übergang der Verwaltung in feste Formen und namentlich durch die auch in Einzelfragen dauernd ergehenden Anordnungen der Regierung sehr enge Grenzen gesetzt. Es war doch so, dass namentlich in Dingen der Kriegswirtschaft vielfach Anweisungen von Regierungsstellen an die Ämter der Kreishauptmanns oder die ihm gleich Ständen Arbeitsämter und Finanzämter unmittelbar erfolgten.

Die Behörde des Kreishauptmannes war je nach Fachgebiet in Ämter gegliedert. Diese Gliederung entsprach den hauptsächlichen Abteilungen in der Behörde der Gouverneurs. Die 12 Kreishauptleute hatten ihre Sitz: in Krakau für Krakau-Land – (Dr. Schaar), Miechów (Dr. Kalpers), Neumarkt (Malsfrey), Neu Sandez (Dr. Busch), Jasło (Dr. Genz), Sanok (Dr. Hostätter), Przemysl (Dr. Paul dann Dr. Herbig, zeitweise Dr. Eisenlohr), Jaroslau (Zuzie). Krosno (Hainisch), Reichshof (Dr. Ehaus), Debica (Dr. Zinsser), Tarnow (Dr. Kipke). Die Kreishauptleute waren alle im Amt, als ich mein Amt antrat außer in Przemysl hat kein Wechsel stattgefunden. In der Aufsicht über die Kreishauptleute fanden der Gouverneur und seine Abteilungsleiter ein reiches Arbeitsfeld. Auf der unteren Verwaltungsstufe gab es nur noch die Arbeitsämter und die Finanzämter. Ich glaube, das gab zwei oder drei im Distrikt. Ich erinnere mich nicht genau, denn ich hatte keine dienstliche Fühlung mit ihnen, da sie ihre Weisungen unmittelbar von den entsprechenden Regierungsstellen erhielten, vielleicht unter Zustellung einer Abschrift an die entsprechende Abteilung meiner Behörde. Außerdem gab es auch noch die unteren Dienststellen der Forstbehörden. Auch hier lag die Führung besonders eindeutig bei der Regierung, Hauptabteilung Forsten, so dass ich nicht einmal über die Organisation und Einzelnen unterrichtet bin.

Den Kreishauptleuten standen für die Ausübung ihrer Verwaltung Kommandos der Gendarmerie und des sogenannten Sonderdienstes zur Verfügung. Der Sonderdienst war einer Polizeieinsatz, den der Generalgouverneur für Zwecke der Verwaltung geschaffen hatte. Er wurde von einem Beauftragten der Regierung geführt. Ich hatte nichts mit ihn zu tun, außer dass mir 3 Ordonnanzen gestellt worden sind. Ich habe mein Aufsichtsrecht über die Kreishauptleute sehr ernst genommen. Ich habe bei meinen häufigen Besuchen draußen an ihren Dienstsitz und auf den Dienstbesprechungen alle 4-6 Wochen in Krakau in meiner Dienststelle auch keineswegs nur fachliche Fragen mit den Kreishauptleuten erörtert, sondern im Gegenteil immer wieder meine politische Linie des Friedens und der Versöhnlichkeit betont, begründet und eingeschärft. Dabei und auch bei Besprechungen mit Angehörigen der Regierung und auch sonst habe ich die mich verblüffende Erfahrung gemacht, dass alle nur zu verstehen geben, dass ich „offene Türen“ einrennte, dass sie ganz meiner Absicht wären und immer danach gehandelt hätten. Es war doch wohl so, dass 1944 eine weitgehende Erkenntnis für Unrecht und Fehler der vergangen Zeit Platz gegriffen hatte. Niemand wollte sich aber daran erinnern lassen, namentlich nicht von einem „homo novus“ – dem man doch wohl im Herzen das Recht absprach, zu kritisieren und zu reformieren.

Bericht über meine Tätigkeit als Leiter des Distrikt des Krakau im Jahre 1944. Teil 1 (9.11.1947)

Es ist nicht leicht, über die eigene Tätigkeit zu berichten, denn die Gefahr, ist groß, dass der begriffliche Wunsch die eigene Tätigkeit in einem guten Licht erscheinen zu lassen, das Gebot den Objektivität vernachlässigen lässt, das über jedem Bericht, auch dem persönlichsten stehen sollte. Außerdem sollten diese Berichte keine Verteidigungsschriften sein, sondern sollen möglichst sachlich und objektiv in mein amtliches Erleben einführen, wie ich es bei meinem Bestreben, die Verhältnisse im meinem Distrikt kennenzulernen, zu prüfen und zu bessern, gehabt habe. Dabei werden die Zustände, die ich 1944 antraf, zu beleuchten sein, und ebenso ihre Untergründe, soweit sie mir offenkundig geworden sind und ebenso darf ich, rein referierend, die Untergründe meines Tons enthüllen, wobei dazu allerdings auch die Motive gehören.

Bevor ich aber beginne, noch eine Vorbemerkung über das Bild in den mir das G.G. erschien, als ich kommandiert wurde, den Distrikt Krakau auf die Dauer des Krieges als „ziviler Kriegsdienst“ zu führen. Sie ist notwendig zum Verständnis meinen Tätigkeit im Ganzen. In meinem Berichte über die Verwaltungsorganisation in G.G. vom September 1947 habe ich auseinandergesetzt, aus welchen Gründen ich meiner Kommandierung in das G.G. Widerstand entgegengesetzt habe und gezwungen werden musste. Ich möchte heute noch ergänzend bemerken, dass der Zwang auch deshalb völlig war, weil das G.G. unter uns Fachverwaltungsbeamten im Reiche einen recht schlechten Ruf hatte. Einmal hatte in den Spottnamen des „Gangstergaues“ (G.G.) hervorgerufen durch den Korruptionsfall der Gouverneur Lasch aus Radom zumal dieser wegen seiner jahrelangen enger Zusammenarbeit mit Dr. Frank in N.S. Rechtswahrerbund sein besonderer Schützling gewesen war. Fernerhin wurde die Polizeiwillkür des SS-Obergruppenführer Krüger auf das Schärfste abgelehnt und schließlich wurden Verwaltung und Verwaltungsbeamte des G.G. auf Grund mancher sachlichen Nachrichten ungünstig beurteilt. Wir standen – wohl ohne zu große Überheblichkeit – auf dem Standpunkt, dass die Mitgliedschaft im N.S. Rechtswahrerbund, aus dem Dr. Franka den größten Teil seinen Mitarbeiter genommen hatte, oder eine alte Mitgliedschaft in der NSDAP eben doch noch nicht das erforderliche Qualifikation zu einer Tätigkeit als Verwaltungsbeamter gibt, namentlich nicht in einem fremden Lande, wo besonders hohe Erfordernisse an das an das sachliche können und die psychologischen Fähigkeiten des Beamten gestellt werden müssen. Erscheint die Verwaltung der G.G., mit Recht oder nicht Unrecht, als eine Misswirtschaft hervorgerufen durch Dilettantismus und Unfähigkeit.

Niemand, der nicht der verächtliche Abneigung der führenden Männer der NSDAP gegen Fachbeamten führenden Verwaltungsstellen kennt, kann verstehen dass die Regierung des G.G.  im ihren zivilen Spitzen keinen Verwaltungsfachmann hatte. Dr. Frank war Rechtsanwalt und Politiker, Dr. Bühler Rechtsanwalt und Dr. Boepple Buchhandler. Frank und Boepple hatten das goldene Parteiabzeichen. Von den Gouverneure war außer mir niemand Verwaltungsbeamter, Dr. Fischer, Dr. Wendler, Dr. Wächter waren Rechtsanwalte (letzter vielleicht noch mehr Politiker) und Kundt war reiner Politiker. Von meinen 12 Kreishauptleuten im Distrikt waren nur drei Verwaltungsbeamte Dr. Busch – Neusandez, Dr. Zinsser – Debica und Kipke – Tarnow. Zu meiner Distriktsbehörde fand ich als einzigen gelernten Verwaltungsbeamten nur Dr. Eisenlohr, den Amtschef vor. Ich sage das alles nicht, um jemanden schlecht zu machen und seine Arbeit herabzusetzen. Ich bekenne im Gegenteil, dass ich bei vielen meiner Beamten ehrliches Wollen und gute Leistungen gesehen habe und dass ich mich auch allezeit vor sie stelle, soweit sie im Rahmen Ihrer Aufträge und meinen politischen Linie gehandelt haben.

Diese Verwaltung- und Fachverwaltungsbeamte hat nun meinem Ehrgeiz als Fachbeamteter einen starken Antrieb gegeben. Nachdem entscheiden war, dass ich nach Krakau zu gehen hatte, habe ich mich nicht schmollend in einem Winkel zurückgezogen und die Dinge ihren Lauf nehmen lassen, sondern ich habe mir alle Energie die Züge Eingriffen, weil ich dieser aus Nichtfachleuten bestehenden Regierung zeigen wollte, wie man sauber und korrekt verwaltet und rechtmäßig und ohne Gewalt regiert. Ich wollte eine in jeder Beziehung fachlich und menschlich mustergültiger Distriktsverwaltung begründen und führen.

Als ich an einem der ersten Tage durch die Stadt ging, machte ich zwei kleine Beobachtungen, die mich aber unmittelbar mit dem Hauptproblem, nämlich der politischen und menschlichen Stellung der polnischen Volkes im G.G. im Berührung brachten. Ich sah die zur durchstrichenen früheren Straßennamen und bemerkte die Trennung der Abteile bei der elektrischen Bahn im solche für Deutsche und für Polen. Keine staatsrechtliche Konstruktion, keine Neuordnung des G.G., keine das polnische Volk noch so belastende Maßnahme wie z.B. die Schließung der Universität und der höheren Schulen hat mir so plötzlich, sinnfällig und intensiv die Entrechtung und die dauernde Kränkung der polnischen Volkes von Augen geführt, wie diese beiden im Rahmen des Großen Galizien ja doch lächerlich kleinen Tatsachen. Aber sie sprachen eben nicht nur zu meinem Verstand, sondern ebenso sich zu meinem Gefühl, das nun zu einem mitbestimmenden Faktor meiner Haltung gegenüber dem polnischen Volke wurde. Darunter liegt meine Haltung als deutscher Beamter keineswegs aber meine Überzeugung, das nur eine Atmosphäre von Gerechtigkeit und Frieden geeignet sein könne, ein Zusammenleben von Polen und Deutschen zu ermöglichen erhielt nun die warme innerliche Tönung.

Ich bin den Gründen der Entrechtung des polnischen Volkes nachgegangen. Ich habe mich orientiert, wo ich nur konnte. Ich war beim G.G., habe diese Besuchen allerdings abgebrochen, weil sie deshalb fruchtlos waren, weil der G.G. meiner Ansicht nach in voller Erkenntnis der Fehler der Polenpolitik vergangener Jahre, diese nicht offen zugeben wollte und deshalb einer wirklichen Debatte aus dem Wege ging. Außerdem suchte er aus Gründen seiner äußeren Stellung seine Abhängigkeit von Berlin in Fragen der Politik mit freundlichen und tröstenden Worten gegenüber der Rat und Hilfe suchenden  Neuling zu verbergen. Ich habe nur den Staatssekretären und den Präsidenten der Regierung gesprochen.

Sie machten auf die im allgemeinen gute Verwaltungsarbeit und die Erfolge in den Fachbereichen aufmerksam, verweisen aber im Grundsätzlichen der Politik auf Berlin und die von der SS und die Polizei verfolgte Linie Polenpolitik. Ich habe mit meinen Beamten des Distrikts und meinen Kreishauptleuten gesprochen und bin hier auf viel Verständnis und guten Willen gestossen und ich habe bei meinen Besichtigungsfahrten im Lande die erfreuliche Erfahrung gemacht, dass der praktische Verwaltungsbeamte draußen (Kreishauptmann, Kreislandwirt, Kreisarzt) das in der Arbeit des Tages in ihrem kleinen Bereichen gut zu machen versuchte, was Theoretiker, Politiker und größenwahnsinnige Narren im Großen verderben.

Wie war aber denn nun diese Hitlerpolitik gegenüber den Polen? Das war für mich nicht leicht festzustellen, weil meines Wissens keine authentische eindeutige Regierungserklärung des Reiches vorlag. Es war ja das für mich und meine Gesinnungsfreunde niederdruckende, dass Hitler nie staatsrechtlich konstruktive Pläne und Vorschläge verlegte, nirgends feste Verhältnisse schuf, nun der Willkür einzelner zu steuern, sondern das überall alles in der Schwebe, also auf den Spitze der Bajonette, gehalten wurde, nicht nur in Frankreich, Belgien, Norwegen p.p. sondern auch in der Ländern mit neuen staatsrechtlichen Statuten wie dem Protektorat Böhmen und Mähren und dem Generalgouvernement. Denn kein einigermaßen ernsthafter Politiker hat doch wohl geglaubt den Politiker „Generalgouvernement“ endgültige Lösungen sein könnten!

Es war die innenpolitische Taktik Hitlers durch ein „divide et impera“ das deutsche Volk zu beherrschen, immer zwei Kräfte auf ein Objekt einzusetzen und aus der Rivalität der Kräfte dann seinen Nutzen zu ziehen, gleichgültig was für eine Unruhe, ja was für einen Unglück über das Objekt dabei kam. Es wurde in Deutschland neben der Staat die Partei, neben die Wehrmacht die Waffen-SS gestellt. Dies geschah so, dass die fachlich erfahrene, bei der Bevölkerung in Ansehen stehende Organisation äußerlich intakt belassen wurde. Aber die Angehörigen dieser Organisation kamen unter die politische Ansicht der konkurrierenden neuen N.S. Organisation. So standen die Staatsbeamten unter des Aufsicht der Partei in Gestalt von Ortsgruppen-, Kreis- und Gauleitern, und die Offiziere der Wehrmacht zwar später als die Beamten aber darum schließlich ebenso vollkommen, unter der Aufsicht der SS mäßig gesinnten HJ Offiziere und der sogenannten NS Führungsoffiziere (unter den Hitlerjugend Offizieren verstehe ich die jungen Offiziere, die durch die Schulen der HJ gegangen denn und dort weltanschaulich-nationalsozialistisch besonders ausgerichtet und dann als „Sauerteig“ zum Armee abgestellt werden waren. Die NS Führungsoffizier waren Offiziere und Mannschaften, meist alte oder sonst erprobte Parteigenossen, die neben dem Truppenkommandeur für richtige weltanschauliche Haltung der Truppe zu sorgen hatten.)

Mit diesen Maximen die staatsmännisch a la Machiavelli sein sollen, glaubte Hitler auch fremde Völker beherrschen zu können. Auch auf sie war den von Hitler Kräfte verschiedener Art ausgesetzt, die nun auf den Rücken dieser Völker experimentieren sollten. Wer dann den angeblich größten Erfolg „meldete“ war für den Augenblick der große Mann, bis eine neue Konstellation auch ihn zum alten Eisen warf. Dass bei einem solchen System immer der Radikalste siegte, bedarf keiner besonderen Begründung, da nur er die gewünschten „Meldungen“ erstatten konnte, nicht aber das auf einen dauernden Erfolg in Jahrzenten vorsichtig und behutsam mittarbeitende Staatsmann oder staatsmännisch denkende Verwaltungsbeamte.

So wurde im Protektorat Böhmen und Mähren neben den nach der staatsichtlichen Organisation nur großen Vollmachten ausgestatteten Reichsprotektor Freiherr von Neurath der sich auf den staatlichen Sektor, nämlich seine Verwaltungsbehörden stützte, sein einiger hitlergebener der Staatssekretär Karl Hermann Frank gestellt und SS und parteimäßig, so stark gemacht, dass er ein wirklicher Gegenspieler wurde.

So ist im Generalgouvernement neben den nach der Staatsrichtlinien Organisation ebenfalls mit der größten Macht ausgestalteten Generalgouverneur Dr. Frank die SS in Hunderten von Vertretern (SS und Polizeiführer aller Grade, Gestapo, SD) gestellt worden, die in strengen vertikale Abhängigkeit ihre Weisungen von Himmler und dem Reichssicherheitshauptamt erhielt und dadurch ebenfalls zum einem Gegenspieler der Verwaltung des Generalgouverneur wurde. Hinzu kam dass die SS noch ein hohes und gerade für die neuerworbenen Länder sehr bedeutsames Amt in in sich schloss, nämlich denn Reichskommissar zur Festigung deutschen Volkstums, bei dem die Aussiedlungs- und Ansiedlungsfragen bearbeitet wurden und dessen erster Vertreterin Generalgouvernement der Höhere SS und Polizeiführer war. Also auch in G.G. ja hier vielleicht sogar besonderes deutlich dass „divide et impera“ Hitlers, das Gegenspiel zweier Machtfaktoren, bei dem naturgemäß wie ich schon oben sagte, die radikalen Kräfte der Sieg behielten, weil sie mit ihren „Meldungen“ NS Programmpunkte erfüllten oder erwünschten Propagandastoff lieferten.

Dieser ständige Machtkampf wurde nur scheinbar in Jahre 1942 durch einen Friedensschluss Frank / SS beendet. So wahrscheinlich blieb die SS im G.G. festverankert in den bisherigen politischen und völkischen Zielsetzungen, die von der Berliner Führung diktiert waren und in der polizeilich-fachlichen Gehorsamspflicht gegenüber den Weisungen Himmlers und die Reichssicherheitshauptamtes.

Für mich als Neuling ohne irgendwelche Beziehungen zu maßgeblichen Personen war die deshalb äußerst schwer festzustellen was für eine Politik im G.G. denn nun 1944 tatsächlich gemacht wurde, zumal Maßnahmen politischer Amt von irgendwelchen Bedeutung nicht mehr getroffen wurden. Es wurde im Großen gesehen, doch nur laufende Verwaltungsarbeit geleistet, die bedingt war durch gesetzgeberische Maßnahmen früherer Jahre oder Weisungen von Berlin.

Noch schwerer aber war es für mich festzustellen was denn nun für eine Polenpolitik als Ziel für die Zukunft gewollt wurde. Radikale Reden des Dr. Frank, allerdings wohl in der Hauptsache aus früherer Zeit, standen im völligen Widerspruch zu seinem sehr gemäßigten und friedlichen Ausführungen in Sitzungen oder Gesprächen. Neben einer weitverbreitet Ansicht, gerade auch führender deutschen Beamte an die grundlegenden Fehler der bisherigen Polenpolitik, darf ich auch immer wieder auf die politisch so kurzsichtige und menschlich so schlechte These, dass das Polenvolk in Zukunft ein Volk von Handwerkern und Arbeiten sein wolle solle, dass es durch die Geschichte beweisen sei, dass es sich nicht selbst regieren könnte und dass deshalb nur politische Maßnahmen gutgeheißen wurden könnten, die das Polenvolk im enger Anlehnung an Deutschland hielten und die unbedingte deutsche Führung garantieren denn. Ich bitte mir zu ersparen, nähe auf diese von SS und Partei propagierten Thesen einzugehen, weil sie einen so hohen Grad politischen Torheit und menschlichen Unzulänglichkeit verraten, dass ich mich schäme, einzugestehen und dass sie in Deutschland einmal die herrschenden waren.

Ich habe damals wieder wie 1942 in Prag vor dem schweren Entschluss gestanden, was ich bei der geschilderten politischen Lage, für meine Person tun sollte. Sollte ich versuchen wiederwegzugehen oder sollte ich den Kampf für meine politische Linie aufnehmen? War letzteres bei der Stärke der Gegenkräfte nicht Vermessenheit? Ich hatte mich damals entschlossen den Kampf aufzunehmen. Einmal war ein Rücktritt von meinem Amt bei der Art meiner Entsendung nach Krakau kaum denkbar ohne schwerste persönliche Folgen für mich und meine Familie und denn hatte ich die beste Hoffnung, den Kampf zu einem guten Ende bringen zu können. Ich erkannte damals nach kurzem Aufenthalt Anfang 1944 noch nicht, wie unheilvoll verdorben die ganze Situation war und dass mit den kleinen Mitteln meiner Stellung im Staat und Partei die von mir erstrebte Änderung nicht zu erreichen sein würde. Ich vertraute auch entgegenkommende Äußerungen des G.G., auf die Zustimmung die ich vielfach für meine Ansichten und Absichten gefunden hatte und schließlich baute ich auf das Wort Himmlers, das er mir ein seiner Feldkommandostelle im November 1943 vor meiner Kommandierung nach Krakau gesagt hatte, dass ich im Distrikt Krakau als einem alten österreichischen Gebietsteile eine andere Politik machen könnte, als dies in den anderen Gebieten des G.G. möglich sei. Also ging ich frisch an die Tat und setzte meine Kritik, soweit mir dies nur irgend möglich war, in die Tat um, einmal gegen die staatsrechtliche Entrechtung des polnischen Volkes (versinnbildlicht durch die durchgeschriebenen polnischen Straßenschilder) und denn mit besonderen Intensität gegen die Herabwürdigung des polnischen Menschen (versinnbildlicht durch die Trennung von Polen und Deutschen in der elektrischen Bahn). Wie dies in einziehen geschah, möchte um nun im folgen ausführen

  1. Die Entrechtung des polnischen Volkes

Der Krieg gegen Polen war in Deutschland unpopulär. Die Korridorfrage erregte das deutsche Volk nicht. Deshalb wurde in der deutschen Presse immer wieder und in großem Aufmachung von „Bromberger Mordtaten“ und „Grenzzwischenfällen“ berichtet und Schilderungen „polnischen Gräueltaten“ in den Grenzgebieten erscheinen immer wieder in den grellsten Farben. Die Presseberichte dienenden dazu, dem deutschen Volke die moralische Minderwertigkeit des polnischen Menschen zu erläutern und zu beweisen. Hinzukamen die Erfolge des sogenannten „Blitzkrieges“, die dazu dienten, den deutschen Volk seine Überlegenheit auf allen Gebieten nicht nur dem militärischen zu demonstrieren. So wurde ein ganz besonderer Geist gezüchtet! Nur auf diesem Hintergründe ist auch im N.S. Deutschland eine staatsrechtliche Konstruktion wie das Generalgouvernement überhaupt denkbar. Wenn im Inland (den Gauen Danzig-Westpreußen, Posen, Oberschlesien) wurden etwa 30 Millionen Menschen ihre Staatsbürgerrechte mit einem Federstrich entkleidet. Sie wurden staatsrechtlich mehr oder wenigen zu Nullen, zu seinen Objekten, über die nach Gutdünken vom Sieger verfügt wurde. Es wurden 30 Millionen Menschen annektieren, in Europa und mit Europäern eine einmaliger Vorgang und ein schweres Unglück für Deutschland. Denn ich bin gewiss, dass trotz des beklagenswerten großen Unglückes des Krieges alles anders gekommen würde, wenn von den siegreichen NS-Deutschland in den Verhältnis zu den besiegten Polen mit Klugheit und Menschlichkeit verfahren worden wäre. In der Schaffung unser solchen einseitig deutsch ausgerichteten Machtgebildes wie des Generalgouvernement liegt das Unrecht, und in den Erlass solche Maßnahmen, die diese Schöpfung nach sich ziehen musste, teils zur Erfüllung ihres Zwecken und ihrer Aufgabe teils zu ihren Selbsterhaltung. Die Grundsätze des G.G. sind Eckstein in der Erziehung des deutschen Menschen zum Übermenschen denn größere Unterschiede zwischen Menschen. die vom Schicksal gezwungen waren, in demselben Raum zu leben, wie nach diesen Grundgesetzten zwischen Deutschen und Polen kann es nicht geben.

  1. a) Das polnische Volk, war politisch Mundlos

Ich war mir klar dass ich frontal gegen Grundgesetze und Verfassung des G.G. nichts unternehmen konnte. Ich musste bei meinem Vorgehen die taktischen Erfordernisse wahren, wollte ich mich nicht selbst sofort jeder Wirkung berauben. Aber ich konnte versuchen dem polnischen Volke in meinem Distrikt zunächst einmal die Möglichkeit der Meinungsäußerung zu geben. Ich wusste, dass die Kritik notwendig ist wie das tägliche Brot, für den, der kritisiert, dass er sich lösen kann von Vorurteilen, und für den, der kritisiert wird, dass er sich freimacht von aller Ungerechtlichkeit, deren Erörterung erscheinen muss. Deshalb die von mir angeordneten Selbstverwaltungsausschüsse bei den Kreishauptleuten. Deshalb der geplante Distriktsausschuss. Ich verweise hierzu auf meinen Organisationsbericht Teil 1. von September 1947, in dem ich über die Selbstverwaltungsausschüsse schon berichtet habe. Ich hielt die Selbstverwaltungsausschusse auch für ein hervorragendes Mittel zur Herbeiführung des inneren Friedens, denn wo vorgesprochen und verhandelt werden kann, „schießt“ man im allgemeinen nicht.

Waren diese Ideen fantastisch? Ich hielt es doch für so notwendig, von polnischer Seite unterrichtet zu werden und das war eigentlich unmöglich gemacht. Da bestanden Vorschriften aller Art und die Gefahr von SD wegen Polenfreundlichkeit nach oben als politisch unzuverlässig gemeldet zu werden, war sehr groß. Da konnten nur diese Ausschüsse helfen, die die Regierung in einer guten Stunde 1942 zugelassenen hatte, ohne dass sie allerdings irgendwo ins Leben gerufen worden waren. Ihre Mitglieder fassten vielleicht den Mut, auch außerhalb der Sitzungen ihn persönlich vertraulichen Gespräch Klagen vorzubringen und ihre Wüsche zu äußeren. Dies nach 5 Jahren Fremdherrschaft 1944 noch allgemeinen zu erreichen, war sicher sehr schwer.

Der Erfolg hängt ab von der Verbundenheit des Kreishauptmannes mit seiner Kreisbevölkerung und vom Vertrauen, der er genoss. Aber dieses Vertrauen war doch nicht unmöglich! Es hing ab von der Verwaltungsarbeit, die der Kreishauptmann im Kleinen leistete und von seinem persönlichen Auftreten.

Ich habe 1944 von keinen Fälle gehört, wo von polnischer Seite über das Auftreten der Kreishauptleute geklagt worden wäre. Ich habe aber viel gute Verwaltungsarbeit z.B. in der Landwirtschaft, in der Krankenpflege (zwei neue Krankenhäuser im Jaslo und Miechow, zahlreiche Hilftsstationen in der Gemeinden) im Veterinärwesen (Gaskammern für randekranke Pferde) und sonst gesehen, so dass trotz alles Unrechtes von oben her ein gutes Verhältnis zwischen Kreishauptleute und Bevölkerung bestehen konnte.

Gerade wegen dieses Verhältnisses zwischen Kreishauptmann und Bevölkerung habe ich bei meinen zahlreichen Besuchen draußen stets die polnischen Hilfsausschüsse empfangen und mich längere Zeit mit den Mitgliedern unterhalten. Ich habe da die stereotype Frage nach ihrer Zusammenarbeit mit dem Kreishauptleuten gestellt und immer teils mehr teils weniger befriedigende Auskunft erhalten, unbefriedigende niemals. Sollte nicht ein solcher Ausschuss denn Mut gefunden haben, über den Kreishauptmann zu klagen, wenn er dazu Anlass gehabt hätte? Da es kein polnisches Parlament, keine polnische Regierung, keine Organisation führenden polnischen Kreise gab, mit der ich mich in Verbindung setzen konnte habe ich grundsätzlich bei allen meinen Besuchen draußen die höchsten Vertreter der Kirche zu mir gebeten, weil nur gesagt worden war, dass die Kirche immer noch eine führende Macht des polnischen Völker sein. Auch sie habe ich eingehend über ihr Verhältnis zum Kreishauptmann befragt. Sollte nicht einer dieser von uns unabhängigen Bischöfen und Priestern, die Glieder seiner mächtigen internationalen Organisation waren, die Verpflichtung für das Volk gefühlt haben, mir wahrheitsgemäß über denn Kreishauptmann zu klagen, wenn eine Veranlassung da gewesen wäre? Keiner hat es getan!

Es war also keine Utopie, wenn ich glaubte, durch die Selbstverwaltungausschüße, in denen Polen als gleichberechtigte Menschen und Bürger mitarbeiteten eine neue Ära in dem staatsrechtlichen und menschlichen Verhältnis von Polen und Deutschen herbeizuführen, eine Ära des Vertrauens und der Zusammenarbeit, die sich, so meinte ich, zwangsläufig allmählich nach oben bis zu den Spitzen der Regierung ausbreiten und in entsprechenden Gesetzten ihren Niederschlag finden würde. Denn das war mir klar, dass die Besserung der Verhältnisse, die Wiedereinsetzung des polnischen Volkes in die politischen Rechte des Mitleidens und Mitregierens nur allmählich und nur von unten her geschehen konnte, weil sich das Triumvirat Hitler-Himmler-Bormann einem großen gesetzgeberischen Akt von oben her widersetzen würde (sehe Misserfolg der Regierung mit ihrem Autonomie Erlass von Oktober 1944 (5. Jubiläum der Gründung des G.G.)

  1. b) Das polnische Volk war seiner Bildungsstätten beraubt

Hierüber und über weitere Punkte darf ich in nachfolgenden Ausführungen berichten.

Bericht über meine Tätigkeit als Leiter des Distrikts Krakau im Jahre 1944 Teil 2

  1. b) Das polnische Volk war seine Bildunsgwillen beraubt

Gleich bei seinem ersten Vorlag hat mich der Leiter der Abteilung Unterricht in meiner Behörde darüber unterrichtet, dass die Regierung sowohl die polnischen Hochschulen (Universität p.p.) wie die höheren Schulen (Gymnasium p.p.) geschlossen habe, so dass das polnische Volk in seinem Bildungsstreben auf Volks- und Fachschule beschränkte sein. Ich hielt dies nicht nur aus naheliegenden psychologischen Gründen, sondern auch aus rein sachlichen für einen schweren Fehler. Es ist nur bei meinem Besuchen bei der Kreishauptleuten verschiedentlich unterrichtet worden, dass bald ein Mangel in an Ärzten und Tierärzten eintreten würde, weil der Junge Nachwuchs fahle. Außerdem hörte ich, dass die interessierten polnischen Eltern dazu übergingen in ihren Wohnungen in kleinen Kreisen hören Schulungsunterricht zu veranlassten. Das bedeutete aber eine schwere Gefahr für die Beteiligten, denn sie setzten sich schweren Strafen aus.

Ich habe gerade auch deshalb gleich bei meinem ersten Besuch bei dem Präsident der Hauptabteilung Unterricht in der Regierung Eichholz die Frage der höheren Schulwesens für die Polen angeschnitten und von ihm unter Hinweis auf die Lemberger Ärztlichen Fortbildungskurse und den Bereich in Arbeit befindlichen Gesetzentwurf über das polnische höhere Schulwesen beruhigende Erklärungen erhalten.

Als aber ein Monat nach dem anderen verging ohne das nun wirklich etwas geschah, habe ich in Berichten gemahnt, zuletzt, wenn ich mich recht erinnere in einem drei oder viermal wiederholten und schließlich erfolgreichen Gnadengesuch beim Generalgouverneur für 4 junge Männer aus der Gegend von Jaroslau, die wegen Waffentragens zum Tode verurteilt worden waren. Ich benutzte diese Gelegenheit, wohl im Spätsommer 1944 um den Generalgouverneur persönlich zu einem Wechsel seiner Schul- und Jugendpolitik zu bewegen.

Bei dem Kapitel Schulpolitik zeigten sich besonders deutlich die Hintergründe der Polenpolitik im allgemeinen. Es war aber der Wille herrschender deutscher Politiker das polnische Volk zu einem Volk von Bauern, Arbeiten und Handwerkern zu machen. Danach wurde Art und Maß seines Schulwesens bestimmt

  1. c) Das polnische Volk hatte kein Recht zu freien Vereinsbildung

Vereinsrecht und Vereinswesen sind im 19 Jahrhundert Zeitpunkte der politischen Parteien und eine Sorge für den Staat gewesen. Aber bei allen modernen Staaten hatte sich das freie Vereinsrecht durchgesetzt. Dem polnischen Volke dieses Recht zu nehmen, bedeutete seine Degradierung nicht nur in politischer sondern auch in soziologischen Hinsicht. Die Gründe hierzu seid wieder zu finden in den Willen einer herrschenden deutschen Elite, das polnische Volk auf einem möglichst niedrigen Lebensstandard zu halten. Vielleicht haben aber auch politisch- polizeiliche Erwägungen mitgesprochen, weil in Vereinen und Organisationen leicht illegale Bestrebungen Eingang in Verwirklichung finden. Wenn nun aber an einem schönen Sonntag den Wettkampf zweier Fußballmannschaften in Krakau erlebte, an dem Zehntausende sportbegeisterter Krakauer und Krakauerinnen teilnehmen, so musste man annehmen, das gutorganisierte Sportvereine das Interesse der Bevölkerung wachriefen und dich Kampfspiele veranstalteten.

Es wird auch in den Tat so gewesen sein, dass mit mehr oder weniger stillschweigender Genehmigung der maßgebenden dienschen Behörde sich hier ein Zustand entwickelte, der nach den bestehenden Vorschriften rechtswidrig war.

Also eine völlige Unklarheit der Lage. Ich möchte sagen, dass die Unklarheit eins der hervorstechendsten Merkmale des Generalgouvernements gewesen ist. Ich habe auch sie schon mehrfach in meinen Organisationsberichten hingewiesen und werde auf sie zurückkommen bei meinen Bemerkungen über den Schleichhandel und die Währung. Ich habe den Eindruck gehabt, als scheue man sich Bestimmungen die durch die bestehenden Verhältnisse längst überholt waren, nun auch aufzuheben. Es schien nur so, als wolle man sich jeden Weg offen halten. Man hielt die Bestimmungen aufrecht, um jederzeit einschreiten zu können, duldete aber gleichzeitig eine entgegenstehende Praxis. Diese Führung der Regierungsgeschäfte hatte wohl ihre Ursache in der Unsicherheit gegenüber den wirklich regierenden Mächten Himmler und Bormann. Der mit Himmler 1943 abgeschlossene Friede war nun ein Scheinfriede, denn die Exekutive in G.G. ist nach wie vor fest und allein in der Hand Himmlers und seinen SS und Polizei aller Grade geblieben. Es wurde abgeschlossen, weil der Kampf um das GG mit Bormann sich schon abzuzeichnen begann und dieser wohl als gemeinsamer Gegner von Himmler und Frank empfunden wurde.Ich befürchtete nun, das dem polnischen Völke aus diesem Zustand der Unklarheit im Vereinswesen die schwersten Nachteile entstehen könnten, wenn Himmler oder das Reichssicherheitshauptamt plötzlich schärfte Weisungen geben würden, wie dies bei dem Fall der Warschauer Flüchtlinge geschehen ist, oder wenn ein Führerwechsel bei der SS und Polizei eintraf oder eine kleine Inkorrektheit bei der Spielen.

Aus Sorge von Zwischenfallen und einer ernsten Verschärfung der innenpolitischen Lage im G.G. habe ich deshalb mit genauer Ausarbeitung und Begründung die Regierung um Freigabe des polnischen Vereinswesens gebeten. Ich habe vorher das Einverständnis des SS und Polizeiführers im Distrikt Krakau Thier, herbeigeführt, damit nicht bei der Regierung durch seine (Polizei) Vorgesetzten Schwierigkeiten entstünden.

  1. d) Die polnische Jugend sich nicht organisieren durfte.

Ich weiß es nicht mehr um Einzelnen aber ich bin überzeugt, dass es vor 1939 lebendige polnische Jugendorganisationen gegeben hat. Sie zu beseitigen wohl aus Sorge, dass sie ein Herd Widerstandsbewegung werden könnten oder weil man i G.G. nur die deutsche Jugend organisiert zu sehen wünschte – war ein Fehler, der längst wieder hatte beseitigt werden müssen. Ich habe aus Sorge um die polnische Jugend, von der ich annahm dass sie sich ebenso wie die Jugend anderer Ländern auf die Dauer von der Verfolgung ihrer gemeinsamen Interessen nicht, abhalten lassen würde, wiederum mit besonderer Sorgfalt einen Gesetzentwurf zwecks Schaffung polnischen Jugendorganisationen aufstellen lassen. Ich glaube auch, nach eingehender Besprechung mit kleineren Referenten für Jugendfragen dem HJ Bannführer Brandt hierdurch die Möglichkeit einer Fühlungnahme und eines Verständnisses zwischen Hitlerjugend und polnischen Jugend schaffen zu können, denn bei der Hitlerjugend herrschte in weiten Kreisen Bereitwilligkeit zu einem Auseinandersetzung an die polnische Jugend.

Bei allen vorerwähnten Maßnahmen auf dem Gebiet des Schulwesens- und Jugendpolitik hat bei der Regierung zweifellos auch die Frage der Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung eine große Rolle gespielt. Polizeiliche Gesichtspunkte haben die Politik maßgeblich beeinflusst.

Ein verderblicher Zustand, der aber überall in Deutsch beherrschten Raum bestand, weil Himmler und seine SS und Polizei der unbestritten maßgebliche Machtfaktor waren. Die Exekutive hatte über die Legislative gesiegt nachdem Himmler 1934 auch noch Reichsminister des Innern geworden war und als solche im hochster Instanz die Verwaltung führte, die bisher nur versucht hatte nach anderen Gesichtspunkten als den polizeilichen zu regieren, gab es in Deutschland kein Gegengewicht mehr gegen SS und Polizei, außer vielleicht bei der Wehrmacht, bis auch diese nach dem Attentat auf Hitler Juli 1944 und der Ernennung Himmlers zum Chef des Ersatzheeres ihrer Selbstständigkeit beraubt wurde.

  1. e) Keine Entschädigung bei Enteignungen

Die Gesetzgebung über Art und Umfang des Enteignungrechtes des Staates und seine Entschädigungspflicht schwankt je nach der politischen Einstellung des Gesetzgebers zu den Aufgaben und zu der Stellung des Staates wie zum Begriff und zum Inhalt des Eigentums. In alten deutschen Ländern war, wenn ich auch recht erinnere, die Entschädigungspflicht des Staates im Natur oder im Geld festgesetzt und ich nehme an, dass das auch in Polen so gewesen ist. Es ist nun im GG von dieser Entschädigungspflicht abgewichenchen wurden. Allerdings ist dies wohl auf Grund von Weisungen aus Berlin erfolgt, wo Bedenken wegen der Devisenlage und der Währungspolitik geltend gemacht wurden. Ich bin nur den Frage der Entschädigung bei Enteignungen bei einem Besuch auf dem Truppenübungsplatz Demba in Berührung gekommen. Der Platz war vor meiner Zeit wesentlich erweitern worden und ich sah die gesamten leer stehenden Häuser und die unbestellten Felder. Ich stelle fest, dass ein Teil der enteigneten Bauern als Übungsplatzarbeiter ihren Lebensunterhalt verdienten und am Rande des Platzes in Häusern wohnten, die nicht Beschlagnahmt waren. Was aus dem anderen Teil der Einwohner geworden war, war unbekannt. Neben der Rechtsunsicherheit, die bei dieser Handhabung der Enteignungen um sich greifen musste, hatte die Regierung auch noch schonen sollen die Gefährdung der Ruhe und Ordnung. Hier konnten einmal die polizeilichen Gesichtspunkte durchschlagen, denn es gab wohl kein besseres Mittel, um Menschen in die Wälder und zu den Partisanen zu treiben, als wenn man ihnen die Existenz nahm.

Die Angelegenheit erschien mir so wichtig und schwierig, dass ich meinen Amtschef Dr. Stamm persönlich mit den Bearbeitung beauftragte. Die Regierung konnte sich auch unseren Argumenten nicht verschließen, sondern stimmte unserem Bericht der an einem Einzelbeispiel (Bauer Frank im Nisko) genau detailliert war. Zunächst zu, bis sie wollte auf ernannte Weisung Berlins ihre Genehmigung wieder zurückzog.

Als Ergebnis ist festzustellen, dass die Regierung in keinen Punkte meinen Antragen gefolgt ist. Woran lag das? Gewiss wohl daran, dass sie sich nur schwer entschließen konnte, umzukehren. Und eine radikale Umkehr war bei Annahme meiner Anträge nötig. Außerdem hat der Vormarsch der Russen, die Ende Juli 1944 schon die Hälfte des GG und damit auch die Hälfte des Distriktes Krakau (Nord-Süd Linie; Debica-Jaslo) besetzten, eine ruhige Verwaltungsarbeit unmöglich gemacht. Von Mitte 1944 ab war bitterster Krieg im Lande und seine Erfordernisse regierten die Stunde.

  1. Die Entwürdigung des polnischen Menschen

Es scheint nur, als lage darin der schwerste Fehler der deutschen Politik gegenüber den Polen, dass sie denn polnischen Menschen herabwürdigte. Eine solche Herabwürdigung liegt schon in den deutschen gesetzgeberischen Maßnahmen des Teil 1, aber sie ist damit noch nicht voll erfasst. Sie liegt viel mehr noch in der Haltung gegenüber den Polen, die die Regierung Hitler‘s den Deutschen aufzwang. Ich sage „aufzwang“, denn ich habe bei meinem Kampf gegen diese schlechte Politik viele Deutsche gefunden, die die ihnen vorgeschriebene Haltung, als eine Last empfanden. Ich brauche über diese von Hitler, der SS und der Partei der Deutschen auferlegte Haltung, die scharf überwacht wurde, nichts zu sagen, als vielleicht das Eine, dass sie als eine immerwährende, sich überall und in allen Lebensbezirken zeigende Nichtachtung und Kränkung der tiefste Grund für den deutschen Misserfolg auch in diesem Lande gewesen ist. Ich habe deshalb überall diese Haltung kritisiert und bekämpft und meinerseits allenthalben zu zeigen versucht, wie man sich ungezwungen und ohne dauernden Kämpf als Mensch unter Menschen zu benehmen hat.

1) Die verschiedenen Lebensmittelrationen

Auf materiellen Gebiet fiel die Entwürdigung des polnischen Menschen insofern besonders auf, als die Lebensmittelrationen für Deutsche und Polen verschieden doch festgesetetzt waren. Es wurde von Amtswegen ein Mensch nämlich der Deutsche besser ernährt als der Pole, aus dessen Lande die Lebensmittel genommen wurden. Dies hatte die sehr schlimme Folge, dass die polnische Bevölkerung gezwungen war sich den fehlenden Rest an notwendigen Lebensmitteln im Schleichhandel, also gegen das Gesetz zu verschaffen und die Regierung musste bei ihrer Ernährungspolitik dem auch ruhig zusehen. Es war ja grotesk, dass auf der einen Seite feste Preise für alle Gegenstände des täglichen Bedarfs gebildet und ihre Einhaltung überwacht wurde und auf der anderen Seite unter den Augen der Behörden und mit ihrer Duldung eine illegalisierter Schleichhandel nur ungeheuerlichen Preisen sich entwickelte. Dieser Zustand musste nicht nur meine scharfe sachliche Kritik hervorzurufen – denn meine Behörde war Preisuberwachungsbehörde – sondern auch meinen Unwille über die Unklarheit der Regierungspolitik.

Ich habe deshalb vom ersten Tage meiner Tätigkeit im GG bis zum letzten diesem Zustand in Reden, Berichten und mündlichen Besprechungen mit dem Präsident der Hauptabteilung Ernährung und Landwirtschaft in der Regierung Neumann bekämpft. Ich habe auch versucht meinen polnischen Mitarbeitern in der Behörde zu helfen, indem ich eine Kantine für sie einrichtete und mich dauernd mit dem Leiter der Abteilung und Landwirtschaft in der Distriktbehörde Dr. Platzer um zusätzliche Lebensmittel bemühte, was bei der der Strenge der Kriegswirtschaftsgesetze der nur in geringen Ausmaßen möglich war wir konnten es doch als Behördenvertreter wirklich nicht so machen, wie die Leiter mancher industriellen Werke es machten, die ihren Arbeitern zusätzliche Lebensmittel geben, die sie auf verbotene Weise beschaffen, oder die ihre Arbeiter 1-2 Tage in der Woche beurlaubten, damit sie sich im Schleichhandel versorgten. Ein in einem geordneten Staatswesen völlig unmöglicher Zustand, der vielen verantwortungsbewussten Industriellen die schwersten Sorgen bereitet hat!

Aus der ungerechten Verteilung der Lebensmittel entstand der teils geduldete, teils bekämpfte Schleichhandel, der die Moral untergrub, namentlich bei den Deutschen, die sich gegen das Verbot an ihm beteiligten, und aus dem Schleichhandel entstand die Zerrüttung der Zlotywahrung, neben die eine besondere Schleichhandelswährung, die Wodka Wahrung, trat schwerwiegende Unklarheiten auf der ganzen Linie die eine zielbewusste Verwaltung für die nachgeordneten Stellen (Gouverneur, Kreishauptmann) unmöglich machten. Ich muss gestehen, dass ich die Gründe für diese Regierungspolitik nie verstanden habe, obwohl ich mich wegen der Wahrungsfragen eingehend gleich bei meinem ersten Besuch mit Präsident Paersch unterhalten habe. Er verwies auf Berlin und sprach von Devisendecke und Devisenzuteilung, was ich aber als Laie auf dem Währungsgebiet nicht verstanden habe. Ich habe deshalb allerdings erst im Herbst 1944, eine kleine Kommission von Sachverständigen aus der Wirtschaft und mich versammelt, Männer, die von der Regierung unabhängig waren, um Vorschlage für eine klare Wirtschafts- und Währungspolitik im GG zu erhalten, denn der bestehende Zustand schien mir auf die Dauer auf unerträglich. Die von mir schon oft erwähnte Denkschrift gegen die Politik der Regierung sollte diese Vorschläge aufnehmen sie ist wegen des Kriegsendes nicht mehr zu Stande gekommen.

Als meine Bemühungen um Heraufsetzung der polnische Lebensmittelrationen, die nur zunächst von Neumann in Aussicht gestellt worden war, doch erfolglos blieben, habe ich – wie bei den Vereinen, Jugendorganisationen, der Enteignung – in einem eingehenden Sonderbericht (Sonderauftrag an Dr. Plätzer) die Herabsetzung der deutschen Lebensmittelrationen gefordert. Sie wurde abgelehnt, weil eine solche Herabsetzung nicht denn für eine Erhöhung der polnischen Rationssatze nötigen Ertrag geben würde. Das wusste ich auch, aber ich wollte doch durch die Herabsetzung der polnischen Bevölkerung ein Selbstverständliches Zeichen des Solidarität geben.

2) Die Herabwürdigung im täglichen Verkehr

Ich habe von Herabwürdigung des polnischen Menschen durch die deutsche Politik nicht gewusst, als ich ihn das G.G. musste. Zwischen Tätigkeit an der militärischen Front und Kommandierung in das G.G. lagen ja nur wenige Tage und vorher hatte ich keinen Anlass mich mit Polenpolitik zu beschäftigen. Desto größer war meine Erschütterung, als ich nun täglich Zeuge dieser Zustandes wurde (s. elektrisches Bahn). Ich habe diesen von SS und Partei gepredigten und im G.G. verwirklichten Zustand als fur aus Deutsche beschämend empfunden und mich deshalb nicht damit begnügt, Gesetzte und Verordnungen zu bekämpfen, die diesen Zustand „legalisierten“, sondern ich habe mit meinem ganzen Herzen gegen die Verblendung meinen Landsleute, gegen Herrentum und Übermenschentum der Deutschen gekämpft. Ich erkannte mit dem Verstand und fühlte mit dem Herzen das in der falschen Erziehung des deutschen Menschen zum Herrenmenschen und damit zur Überheblichkeit der Grundfehler der der Politik des Dritten Reiches lag.

Weil ich ganz frei von irgendwelchen Einflüssen und Bedingungen aus dem G.G. bei diesem meinem Kampfe sein wollte, wechselte ich auch meinen Amtschef Dr. Eisenlohr, gegen den weder sachlich noch persönlich etwas vorlag und forderte den mir bekannten Dr. Stumm (Pg. seit 1937 keiner Organisation angehörig) an, von dem ich wusste, dass er als mein Vertreters meinen Kampf in allem und täglich unterstützen und eine Haltung zeigen wurde, die der Meinungen entsprach. Deshalb nahm ich meine persönliche Referenten nicht aus den Reihen der Beamten des G.G. sondern ließ mir einen vom G.G. unberührten Beamten durch das Reichsministerium der Innern überweisen (Dr. Fickert Pg. Ende 1932 oder Anfang 1933 keiner Organisation angehörig).

Ich habe nun dieser Kampf geführt in meinem Staatsamt wie in dem mit diesen in Personalunion verbunden Parteiamt. Es war ein unablässiger Kampf, denn er galt der Erziehung des deutschen Menschen zu normalen Denken und Handeln. Er war deshalb nicht gebunden an Zeit und Raum oder besonderen Anlass. Ich habe ihn geführt in Instruktionen, Reden und durch persönliches Beispiel.

Meine Instruktionen erfolgten in den Besprechungen mit den Abteilungsleitern und Kreishauptleuten. Ich habe aber bei meinen Fahrten zu den Kreishauptleuten stets auch die deutsche Gefolgschaft um mich versammelt und dort die falsche Erziehung zu beseitigen versucht. Ich habe statt der These von „Deutschen Herrenmenschen“ die Forderung der guten Leistung und des ausständigen Verhältnis gegenüber der polnischen Bevölkerung gestellt, also die Herstellung vernünftiger normaler menschlicher Beziehungen zwischen Deutschen und Polen. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass bei manchen braven deutschen Beamten die falsche Erziehung zum „Herrentum“ nur oberflächlich war und dass sie sie gern ablegen, wenn sie vor den Bespitzelung durch SD und Polizei sicher waren.

Ich habe aber auch die Gelegenheit bei Reden vor einem größeren Kreis dazu benutzt, die an sich selbstverständlichen aber durch eine intensive NS-Propaganda verzerrten Auffassungen von der Stellung der deutschen Menschen und seinen Pflichten und Rechten wieder richtig zu stellen. Dazu gab mir mein Parteiamt die Möglichkeit. Ich biete nur einfügen zur dürfen, wie ich zu ihm gekommen bin.

Ich bin am 1. Mai 1933 der Partei trotz schweren Bedenken, die auf Leitlinien und religiösen Gebiet lagen beigetreten, einmal weil mir das soziale Programm der NSDAP imponierte, dann aber hauptsächlich auf zu reden meines Kreisleiter Dönicke im Leipzig, weil ich mein Amt als Kreishauptman (=Regierungspräsident) nicht verlieren wollte. Da ich in diesem nach außen in Erscheinung tretendem Amte als Repräsentant des Staates im Hitlerreich unbedingt eine Uniform brauchte, bin ich der SA beigetreten. Ein Beitritt zur SS kam nicht in Frage, da ich ihr von jetzt der besondere ablehnend gegenüberstand und dem Parteiführer Korps wollte ich mich ebenso wenig ausschließen,  zumal ich da auch noch für die Partei hatte arbeiten müssen, was ich bei meinen vielen Bedenken gar nicht konnte.

Außerdem rieten der Sächsische Ministerpräsident [Manfred Freiherr] von Killinger und ein guter Bekannter der Reichssportführer [Hans] von Tschammer und Osten, beide SA Führer zum Beispiel zur SA nur der Begründung dass ich dort Führer z.V. (zur Verwendung also inaktiv) wurde würde und nur bei Sonderanlässen herangezogen würde. Das hat sich auch bewahrheitet, denn ich habe niemals regularen SA Dienst getan.

Ich bin nun völlig überrascht gewesen, als mir der G.G. sagte dass ich das Amt des Distriktsstandortführers der NSDAP für den Distrikt Krakau zu übernehmen habe, weil die Parteiämter von den Inhabern der Staatsämter in Personalunion mit verwaltet würden. Er stellte es als einen großen Vorteil gegenüber dem Zustand in Reiche hin, dass er auch die Partei im G.G. führe und unter ihm in den Distrikten die Gouverneure als Distriktstandortführer und in den Kreisen die Kreishauptleute als Standortführer der Partei tätig wären.

Ich habe zunächst – getren meine Haltung seit 1933 abgelehnt, mich aber schließlich doch überzeugen lassen, dass, wenn der unselige Kampf zwischen Partei und Staat von G.G. durch Aufrechterhaltung des jetzigen Zustands (Personalunion zu Gunsten des Staates) weiterhin ferngehalten werden könnte, dies von Vorteil für Deutsche und Polen wäre. Denn meine Weigerung würde die Position Bormanns und damit des Radikalismus stärken, weil dann an meiner Stelle ein hauptamtlicher Parteiführer ernannt werden würde, der im Sinne der radikalen Bormann Richtung wirken würde. Einen Parteirang habe ich nicht erhalten, weil es sich nun um ein Nebenamt zu meinem Staatsamt handelte. Der Hauptgrund aber das Nebenamt in der Partei zu übernehmen, war für mich die offensichtliche Möglichkeit, damit in der braunen Uniform meine Auffassungen von deutschen Menschen jeden Alters und Geschlechts, jedes Berufes und jedes Standes zu vertreten, an die ich mit meinen Staatsamt niemals herangekommen wäre. Ich habe diese Möglichkeit benutzt in Reden, die ich draußen im Lande bei meinen Besuchen zu halten habe und in Vorlägen in der Schulungsburg der NSDAP in Krakau. In allen meinen Reden und Vorträgen habe ich auf zwei Punkte besonderen Wert gelegt, nämlich die Absage an alle Gewalt und die Herstellung normaler menschlichen Verhältnisse zu dem Volk der Polen, in dessen Mitte wir wollten. Ich habe die bisherige Polenpolitik als eine Gewaltpolitik angesehen und deshalb in meinen Reden bekämpft. Da ich dies verständlicher Weise nur unter Berücksichtigung taktischer Notwendigkeiten tun konnte, habe ich immer wieder den großen französischen Staatsmann Talleyrand zitiert mit seinen Ausspruch:  Man kann nicht auf Bajonetten sitzen und außerdem der habe ich mich bemüht, meine Landsleute davon zu überzeugen dass einem Volke, dass Leistungen aufzuweisen hat wie die des Chopin oder der Madame Curie in den europäischen Völkerkoncert ein ebenbürtiger Platz zustehe.

Da ich aber weiß, wie Vorurteile wurzeln und wie nachhaltig eine falsche Erziehung wirkt – es sind nur immer wieder falsche Aussichten und schlechtes Auftreten meiner Landsleute aufgefallen – habe ich mich nicht mit Instruktionen und Reden begnügt, sondern habe durch mein Beispiel versucht, die so notwendige Änderung in der Haltung meiner Landsleute herbeizuführen und endlich ungezwungene freundliche Beziehungen von Deutschland zu Polen schaffen.

Ich habe deshalb bei meinen Besuchen bei den Kreishauptleuten nicht nur zu den deutschen sondern auch zu den polnischen Angehörigen der Behörde gesprochen – getrennt wegen der Sprache und weil ich beiden Teilen ganz Verschiedenes zu sagen hatte – habe Bürgermeisters, Vögte, Gutsbesitzer, Pfarrer empfangen und mich mit ihnen unterhalten, wie dies in normalen Verhältnissen zwischen dem Verwaltungschef und der Einwohnern seines Bezirkes zu sein pflegt – und diese normalen Verhältnisse mussten eben im G.G. geschaffen werden. Es hat nur aber der Kreis, den ich so erfasste noch nicht genügt. Ich habe deshalb die Offiziere und Unteroffiziere die alten österreichisch-ungarischen Armee und der polnischen Freiheitsarmee von 1920 draußen um mich versammelt, weil ich glaubte, dass wir alten Soldaten am ehesten auf der Basis der Gleichheit zueinander reden, uns verstehen und danach Vertrauen haben könnten. Überall bin ich dieser verderblichen Ungleichheit von Polen und Deutschen entgegensetzten. So habe ich – an sich eine lächerliche Kleinigkeit – sofort einigegreifen, als ich hörte, dass die Polen bei der Mitropa keine Fahrkarten kaufen dürften.

Wenn ich heute alle diese heißen Bemühungen überdenke, so kommt es mir fast so vor, als habe ich, bei der Machtfülle meiner deutschen Gegner ein Kampf a la Don Quichote gegen Windmühlen gekämpft, als sei das ehrliche Wollen eine Phantasterei gewesen gegenüber den harten Wirklichkeit, dass ein Volk mit Unterstützung Übermachtiger Feinde um seine Freiheit kämpfte und die Lage deshalb nicht zu bessern war mit den kleinen Mitteln meiner Verwaltungskunst und meiner Menschlichkeit.

Aber ich weiß gewiss, dass ich auf die Dauer gesiegt hatte, wenn uns das Kriegsglück günstig geblieben wäre. Ich habe zu viel Zustimmung bei meinen Landsleuten erfahren. Eine Umkehr des Denkens bähte sich an. Ich fand es sogar bestätigt – mehr oder weniger schlichter und verdeckt im manchem Artikel der Führungshefte der Hitlerjugend „Wille und Macht“ und sogar der Leithefte der SS.

Den Schaden, den die Keulenschläge anrichteten, die die staatsrechtliche Entrechtung des polnischen Volkes hervorriefen, konnte ich aus eigener Kraft nicht reparieren, ich konnte nur die Besserung des Schadens beantragen – das tat ich – die Nadelstiche aber, die den polnischen Menschen täglich entwürdigten und zermürben und die ebenso schlimm waren wie die Keulenschläge, konnte ich versuchen durch mein ständiges Beispiel zu beseitigen. Daran setzte ich meine ganze Kraft. Das Schicksal hat mir den Erfolg versagt, denn vor Ende Juli 1944 an war der durch die Kriegstage verbliebene Rest des Distriktes des Operationsgebiet des Heeres und die Geschehnisse eines harten Krieges zerschlugen jede friedliche Aufbauarbeit.

Nachschlag zu meinem Tätigkeitsbericht Teil 2 vom 9 November 1947 -3.3.1948.

Ich bitte den Tätigkeitsbericht um zwei Punkte ergänzen zu dürfen:

  1. Ich habe in mehreren Eingaben gefordert dass die Herabsetzung des polnischen Volkes, die in dem P auf der Kleidung und dem Verbot des Besuches von Kino‘s und Gaststätten ihren Ausdruck fand, beseitigt würde. Ich sah den Grund der Herabsetzung nicht ein und hielt ihre Beseitigung für notwendig zur Herstellung vernünftigen menschlichen Beziehungen. Um meinen Eingaben Nachdruck zu geben, habe ich die Eingaben nicht an die Regierung des GG sondern unmittelbar an das Reichsministerium des Innern (Staatssekretär Dr. Stuckart) gerichtet. Das war unzulässig ich habe es aber doch getan.
  2. Ich habe mich sowohl beim Generalgouverneur wie beim Reichsministerium des Innern für die Entlassung der polnischen Kriegsgefangenen und der politischen Häftlinge eingesetzt. Es schien nur nun nach vier und hab Jahren endlich Zeit zu sein, unter den Krieg und die mit diesem in Zusammenhang stehende politische Haltung einen Stich zu machen.

Zeuge hierfür wie für alle meiner sonstigen Angaben ist Regierungsrat Dr. Fickert von dem ich annehme, dass er die erforderlichen Erklärungen bereits dem Gericht übersendet hat.

Was geschah denn im 1944 propagandistisch?

Die Propaganda war 1944 in einer äußerst schwierigen Lage, die hervorgerufen war durch die militärischen Rückschläge an allen Fronten. Aber nicht nur darin bestand die Schwierigkeit, sondern noch schwerwiegende war, dass der Glaube an das, was die Propaganda brachte, im deutschen Volke und in den Völkern der besetzten Gebiete seit der Niederlage bei Stalingrad, die vielfach als Wendepunkt des Kriegsglückes ernannten wurde, in steigendem Maße schwand, die alten Propagandawalzen zogen nicht mehr. Es wurde mehr Kritik an das, was die Propaganda brachte gelegt. Es wurde verglichen zwischen den Prophezeiungen und Versprechungen der Propaganda und dem was wirklich eingetreten war. Im Generalgouvernement war die Lage für die Propaganda besonders schwer, weil die Bevölkerung es verstand, sich auf Tausenden von Kanälen Auslandsnachrichten zu verschaffen und deshalb ihr Glaube an die deutsche Propaganda besonders erschüttert wurde. Schließlich musste die Propaganda sowohl für Polen wie für Deutsche erfolgen, obwohl nach der katastrophalen Entwicklung der Verhältnisse im GG. die Angehörigen beider Nationen sich nicht näherten sondern voneinander entfernten.

1). Die Propaganda im Generalgouvernement wurde geleitet von der Hauptabteilung Propaganda in der Regierung des Generalgouvernements. Der Präsident dieser Abteilung Ohlenbusch war in Personalunion auch Propagandaleiter der Partei. Er empfang seine Unterrichtung und seine Weisungen vom Reichspropagandaministerium. In wie weit der Generalgouverneur in die Propaganda eingriff, weiß ich nicht. Ich glaube nicht dass er systematisch und zielbewusst eingriff und ihm eine stetige Führungsarbeit nicht lag. Er hat aber auch 1944 noch mancherlei geredet, mancherlei prophezeit, mancherlei versprochen und dadurch in die Propaganda eingegriffen. In den Distriktverwaltungen gab es die Abteilungen Propaganda, im Distrikt Krakau unter  Ministerialrat Dressler- anders. Die Abteilung beim Distrikt Krakau war nicht fertig organisiert und nicht voll besetzt, weil die Hauptabteilung in der Regierung einen Teil der Arbeiten mit erledigte. Dressler- anders erhielt seine Weisungen vor der Hauptabteilung Propaganda in der Regierung.

2)  Die Ziele der Propaganda 1944 waren einmal die Stärkung der Zuversicht und des Widerstandswillens der Deutschen zum anderen die Gewinnung der Polen. Man hielt es für notwendig Propaganda wollen zu stärken, um die Deutschen bei der Stange zu halten und ihren doch hier und da hervorbrechenden Unwillen und ihre Kritik zu dämpfen. Man hat deshalb in der Propaganda immer wieder die Errungenschaften des Systems betont, die in der Beseitigung der Arbeitslosigkeit, der Garantie einer ausreichenden Ernährung in der Heimat im Gegensatz zum 1. Weltkrieg und die Einführung einer Planwirtschaft in Handel, Gewerbe und Industrie (sozialistische Errungenschaften) bestanden.

Es scheint nur nun, als habe man in steigenden Masse diesem Sozialismus, der doch ständiges innenpolitisches Fundament des Nationalsozialismus war, auch benutzt, um das polnische Volk in seinen breiten Masse von den Vorteilen zu überzeugen, dies in steigenden Masse durch den Anschluss an das sozialistische Deutschland haben würde. Die Propaganda war abgestellt auf die Gewinnung der Arbeiter und Bauern, wobei man auf die höheren Löhne in den Industrie und den geregelten Absatz der landwirtschaftlichen Produkte hinwies, der dem Bauern ein  auskömmliches Einkommen garantierte.

Diese Propaganda wurde geführt durch Zeitungsartikel in den polnischen Zeitungen und durch Reden im Betriebsversammlungen. Man war der Ansicht, dass man eine Befreiung der arbeitenden Schichten Polens von der Herrschafft des Kapitals und der Kapitalisten durchführen und damit eine soziale Hebung diese Schichten erreichen und sie gewinnen und  mit den gegebenen Verhältnissen aussöhnen könne.

Man vergaß dabei, dass die unselige Ernährungs- und Währungspolitik der Regierung alles zerschlug, was die Propaganda den arbeitenden Schichten in Aussicht stellte. Die Propaganda wurde geführt, wie sie 1933 und später für die deutschen Arbeiter geführt worden war, für die der Arbeitsfriede und höhere auskömmliche Löhne allerdings einen Vorteil bedeuteten, während für polnischer Arbeiter nichts ausschlaggebendes bedeuten konnten, solange er gezwungen war – durch eine falsche Politik der Regierung 1-2 Tage in der Woche dem Betriebe fern bleiben, um für sich und seine Familie das Existenz nutzenden durch Geschäfte im Schleichhandel zu erwerben.

Daneben wurde, aber nur zeitweilig, auch der Propaganda nach den alten Gesichtspunkten der NS Propaganda geführt, wobei 1944 das Problem des Judentums auch in der Propaganda eigentlich kaum mehr behandelt wurde, weil man es wohl nicht mehr als aktuell empfand, während der Kampf gegen den Bolschewismus wegen der russischen Siege stärker betont wurde. Das Reichspropagandaministerium überwies Ausstellungsmaterial für beide Zwecke und verlangte, dass es, ebenso wie im Reiche auch im Generalgouvernement gezeigt würde. Das ist auf Weisung des Generalgouverneurs auch geschehen. Das Ausstellungsmaterial bot für Deutsche nichts Neues, es war das gewöhnliche Material, hauptsächlich Statistiken, Karten, Foto‘s, Bilder. Ich glaube, das auf der Ausstellung gegen den Bolschewismus auch Bilder von Katyn gezeigt wurden, Massengräber, soviel ich mich erinnere. Irgendwelche intensivere Propaganda wegen Katyn ist 1944 nicht mehr erfolgt. Man wollte, soweit ich dies beurteilen kann, durch diese Ausstellungen wohl weniger eine Vertiefung irgendwelcher Erkenntnisse erreichen, als eine gemeinsame Plattform für Deutsche und Polen schaffen. Auch hier war wohl das Bestreben, irgendwie in letzter Minute eine Gemeinschaft zu gewinnen, maßgebend. Man baute darauf dass das polnische Volk angeblich antisemitische und antirussische Tendenzen haben sollte und suchte auf diesen Tendenzen aufzubauen. Deshalb wurden auch gerade die führenden Kreise des polnischen Volkes, Lehrer, Geistliche, Bürgermeister, Gutsbesitzer zu der Erfassung der Ausstellungen eingeladen.

Aber ich habe, wie gesagt, den Eindruck, dass 1944 die deutsche Propaganda im Generalgouvernement sich nicht mehr dem Judentum und sogar nicht einmal hauptsächlich mit dem doch akuten Bolschewismus beschäftigte, sondern sich vielmehr einer Werbung für Ziele des innen- und außenpolitischen Aufbaues widmete. Dazu gehört die schon weiter oben erwähnte Werbung für den Sozialismus. Bei dieser Werbung wollte man den polnischen Volke nicht nur eine wirkliche Errungenschaft gegenüber den Zuständen im kapitalistischen Zeitalter bringen, also eine Art Befreiung von wirtschaftlichen Abhängigkeit sondern man wollte es auch befähigen, in einem geeinten sozialistischen Europa gleichberechtigt neben die anderen sozialistischen Völker zu treten.

Damit berühre ich den Hauptpunkte der Propaganda von 1944, das war das geeinte Europa. Hitler hat einmal gesagt, der Nationalsozialismus sei keine Exportware!. Aber er hatte sich doch belehrt durch den überall vordringenden Kommunismus, als einer gemeinsamen Weltanschauung von Völkern, die Überzeugung durchgesetzt, dass auch der Sozialismus einigendes Band von Völkern sein kann, wenn man ihn nicht nur als Wirtschaftssystem, sondern als eine das ganze Leben bestimmende Haltung auffasst. Dabei sollte der Nationalismus der einzelnen Völker nicht angetastet werden. Diese sozialistische Propaganda für ein geeintes Europa wurde durch die Presse und in Reden bei den verschiedensten Anlässen, hauptsächlich durch die Propagandaleiter aller Stufen, geführt. Dabei führte man den Kampf für das geeinte Europa manchmal noch mit den „verstaubten“ Argumenten gegen den Bolschewismus als eine Gefahr für Europa und europäische Kultur. Diese Argumente aus den Jahren nach der russischen Revolution waren den Propagandastellen so vom Reichspropagandaministerium eingeführt, dass sie immer wieder auftauchten. Der Krieg gegen Russland verhinderte die Erkenntnis, dass jenseits der Grenzen ein Riesenreich auf bundesstaatliche Grundlagen mit gemeinsamer Weltanschauung der verschiedenen Völker entstanden war, da sich in allem einige eigene Kultur schuf, ähnlich wie man es in Europa auf sozialistischen Grundlage schaffen wollte. Die Spannungen und die dadurch  hervorgerufene Trennung Deutschlands und Russlands verhinderten leider, dass sich die Erkenntnis durchsetzte, dass ein Gutteil des Propagandastoffes gegen den Bolschewismus und damit gegen Russland zum „alten Eisen“ gehörten (z.B. die Zerstörung von Ehe und Sinnlichkeit, Vernichtung der Kirche und Religion, Gewissenszwang, Beseitigung aller Fortschritte europäischen Kultur, also namentlich der Grundrechte des Individuums) allerdings einen Vorteil bedeuteten

Nun darf man nicht annehmen, dass auf diesem Gebiet der neuen Propaganda von 1944 (Sozialismus, geeintes Europa)  viel und systematisches geschehen wäre. Das ist nicht der Fall. Es blieb bei vereinzelten Versuchen in sehr engen Grenzen. Es fehlte an geeigneten Personen diese Propaganda auszubauen und dem polnischen Volke in geeigneter Form nahezubringen. Es fehlte aber namentlich an der Grundlage, die auf der Dauer keine Propaganda entbehren kann, nämlich an den Tat und damit kehre ich zurück an den Ausgangspunkt dieser Arbeit. Reden allein schaffen es nicht!

Neben die Propaganda für die Einziehung eines sozialistischen polnischen Volkes in ein europäisches sozialistisches Völkerkonzert mussten treten sichtbare Zeichen für eine Staatsrechtliche Neugestaltung des polnischen Raums im Sinne einer Revision der Geschehnisse seit 1939. Eine irregeleitete deutsche Staatsführung unterließ es aber auch nur die kleinsten solchen Zeichen zu geben.

Nachtrag

Ich habe versucht im Vorstehendem die politische Propaganda zu schildern, wie sie mir 1944 erschienen ist, weil ich glaubte, dass allem diese Propaganda interessierte. Bei näherem nachdenken scheint mir aber als müsse ich die Fachpropaganda auch erwähnen, die auf vielen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens und der Gesundheitspflege erfolgt ist und die sich letzten Endes auch politisch auswirken sollte.

Es war 1944 so, dass diese Fachpropaganda einen weitaus größeren Raum einnahm als die politische Propaganda. Die Fachabteilungen (Ernährung und Landwirtschaft, gewerbliche Wirtschaft, Forsten, Gesundheitspflege) machten ihre Vorschläge wegen einer Propagierung fachlicher Fortschwille, Erfindungen Methoden und die Fachabteilung Propaganda bearbeitete diese Vorschläge nach der propagandistischen Seite hin. Die Propaganda erfolgte durch Radio, Zeitungsartikel, Besprechungen mit den Fachleuten und Plakate. Ich erinnere mich an eine Fachpropaganda im Bezug auf Saatgut Stall, Dünger, Forstschädlinge, zur Vermeidung ausstrecken des Krankheiten und wegen Verwendung von Maschinen in Landwirtschaft und Industrie zur Ersparung menschlicher Arbeit.

Natürlich geht diese Propaganda in ersten Linie fachlichen Interessen, sie betonte aber vielfach auch die Hebung des Berufsstandes also der an Berufstätigen und damit eines Teiles des polnischen Volkes und sollte diesem Teil davon überzeugen, dass er gewisse Vorteile von einen verständnisvollen Zusammengehen mit den deutschen Berufskameraden habe. Die Propaganda kam, soviel ich mich erinnere, von Deutschland und wurde, soweit erforderlich, auf die Verhältnisse im Generalgouvernement umgearbeitet. Näheres ist nur nicht erinnerlich.

Quelle : IPN (Institut für Nationales Gedenken) – GK174, GK255

 

 

Die Stadt Krakau Im dritten Jahr deutscher Verwaltung 26. Okt. 1941 – 25. Okt. 1942

Der Stadthauptmann der Stadt Krakau

Nur für dienstlichen Gebrauch bestimmt! Veröffentlichungen, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Erlaubnis der Herausgebers.

Vorwort

Der zum 26. Oktober 1941 erscheinende Verwaltungsbericht „Stadt Krakau 26. Oktober 1939 – 1941“ hat nicht nur bei Partei-, Staats- und Wehrmachtstellen des Generalgouvernements, sondern auch bei zahlreichen Behörden des Reiches ein so beachtliches Interesse gefunden, daß ich mich dadurch verpflichtet fühle, auch für das abgelaufene dritte Jahr deutsche Verwaltung im Generalgouvernement über die Arbeit meiner Verwaltung zu berichten.

Ich glaube damit nicht nur einen Beitrag zu der für die spätere Zeit wertvollen historischen Erfassung des Lebens einer in großer Zeit mit großem Aufgaben bedachten Stadt leisten zu können, insbesondere den Erfahrungsaustausch unter den  ähnlichen Verhältnissen arbeitenden Verwaltungen des Ostens zu dienen.

Die besondere Anteilnahme des Herrn Generalgouverneurs am Werden dieser Stadt hat wieder entscheidend zum errichten Erfolg beitragen.

Allen vorgesetzten Behörden und dann gleichgeordneten in kameradschaftlicher Zusammenarbeit mit meiner Verwaltung  stehenden Dienststellen des Generalgouvernements  darf ich dazu für die verständnisvolle Förderung und Unterstützung meiner Arbeit herzlich denken.

Meinen Mitarbeitern, die auch in diesem Jahr mit großer Einsatzbereitschaft, mit Eifer und Tatkraft sich hinter unsere Aufgabe stellten, mag der vorliegende Bericht das wertvolle Bewußtsein erhalten.  Das auf dem historischen Boden der Stadt Krakau auch in Verwaltungsjahr 1941/42 große Aufbauarbeit und damit der verpflichtende Beitrag zu dem die titanischen Ringen unseres Volkes geleistet wurde.

Krakau, den 26. Oktober 1942.

Der Stadthauptmann der Stadt Krakau

Rudolf Pavlu

2-4946 pavlu

1. Teil

Die Gesamtlage der Stadt Krakau am Ende des dritten Jahres deutscher Verwaltung.

Ist im letzten Verwaltungsbericht „Stadt Krakau 26 Oktober 1939 – 1941“ zu Eingang dargelegt worden, wie das äußere Werden und das innere Sein der Stadt Krakau wesentlich bedingt waren durch die wechselvolle Geschichte der Stadt als einer der bedeutendsten deutschen Stadtgründungen des Ostens, als Residenz der polnischen Könige, als Stadtrepublik, als österreichische Verwaltungs- und Militärstadt sowie als polnische Provinzstadt, so soll hier, nachdem drei Jahre deutsche Arbeit hinter uns liegen, manches Geplante sich gestaltet und mancher Gedanke sich geläutert hat, untersucht werden, welche besonderen Aufgaben dieser Stadt gestellt sind und welche verwaltungspolitischen und verwaltungstechnischen Maßnahmen zu deren Erfüllung geeignet erscheinen.

Jedem  unbefangenen Besucher der Stadt drängt sich schon heute der Eindruck auf dass er eine Stadt deutscher Prägung vor sich hat. Jedem der mehrere Monate oder gar Jahre hier eingesetzten Deutschen ist die Stadt Krakau bereits zur deutschen Heimstätte geworden. In der Tat liegt schon in dieser die geschichtliche Verpflichtung widerspiegelnden Tatsache ein natürlicher Antrieb, Krakau wieder zu einer durch deutsche Art und deutsches Wesen bestimmten Stadt zu gestalten.

Der zahlenmäßige Anteil der deutschen an der Gesamtbevölkerung von 325 000 Menschen gewinnt erst unter Beachtung seiner außerordentlichen Entwicklung seit der deutschen Machtergreifung seine volle Bedeutung.  beim Einmarsch der deutschen Truppen im Polenfeldzug 1939 kaum 1000 Volksdeutsche umfassend, leben heute in Krakau bereits rund 26 000 Reichs- und Volksdeutsche, nicht eingerechnet die Angehörigen der schon als ständige Einrichtung zu bezeichnenden Dienststellen der Wehrmacht, der SS und Polizei einschließlich Familienmitglieder. Diese stürmische Entwicklung des Deutschtums, vor allem aber ihre leistungsmäßige Überlegenheit gegenüber der nichtdeutschen Bevölkerung, drücken dieser Stadt bereits auch innerlich einen entscheidenden deutschen Stempel auf. Die Kommunalverwaltung hatte bei einer Reihe entscheidender Maßnahmen ihre Folgerungen daraus zu ziehen. Das 1941 geschaffene deutsche Wohngebiet wurde wesentlich erweitert, der Wohnungsbau für Deutsche begonnen, die Zahl der deutschen Geschäfte vermehrt, neue deutsche Schulen wurden errichtet oder bestehende durch neue Klassen erweitert; das kulturelle Leben entwickelte sich in erstaunlicher Weise.

Der Zustrom an deutschen halt an. In der letzten Monaten bewegte sich der Überschuß der polizeilichen Anmeldungen gegenüber den Abmeldungen bereits um 1000 herum. Der Reinzugang im Durchschnitt der letzten beiden Jahre beträgt monatlich 570.

Allerdings vollzieht sich allmählich ein struktureller Wandel in der Bevölkerungszunahme. Während der rasche Aufbau der Verwaltung und der Wirtschaft in der ersten beiden Jahren hauptsächlich den Zuzug von männlichen und weiblichen Einzelpersonen mit sich brachte, ziehen nun in steigendem Ausmaße Familien zu.

Hand in Hand mit der Ausbreitung der deutschen Bevölkerung mußten Beschränkungen des nichtdeutschen Wohngebietes durchgeführt werden. Beachtenswert ist dabei die Feststellung, daß die nicht deutsche Bevölkerung trotz ihrer Zusammendrängung auf ein kleineres Wohngebiet im Berichtsjahr weiter zugenommen hat. Diese Zunahme rührt hauptsächlich vom Bedarf der zahlreichen Verwaltungsstellen an nichtdeutschen Personal und der Rüstungsindustrie an Facharbeiten her.

Die Ausschaltung der Juden ist weiter durchgeführt worden. Zur Zeit befinden sich nur noch rund 12 000 Juden in der verkleinerten besonderen Wohnbezirk. Sie werden intensiv zu handwerklicher oder sonstiger Handarbeit (Straßenreinigung, Gartenarbeiten, Tiefbauarbeiten usw.) angehalten.

Die raummäßigen Bedingtheiten für eine gesunde Entwicklung der Stadt sind überaus günstig.

Das vergangene Jahr mit seiner durch den Ostfeldzug gegebenen ungeheureren Beanspruchung des Verkehrsnetzes hat die Lage Krakau als Verkehrsmittelpunkt deutlich herausgestellt. Krakau ist als ein Hauptpunkt der großen Durchgangslinien Berlin-Lemberg-Kiew einerseits und Berlin-Lemberg-Bukarest andererseits, als Endpunkt der großen Querverbindungen Wien-Krakau und Warschau-Krakau sowie als Ausgangsort für die Bahnen des Beskidenlandes schon immer ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt gewesen. Der Krieg hat seine Bedeutung außerordentlich gesteigert und gewaltige Erweiterungs- sowie Neubauten haben auch im Berichtsjahr die Verkehrslage Krakaus entwickelt.

Bei den übrigen Verkehrszweigen eröffnen sich für Krakau große Perspektiven. Die geplante Verbesserung des Schiffahrtswegs der Weichsel und der Bau des Oder-Weichselkanals, der im Stadtgebiet in die Weichsel einnehmen wird, machen Krakau zu einem wichtigen Platz des europäischen Binnenschiffahrtsnetzes. Die Kreuzung der Autobahnen Wien-Warschau und Berlin-Lemberg wird ebenfalls in die nächsten Nähe des Stadtgebiets zu liegen kommen. Zu erwarten ist, daß Krakau mit seinen Flughafen nach dem Krieg den Anschluß an das künftige europäische Flugnetz finden wird.

Vielen Bau- und anderen Maßnahmen müssen schon heute diese Perspektiven auf eine künftige Verkehrsentwicklung zugrundegelegt werden.

Neben seiner Bedeutung als gegenwärtiger und künftige Verkehrsmittelpunkt erhält jedoch Krakau sein bestimmendes Gesicht durch seinen Charakter als Verwaltungs- und Kulturstaat. Krakau ist Hauptstadt des Generalgouvernements und beherbergt den Generalgouverneur mit seinen Dienstsitz auf der Burg. Es ist Sitz der Regierung der Generalgouvernements, des Gouverneurs für den Distrikt Krakau und der Kreishauptmann von Krakau-Land. Dazu kommen zahlreiche SS- und Polizeidienststellen und -einheiten, Zentralstellen und Distriktsstellen der Organisation der Gesamtwirtschaft sowie Einrichtungen des kulturellen Lebens. Die Wehrmacht ist ebenfalls stark vertreten. Krakau ist Sitz eines Luftgaukommando und ist z. Zt. daran, ein  Wehrkreiskommando aufzunehmen. Daneben beherbergt es die Rüstungsinspektion sowie zahlreiche Stäbe und Einheiten. Als alte Festungsstadt erhält es noch heute viele Festungsbauten, Kasernen, Lager und Stabsgebäude.

Der Eigenschaft Krakaus als Verwaltungsmittelpunkt und Wehrmachtstandort entspricht es, wenn die Stadtverwaltung daran ist, die Stadt zu einer ausgesprochenen Wohnstadt auszugestalten. Die Stadtverwaltung hat durch die  Inangriffnahme eines großen Wohn- und Straßenbauprogramms, durch weitgehende Verschönerung des Stadtbildes, durch ihre Arbeiten zur Anlegung eines umfassenden  Grünflachengürtels diese Pläne zum Teil schon in die Wirklichkeit umgesetzt.

Eine beachtliche Bedeutung verspricht sich Krakau nach dem  Krieg von seiner Rolle als Fremdenverkehrsgemeinde. Krakau ist nicht nur durch sein Stadtbild, die Menge seiner Baudenkmäler und sonstige Zeugen geschichtliche Größe anziehend, es ist zugleich der wichtigste Ausgangspunkt für die  Bäder und Luftkurorte in Tatra und Beskiden (insbesondere Zakopane, Krynica und Rabka). Es wird nach der Besserung der Verkehrsverhältnisse im Vorkarpatenland mit den Plätzen des Voralpenland des in Wettbewerb treten können.

Aber auch im wirtschaftlichen Leben ist Krakau unter deutscher Verwaltung eine Entwicklung vorgezeichnet. Sie bedingt durch seine bereits angedeutete günstige Lage als Verkehrsknotenpunkt und Fremdenverkehrsort. Die Stadt wird sich somit auch als Handelsstadt in den Kreis bedeutender deutscher Städte einzureihen wissen. Jetzt schon wird diese Entwicklung dadurch gefördert, da sich die kriegsgesteuerte Wirtschaft, insbesondere aber Banken und Versicherungen, besonders eng an den Sitz der staatlichen Wirtschaftsbehörden anlehnen.

Die Industrie hat nur einen verhältnismäßig geringen Platz im Wirtschaftsleben der Stadt. In der Hauptsache handelt es sich um Betriebe der Ernährungs- und Genussmittelindustrie, ein größeres elektronisches Werk sowie einige Betriebe der Metallverarbeitung und Feinmechanik. Indessen bieten der Süden oder Südosten der Stadt noch genügend Raum  für die Ansiedlung weiterer Industrie. Der künftige Wasserweg vom oberschlesischen Industriegebiet schafft günstige Frachtvoraussetzungen und da in der übersetzten landwirtschaftlichen Bevölkerung des Hinterlandes von Krakau eine handwerklich nicht ungeschickte Arbeiterreserve zur Verfügung steht, erscheint die Entwicklung von handwerklichen Betrieben und verarbeitenden Industrien durchaus möglich.

Wenn diese durch Raum, Bevölkerung und Wirtschaft gegebenen Aufgaben in ihrer gegenwärtigen Bedeutung und im Licht einer Entwicklung nach dem Kriege geschildert wurden, so geschah dies in der Absicht schon einleitend die Rahmen aufzuzeigen, indem die Arbeit der Stadtverwaltung sich im einzelnen zu entwickeln hat.

Selbstverständlich steht gegenwärtig alles Bemühen um die Erreichung unserer kommunalpolitischen Ziele im Kraftfeld des gewaltigen militärischen und wirtschaftlichen Kampfes, besonderes gegen den Feind im Osten. Die Stadtverwaltung hat ihre Arbeit stets in der Erkenntnis dieser Grenze ihres Wirkens gesehen. Sie hat alle Aufgaben, die ihr als einen wichtigen Zentrum im Rücken der kämpfenden Front gestellt wurden, bestmöglich erfüllt und die Beschränkungen, die sich daraus ergeben (Transportnot, Wohnungsmangel, Mangel an Arbeitskräften), willig und verständnisvoll auf sich genommen. Die Arbeit im ureigenen kommunalen Wirkungskreis hat sie darauf ausgerichtet  das kriegsmäßig Notwendige zu tun und im übrigen alle Maßnahmen vorzubereiten, die das Erreichen spätere Ziele möglich machen oder  erleichtern. Solche weiter gesteckten Vorbereitungsarbeiten waren insbesondere nicht zu umgehen im Bereich der Versorgungs- und Verkehrsbetriebe und bei der Stadtplanung i.e.S.  Im Übrigen wurde besondere Aufmerksamkeit der Konsolidierung der Verwaltung in ihrem inneren Aufbau sowie ihrer Ausrichtung  auf deutsche Vorstellungen und deutsche Leistungsmaßstäbe geschenkt.

In dem nachfolgenden Teil soll nunmehr aus den einzelnen Aufgabengebieten der Verwaltung des Stadthauptmann berichtet werden.

2. Teil

Berichten aus den einzelnen Aufgabengebieten der Verwaltung des Stadthauptmanns.

I. Allgemeine Verwaltung

  1. Hauptamt

Für den fachlich interessierten Leser mag zum Verständnis des nachstehend über die Organisation der Stadtverwaltung Gesagten etwas über die rechtliche Stellung des  Stadthauptmanns vorausgeschickt werden.

Während nach der Deutschen Gemeindeordnung gewisse staatliche Angelegenheiten der Gemeinde als Auftragsangelegenheiten übertragen sind und der Gemeindeleiter kraft seiner Stellung als alleiniger Repräsentant der Gemeinde die ausschließliche und volle Verantwortung für die Verwaltung der staatlichen und kommunalen Aufgaben trägt, ist der Stadthauptmann zunächst staatlicher Verwaltungsbeamter. Zu seinen Obliegenheiten gehört auch die Beaufsichtigung der Stadtverwaltung, die nach der Verordnung über die Verwaltung der polnischen Gemeinden von 28 November 1939 grundsätzlich von einem der überwiegenden Volksgruppe angehörenden Bürgermeister geleitet werden soll.  In Krakau ist im Hinblick auf die besonderen Verhältnisse der Hauptstadt des Generalgouvernements und mit ausdrücklicher Billigung des Herrn Generalgouverneur davon abgesehen worden, einen nicht deutschen Bürgermeister zu berufen. Der Stadthauptmann hat also praktisch neben seiner Verantwortung als Leiter der  unteren staatlichen Verwaltungsbehörde die ausschließliche und volle Verantwortung für das kommunale Aufgabengebiet der Stadtverwaltung. Eine förmliche gesetzgeberische Regulierung der Stellung des Stadthauptmanns, die eine Reihe von Zweifelsfragen aus der täglichen Arbeit klären wird, ist zu erwarten.

Die Entscheidung über die Doppelstellung der Stadthauptmanns als Leiter der unteren staatlichen Verwaltungsbehörde und der Kommunalverwaltung sagt noch nichts über die Frage, ob organisatorisch eine Personalunion bestehen soll oder eine förmliche Zusammenlegung der beiden Verwaltungen, also eine Realunion, vorzunehmen ist. Während bei der Gliederung der deutschen Großstadtverwaltungen (abgesehen von den Millionenstädten) organisatorisch zwischen den beiden Aufgabengebieten nicht unterschieden wird, ist die Organisation der Landkreise, bei denen verfassungsrechtlich eine ähnliche Konstruktion vorliegt, im Reich  z.Zt.noch uneinheitlich. Neuerdings mehren sich die Stimmen der Praktiker, die auch in der Landkreisverwaltung die organisatorische Zusammenfassung der staatlichen und kommunalen Aufgaben des Landrats und die Bildung einer einheitlichen Behörde fordern.

Auch in Krakau ist man den letzteren weg gegangen. Die gesamten staatlichen und kommunalen Aufgaben des Staates Hauptmanns sind nach ihrer inneren Zusammengehörigkeit rein sachlich auf 38 Ämter und Betriebe verteilt, die ihrerseits zu  10 Dezernaten zusammengefaßt sind. Die Dezernenten sind Deutsche, auch die überwiegende Zahl der Ämter und Betriebe ist von deutschen geleitet. Die Besetzung alle Amtsleiterstellen mit Deutschen wird angestrebt.

Diese vor einem Jahr durchgeführt Organisation hat sich seither bestens bewährt. Neben der neuen Verwaltungsgliederung und Geschäftsverteilung arbeitete das Hauptamt an der Innenorganisation  (Dienstverteilung) der Ämter. Bei dem Mangel an erfahrenen Verwaltungskräften und im Hinblick darauf, daß eine Anzahl von Ämtern neu errichtet wurde, war eine solche zentrale Mitwirkung bei innenorganisatorischen Arbeiten der Ämter nicht zu entbehren.

Das Problem einer möglichst volksnahen Verwaltung beschäftigt die Großstädte seit langem. Es dürfte allgemein interessieren, in welcher Weise in Krakau eine Dezentralisierung  von Aufgaben innerhalb der Stadtverwaltung erreicht wird. Wie im übrigen Einflußgebiet der österreichischen Verwaltung bestanden auch in Krakau Bezirksämter als Außenstellen der Zentralverwaltung zur Erledigung bestimmter Vorbereitungs-  und Vollzugsangelegenheiten, hauptsächlich auf dem Gebiet des Meldewesens, des Gewerbewesens, der Baupolizei, und der allgemeinen Amtshilfe. Zu Beginn des Krieges kamen dazu die Aufgaben, die gewöhnlich von Außenstellen des Ernährungsamtes und des Wirtschaftsamtes besorgt werden, später noch die Veranlagung und die Einzug der Einwohnerabgabe neben einer Fülle von kriegsbedingten einmaligen Aufgaben.

Das Stadtgebiet ist z.Zt. auf 10 Bezirksämter aufgestellt, 6 davon liegen im alten Stadtgebiet. Sie haben eine Bevölkerungszahl von durchschnittlich 35 000 zu betreuen. 4 Bezirksämter liegen in den im Jahre 1941 neu eingemeindeten ländlichen oder halbländlichen Vororten. Sie betreuen durchschnittlich 17 000 Einwohner. Diese Bezirksämtern stehen ortskundige Ortswarte (in der Regel die  früheren Vögten oder Schulzen) als Außendienstorgane für die parzellierten Stadtteile zur Verfügung.

Während in anderen Großstädten heute vielfach Außenstellen mehrere Zentralämter nebeneinander arbeiten und dadurch vermehrter Arbeitsaufwand entsteht und die Gefahr des Gegeneinaderarbeitens vorhanden ist, besteht mit dieser Form von Außenstellen eine Einrichtung, die es ermöglicht hat, denn gerade während des Krieges unentbehrlichen direkten Kontakt mit der Bevölkerung besonders wirkungsvoll zu pflegen und dank der Orts-  und Personenkenntnis der Bezirksämter auch Stoßaufgaben rasch zu bewältigen.

Der Ausbau der Bezirksämter wurde von Hauptamt mit großer Aufmerksamkeit betrieben. So wurde die Lebensmittelkartenausgabe und der  Markenrücklauf bei dem Bezirksämtern mit dem Ziel der Verwaltungsvereinfachung und Personalersparnis neu organisiert. Auf 31. März 1942 wurden die Geschäfte des Haushalts-, Kassen-, und Rechnungswesens der eingemeindeten Gebiete denn nunmehr zuständigen Zentralämtern übergeben. Damit wurde die Verwaltungsüberleitung für diese Gebiete abgeschlossen. Im Oktober 1941 erschien das erste Nummer eines  innerdienstlichen Mitteilungsblattes, der „Mitteilungen Stadthauptmanns der Stadt Krakau“, das in Abständen von etwa zwei Wochen erscheint und sich bereits zu einem unentbehrlichen Bindeglied der Verwaltung entwickelt hat.

Die Arbeiten zur Umbenennung von Straßen, für die das Amt federführend zeichnet, wurden fortgeführt. Das gesamte deutsche Wohnviertel wird in Bälde vollständig mit deutschen Straßennamen Versehen sein.

Im Rahmen der zentralen Bearbeitung aller amtlichen Veröffentlichungen des Stadthauptmanns (Anordnungen und Bekanntmachungen durch Presse und Plakatierung) wurden die Entwürfe der Ämter veröffentlichungsreif überarbeitet.

Durch eine sorgfältig zusammengestellte zentrale Verwaltungsbücherei und ein ausgewähltes Zeitschriftenmaterial werden die Ämter auch über Recht und Praxis der Verwaltungen im Reich auf dem Laufenden gehalten.

Bei der  zentralen Bearbeitung der Versicherungsangelegenheiten (Haftpflicht-, Unfall-,  Feuer-  usw. -versicherung) wurden Maßnahme für eine Vereinfachung des Versicherungswesens und Vorbereitungen für den teilweisen Übergang zur Selbstversicherung getroffen.

Zentralen Büroeinrichtungen (Hauptaktei, Polnische Hauptkanzlei mit Zentralschreibtisch, Botenmeisterei , Buchdruckerei und Buchbinderei)  wurden weitgehend nach deutschen Arbeitsmethoden  umgestaltet.

Die Amtsgebäudeverwaltung hatte im Zuge der Neuorganisation der Verwaltung umfangreiche Arbeiten infolge der notwendigen räumlichen Veränderungen in den Amtsgebäuden zu bewältigen. Sie sorgte durch eine zweckmäßige äußere Aufmachung der Amtsgebäude und die straffe Organisation des Reinigungsbetriebes dafür, daß in allen Amtsgebäuden deutsche Ordnung und Sauberkeit  einkehrten. Die Beschaffungsstelle hat die Aufgabe, für den größten Teil der Ämter zentral Büroeinrichtungen, Bürobedarf, Reinigungsbedarf, Dienstkleidung und Heizstoffe zu beschaffen. Sie konnte trotz der großen Beschaffungsschwierigkeiten fast alle dringenden Wünsche befriedigen und hat damit den Aufbau der neuen Ämter und die Einführung zweckmäßiger Arbeitsverfahren wesentlich gefördert. Ihr Umsatz im Berichtsjahr betrug rund 2 Millionen Zloty.

Die Dolmetscherstelle, die mit 4 Fachkräften besetzt ist, erledigte im Berichtsjahr 4 238 zum Teil sehr umfangreiche Übersetzungen.

  1. Personalamt.

Die Personalpolitik der Stadtverwaltung war hinsichtlich der deutschen Kräfte darauf abgestellt, unter sparsamen Einsatz deutschen Personals die Verwaltung so zu besetzen, daß der deutsche Einfluß an allen wichtigen Stellen gesichert war. Es kam also vor allem darauf an, die leitenden und gehobenen Posten mit Fachkräften zu besetzen. Deutsche Kanzleikräfte mußten in der Hauptsache in der Kriegsämtern, Wirtschaftsamt, Ernährungsamt und Wohnungsamt eingestellt werden, da der starke deutsche Besuchsverkehr reibungslos nur von deutschen Kräften abgewickelt werden konnte.

Unter diesen Gesichtspunkten muß die Zahl der deutschen Beamten, Angestellten und Arbeiter betrachtet werden, die sich von 179 Personen zu Anfang der Berichtsjahres auf 274 erhöht hat. Davon entfallen auf:  22 Beamte, 5 Verwaltungslehrlinge, 234 Angestellte, 13  Arbeiter – zusammen 274.

70 von ihnen sind Volksdeutsche, 24 davon waren schon vor dem Krieg in der Stadtverwaltung tätig. Im Juli 1942 wurden der Stadtverwaltung zur Ausbildung erstmals 5 deutsche  Verwaltungslehrlinge zugewiesen, die demnächst zu Regierungsinspektor-Anwärtern berufen werden.

Der Bestand an nichtdeutschen Personal war: wiederbeschäftigte Beamte: am Anfang des Berichtsjahres 2465 –  am Ende des Berichtsjahres 2373;  Angestellte: 568 – 808; Arbeiter: 2334 -2526.  Zusammen: 5367 – 5707

Dazu kommen jährlich durchschnittlich 1 500 Saisonarbeiter, die in der Hauptsache bei Tiefbau- und Straßenreinigungsarbeiten beschäftigt werden. Die Personal Erhöhung rührt im Wesentlichen von dem Bedarf der Kriegsämter her.

Aus den angegebenen Zahlen ergibt sich, das den nicht deutschen Bediensteten eine nur geringfügige Anzahl deutscher Kräfte, nämlich 3,8%, gegenübersteht. Unter den deutschen Gefolgschaftmitgliedern befinden sich wiederum nur in geringem Umfang Fachkräfte. Das Bestreben, einen festgefügten Beamten- und Angestelltenkörper zu schaffen, ist während des Krieges naturgemäß kaum erreichbar. Die wenigen Fachbeamten reichen auch nicht annähernd aus, die Schlüsselstellungen zu besetzen. Innerhalb der Angestelltenschafft fand ein starker Personalumschlag statt. Dazu werden die jüngeren und vielfach leistungsfähigeren Kräfte in steigendem Ausmaße zum Wehrdienst einberufen. Neue Fachkräfte aus dem Reich zu gewinnen, ist außerordentlich schwierig. Das Bestreben der Verwaltung geht deshalb dahin, durch eine weitgehende innerdienstliche Schulung Kenntnisse und Leistungen der Gefolgschaft zu heben und damit einen gewissen Ausgleich gegenüber den Fällen angesprochener Fachkräfte zu schaffen.

Der Betreuung der deutschen Gefolgschaft wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Bei der Wohnungsbeschaffung und -einrichtung werden die Gefolgschaftsmitglieder tatkräftig unterstützt. Im Oktober 1941 wurde ein geräumiges Stadtkasino eröffnet, außerdem der Gefolgschaft ein in Rabka (Beskiden) gelegenes Gefolgschaftsheim zur Verfügung gestellt.

Der Versorgung der nichtdeutschen Bediensteten dienen 7 Verteilungsstellen, die für die Zentralstadtverwaltung und für einzelne größere Betriebe und Ämter eingerichtet sind. Die Verteilungstellen besorgen den gemeinschaftlichen Bezug von Lebensmittel und Reizstoffen. Zum Teil sind ihnen Werksküchen angegliedert. Diese Einrichtungen haben wesentlich dazu beigetragen, die Arbeitskraft und den Leistungswillen der nichtdeutschen Bediensteten zu erhalten.

Die Personalverwaltung ist dadurch gekennzeichnet, daß der Stadthauptmann für das deutsche Personal nur eine beschränkte eigene Zuständigkeit hat und das auch bei mich deutschen Personal neuerdings besonders auf dem Gebiet des Besoldungs- und Ruhegehaltsrechts Zuständigkeiten auf vorgesetzte Behörden übergangen sind. Eine Großstadtverwaltung, die den vielfältigen und oft rasch an sie herantretenden Ansprüchen gerecht werden muß, macht es notwendig, ihren organisatorischen und personellen Apparat unmittelbar und ohne zeitliche Erschwerungen einsetzen zu können. Dazu erscheint die weitere Übertragung und Rückübertragung von Zuständigkeiten auch auf dem Gebiet der Personalverwaltung unerläßlich.

  1. Rechtsamt.

Das Rechtsamt neben zahlreichen Verfahren zur Einziehung von herrenlosen oder beschlagnahmten Vermögen in der Rechtsberatung der Ämter und Betriebe etwa 1200 Geschäftsvorfälle bearbeitet, davon etwa 90 wichtige Rechtsgutachten und etwa 90 Grundstückskaufverträge. Neben der Bearbeitung von 379 Gerichts-  und Vollstreckungsverfahren aus den früheren Berichtsjahren wurden 81 neue Verfahren durchgeführt und Forderungen sowie Streit-  und Vollstreckungskosten  beigetrieben.

Einen großen Umfang im Geschäftsanfall nehmen die Durchführung der Verordnung über den Verkehr mit Grundstücken und der Verordnung über der Verkehr mit Pachtland ein. In der Berichtszeit gegen 1380 neue Anträge ein, 752 Anträge wurden genehmigt, 108 mit Einschränkungen genehmigt, 177 abgelehnt; 11 erledigten sich auf andere Weise. Bekanntlich bestehen im Generalgouvernement für die nichtdeutschen noch keine staatlichen Standesämter. Personenstandbehörden sind die kirchlichen Matrikelämter. Das Rechtsamt führt die Aufsicht über 32 kirchliche und zwei jüdische Matrikelämter im Stadtgebiet. Es ist gleichzeitig Standesamt für die konfessionslosen nichtdeutschen. Das  Amt erledigte auf diesen Aufgabengebiet 1267 Geschäftsanfälle.

  1. Deutsches Standesamt.

Das deutsche Standesbeamte erledigt gleichzeitig auch die Geschäfte des Standesbeamten bei Kreishauptmann Krakau=-Land. Außerdem nimmt er im Generalgouvernement die Geschäfte war, die dem Standesamt Berlin I im Reich obliegen. Im Berichtsjahr betrug die Zahl der beurkundeten Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle: Stadthauptmannschaft Krakau – 348 -198 – 185,  Kreishauptmannschaft  Krakau-Land – 8 – 2 – 5

  1. Statistisches Amt.

Das Statistische Amt der Stadt konnte sich wegen Personal Schwierigkeiten der in den deutschen Großstädten zum Teil hochentwickelten Kommunalstatistik i.e.S. bisher nur in geringen Maß widmen. Es ist diese Richtung auszubauen, wird eine Aufgabe der Nachkriegszeit sein.

Im Berichtsjahr wurden folgende staatliche Erhebungen, teilweise unter Mitwirkung der Bezirksämter durchgeführt: Gewerbliche Betriebszählung nach dem Stand vom 15. Oktober 1941, Viehzählung nach dem Stand vom 15. Januar 1942 und die Viehzwischenzählung nach dem Stand von 3 Juni 1942 , Bodenbenutzungserhebung von Mai 1942, Gemüseerhebung von Juni 1942.

Von den eigenen Aufgaben des Amtes seien als die wichtigsten hervorgehoben die Statistik der Bevölkerungsbewegung, die Statistik der ansteckenden Krankheiten und die Statistik der Preise und Lebenshaltungskosten.

Aus den Ergebnissen der statistischen Arbeit ist zu erwähnen: die gewerbliche Betriebszählung erfaßte 11 599 Betriebe. Die Viehzahlung zeigte vor allem eine Vergrößerung der Rindvieh-  und Ziegenbestandes. Nach der Bodenbenutzungserhebung sind von der Gesamtgrundfläche des Stadtgebietes mit 148 qkm 104 qkm landwirtschaftlich genutzt. Davon entfallen auf Ackerland 50%, Obst-. Güter-,  und Gartenland 8%, Wiesen und Weiden 22%, andere Flächen 20%. Das Ackerland ist zu 41% mit Getreide angebaut, 18% entfallen auf Kartoffeln. Beim Getreideanbau steht der Roggen mit 46% an erster Stelle, dann folgt der Hafer mit 27% und der Weizen mit 15%.  Die Gemüseerhebung ergab 494 ha mit Gemüse angebautes Land. Unter der Gemüsearten nimmt die erste Stelle die Weißkohl mit 26% ein, an zweiter Stelle stehen die Roten Rüben mit 13%. Unverkennbare ist die starke Vermehrung des Gemüseanbau, die wesentlich auf die Förderung des Kleingartenwesens durch die Stadt zurückzuführen sein dürfte.

Die Statistik der Bewegung der nichtdeutschen Bevölkerung (ohne die Juden) ergibt folgenden Bild: Auf 1000 Einwohner entfallen; Eheschließungen, – Geburten, – Sterbefälle: 1939 – 10,9 – 11,6 – 12,0; 1940 – 10,6 – 12,2 – 13,4; 1941 – 7,1 – 11,5 – 12,6

Aus der Statistik der ansteckenden Krankheiten sind folgende zahlreichen bemerkenswert:  Masern,  – Scharlach,  – Diphtherie,  – Fleckfieber,  – Bauchtyphus: 1939 – 14 – 544 – 210 – 2 – 154; 1940 – 1542 – 170 – 227 – 10 -169; 1941 – 110 – 82 – 268 -129 – 228

Auffallend ist das starke Absinken von Masern und Scharlach. Das Ansteigen von Fleckfieber und Bauchtyphus sind kriegsbedingte Erscheinungen.

  1. Rechnungsprüfungsamt.

Die nachgehende Tätigkeit des Rechnungsprüfungsamt tritt unter der Kriegsverhältnissen naturgemäß in den Hintergrund. Sie kann aber nicht entbehrt werden. Um sie möglichst  wirklichkeitsnahe und fruchtbar zu gestalten, wurde die Beratung der Ämter und Betriebe in allen Angelegenheiten des Haushalts-, Kassen-, und Rechnungswesens so wie der Vermögenswirtschaft in den Aufgabenkreis des Amtes einbezogen.

Die sogenannte Visakontrolle, also die vor der Erteilung der Einnahme- oder Auszahlungsanordnung gesetzte Belegprüfung, wurde hauptsächlich bei den Einnahmen eingeschränkt. Neu wurde dem Amt der rechnerische und förmliche Prüfung der gesamten Lebensmittelkartenausgabe und des Markenrücklaufs für die nichtdeutsche Bevölkerung übertragen.

Im ganzen wurden im Berichtsjahr vorgenommen: 38 Kassenprüfungen, nein Bestands- (Lager-) prüfungen, 20 Ordnungsprüfungen (Prüfungen der Jahresrechnungen oder ihrer Ausschnitte), 33 Sonderprüfungen (Lebensmittelkartenausgabe, Wirtschafts- und Organisationsprufüngen aller Art).

Eine größere Sonderprüfung bezog sich auf die umfangreiche Kassen- und Rechnungsführung sowie die Lagerwirtschaft im polnischen Wohlfahrtsamt.

II.Polizei.

Polizeidirektion.

Das Aufgabengebiet der Polizeidirektion des Stadthauptmann deckt sich weder mit dem einer staatlichen Polizeidirektion noch mit dem einer gemeindlichen Polizeiverwaltung im Reich; vielmehr entfällt es Teile aus beiden.

Der Erlaß von Führers vom 7.Mai 1942 und der Erlaß und der höheren SS- und Polizeiführers im Generalgouvernement vom 26 Juni 1942 neben auch die organisatorische Entwicklung der örtlichen Polizeiverwaltung im Generalgouvernement zu einem vorläufigen Abschluß gebracht. Denn Großteil  der Aufgaben der Sicherheitspolizei und des SD in den Distrikten; die Kriminalpolizei ist Sache der ihnen unterstellten Kriminaldirektionen; für die übrigen örtlichen Aufgaben der staatlichen Sicherheitspolizei und Verwaltungspolizei sowie für die Aufgaben, die ihm Reichs Sache der gemeindlichen Polizei sind, ist die Polizeidirektion zuständig. Zur Erledigung polizeilicher Vollzugsaufgaben ist ihr das Kommando des Schutzpolizei zur Seite gestellt, demgegenüber denn Stadthauptmann ein fachliches Weisungsrecht zusteht.

Durch die Durchführungsvorschrift von 13. Juni 1941 zur Kennkartenverordnung vom 26. Oktober 1939 wurde die Aufgabe von Kennkarte an die nichtdeutsche Bevölkerung angeordnet. Die Stadt Krakau hat als einer der ersten Verwaltungen die Aufgabe tatkräftig eingeleitet und sie nunmehr abgeschlossen. Insgesamt wurden 200 041 Kennkarten an nichtdeutsche Personen über 15 Jahren ausgestellt. Dadurch, daß die Lebensmittelkartenausgabe an kennkartenpflchtlige Personen vom Besitz der Kennkarte abhängig gemacht wird, ist mit der vollständigen Erfassung der Bevölkerung zu rechnen. Gleichzeitig wird damit ihre Ergänzung der polizeilichen Meldeunterlagen und der Lebensmittelkarten erreicht sowie ein taugliches Hilfsmittel für  Arbeiteinsatz-Maßnahmen geschaffen. Kennkarten an Volksdeutsche wurden 2 860 ausgestellt. Ferner wurde mit der Bearbeitung von 1 200 Anträgen auf Erteilung des Deutschstämmigkeitsausweises begonnen und die Bearbeitung von 85 Einbürgerungsanträgen abgeschlossen.

Der Zuzug von Nichtdeutschen ist mit Rücksicht auf den Wohnungsmarkt und die Ernährungslage von einer polizeilichen Genehmigung abhängig gemacht worden. Eingereicht wurden 8 342 Anträge, davon wurden im Benehmen mit dem Arbeitsamt 5 840 genehmigt. Für den Aufenthalt von Familienangehörigen Reichsdeutscher, der die Besuchszeit von drei Wochen übersteigt, ist ebenfalls eine besondere Genehmigungspflicht begründet worden. Bearbeitet wurden bisher 1 308 Anträge.

Das Meldewesen im Generalgouvernement ist durch die Verordnung vom 17. Dezember 1941 neu geordnet worden. Organisatorisch sind nunmehr alle mit dem Meldewesen befaßten Stellen bei der Polizeidirektion zusammengefaßt. Die Meldestelle für deutsche hat am Ende des Berichtsjahres 20 239 Reichs- und Volksdeutsche erfaßt. Nicht einbezogen sind die der polizeilichen Meldepflicht nicht unterliegenden Angehörigen der  Wehrmacht, SS, Polizei usw. einschließlich ihres zivilen Gefolges. Die Meldestelle für nichtdeutsche verzeichnete 13 240 Anmeldungen, 10 025 Abmeldungen und  61 780 Ummeldungen. Der durch die Umsiedlungen hervorgerufene starke Umzugsverkehr innerhalb der Stadt geht aus diesen Zahlen deutlich hervor. Zwischen allen Beteiligten Ämtern wurde eine Zusammenarbeit eingerichtet, die dafür gesorgt, daß die Unterlagen zur Fortführung der polizeilichen Meldeeinrichtungen stets auf dem Laufenden gehalten werden und das umgekehrt die Meldeunterlagen allen Interessierten Ämtern, hauptsächlich den  Kreisämter, nutzbar gemacht werden.

Die Dienststelle Straßenverkehr war trotz der weiteren Einschränkung das Kraftfahrzeugverkehrs stark mit kriegswirtschaftlichen Maßnahmen in Anspruch  genommen. Die Umschreibung der polnischen Führerschein konnte abgeschlossen werden. Eine zusätzliche Belastung brachte die Durchführung der Verordnung über die Erfassung der Fahrräder von Nichtdeutschen.

Der Judenwohnbezirk wurde nach der weiteren Aussiedlung eines Teils der Judenschaft verkleinert. Sämtliche in den neu eingemeindeten Gebieten noch vorhandenen Juden wurden während der Berichtsjahres in das guten Wohngebiet eingewiesen.

Auf Gewerbe polizeilichen Gebiet wurden 206 Anträge auf Gaststättenerlaubnis von 377 Anträge auf sonstige gewerbepolizeiliche Erlaubnisse geprüft. Die Offenhaltungzeiten für deutsche Lebensmittelgeschäfte wurden denn sich ändernden Bedürfnissen entsprechend angepaßt.

Umfangreiche Arbeiten bereitete die Einziehung des Vermögens der aufgelösten polnischen Vereine. Erfaßt sind nunmehr 375 Vereine. In 218 Fällen konnte die Einziehung des Vermögens verschickt und in einem Teil davon das Vermögen bereits verwertet werden.

Die Tätigkeit der Dienststelle Preisbehörde hat sich vornehmlich auf die Bekämpfung des Schleichhandels gerichtet. Eingegangen sind 9 398 anzeigen. Insgesamt wurden Ordnungsstrafen in Höhe von 475 146 Zloty verhängt. Darüber hinaus wurden vom Kommando der Schutzpolizei gebührenpflichtige Verwarnungen mit zusammen 577 092  Zloty erteilt. Größere Mengen von Schleichhandelsgut konnten sichergestellt werden.

Die Strafstelle hatte 9 205 Anzeigen zu bearbeiten. Insgesamt wurden Polizeistrafen in Höhe von 373 717 Zloty verhängt. Im Vordergrund standen Verstöße gegen Verdunkelungsvorschriften, gegen das Zuzugsverbot für nichtdeutsche und Zuwiderhandlungen gegen gesundheitspolizeiliche Vorschriften. 66 360 Personen wurden mit zusammen 460 717 Zloty gebührenpflichtig verwarnt.

In der Fundstelle wurden 726 Fundgegenstände abgegeben. 360 neue und 232 Fundgegenstände aus früheren Jahren konnten der Verlierern ausgehängt werden.

Die städtische Berufsfeuerwehr ist der Polizeidirektion unterstellt. Sie zahlt z.Zt 4 Offiziere und 105 Mann. Die Schlagkraft der Feuerwehr wurde durch die Neuanschaffung von drei sperren Löschgruppenfahrzeugen und 700 Meter Druckschläuchen erhöht. In den neu eingemeindeten Gebieten wurden zwölf freiwillige Feuerwehren eingerichtet oder ausgebaut. Außerdem hat das Kommando der Berufsfeuerwehr eine große Zahl von Luftschutzhilfsdienstpflichtigen feuerwehrtechnisch ausgebildet. Eine Reserve dieser Ausgebildeten steht zum dauernden Einsatz bereit. Eingegriffen hat die Feuerwehr in 348 Fällen. Sie hatte 31 größere Brände zu löschen.

III. Schulwesen

Schulamt.

Das deutsche Schulwesen hat sich, wie schon im letzten Verwaltungsbericht ausgeführt, erfreulich entwickelt. Der laufende Zuzug reichsdeutscher Familien hat die Schaffung weiterer Klassen in den Volksschulen und in den Hauptschule sowie die Errichtung einer besonderen Oberschule für Mädchen notwendig gemacht. Neu sind weiter eine Wirtschaftsoberschule, die Handwerksschule  für Metallgewerbe, die gewerbliche Berufsschule und die staatliche deutsche Lehrerbildungsanstalt.  Zusammengefasst bestehen z. Zt. folgende deutsche Schuleinrichtungen in Krakau: die deutsche Oberschule für Knaben, die deutsche Oberschule für Mädchen, sowie die staatliche  Lehrer Ausbildungsanstalt je unter der unmittelbaren Verwaltung und Aussicht des Gouverneurs – Abteilung Wissenschaft und Unterricht-.

Sodann bestehen die deutsche Volksschule  für reichsdeutsche Knaben und Mädchen, Dietmarstraße 13, mit 15 Klassen und insgesamt 713 Schüler und Schülerinnen;  die deutsche Volksschule für Volksdeutsche Knaben, Fogelderstraße 7, mit f5 Übergangsklassen und 162 Schülern; die deutsche Volksschule für Volksdeutsche Mädchen, Burgstraße 60, mit 6 Klassen für 266 Schülerinnen;  die deutsche Volksschule in Wola-Duchacka  für 32 Volksdeutsche Kinder.

Die deutsche Volksschule in Borek Falecki ist, nachdem sie zuletzt nur noch 9 Kinder zahlte, aufgehoben worden. Die deutsche Hauptschule, Dietmarstraße 13, eröffnete am Beginn des neuen Schuljahres die zweite Klasse. In den beiden Klassen werden zusammen 77 Knaben und Mädchen unterrichtet.

Die staatlichen deutschen kaufmännische Lehranstalten, Vischerstraße 14, weisen z. Zt. 5 zweijährige Handelsklassen, mit zusammen 125 Schüler und Schülerinnen auf. Angegliedert ist ihnen ferner eine höhere einjährige Handelsklasse mit 10 Schülern. Panda neu eröffneten Wirtschaftsoberschule, die zum Fachabitur führen soll, läuft das erste Schuljahr mit 23 Teilnehmern. Die deutsche kaufmännische Berufsschule umfasst in der Unterstufe 24, in der Mittelstufe 8 Schüler.

Die deutsche  Handwerksschule für das Metallgewerbe wird mit zunächst 31 Schülern eröffnet werden. Die gewerbliche Berufsschule enthält z. Zt. 1 Fachklasse für Deutschen Post Osten mit 59 Teilnehmern, 1 Fachklasse des Fliegerhorstes mit 52 Teilnehmern und 1  Sammelklasse mit 11 Teilnehmer.  Für auswärtige Schüler der Fach- und Berufsschulen ist vom Staat das deutsche Schülerheim in der Burgstraße 54 geschaffen worden.

Der Schulbetrieb bei den meisten Schulen ist z. Zt. noch stark gehemmt durch den Mangel in geeigneten Schulräumen. Frühere gut eingerichtete Schulgebäude sind heute von der Wehrmacht oder von Behörden in Beschlag genommen. Erfreulich ist das Vorschrift in der deutschen Sprache,  den die Volksdeutschen Kinder zeigen. Es ist zu hoffen, daß in Übergangsklassen in absehbarer Zeit aufgehoben werden können.

Der gesundheitliche Zustand der deutschen Schulkinder ist gut. Es findet eine laufende schulärztliche Betreuung statt, in der nächsten Zeit ist mit der Einrichtung einer schulzahnärztlichen Betreuung zu rechnen. Mit insgesamt 1 951 deutschen Schüler und Schülerinnen zeigt sich ebenfalls deutlich das stark entwickelte deutsche Leben in der Stadt Krakau.

Aus dem nicht deutschen Schulwesen sind folgende Zahlen bemerkenswert:  vorhanden sind: – Schulen – Klassen – Schüler – Lehrer

allgemeine polnische Volksschulen – 69 -592 – 26662 – 539

polnische Sonderschulen (für Taubstumme, Trachomkranke und geistig Zurückgebliebene) – 4 – 27 – 441 – 38

private polnische Schulen (Klosterschulen) – 4 – 30 – 1354 – 38

ukrainische Volksschulen – 1 7 -142 -3

öffentliche Berufs- und Fachschulen:

gewerbliche – 10 -255 – 6127 – 371

kaufmännische – 4 – 77 – 3229 – 190

hauswirtschaftliche 1 – 12 – 450 -39

landwirtschaftliche – 1 – 12 – 0 – 5

Vorkurse -2- 4 – 142 – 15

insgesamt: – 96 – 986 – 38547 – 1238

Das Berufs- und Fachschulwesen für die nichtdeutsche Bevölkerung wird von der staatlichen Schulverwaltung besonders gepflegt. Die  Schülerzahlen zeigen das Interesse der Bevölkerung an diesem Einrichtungen, die junge Kräfte dafür ausbilden, gutbezahlte Fachstellen in Handel und Industrie einzunehmen.

Die Mehrzahl der Volksschulen ist in gemieteten privat Gebäuden untergebracht. Im Stadtgebiet können z. Zt. nur 8 von 46, in den neu eingemeindeten Gebieten 17 von 22 eigenen Schulgebäuden für  Schulzwecke benutzt werden. Der Rest steht in Benutzung der Wehrmacht oder von Behörden. Der Mangel an Kohle zwang dazu, Ferien einzulegen, die die Anzahl der Unterrichtstage für das ganze Schuljahr stark gesenkt haben.

Neben der Schulaufsicht bei Volks-, Berufs-. Und Fachschulen obliegt dem Schulamt die Schulverwaltung, und zwar insbesondere die Verwaltung des umfangreichen Bestandes an Schulhäusern. Die schon erwähnte starke Inanspruchnahme der Schulgebäude durch die Wehrmacht und andere Stellen, die Kohlenot an andere Kriegserscheinungen erschwerten diese Verwaltungsarbeit außerordentlich.

IV. Kultur- und Gemeinschaftspflege

  1. Propaganda- und Kulturamt.

Deutsche Wissenschaft, Kunst und Volksbildung zu verbreiten ist eine der wichtigsten Kulturaufgaben im Osten. Die großen Städte sind dabei natürliche Mittelpunkte für die Ausstrahlungen deutschen kulturellen Lebens. Bei der Eigenschaft Krakaus als Hauptstadt des Generalgouvernements befindet sich in der Stadt eine Reihe von staatlichen, teils der Regierung, teils dem Amt des Distrikts unterstehenden kulturellen Einrichtungen. Der Schwerpunkt der deutschen kulturellen Betätigung liegt z. Zt. bei staatlichen Einrichtungen und bei Einrichtungen der NSDAP. Um einen Gesamtüberblick über das bereits vorhandene zu geben, seinen hier auch die nichts städtischen Einrichtungen erwähnt.

Hauptträger der wissenschaftliche Arbeit ist das Institut für deutsche Ost Arbeit mit seinen 10 Abteilungen. Durch seine  Vortragsreihen aus den verschiedenen Arbeitsgebieten pflegt es einen regelmäßigen Kontakt mit der Öffentlichkeit.

Als wissenschaftliche Bücherei ist die in dem neuen Bibliotheksbau am  Außenring untergebrachte Stadtbibliothek zu erwähnen. Als Volksbücherei steht ihr die Deutsche Bücherei in der Hauptstraße zur Seite.

Die Konzertmusik pflegen die Philharmonie des Generalgouvernements und das Orchester des Staatstheaters. Die Kammermusik betreiben zwei auf der Mitte der Philharmonie und des Orchesters der Staatstheaters hervorgegangene Kammerquartette. Im Staatstheater sind das Schauspiel, die Operette und die Opfer vertreten.

Für den Film stehen 4 deutsche Lichtspieltheater zur Verfügung. Das SS-  und Polizeitheater sowie das Soldatenkino pflegen daneben zumeist die leichte Muse. Sie stehen auch der zivilen deutschen Öffentlichkeit zu Verfügung.

In der deutschen Volksbildungsstätte bietet die Distriktstandortführung der NSDAP nunmehr zum zweiten Mal den deutschen Volksgenossen vielfältige Möglichkeiten der Fortbildung, Belehrung und Unterhaltung. Je mehr Krakau durch das Zuströmen deutsche Menschen seinen deutschen Charakter wieder gewinnt und durch das Wachsen seines Heimatgefühls seiner deutschen Bewohner zu einer örtlichen Gemeinschaft zusammenwächst, desto mehr wird sich auch dir die Stadt das Bedürfnis zur Erweiterung ihrer eigenen kulturellen Betätigung ergeben.  Aus ihrer Arbeit ist folgendes zu erwähnen:

Die Stadt verfügt über zwei größere Sammlungen: die „Kunstgeschichtlichen Sammlungen“ (früher Nationalmuseum) und die „Kunstgewerblichen Sammlungen“ (früher Gewerbemuseum). Die Bestände der Sammlungen mußten der Kriegs Verhältnissen entsprechend zu größten Teil magaziniert werden. Die Konservierung erfordert deshalb einen besonders großen Arbeitsaufwand. Daneben hergehen umfangreiche Katalogarbeiten, insbesondere die Aufgliederung der Bestände nach ihrer völkischen Herkunft. Bei der von Mai bis September 1942 von Institut für Ost Arbeit  veranstalteten Ausstellung „Deutsche Kunst in Karpatenland“ waren die städtische Sammlungen bereits vertreten.

Die Stadtarchiv ist eines der reichhaltigsten Archive des Ostens. Es enthält ein bei weitem noch nicht ausgeschöpftes Material für die deutsche Siedlungsgeschichte, insbesondere die Geschichte der Städtegründungen des Ostens. Als wichtigste Archivarbeit aus dem Berichtsjahr ist zu nennen die Anlegung eines Indexes des Krakauer Matrikeln, wobei zuerst Jahre 1809 bis 1846, also im Wesentlichen die Zeit der Stadtrepublik, bearbeitet werden.

Von den Veröffentlichungen des Amtes sind zu nennen das Blatt Krakau aus der Schedelschen Chronik, ein Bildbuch „Deutsches Krakau“,  von dem z. Zt. eine zweite Auflage vorbereitet wird, eine “ Geschichte des mittelalterlichen Krakaus“ sowie die Faksimileausgabe von Dokumenten zur Stadtgeschichte. In Bearbeitung ist eine Publikation der mittelalterlichen Handelsprivilegien der Stadt Krakau von Dr. Göring.

Für Fremdenverkehrszwecke wurde ein Faltblatt herausgegeben.

Mit einer am 16. Oktober 1942 stattgefundenen Abendmusik des Assmann-Quartetts im Rathaussaal hat eine Reihe von Kammermusikabenden begonnen, die die Stadt als erste eigene musikalische Veranstaltung während des Winters durchführen wird.

Unter der Bezeichnung “ Krakauer Werkstätten“  bestehen seit August 1941 Arbeitsstätten zur Förderung des Handwerkernachwuchses und zur Erzeugung kunstgewerblich wertvoller und  handwerklich vollwertiger Erzeugnisse. Die Werkstätten stehen in enger Zusammenarbeit mit der staatlichen Kunstgewerbeschule. Sie gliedern sich z. Zt. in 4 Abteilungen, und zwar für Metallbearbeitung (Kunstschmiede- und Metalltreibarbeiten), Holzbearbeitung, Textilarbeiten und keramische Arbeiten. In den Werkstätten arbeiten vor allem Schüler der Kunstgewerbeschule, die sich hier praktisch vervollkommnen. Während bißchen in der Hauptsache Entwurfsarbeiten gefertigt wurden, ist nunmehr zur Serienherstellung von Metalltreibarbeiten und keramischen Arbeiten übergegangen wurden. Die Einrichtung eines Verkaufsraums am Adolf Hitler Platz steht bevor. Die Arbeit ist durch die erschwerte Materialbeschaffung stark gehemmt.

2.Tiergarten.

Die Stadt besitzt in ihrem über dem Weichseltal schön gelegten  Stadtwald einen in der Verwaltung des Liegenschaftsamt stehenden Tiergarten, der sich zwar nicht mit der zoologischer Garten deutscher Großstädte messen kann, aber doch als eine wertvolle Bereicherung der  Krakauer Erholungsstätten anzusehen ist. Die Stadt beabsichtigt, den Tiergarten zu einer Schau der Tierwelt des Ostens auszugestalten und damit einen besonders charakteristischen und eindrucksvollen Typ eines zoologischen Gartens zu entwickeln.

V. Fürsorgewesen und Jugendhilfe

  1. Deutsche Fürsorge- und Jugendamt

die deutsche Fürsorge erstreckt sich im wesentlichen auf Volksdeutsche. Die Zahl der laufend Unterstützten hat sich während des Berichtsjahres von 172 auf 197 Parteien mit 449 Personen erhöht. Auf die Gesamtzahl der in Krakau lebenden Volksdeutschen mit rund 5 000 gerechnet  waren das 9%. Bei den Zugängen handelt es sich zum größten Teil um Volksdeutsche, die erst im Laufe des Jahres die Kennkarte für deutsche Volkszugehörige erhalten haben. Die Unterstützungsempfänger setzen sich überwiegend aus älteren, nicht arbeitseinsatzfähigen Personen zusammen. Dem Arbeitseinsatz der übrigen unterstützten wurde zusammen mit dem Arbeitsamt besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Der Fürsorgeaufwand stieg im Berichtsjahr von monatlich rund 18 000 Zloty auf monatlich rund 33 000 Zloty. Die Steigerung rührt in der Hauptsache von der Erhöhung der  Richtsätze ab 1. Dezember 1941, die die Fürsorgeleistungen um rund 60% erhöht haben.

Seit dem 1. August 1942 findet eine eng Zusammenarbeit zwischen Fürsorgeamt und NSV statt. Die Vorbehandlung, insbesondere die Beurteilung der Hilfsbedürftigkeit, ebenso wie die persönliche Hausbetreuung ist Aufgabe der NSV. Etwa 250 Bedürftigen Schulkindern wurden während des Berichtsjahres Milchfrühstücke verabreicht. Geschlossene Fürsorge wird durch Einweisung in die staatlichen Sanatorien in Bad Rabka, bei Tuberkulose in reichsdeutsche Heilstätten ausgeübt. Für die Gewährung von Familienunterhalt gelten die Reichsrechtlichen Vorschriften. Im Berichtsjahr steigt die Zahl der Fälle von 30 auf über 100.. Der gegenwärtige Monatsaufwand belauft sich auf rund 40 000 Zloty. Der Mängel eines dem Reichsrecht entsprechenden Jugendwohlfahrtrechts macht sich immer mehr fühlbar.

Da die Einrichtung des Jugendamtes als Amtsvormund fehlt, wird der Leiter des Amtes persönlich in den Fällen von deutschen Gericht zu Vormund oder Pfleger bestellt, in denen die Übertragung der Vormundschaft an die unverheiratete Mutter nicht angebracht erscheint. Im Berichtsjahr ist die Zahl der Vormundschaftsfälle von 20 auf 52 angewachsen.

Von der sonstigen Fürsorge bei deutschen sei noch die Mitwirkung bei Gewährung von Kinderbeihilfen durch die Finanzinspekteure und die Verarbeitung von Hilfsmaßnahmen für etwaige Fliegergeschädigte  erwähnt. Nicht vergessen werden darauf die allgemeine persönliche Beratung Volksdeutsche Hilfsbedürftiger, dies diesen Volksgenossen erleichtert, den Anschluß an die Volksgemeinschaft zu finden. Träger der freien Wohlfahrt gegenüber der nicht deutschen Bevölkerung sind die polnischen und ukrainischen Hilfskomitees. Die Tätigkeit dieser vom Staat finanziell unterstützen Einrichtungen wird von Amt laufend überwacht. Insbesondere wird die Verwendung der staatliche Zuschüsse kontrolliert.

  1. Polnisches Wohlfahrtsamt.

Das Amt ist Trägerin des öffentlichen Fürsorge für die gesamte nichtdeutsche Bevölkerung. Der Kreis der in der offenen Fürsorge unterstützten Personen umfasst:  Arbeitsunfähige , kranke und gebrechliche Hilfsbedürftige (Ortsname); durch Kriegsereignisse hilfsbedürftig gewordene Personen (ehemalige entlassene Staatsbeamte, Pensionäre usw.); Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene bis zur Festsetzung der Militärrente; und Flüchtlinge und Umgesiedelte, deren Betreuung in Zusammenhang mit übergeordneten Maßnahmen der Stadt übertragen wurde.

Die Bemühungen des Amtes gingen dahin, die Zahl der Fürsorgeempfänger mit allem Nachdruck zu senken. Alle arbeitseinsatzfähigen Personen sind beim Arbeitsamt gemeldet. Ihr Arbeitseinsatz wird zusammen mit dem Arbeitsamt mit allen Mitteln gefördert. Tatsächlich ist es gelungen, die Zahl der betreuten Personen (ohne Flüchtlinge und Umgesiedelte ) von 28 000 auf 19 000 Personen zu senken, das bedeutet gegenüber dem Stand von Ende 1939 eine Minderung von 50%, gegenüber dem Stand zu Beginn des Berichtsjahrs eine solche von 33%. Bei der Flüchtlings- und Umgesiedeltenfürsorge ist die Zahl der Betreuten von 9 796 auf 6 480, also beinahe um 33% zurückgegangen. Der höchste Stand der betreuten Anfang 1940 betrug 26 000.

Die Unterstützungen werden zum größten Teil in Natur  durch die Ausgabe von Gutscheinen für Volksküchen, zum Teil auch durch Unterbringung im Herbergen gewährt. Bei der geschlossenen und halboffenen Fürsorge handelt es sich um größten Teil um die Unterbringung vom Weisen, die Betreuung von Kindern erwerbstätiger Mütter in Kinderkrippen und die der Entlassung der Wohnungsmarktes dienende Unterbringung älterer Personen im Altersheimen. Neu errichtet wurden 2 Heime zur Zwangserziehung von Kindern, die dem Schleichhandel, Straßenhandel und der Bettlehrei nachgingen.  Die Unterbringung hilfsbedürftiger Kranke in Krankenhäusern bezweckt, diese Personen raschmöglichst für die Arbeit wieder einsatzfähig zu machen. Auch für die nichtdeutsche Bevölkerung wurden Hilfsmaßnahmen bei etwaigen Fliegerangriffen vorbereitet.

  1. Pfandleih-  und Versteigerungsanstalt.

Als eine hauptsächlich dir die nichtdeutsche Bevölkerung gedachte Fürsorgemaßnahme wurde am 15. Juni 1942 die dem Rechtsamt unterstellte Anstalt in einem städtischen Gebäude am Gedkoplatz eröffnet. Die Anstalt für Ihren Betrieb als öffentliche Einrichtung auf rein gemeinnütziger Grundlage. Von Anfang an war die Anstalt rege in Anspruch genommen. Schon in den ersten 14 Tagen wurden 512 Pfänder gegen Darlehen in Höhe von 80 345 Zloty eingenommen. Am Ende des Berichtsjahres betrug die Zahl der Pfänder 2 113, die mit 391 006  beliehen waren. Von der Möglichkeit, Gegenstände freiwillig versteigern zu lassen, wurde bisher nicht gebraucht gemacht, doch ist anzunehmen, das, sobald eine Versteigerung von Pfänden stattfinden, auch Gegenstände zur freiwilligen Versteigerung gebracht werden.

V. Gesundheitswesen und  Volksertüchtigung

  1. Gesundheitsamt

Besondere Aufmerksamkeit in der gesundheitspolizeilichen und gesundheitsfürsorgerischen Arbeit im Osten ist der Seuchenbekämpfung zuzuwenden. Die Bewegung der  Seuchenerkrankungen ist unter Abschnitt I Ziffer  5 wiedergegeben. Danach ist bei Scharlach und Masern ein Rückgang gegenüber den letzten Vorkriegsjahren eingetreten.  Die Kriegsseuchen Fleckfieber, Bauchtyphus und Ruhr, haben jedoch, wie zu erwarten war, zugenommen. Immerhin konnte bisher von einer besorgniserregenden Häufung der Seuchenerkrankungen im Stadtgebiet Krakau nicht gesprochen werden. Der Bekämpfung vor Verhütung von Seuchen  dienen eine Reihe von im Berichtsjahr durchgeführten Maßnahmen. Die Einrichtung von 4 Bezirksgesundheitsstellen in der neue eingemeindeten Gebieten wurde abgeschlossen. Diese Stellen enthalten neben ärztlichen Behandlungs-  und Warteräumen auch Bade- und Entlassungseinrichtungen, in denen täglich je bis zu 100 Personen entlaust werden können. Im Inneren Stadtgebiet wurden ebenfalls Bezirksgesundheitsstellen  in etwas einfachere Form eingerichtet. Sämtliche nichtdeutschen Ärzte wurden im Rahmen eines Blockarztsystems zur laufenden Überwachung der Bevölkerung auf Seuchenverdacht verpflichtet. In dem  Entwesungsanstalten Nadwislanskastrasse und Zielnastrasse stehen neben der Entwesungseinrichtungen zur Verfügung,  die auch vom Amt des Distrikts – Abteilung Arbeit –  für die ins Reich abgehenden polnischen Arbeitskräfte benutzt werden.

Die chemische Untersuchungsstelle des Amtes hatte im Berichtsjahr 8 861 Untersuchungen, hauptsächlich Lebensmittelkontrollen, durchzuführen. 2 820 Untersuchungen führten zu  Beanstandungen. Neben der gesundheitspolizeiliche Tätigkeit des Gesundheitsamts, die sich auf die deutsche und nichtdeutsche Bevölkerung erstreckt, steht die Gesundheitsfürsorge für die deutsche Bevölkerung. Träger der Gesundheitsfürsorge für die nichtdeutsche Bevölkerung ist in der Hauptsache die Sozialversicherungsanstalt.

In der Säuglings- und Mütterberatungsstelle für Deutsche wurden im Berichtsjahr 804 Säuglinge und 1 206 Kleinkinder betreut. Am 1. Februar 1942 wurde eine Schwangerenberatungsstelle eröffnet und seitdem in den Sprechstunden 66 werdende Mütter beraten.

Die Tuberkulose Beratungsstelle für deutsche, die seit Oktober 1941 läuft, hat bisher insgesamt 220 Personen betreut. Die deutschen Schulkinder werden fortlaufend ärztlich betreut. Die Einrichtung einer laufenden schulzahnärztlichen Betreuung ist vorbereitet. Die deutsche Beratungsstelle für Geschlechtskranken bezog am 1. September 1942 neue zweckentsprechende Räume in dem Gebäude Reichsstraße 41. Die bisherigen zwei Beratungsstellen für nichtdeutsche Geschlechtskranken wurden im Gebäude Bonnerstraße 24 zusammengelegt.

  1. Städtische Krankenhäuser.

Mit dem Herr Acta der Stadt Krakau als  früherer Universitätsstadt  hängt es zusammen, daß die meisten öffentlichen Krankenhäuser Universitätskliniken waren. Für die Anstaltspflege Deutscher  ist das vom Amt des Distrikt verwaltete “ Deutsche Distriktskrankenhaus“ eingerichtet. Die früheren Universitätskliniken werden unter der Bezeichnung „Staatliche Krankenanstalten“ unter der unmittelbaren Aufsicht der Regierung – Abteilung Gesundheitswesen – verwaltet.

Die städtischen Krankenhäuser, die unter deutscher Leitung stehen, umfassen eine Tuberkulosenabteilung und eine Infektionsabteilung mit zusammen 224 Betten. 105 Betten sind zur Zeit von der Wehrmacht in Beschlag genommen. Die Instandsetzung und Verbesserung der früher stark   vernachlässigten Gebäude und Einrichtungen wurde im Berichtsjahr wesentlich vorangebracht. Der Kranken- und Leichen Beförderungsdienst erhielt drei neue Mercedes Krankenkraftwagen sowie zwei gebrauchte Omnibusse.

  1. Veterinäramt.

Die Arbeit des Amtes erstreckte sich hauptsächlich auf das Gebiet der Veterinärpolizei, die Lebensmittelkontrolle, daß Hufbeschlagwesen, die Aufsicht über den Vieh-  und Schlachthof und die Viehmärkte. Beratenderweise wirkt das Amt bei der Aufsicht über den Tiergarten mit. An anzeigepflichtigen Tierseuchen traten in der Berichtszeit Maul- und Klauenseuche, Pferderäude, Tollwut, Rotlauf und Geflügelpest auf. Größeren Umfang nahm unter ihnen besonders die Geflügelpest an. Durch Kontrolle der fleischverarbeitenden Betriebe konnte eine wesentliche Besserung in Sauberkeit und Reinlichkeit erzielt werden.

  1. Volksertüchtigung.

Was im vorliegenden Bericht über deutsche Kulturpflege ausgeführt wurde, gilt ähnlich auch für das Gebiet der Volksertüchtigung. z. Zt. befinden sich die in den Leibesübungen dienenden Anlagen in Krakau nicht in der Verwaltung der Stadt. Sie werden von der Regierung –  Betriebsamt -, von der deutschen Turn-  und Sportgemeinschaft, der Wehrmacht, der SS  oder der Polizei verwaltet. Im Stadtgebiet befinden sich ein Freibad, eine Kampfbahnanlage, eine Reitbahn und Reitschule, mehrere Tennis- schieß-,  und allgemeine Sportplätze, ein kleines Hallenbad und noch verschiedene kleinere Sportanlagen und -einrichtungen. Es ist damit zu rechnen, daß der Staat mit der Zunahme der deutschen Bevölkerung weitere Aufgaben auf diesem Gebiet erwachsen werden.

VII.   Bau-, Wohnungs-  und Siedlungswesen

  1. Stadtplanungsamt.

Die großen baulichen Aufgaben, die sich aus der Erhebung der Stadt zur Regierungsstadt mit allen ihren Auswirkungen ergeben, und die sich aus denn überall entstehenden kriegswichtigen Hoch-  und Tiefbauten  abzeichnenden Veränderungen des Stadtbildes machen schon jetzt Planungsarbeiten der verschiedensten Art erforderlich, soll eine sinnvolle Bebauung nicht schwer gestört werden.

Eine Reihe von Grundplänen zum Stadtbebauungsplan, nämlich Pläne über die bestehende Bebauung, die Bevölkerungsdichte, das bestehende Verkehrsnetz und die Verteilung von Gewerbe und Handel wurden gefertigt. Bearbeitet wurden weiter Entwürfe eines Verkehrsplans, eines  Grünflächenplans und eine Bauzonenplans, Teilbebauungspläne für eine Anzahl von Stadtgebieten und ein Plan über die Schließung der vorhandenen Baulücken.

Die Tätigkeit der Baupolizei stand im Zeichen der kriegsmäßigen Baubeschränkungen. Im Berichtsjahr wurden genehmigt die Pläne für 52 neue Gebäude, für 122 Umbauten und für 1 355 Schilder- und Reklameeinrichtungen.

Einen großen Umfang hatten die Arbeiten der im Berichtsjahr bei der weitergeführten Entschandelung der Stadtbildes. Sie bestand in der Erneuerung schadhafter oder  vernachlässigter Fassaden, der Beseitigung überholter Aufschriften und Schilder sowie in der Verbesserung der Schaufenstergestaltung. Im Zuge dieser Maßnahmen wurden rund 8 000 Auflagen erteilt.

  1. Hochbauamt.

Hauptaufgabe des Amtes im Berichtsjahr war die Mitarbeit bei der Durchführung des Krakauer Wohnbauprogramms 1942. Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft mbH. Das Programm sieht nach den Plänen der Stadtplanungsamtes großzügige Wohnblockanlagen mit etwa 1 500 Wohnungen in deutschen Wohnviertel an der Reichsstraße sowie an verschiedenen Baulücken vor. Das Hochbauamt hatte auftragsweise einen Teil der Programms zur Durchführung zu übernehmen. Wenn es infolge der wachsenden kriegsbedingte Schwierigkeiten und Baubeschränkungen auch nicht gelungen ist, das Wohnbauvorhaben fristgerecht fertigzustellen, so wird es doch unter besonderen Anstrengungen und mit Unterstützung aller beteiligten oder zuständigen Dienststellen möglich werden, denn fährt vollen Zuwachs an neuen Wohnungen in kommenden Baujahr zu gewinnen. Von der Arbeit des Hochbauamt für die Stadtverwaltung sind zu nennen der Bau von vier Bezirksgesundheitsstellen, von Entlausungsanlagen  sowie  Instandsetzungsarbeiten am Städtischen Heilbad Swoszowice.  In Zusammenhang mit der großzügigen Verkehrsmäßigen Verbesserung der Burgstraße wurde die Burgumgebung freigelegt und gestaltet. Weiter wurde in Gebäuden der Bergstraße der Gehsteig unter Arkaden eingebaut.

  1. Gebäudeunterhaltungsamt

Dem Amt obliegt die bauliche Unterhaltung von 483 städtischen Gebäuden  sowie die maschinentechnische Überwachung von Heizungs-  elektrischen und ähnlichen Anlagen der Stadtverwaltung.

Die im Zusammenhang mit der Neuorganisation der Stadtverwaltung notwendigen Änderungen in der Einteilung der Diensträume, der starke Wechsel in der Belegung von Schulräumen und die Hinzunahme gemieteter Diensträume für die Durchführung neuer Aufgaben sowie die unumgänglichen Maßnahmen des Luftschutzes brauchten dem Amt eine Fülle von Arbeit. An größeren Bauarbeiten sind zu nennen die Einrichtung der Mütterschule der NSDAP in städtischen Gebäude  Bogenstrasse.  Für das Amt wurde außerdem ein eigener Bauhof eingerichtet. Die dem Amt angehörende amtliche Grundstücksschätzungsstelle hat im Berichtsjahr folgenden Geschäftsanfall: Schätzungen von bebauten und unbebauten Grundstücken 853, Schätzungen für Pachtverträge 202, Schätzungen für Mietverträge 470.

  1. Tiefbauamt.

Die Dienststelle Straßenbau des Amtes für der mit außerordentlichen Anstrengungen und unter Überwindung größter Schwierigkeiten Umbauarbeiten an Straßen mit insgesamt 55 160 qm gegenüber einer Leistung von 371 40 qm im Vorjahr aus. Ausbesserungsarbeiten an Straßen wurden insgesamt 133 000 qm gegen  91 800 qm in vor Jahr vorgenommen. Die vorgenommenen Straßenumbauten betreffen zum Teil militärisch wichtige Durchgangsstraßen, z.b. Krakauerstraße, Kommandanturstraße, Außenring, Alte Weichselstraße, Wielitzerstraße, Bielitzerstraße, teils betreffen sie Verbesserungen völlig unhaltbarer Zufahrtsstraßen zu Lazaretten, z.b. Grzegorzecka, Robert-Koch-Straße, Garncarskastraße, teils wurden sie im Zusammenhang mit der Burgfreilegung durchgeführt, z.b. Bernhardinerstraße, ägidiusstraße, Zugang zur Burgkaserne.

Der Bau einer Umgehungsstraße im Zuge Außerring – Barskastraße – Kolopnickistraße  -Wielitzerstraße, die die Innenstadt von dem außerordentlich starken Durchgangsverkehr entlasten soll und das Gegenstück zu der  Umgehungsbahn darstellt, wurde begonnen.

Die vorgenommenen Straßenumbauten haben die Fläche der befestigten Straßen innerhalb des Stadtgebietes wesentlich erhöht. Dennoch ist der Anteil der unbefestigten Straßen an der Gesamtfläche einschließlich der eingemeindeten Gebiete auch heute noch 80,4%.

Der Verbesserung der Straßenverkehrsverhältnisse dienten zahlreiche im Benehmen mit den Polizeidirektion und dem Kommando der Schutzpolizei durchgeführte Arbeiten, so die Kennzeichnung von Fußgängerübergängen und Fahrbahnteilungen sowie die Aufstellung von Hinweis- und Verbotsschildern aller Art. Zur Behebung der Parknot wurde eine Anzahl von Parkplätzen ausgewählt und gekennzeichnet. Durch große, an Verkehrsmittelpunkten aufgestellte Tafeln wurde auf ihre Lage hingewiesen.

Die Dienststelle Stadtentwässerung befaßte sich mit Vorarbeiten für die Errichtung einer Kläranlage. Die  die Abwässer werden bisher unterhalb der Stadt ungeklärt in die Weichsel geleitet. Ein Schutz der Stadt vor Überschwemmungen mit einen Abwässern bei Hochwasser bestand nicht, ein Zustand, der baldmöglichst beseitigt werden muß. Die bisherigen Vorarbeiten haben das Grundsätzliche geklärt. Kanalneubauten wurden im Berichtsjahr 1 643 m, mit einem Aufwand von 359 295 Zloty ausgeführt.  Das Kanalnetz wurde damit von 193,2 km auf 194,8 km erweitert. Die stark vernachlässigte Kanalreinigung wurde zum Teil unter Einsatz neuzeitliche Reinigungsgeräte verbessert.

  1. Stadtmessungsamt

Die bisher unselbständige Dienststelle der Stadtplanungsamt wurde nach der Übernahme durch einen deutschen Leiter auf 15 Juni 1942 in ein Stadtmessungsamt umgewandelt. Die zahlreichen Hoch- und Tiefbauarbeiten und die Planungsarbeiten aller Art ließen bisher das Fehlen zuverlässiger Messungsunterlagen besonders fühlbar werden. Das Amt hat nunmehr als vordringlich die Ergänzung der Katasterblätter im Maßstab 1: 1000 in Angriff genommen. Darauf aufbauend werden die Plane 1 : 5000 und 1 : 10 000 auf den gegenwärtigen Stand gebracht. Bearbeitet wurden die von allen Seiten dringend geforderten Gebrauchsstadtpläne in  in den Maßstäben 1: 1000  und 1: 20 000 .  Mit ihrer Ausgabe ist in Bälde zu rechnen. Für die Erweiterung des Höhenfestpunktnetzes in den eingemeindeten Gebieten wurden Vorarbeiten geleistet.

Die auch im Generalgouvernement zu erwartende Vereinheitlichung des Vermessungswesens wird dem Amt vermutlich schon in der nächsten Zeit Aufgaben bringen, die bisher von den Steuerämtern der Finanzverwaltung eingegliederten Katasterämtern erledigt wurden. Außerdem ist mit der Übertragung von bisherigen Aufgaben der vorgesetzten Fachbehörden zu rechnen.

  1. Straßenreinigungsamt.

Der Mangel an Treibstoff Zwang im Reinigungsbetrieb zur Stillegung der Kehrmaschinen, Kehrwalzen und Sprengwagen.

Die zu reinigende Fläche beträgt: Pflasterstraßen 386 550 qm ,Asphaltstraßen 154 600 qm,  Betonstraßen 36 185  qm, Schotterstraßen 105 000  qm, somit rund 680 000 qm.

Wir denn durch die Einschränkung des Maschinenbetriebes notwendig gewordenen Handbetrieb standen rund 300 Arbeiter, davon ein großer Teil Juden, zur Verfügung. Mit diesen Kräften, die körperlich meist wenig leistungsfähig sind und deshalb häufig ausfallen, war die Straßenpflege wesentlich schwieriger zu leisten als bei mechanisierten Betrieb. Dennoch konnte eine Straßenreinigung erreicht werden, die jener deutsche Städte im Reich kaum nachsteht.

Die Schneebeseitigung war ebenfalls durch die Unmöglichkeit des Einsatzes von Motorschneepflügen gestört. Sie dauerte ohne Unterbrechung von 25 Dezember 1941 bis 30. März 1942. Dadurch verstärkten Einsatz von Juden (an Sonntagen 1000 bis 2500) konnten die Schneemassen wenigstens von den wichtigsten Straßen und Plätzen beseitigt werden. Der Schneefall ergibt sich aus nachstehenden Zahlen: 1938/39 – 20 176 cbm, 1939/40 – 327 708 cbm, 1940/41 – 145 678 cbm, 1941/42 – 48 940 cbm.

Die Müllabfuhr ist gegenüber der Vorkriegszeit fast auf das Doppelte gewachsen. Die Erhöhung ist aus demnächst stehenden Zahlen zu entnehmen 1938/39 – 577 937 cbm, 1939/40 – 703 174 cbm, 1940/41 – 817 762 cbm, 1941/42 – 1072 461 cbm.

Die Schwierigkeiten der Müllbeseitigen liegen auch darin, daß z. Zt. nur 11500 Mülltonnen von je 100 Liter zu Verfügung stellen, während 26 000 Stück benötigen werden. Die Lieferung der Fehlmenge war bisher nicht zu erreichen. Dazu kommt die Stillegung fast der gesamten Spezialkraftwagenparks. z. Zt.  muß die Müllabfuhr von 4-5 eigenen Kraftwagen und 15-20  gemieteten Pferdefuhrwerken bewältigt werden.

Der dem Straßenreinigungsamt eingegliederte Fuhrpark ist die zentrale  Transporteinrichtung der Stadtverwaltung. Er hatte während des polnischen Feldzuges 40 % seines Bestandes verloren. Zur Ergänzung des Bestandes konnten im Berichtsjahr 11 Lastkraftwagen und 5 Zugmaschinen angeschafft werden. Entsprechend der Treibstoffkürzung sind auch die Leistungen des Fuhrparks auf ein Minimum seiner Leistungsfähigkeit gesunken. Bei den Nutzfahrzeugen ist die Umstellung auf andere Treibstoffe im Gang.

  1. Gartenamt.

Das Gartenamt verwaltet und gestaltet die umfangreichen Grünflächen und Parkanlagen., Die der Staat weithin das Gepräge geben, mit einer Fläche von rund 65 ha. Auf seinen Gärtnereien deckt das Amt der Bedarf an Nutz- und Zierpflanzen für die Anlagen, für die Friedhöfe, für die Kleingartenvereinigungen und neuerdings auch für die Versorgung der Kasinos, Verteilungsstellen und Werksküchen. I

In den Ringanlagen wurden  umfangreiche Blumenneupflanzungen vorgenommen. Der neue Teil des Bednarskipark im Stadtteil Podgorze konnte der Öffentlichkeit übergeben werden. Neue Grundflächen entstanden am Bahnhofsvorplatz, in der freigelegten Burgumgebung, am Außenring und am Dietlaring. An Stelle der völlig unzureichenden Gärtnerei in einem dichtbevölkerten Stadtgebiet an der Bahnhofsstraße wurde die Anlage für eine neue 45 ha große Stadtgärtnerei im Stadtteil Bronowice geschaffen und einige behelfsmäßige Bauten sowie die gärtnerischen Arbeiten tatkräftig vorwärts getrieben. Ein großer Teil der Bestände der aufgegebenen alten Baumschule im Stadtteil Debniki wurde umgeschult. Die Baumschule soll in erster Linie die jungen Bäume für die Schaffung eines  Grünflächengürtels um Krakau liefern, von dem im letzten Bericht ausführlich die Rede war. Im Rahmen dieser auf Jahre hinaus berechneten Maßnahmen wurden an Straßen, hauptsächlich in den eingemeindeten Gebieten, insgesamt 12 600 Obstbäume gepflanzt. Weiter wurden die Vorbereitungen für drei große Aufforstungen getroffen. Das Weichselufer und die Ränder der Hauptausfallstraßen wurden teilweise mit lockeren Gehölzgruppen bepflanzt. Leider leidet diese Pflanzarbeit stark unter dem weit verbreiteten Baumfrevel.

Eine erfolgreiche Arbeit des Gartenamt war die Schaffung einer deutschen  Dauerkleingartensiedlung an der Königsbergstraße. Das dort freigemachte Gelände sieht 431 Dauerkleingärten für deutsche in einer Größe von 3 bis 4,5  Ar vor.  Die Stadt hat das Gelände erstmalig gestaltet und an den unter Aufsicht des Stadthauptmanns stehenden Bund Deutscher Kleingärtner übergeben, der davon bisher 206 Gärten ausgegeben hat. Anteil der Gärten konnte bereits mit Lauben ausgestaltet werden. Bei der deutschen Bevölkerung hat die Anlage, wie die Nachfrage nach Garten bestätigt, großen Anklang gefunden. Die Nachfrage läßt eine weitere starke Entwicklung erwarten. Die deutsche Kleingartensiedlung in Krakau dürfte die erste Einrichtung dieser Art im Generalgouvernement sein. An die nichtdeutsche Bevölkerung sind z. Zt. rund 3 000 Kleingärten ausgegeben. Träger des Kleingartenwesen ist eine ebenfalls unter Aufsicht der Stadthauptmanns stehende nichtdeutsche Kleingartenvereinigung. Für diese Kleingarten wurden sämtliche nicht landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzten Ödlandflächen im Stadtgebiet herangezogen, soweit sie überhaupt einer Nutzung zugänglich  waren.

  1. Wohnungsamt.

Die Mangellage auf dem Wohnungsmarkt ist eine der größten Sorgen der Verwaltung geblieben. Der Vorjahresbericht hat Ursachen und Entwicklung dieser Lage  eingehend aufgezeigt.  Das unaufhaltsame Ansteigen des Zuzugs von deutschen, die Verlegung militärischen Dienststellen nach Krakau sowie die Aufnahme viele Einheiten und  Stäbe der Wehrmacht während der Wintermonate hat die Lage weiterhin verschärft.  Die Durchführung des umfassenden Wohnungsbauprogramms sollte eine fühlbare Erleichterung bringen. Im Bericht des Hochbauamt ist schon dargelegt, daß die großen Bauerschwernisse der vorgesehen Abschluß der Bauarbeiten unmöglich machten. Eine geringe Entlastung trat durch die Aussiedlung eines weiteren Teils der Juden und die damit ermöglichte Verkleinerung des jüdischen Wohngebietes ein. Die zuzugssperre für nichtdeutsche konnte den Zuzug nur zum Teil verhindern, da vielfach wehrwirtschaftliche und arbeitseinsatzmäßige Gründe der Verweigerung der Zuzugsgenehmigung entgegenstanden. Vom 1. Juni 1942 an hat sich der  Gouverneur des Distrikts das Wohnungsamt direkt unterstellt. Bei dem jetzigen Stand der Dinge wird ohne großzügige Maßnahmen eine fühlbare Entlastung auf dem Wohnungsmarkt nicht zu erzielen sein.

  1. Möbelbeschaffungsamt.

Dem im Oktober 1941 gegründeten Amt obliegt die Erfassung und Verwaltung herrenloser und beschlagnahmter Wohnungseinrichtungengegenstände, die von der Treuhandverwaltung nicht anderweitig  verwertet wurden. Sie werden deutschen Personen zur Ausstattung Ihrer Wohnräume zur Verfügung gestellt. Das Amt beschafft außerdem neue Wohnungseinrichtungen, welche an Behörden und andere Dienststellen für ihre Gefolgschaftmitglieder gegen Erstattung der Selbstkosten abgegeben werden. Im Berichtsjahr war es gelungen, eine größere Zahl Wohnzimmereinrichtungen im Reich und im Protektorat zu beschaffen. Infolge der kriegsbedingte Beförderungsschwierigkeiten konnte bisher nur ein Teil davon nach Krakau verbracht werden.

VIII.  Wirtschaft und Ernährung

  1. Wirtschaft.

Beim Wirtschaftsamt stehen die kriegswirtschaftlichen Aufgaben im Vordergrund. Die Verbrauchsregelung für Wollwaren und sonstige Spinnstoffwaren vollzieht sich anders als im Reich ausschließlich über die Ausgabe von Bedarfscheinen. Die Reichskleiderkarte gibt im Generalgouvernement keinen Anspruch auf den Bezug von bewirtschafteten Waren. Monatlich wird dem Amt ein bestimmtes Kontingent an Bedarfscheinen zugewiesen. Die monatliche Zuteilung von Bedarfscheinen mit rund 17 000 in Oktober 1941 ist auf rund 8 000 im Monat September 1942 gesunken. Eine Gesamtzuweisung von rund 134 000 Bedarfscheinen im Berichtsjahr standen rund 500 000 Anträge gegenüber. Die großen Schwierigkeiten bei der Bearbeitung der Anträge lassen sich schon aus diesem Zahl ablesen. Die Versorgungslage bei Schuhen, sonstigen Leder- und Gummiwaren war befriedigender, doch mußten auch hier viele Anträge abgelehnt werden. Seit Dezember 1941 ist dem Amt der Bewirtschaftung von Fahrrädern, Fährraderdecken und Schläuchen übertragen. Die zunehmende Stillegung vor Kraftfahrzeugen hat die Nachfrage nach Fahrrädern verständlicherweise verstärkt. Leider konnte nicht einmal der dringende Behörden- und Wirtschaftsbedarf voll befriedigt werden.

Seit November 1941 ist das Amt für die Brennholzbewirtschaftung zuständig. Nachdem die Zuteilung neuerdings über die Kohlenkarte abgewickelt wird, hat sich das Verfahren wesentlich vereinfacht. Die Besorgung war befriedigend. In der Eisen- und Stahl Bewirtschaftung hat das Amt der Haushalts- und kleineren gewerblichen und Behördenbedarf zu befriedigen. Das bisherige Verfahren ist wie im Reich seit 1. Oktober 1942 ein völlig andersartiges ersetzt.

Im November 1941 begannen  die Vorarbeiten für die Kohlen Bewirtschaftung zu Gunsten der deutschen Bevölkerung. Im März 1942 können die ersten Kohlenkarten ausgegeben werden. Mit ihnen ist eine gleichmäßige Versorgung der deutschen Bevölkerung erreicht wurden. Seit August 1942 ist das Amt in die Bewirtschaftung von Baustoffen eingeschaltet. Die Verbrauchsregelung bei Treibstoffen und sonstigen Mineralölen ist durch die zunehmende Senkung der Zuteilung gekennzeichnet. Im Oktober 1941 standen 150 000 Ltr. Vergaserkraftstoff und 20 000 kg Dieselkraftstoff, im September 1942 noch 40 000 Liter Vergaserkraftstoff und 6 000 kg Dieselkraftstoff zur Verfügung. Die Durchführung dieser im Interesse der kämpfenden Front vorgenommenen Kürzungen ging nicht ohne Schäden bei den Betroffenen ab. Neuerdings zeigen sich zum Teil so ernste Erscheinungen, daß eine weitere Senkung der Zuteilungen als bedrohlich angesehen werden müßte. So kann z. B. Der ordnungsmäßige Betrieb von Feuerwehrfahrzeugen, Kranken- und Leichen Kraftwagen und von kommunalen Nutzfahrzeugen z. Zt.  noch nicht gewährleistet werden.

Die Dienststelle Gewerbezulassungen bearbeitet neben einigen gewerbepolizeilichen Angelegenheiten die Durchführung der Verordnung über den Erwerb von gewerblichen Unternehmen. Betrieben und Anteilsrechten im Generalgouvernement von23. April 1940. Diese  wirtschaftspolitisch bedeutsame Verordnung macht die Eröffnung oder Erweiterung wirtschaftliche Unternehmen von einer besonderen Genehmigung abhängig. Sie geht über das geltende rechts recht erheblich hinaus. Ihr Zweck ist es, gewissen Gründererscheinungen vorzubeugen und damit die wirtschaftliche Entwicklung Generalgouvernement vor vornherein in die richtigen Bahnen zu lenken. Bei der Vielzahl von Unternehmen, die ihre Niederlassung gerade in Krakau anstreben, hat das Amt eine starke Verantwortung. Es gab bei seiner Tätigkeit darauf geachtet, nur wirklich leistungsfähige und vertrauenswürdige deutsche Unternehmer zuzulassen. Für die Gestaltung der Geschäfte am Adolf Hitlers Platz wurde im Benehmen mit allen beteiligten Stellen eine Sonderregelung getroffen. Über die Lenkung der Zulassung neuer oder der Erweiterung bestehender Unternehmen hinaus sind nunmehr die Vorarbeiten für eine planmäßige Überholung übersetzter Gewerbezweige, also eine systematische  Branchenbereinigung, begonnen. Die praktische Durchführung der Verfahren nach der Verordnung vom 23 April 1940 ist erschwert durch eine Vielzahl von Gewerbegenehmigungsstellen aller Fachrichtungen und aller Instanzsentufen. Eingehende Vorschläge über die Neuordnung des Zulassungsverfahrens wurden den Aufsichtsbehörden vorgelegt. Der innere Ausbau des Amtes wurde gefördert. Vorgenommene Bedarfscheinfälschungen führten dazu,  die Sicherungsmaßnahmen zu verstärken.

  1. Ernährungsamt

Die Versorgung der deutschen Bevölkerung in Krakau mit bewirtschafteten und nicht bewirtschafteten Lebens- und Genussmitteln war im Berichtsjahr ausreichend. Die Zuteilungssätze, hauptsächlich bei Fleisch, Fett, Brot und Eiern, sind etwas höher als im Reich; sie stellen einen Ausgleich für die  mannigfach erschwerten Lebensverhältnisse des Ostens dar. Die regelmäßige Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Milch war bisher nicht möglich. Lediglich Kindern bis zu 14 Jahren konnte eine regelmäßige Zuteilung gesichert werden. Durch eine Verstärkung der Milchaufbringung und den Ausbau der beiden Molkereien in Krakau ist damit zu rechnen, daß nunmehr eine regelmäßige Versorgung auch der Erwachsenen mit Milch möglich ist.

Die Versorgung mit Obst und Gemüse hat sich gebessert, wenn auch der Durchschnitt der Reichs Verhältnisse noch nicht erreicht sein dürfte. Im Kartensystem wurden während des Berichtsjahres verschiedene Verbesserungen vorgenommen, die eine gerechtere und gleichmäßigere Verteilung bezwecken. Es wurden eine Lebensmittelkarte für Kinder bis zu 10 Jahren, eine Fleisch- und Fettkarte für Kinder bis zu 3Jahren und eine besondere Brotkarte eingeführt. Seit August 1942 kann auch Weißbrot bezogen werden.

Die Zahl der deutschen Lebensmittelgeschäfte und Gaststätten hat weiterhin zugenommen. Es waren vorhanden im Januar 1942 und im September 1942:  Gaststätten 13 und 26, Lebensmittelgeschäfte 7 und 15, Obst- und  Gemüsegeschäfte 4 und 10, Brotverteilungsstellen 4 und 15, Süßwarengeschäfte 3 und 7, Fischgeschäfte, wild- und Geflügelhandlungen 3 und 3.

Die Zahl der Geschäfte dürfte beim gegenwärtigen Stand der deutschen Bevölkerung ausreichen. Nunmehr wird der ordnungsgemäßen Führung dieser Geschäfte erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet werden müssen. Während für die Zuteilung der bewirtschafteten Lebensmittel an deutsche Geschäfte früher die Abteilung Ernährung und Landwirtschaft im Amt des Distrikts zuständig war, ging der größte Teil dieser Zuständigkeiten ab 1. August 1942 auf das Ernährungsamt über; die Rest wird auf 1. November 1942 folgen. Die Versorgung der nicht deutschen Bevölkerung hielt sich im Wesentlichen in den Grenzen des Vorjahres.

Der innere Ausbau des Amtes erstreckte sich besonders auf die Kartenstelle, deren Betrieb auf die Erfordernisse einer schnellen Abwicklung des Besucherverkehrs und auf eine kassenmäßige Sicherung des Aufgabeverfahrens abgestellt wurde. Die Dienststelle Landwirtschaft des Amtes hat ähnlich wie das Ernährungsamt A im Reich die Verantwortung für die Erfassung der landwirtschaftlichen Erzeugung. Ihr obliegt weiter die Betreuung der landwirtschaftlichen Bevölkerung und die Beaufsichtigung der Betriebe zur Förderung der Erzeugung. Da der Stadt aufgegeben Ablieferungskontingente an Vieh, Getreide und Kartoffeln im Wirtschaftsjahr 1941/42 wurden erfüllt.

Zur Aufbringung der Kontingente für das Wirtschaftsjahr 1942/43 wurde der Ernteausnahmezustand für die Zeit vom 1.August 1942 bis 30 November 1942 angeordnet. Nach den bisherigen Erfolgen ist zu  erwarten,  daß auch für dieses Wirtschaftsjahr die festgesetzten Kontingente voll aufgebracht werden. Der Ertrag der Getreideernte war besser als nach dem strengen Winter 1941/42 erwartet werden konnte. Die Kartoffelernte hat zwar nicht mengen- aber gütemassig befriedigt. Als neue Aufgabe wurde dem Amt auf 1. Juli 1942 die Bewirtschaftung der Futtermittel übertragen, die bisher die Gemeinschaft der Transportunternehmer besorgt hatte.

  1. Schlacht- und Viehhof.

Der Schlachthof entspricht  nach Größe und Ausstattung nicht mehr denn an ihn zu stellenden Anforderungen. Das bauliche und maschinelle Verbesserung wurde jedoch auch im Berichtsjahr die Leistungsfähigkeit erhöht. Die Zahl der geschlachteten Tiere betrug:  in der Zeit 1940/41 und 1941/42:  Rinder – 29 245  und 48 330,  Kälber – 17 565  und 12 185, Schweine – 17 145  und 13 054,  Schaffe – 225  und 1751,  Pferde – 3 772  und 3 229.

Der Auftrieb auf dem Viehhof, Pferde- und Zucht- Schweinemarkt belief sich: in der Zeit 1940/41 und 1941/42 auf:  Rinder 33 238  und 59 682,   Kälber 19 140 und 12 224,  Schweine 22 128 und 17 269,  Schafe 173 und 1 666,  Pferde 11 844 und 5 969.

Die mit dem Schlachthof verbundene Marktkasse GmbH., eine Eigengesellschaft der Stadt, betreibt eine Darmschleimerei, die Herstellung von Kunsteis und die die Fütterung für das Marktvieh. Sie wickelt außer dass vor dem Krieg betriebene Kreditgeschäft ab und besorgt Kassengeschäfte für den Hauptverband der Viehwirtschaft. Die Gewinn- und die Verlustrechnung schloß mit einem angemessenen Überschuß ab. Einschneidende Änderungen und Beschränkungen im Betrieb des Schlachthofs und des Viehhofs ergeben sich infolge der Inanspruchnahme eines Teils des Betriebs durch die Wehrmacht  sowie durch die Auswirkungen der Marktordnung auf den Viehhandel, das Viehkommissionsgeschäft und die fleischverarbeitenden Betriebe.

IX. Eigenwirtschaftliche Betätigung der Stadt

  1. Stadtwerke (Versorgungsbetriebe und Verkehrsbetrieb).

Die Stadt besitzt ein Elektrizitätswerk, ein Gaswerk, ein Wasserwerk sowie eine Straßenbahn. Die Zusammenfassung dieser Betriebe zu einem einheitlichen Unternehmen  Stadtwerke ist eingeleitet. Eine Anzahl von Verwaltungsaufgaben wurden im Zuge dieser Maßnahmen in der Oberleitung der Stadtwerke als gemeinsamem Verwaltungsamt der 4 Betriebe zusammengefaßt. Die Leistungszahlen alle vier Betriebe sind weiter gestiegen. Die Mehrabgabe an Strom gegenüber dem letzten Friedensjahr beträgt 52 %, an Gas 61% an Wasser 32%, die Straßenbahn beförderte mehr als das Dreifache an Fahrgästen. Da bei Strom und Gas die Ziel der Abnehmer nur mäßig gewachsen ist, rührt die Steigerung von der stärkeren Ausnutzung durch die einzelne Abnehmer her.

Die Leistung Zahlen ergeben sich aus dem nachstehenden Aufgaben: 1938/39 – 1940/41 – 1941/42

Elektrizitätswerk:  Höchstlast Eigenerzeugung 7500 – 9300 – 11700 kW;  Höchstlast Fremdbezug 6500 – 7700 – 7600 kW;  höchste Tagesabgabe 198000 – 251600 – 313100 kWh;  Jahresabgabe Zahl der Abnehmer 59978 – 63262 – 65813;  Menge in tausend 47387 – 52772 – 72163 kWh;  Verbrauch Abnehmer 790 – 835 – 1100 kWh.

Gaswerk:  höchste Tagesabgabe 35200 – 50600 – 55830 cbm;  Jahresabgabe Zahl der Abnehmer 18385 – 21435 – 21447;  Menge in tausend 10356 – 13987 – 16662 cbm;  Verbrauch hier  Abnehmer 562 – 653 – 778 cbm.

Wasserwerk: Höchste Tagesabgabe 28400 – 32700 – 35200 cbm;  Jahresabgabe Zahl der  Hausanschlüsse 7001 – 6932 – 7007;  Mende in tausend 8311 – 10058 – 11009 cbm‘  Verbrauch je Haus 1187 – 1438 – 1571 cbm.

Straßenbahn: Fahrleistung Wagenkilometer in  1000Tausend 3801 – 5186 – 5983; Zahl der beförderten Personen in Tausend 18301 – 39641 – 57826;  beförderte Personen je Wagenkilometer 4,8 – 7,7 – 9,7;  Fahrten je Einwohner altes Stadtgebiet 74 – 170 – 220.

Der stärkeren Beanspruchung mußte eine Leistungssteigerung bei den Betriebseinrichtungen entsprechen. Die erhebliche Verbesserung der Betriebsleistungen ist hauptsächlich dem Einsatz deutscher Leiter in den Werken zu denken. Allerdings sind nunmehr die Erzeugungsanlagen bei Strom und Gas und das Wagen und Gleismaterial bei der Straßenbahn bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit beansprucht. Eine Reihe von  Kontingentierungsmaßnahmen waren unvermeidlich. Beim Gas wurde eine zulässige Höchstmenge für den Einzelnen Abnehmer festgesetzt und die Überschreitung bei der nichtdeutschen Bevölkerung durch einen erhöhtem Strafpreis abgegolten, im Wiederholungsfall die Sperre des Ausschlusses durchgeführt. Bei der Stromabgabe waren zur Vermeidung gefährlicher Belastungsspitzen kurzzeitliche Einschränkungen für einen kleinen Teil der Abnehmer notwendig. Das Wasserwerk mußte während des heißen Sommers das Sprengen der Straßen und Gärten in dem Hauptverbrauchsstunden verbieten. Bei der Straßenbahn wurde durch die Einführung eines geeigneten Tarifs und die Vergrößerung der Haltestellenabstände die Kurzstreckenverkehr eingeschränkt und damit eine Entlastung geschaffen. Besondere Kontrollgruppe wurden gegen Schwarzfahrer eingesetzt.

Der bisherige Bedarf und die in den nächsten Jahren zu erwartende Bedarfssteigerung können bei keinen der  Betriebe mit den vorhandenen Anlagen und Einrichtungen gedeckt werden. Dabei Strom, Gas und Wasser der Bedarf ein Mehrfaches des früheren betragen wird, musste schon jetzt auf lange Sicht geplant werden. Sachverständiger und Fachleute unternommen und führte für  jeden der Betriebe zu einem Ausbauprogramm, in dessen Rahmen Maßnahmen bereits getroffen werden. Dieses Ausbauprogramm sieht unter anderem vor:

beim Elektrizitätswerk den Einbau vor zwei Hochleistungskesseln und den Umbau der Schaltanlage im Kraftwerk, den Einbau einer Verteilungsringleitung für 30 kV samt 7 Umspannwerken und den Einbau eines 20 000 KVA  Turboaggregates im Kraftwerk,

beim Gaswerk die Erweiterung der Erzeugungsanlage und ein Offenaggregat für 20 000 cbm Tagesleistung und die Errichtung eines Gasbehälters für 50 000 cbm Inhalt,

beim Wasserwerk die Erweiterung vorhandener und der Bau neuer Hochbehälter, der Ausbau der Wasserförderungsanlage Bielany  und der Bau neuer Wassergewinnungsanlagen,

bei der Straßenbahn den Bau einer Werkstätte in Bonarka, die Erweiterung der dortigen Wagenhalle, der Umbau der beiden Schmalspurlinien auf Normalspur, die Beschaffung von Trieb- und Anhängerwagen, die Verlängerung der bisher an die alten Stadtgrenzen reichenden Gleisanlagen in die neu eingemeindeten Gebiete und die Ausgestaltung des Auto-Omnibusverkehrs im Inneren Stadtgebiet und in den Vororten.

Denn veränderten Absatzverhältnissen entsprechend hat sich bei den Versorgungsbetrieben ein Wandel im Verbrauch  der Rohstoffe vollzogen. Der gesteigerte Bedarf an Strom konnte über den Fernbezug aus dem Kraftwerk der Jaworznoer  Kohlengruben AG. nicht gedeckt werden, er mußte vielmehr durch Steigerung der Eigenerzeugung befriedigt worden‘ die nur durch zusätzlichen Kohlen erbraucht zu erreichen war. Beim Gas liegen die Verhältnisse ähnlich. Bei der gespannten Transport Lage wird diese Verlagerung von Fremdbezug zur  Eigenerzeugung große Gefahren in sich. Denn entgegenzuwirken ist das Ziel des Anschlusses des Elektrizitätswerks an die Hochspannungsleitung der Ost Energie AG., dessen technische Durchführung vorbereitet wird. Demselben Ziel gelten die Verhandlungen, die wegen eines Anschlusses das Gaswerk an das oberschlesische und das Ostrau-Karviner Ferngasnetz aufgenommen wurden. Die Verwirklichung dieser Pläne wird dir doch einige Jahre erfordern. Die Betriebe haben alles daran gesetzt, ihre Leistungsfähigkeit durch innerbetriebliche Verbesserungen, insbesondere durch eine geschickte Ausnutzung des Rohstoffes Kohle zu steigern. So konnte beim Wasserwerk der Kohlenverbrauch je cbm Wasser,  der 1938/39 0,96 betrug,1940/41 auf 0,86 kg und 1942 auf 0,82 gesenkt worden. Auch beim Stromverbrauch wurden durch technische Maßnahmen wesentliche Ersparnisse erzielt. Die Straßenbahn konnte z.B. Ihren Stromverbrauch hier Wagenkilometer von 0,91 kWh im Jahre 1938/39 auf 0,83 kWh  im Jahre 1941/42 senken.

Das finanzwirtschaftliche Ergebnis der Betriebe im Berichtsjahr war durchaus zufriedenstellend. Zwar haben der frühere schlechte Zustand der Betriebe und die übermäßige Beanspruchung der Anlagen während des Krieges Erneuerungs- und Erweiterungsbedarf außerordentlich wachsen lassen, es ist aber zu hoffen, daß die Betriebe in der Lage sein werden, die dafür nötigen Mittel zu einem Teil selbst zu erwirtschaften.

Es wurde bereits angedeutet, daß die Erhöhung der Leistungen wesentlich der Übernahme der Betriebe durch deutsche Leiter zu denken ist. Heute noch werden diese lebenswichtigen Betriebe von einem Minimum an deutschen Kräften geführt. Z. Zt. stehen 6 leitenden und 16 nachgeordneten deutschen Kräften 3 200 nichtdeutsche Bedienstete gegenüber. Das deutsche Element macht also 0,06% aus. Auf einen deutschen entfallen 145 Nichtdeutsche. Denn nichtdeutschen Bediensteten gegenüber wurde manches versucht, um ihre Arbeitskraft zu erhalten und ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Die vorhandenen Verteilungsstellen und Werksküchen wurden ausgebaut, Dienst-  und Schutzkleidung zur Verfügung gestellt und bei Umsiedlungsmaßnahmen für angemessene Unterbringung gesorgt. Der Krankenstand konnte durch Einrichtung einer gemeinsamen Betriebsgesundheitsstelle wesentlich gesenkt werden.

  1. Keramische Werke.

Die städtischen Keramischen Werke umfassen den Betrieb eines Kalkwerks in Podgorze, eine Ziegelei in Plaszow,  ein Betonwerkes in Debniki  und eines Steinbruches in Debniki. Die Betriebe weisen folgende Erzeugungszahlen auf: – Kalkwerk: gebrannten Kalk 8 000 t,  gelöschter Kalk 2 300 cbm; – Ziegelei: Ziegel aller Art 2 Millionen Stück; – Betonwerk: Betonplatten, Betonrohre, Rand und Bordsteine und andere 3 000 cbm; –  Steinbruch: Straßen- und Betonschotter, Packlage- und Fundamentsteine, Grieß u.a. 14 000 cbm.

Die Hauptnummer der Werke sind die Betriebe und technischen Ämter des Staates und der Stadt, und die Rüstungsbetriebe. Trotz der kriegsbedingte Schwierigkeiten, die hauptsächlich im Mangel an Transportmitteln und Arbeitskräften lagen, ist es gelungen, den Betrieb aufrecht zu halten und die Leistung durch innerbetriebliche Maßnahmen zum Teil wesentlich zu erhöhen so wie ein befriedigendes wirtschaftliches Ergebnis zu erzielen.

  1. Stadtbäckerei.

Die Stadtbäckerei, die als vollmechanische Einrichtung z. Zt. über 80 Arbeitskräfte verfügt, war auch im Berichtsjahr in ununterbrochener dreischichtiger Tag- und Nachtarbeit voll beschäftigt. Sie liefert z. Zt.  täglich 13 bis 14 000 kg Brot. Im ganzen wurden im Berichtsjahr gebacken: Roggenbrot 3 879 602 kg, Weizenbrot 87 320 kg.

Das Brot wird ausschließlich an die nichtdeutsche Bevölkerung über die Brotrayonsgeschäfte geliefert. Transportschwierigkeiten haben sich auch bei der Stadtbäckerei betriebsstörend ausgewirkt. Der wirtschaftlicher Ertrag im Berichtsjahr ist befriedigend.

  1. Stadtsparkasse

Die Stadtsparkasse ist ein rechtlich und wirtschaftlich selbständiges Kredit- und Bankunternehmen, dessen Gewährträger der Stadt ist.  Der Stadthauptmann ist Vorsitzender der Verwaltungsrats  der Sparkasse. Die Kundenzahl und die Einlagenhöhe im Neugeschäft haben sich wie folgt entwickelt: Kontenzahl –  Einlagenhöhe Zl.

Kontokorrentverkehr;  31 Dezember 1939: 68 – 159 300 ; 31 Dezember 1940: 1 693 – 8 846 600;  31 Dezember 1941: 1 738 – 30 680 400; 31 Dezember 1942: 2 318 – 49 041 500

Sparverkehr;  31 Dezember1939 : 144 – 187 300; 31 Dezember 1940: 1 273 – 1 560 300;  31 Dezember 1941:  2 584 -1 261 200; 31 Dezember 1942: 2 819 – 1 471 900

Im Altgeschäft wirkt sich auf den Zahlungsverkehr und die Liquidität noch immer hemmend die Tatsache aus, daß eine Regelung wegen der Tilgung von Hypotheken an jüdischen Grundstücken und wegen der Schulden der Kommunalverbände nicht vorliegt. Die Stadtsparkasse ist in besonders großem Umfang davon betreffen. Trotzdem gelang es, die Liquidität im Altgeschäft aufrecht zu halten und so zu fördern, dass seit Juli 1942 auf Altsparguthaben die von der Bankaufsichtsstelle zugelassen Beträge ausgezahlt werden können.

  1. Heilbad Swoszowice.

Auf 1. Juli 1942 übernahm die Stadt von der Treuhandverwaltung das vorher im jüdischen Besitz gewesene, vor den Toren Krakaus gelegene Heilbad Swoszowice. Das Bad war außerordentlich verwahrlost, verfügt aber über besonderes heilkräftige Schwefelquellen, außerdem liefert es Moorbäder. Dank seiner Heilwirkung und seiner schönen landschaftlichen Lage wird sich das Bad durch entsprechenden Ausbau und durch zweckmäßige Ausgestaltung zweifellos zu beachtlicher Bedeutung entwickeln können. Die Stadtverwaltung hat bereits die baulichen Instandsetzungen und Verbesserungen durchgeführt, die erforderlich waren, um die Benutzung des Bades insbesondere durch Verwundete der Krakauer Lazarette und durch deutsche Heilbedürftige zu  erleichtern. Durch das Entgegenkommen der Reichsbahn war es außerdem möglich, während der Badesaison einen Omnibusbetrieb von der Endhaltestelle der Straßenbahn in Borek Falecki bis Swoszowice einzurichten.

X. Finanzverwaltung

  1. Finanzverwaltungsamt.

Die Finanzlage der Stadt hat sich im Berichtsjahr zufriedenstellend entwickelt. Soweit sich bis jetzt übersehen läßt, wird das Rechnungsjahr 1941 (1. April 1941 bis 31. März 1942) ohne Fehlbetrag abschließen. Dabei war es möglich, nunmehr auch die aus der Vorkriegszeit stammenden Fehlbeträge rechnungsmäßig abzudecken. Der Haushaltsplan für 1942 ist in Einnahmen und Ausgaben mit rund 136 Millionen Zloty ausgeglichen. Die entsprechenden Zahlen der Vorjahre sind in Millionen Zloty:  1938 – 52;  1939 – 51; 1940 – 58; 1941 – 77.

Die Zahlen zeigen eine außerordentliche Erweiterung des Haushaltsumfänge. Es ist teils in der durch die neu eingemeindeten Gebiete entstandenen Ausgabe- und Einnahmevermehrung, teils in der erheblichen Preis-  und Lohnerhöhungen zu suchen. Auch die Übernahme des früher rechtlich selbstständigen Straßenbahnbetriebs mit über 17 Millionen Zloty Einnahmen und Ausgaben hat zur Erhöhung des Haushaltsvolumen beigetragen. Die Einnahmen haben sich im Laufe des Rechnungsjahr 1942 im allgemeinen planmäßig entwickelt. Die Erhebungseinnahmen sind durch die Einführung der Gewerbesteuer und der Lohnsummensteuer erheblich angestiegen. Unter der Ausgaben überwiegen die fortdauernden persönlichen und sachlichen Verwaltungsausgaben. Die einmaligen Ausgaben machen mit 8,7 Millionen Zloty nur etwa 15% der gesamten Haushaltssumme (ohne die Sonderhaushalte) aus.

Der Ausgleich der  Haushaltsplans konnte auch in diesem Jahr nur durch Veranschlagung eines Zuschußbetrags aus dem Gemeindeausgleichsstock hergestellt werden. Diese Tatsache ist der Ausdruck dessen, daß in der Stadt zugemessene Finanzdecke zu kurz ist. Der Zuschuß aus dem Gemeindeausgleichsstock stellt deshalb nichts anderes dar als einen vorweggenommen Finanzausgleich zwischen Staat und Stadt. Dieser Finanzausgleich ist umso dringender geworden, als die Grundlage der gegenwärtigen Finanzzuweisungen an die Stadt auf Vorkriegsverhältniszahlen basiert, während sich die Aufgaben der Stadt als Haupt- und Regierungsstadt der Generalgouvernements außerordentlich vermehrt haben. So wendet die Stadt heute für die Durchführung reiner Auftragsangelegenheiten in der Kriegsämtern, Ernährungsamt, Wirtschaftsamt, und Wohnungsamt sowie in der Polizeidirektion schätzungsweise 40% ihrer persönlichen und sächlichen Verwaltungsausgaben auf. Ein erheblicher Teil ihres Fürsorgeaufwands entfällt auf einmalige nicht wieder beschäftigte Staatsbeamte und ihre Angehörigen, die mangels einer staatlichen Versorgung auf die öffentliche Fürsorge angewiesen sind.

Das Geldvermögen der Stadt blieb im Wesentlichen unverändert. Ein Teil desselben wurde im Schatzanweisungen des Generalgouvernements angelegt. Neu beteiligte sich die Stadt im Berichtsjahr an der deutschen Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft mbH in Krakau, an der Krakauer Gaststätten GmbH in Krakau und der Krakauer Tischlerei GmbH in Krakau.

Die in der Vorkriegszeit völlig vernachlässigte Rücklagenwirtschaft gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die durch die kriegsbedingten Schwierigkeiten entstandene Unmöglichkeit, auch dringende Erneuerungsarbeiten an Teilen des Verwaltungs- und Betriebsvermögens durchzuführen, sowie die Notwendigkeit, finanzielle Mittel für die in der früheren Abschnitten geschilderten späteren Aufgaben, hauptsächlich auf dem Gebiet des Straßenbaues, des Wohnungsbaues und der Erweiterung der Versorgungs-  und Verkehrsbetriebe, bereitzustellen, zwingen dazu, wohl bemessene Erneuerungs-  und Erweiterungsrücklagen rechtzeitig zu bilden. Mit dem späteren Anlaufen dieser Vorhaben werden die Kassenmittel so stark angespannt sein, daß rechtzeitig durch Schaffung einer angemessenen Betriebsmittelrücklage  versorgt werden muß. Endlich sollten die z. Zt.  eingefroren Tilgungshöhe Stände aus der kommunale Verschuldung wenigstens teilweise im Tilgungsrücklagen  aus der kommunalen Verschuldung wenigstens teilweise in Tilgungsrucklagen angesammelt werden. Die Rücklagenpolitik der Stadtverwaltung erscheint somit im Sinne einer verantwortungsbewußten Finanzwirtschaft unerläßlich.  Der Schuldenstand der Stadt hat sich im Berichtsjahr durch Rückzahlung des im Jahre 1940 aufgenommenen Darlehens der Landeskommunalbank in Warschau um 3,5 Millionen Zloty vermindert;  er beträgt z. Zt. noch 42,4 Millionen Zloty. Die Rückzahlung der nach dem Schuldentilgungsplanen zu leistenden Tilgungsraten ist bis zu  Neuregelung des kommunalen Schulden Wesens aufgeschoben.

Die formale Haushaltsführung richtet sich z. Zt.  noch nach polnischem Recht. Die Hauptabteilung Innere Verwaltung der Regierung hat schon früher zugestimmt, daß der Haushaltsplan der Stadt Krakau künftig nach deutschem Muster aufgestellt wird. Damit wird die Gliederung der seit einem Jahr durchgeführten Neuorganisation angepaßt werden. Wann die haushaltsmäßige Änderungen durchgeführt werden können, hängt von den Personallage bei den Ämtern der Finanzverwaltung ab.

  1. Liegenschaftsamt

Der gesamte städtische Grundbesitz (bebaute und unbebaute Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte), der nicht zum Betriebsvermögen gehört, wird vom Liegenschaftsamt verwaltet. Im Rahmen der Anlegung eines Liegenschaftsgrundbuchs wird z. Zt.  das gesamte städtische Grundvermögen erfaßt.

Die Nachfrage nach städtischen Grundstücken war außerordentlich groß. Der Bedarf der Stadt an Grundstücken für die Erfüllung ihrer eigenen Aufgaben wächst zusehends. Zur Verarbeitung der nach dem Krieg durchzuführenden Maßnahmen gehört aus dem Bereitstellung eines genügend großen Bodenvorrats. Der Erwerb von Grundstücken stößt jedoch z. Zt.  auf große Schwierigkeiten, da die Grundstückseigentümer nur im Tauschweg verkaufen wollen, die Stadt dazu aber nicht in der Lage ist. Die Inanspruchnahme von Grundstücken in Beschlagnahmeverfahren reicht nicht aus, um der Stadt das volle Verfügungsrecht zu verschaffen. Die Schaffung eines Enteinigungsrechts, daß die Enteignung für öffentliche Zwecke in einem raschen Verfahren ermöglicht, ist besonders erwünscht. Der Ertrag des allgemeinen Grundvermögens hielt sich in erwarteten Rahmen.

Zu den Aufgaben des Amtes gehören weiter die Verwaltung des Heilbades Swoszowice, des Stadtwaldes mit dem Tiergarten, des Stadtkasinos, des Gefolgschaftheims Rabka und des Plakatanschlagbetriebs. Über sie ist zum Teil an anderer Stelle berichtet. Die umfangreiche Arbeit des Amtes auf dem Gebiet des Marktwesens ist durch die aus kriegsbedingten Gründen vorgenommene Beschränkung der Wochenmärkte etwas in den Hintergrund getreten.

Die Verwaltung der Friedhöfe nimmt einen größeren Raum ein. Sie umfaßt z. Zt. der Hauptfriedhof Rakowice  und 23 kleinere Friedhöfe.  Die Überlegung mehrerer Friedhöfe machte die Einleitung von Vorarbeiten zur Erweiterung des Hauptfriedhofs und zur Anlegung neuer Friedhof notwendig. Die Einschränkung des früher stark entwickelten Kaufgräbersystem war nicht zu vermeiden.

  1. Stadtsteueramt.

Das z. Zt.  noch geltende Steuersystem unterscheidet sich zum Teil noch wesentlich von dem in den Gemeinden des Reichs geltenden. An Zuschlägen zum stattlichen Steuern werden von den staatlichen Steuerämter zugunsten der Stadt erhoben: Zuschlag zur Grundsteuer, zur Grundstückssteuer, zu den  Akzisenpatentgebühren und zu Immobilienstempelsteuer.  Das Elektrizitätswerk erhebt den Gemeinde Zuschlag zu stattlichen Stromverbrauchssteuer. An selbständigen Gemeindesteuern werden von der Stadt erhoben: die Gewerbesteuer einschließlich der Lohnsummensteuer, die Gewerberegistergebühr, die Einwohnerabgabe, die Hundesteuer, die Schauspielsteuer, die Hotelsteuer, die Schildersteuer, die Straßensteuer, die Straßenbahnsteuer und die Wechselproteststeuer. Die Stadt erhebt zu Gunsten des Staates ein Zuschlag zur Einwohnerabgabe.

Die erstmals für 1942 erhobene Gewerbesteuer wird von der staatlichen Steuerämtern  veranlagt, eingezogen und das Aufkommen an die Stadt abgeführt. Die eine Sonderart der Gewerbesteuer darstellen Lohnsummensteuer wird dagegen von Stadtsteueramt verwaltet. Die vorbereitete Herausgabe einer umfassenden Verwaltungsgebührenordnung der Stadt wurde zurückgestellt, nachdem eine allgemeine Gebührenregelung auch die Regierung angekündigt wurde.

  1. Stadthauptkasse.

Die Kassenflüssigkeit des Amtes war im Berichtsjahr befriedigend. Die Aufnahme von Kassenkrediten war nicht erforderlich. Die Kassenumsätze betragen z. Zt.  im Barverkehr monatlich durchschnittlich 2,6 Millionen Zloty, im unbaren Verkehr 12  Millionen Zloty. Einziehungsersuchen fremder Verwaltungen, hauptsächlich aus dem Reich, fielen monatlich bis zu 800 an. Der Eingang der laufenden Einnahmen ist befriedigend. Von den älteren Förderungen, deren Betreibung bisher unmöglich war, entfällt der größte Teil auf  Abgabenrückstände des treuhänderischen Vermögens, gegen das die Zwangsvollstreckung z. Zt. sehr erschwert ist.

Organisatorisch gesehen ist die Stadthauptkasse noch ausbaubedürftig. Ein Mangel ist besonders das Fehlen arbeitssparender und die Kassenvorarbeiten verbessern der maschinellen Einrichtungen. Die Rechnungsführung ist an die vorzubereitende Umstellung des  Haushaltsplans anzupassen. Auch hier hängt die Durchführung dieser Maßnahmen davon ab, ob es gelingt, geeignete deutsche Fachkräfte dafür zu gewinnen.

Schlußwort

in knappen, sachlichen Worten schildert der verlegende Verwaltungsbericht ein einjähriges  Geschehen, das entscheidend beeinflußt war durch die lebendigen Erfordernisse der großen sich reckenden und umbildeten Stadt und das auch wieder sich voll und ganz auswirkt auf dieses Leben.

Noch war dieses Verwaltungsjahr keine Zeit des ruhigen, in gewohnten Bahnen geführten Ablaufes; noch immer steht die Stadt Krakau am Beginn des neuen Weges, der sie einer glänzenden Zukunft entgegenführen soll. Wiederaufbau und Neugestaltung ist das Kennwort für die Summe der geleisteten Arbeit, die auf fast allen Gebieten städtischer Verwaltung auch im dritten Jahre deutscher Führung auf Verbesserungen und Erweiterungen, auf Neuerwerb und schöpferisches gestalten zurückblicken kann. Angesichts der zunehmenden kriegsbedingten Schwierigkeiten ist der erreichte Arbeitserfolg wohl ein anschaulicher Nachweis für die Leistungskraft und die Belastungsfähigkeit der nach deutschem Vorbild aufgebauten Verwaltungsorganisation, ebenso für die fruchtbare Zusammenarbeit in dieser Verwaltungsaufgabe eingesetzten deutschen Männer und Frauen. An sich ist aber in der geleisteten Arbeit, in den damit erzielten Erfolgen und in der  Erfahrungssumme  die bestandene Bewährungsprobe der nunmehr ein Jahr lang stehenden neuen Organisationsform zu sehen, mit der bewußt eine unter ausschließlich deutscher Führung arbeitende gemeindliche Verwaltungseinheit erreicht wurde. Das Wesen und das Sinn in der alten Stadt Krakau als der Mittelpunkt deutschen Lebens im fremden Siedlungsräume ist so auch im Aufbau der Stadtverwaltung zum Ausdruck gekommen.

 

 

Volkstheater Krakau als polnische Bühne errichtet

Das ehemalige alte Theater am Stephansplatz erneuert –  Umfassende Spielplan für alle Gattungen –  Als Stätte der Erholung und Erbauung für die schaffenden Werktätigen vorgesehen –  Durch den Stadthauptmann eröffnet

Krakau, 16. März 1944

Genau auf den Tag „Iden des März“ wurde in der Hauptstadt des Generalgouvernements das ehemaliger Alte Theater  (Stary Teatr  genannt) als „Volkstheater Krakau“ in neuem schönen Gewand der Öffentlichkeit übergeben. Nach Durchführung der notwendigen Erneuerungsarbeiten präsentiert es sich jetzt in überaus würdiger, seine Zweckbestimmung dienlichen Form. Das Theater umfaßt 650 Plätze und wird  unter seinem diktatorialen Pächter Adam Świechło  und seinem künstlerischen Leiter Fabisiak 6 mal wöchentlich Ausführungen der verschiedensten Art bieten. Der Spielplan sieht Oper, Operette, Schauspiel, Konzerte, Tanz, Revue  und Kinderaufführungen vor. Das Ensemble wird sich jedoch nicht auf Vorstellungen in Krakau beschränken, sondern den ganzen Distrikt Krakau bespielen. Im geschlossenen Vorstellungen werden vor allem die schaffenden Polen Betriebsweise zu ihrem Theater Zutritt haben. Der Staat selbst gibt einen Teil der Eintrittskarten zu verbilligtem Preis an die Werktätige Bevölkerung weiter. Auch in technischer Beziehung sind alle Voraussetzungen geschaffen, um künstlerisch wertvolle Aufführungen auf die Bretter zu stellen. So ist  unter anderen eine Drehbühne eingerichtet worden. Während die Eröffnungsvorstellung eine Aufführung des ‚Barbier von Sevilla‘ brachte, ist als nächste Opfer eine Aufführung von Puccinis ‚Boheme‘ geplant. Die Bedeutung, die  staatlicherseits dem feierlichen Akt der Eröffnung dieser polnischen Bühne beigemessen wird, wurde durch die Tatsache der Anwesenheit hoher Vertreter des Staates, unter ihnen der Leiter der Hauptabteilung Propaganda in der Regierung, Präsident Ohlenbusch, Gouverneur Unterstaatssekretär Dr. von Burgsdorff und Stadthauptmann Dr. Krämer, besonders unterstrichen.

In seiner Eröffnungsrede hob Stadthauptmann Dr. Krämer hervor, daß das polnische Volk dieses neue, nach modernsten Gesichtspunkten gestaltete Theater den ausdrücklichen Willen des Generalgouverneurs zu verdanken habe. Trotz fast unüberwindlicher technischer Schwierigkeiten sei hier eine neue Kulturstätte für das polnische Volk entstanden. Wörtlich führte dann Dr. Krämer aus: “ Diese Bewilligung soll nach dem Willen des Generalgouverneurs Ausdruck der Anerkennung dafür sein, daß das polnische Volk durch seine Arbeit sich eingeschaltet hat in die Front des Aufbaues des neuen Europas und des Kampfes gegen den kulturzerstörenden jüdischen Bolschewismus. Dieses Theater soll nicht etwa Reservat einer exklusiven Schicht sein, sondern vornehmlich auch den breiten Massen der fleißig schaffenden polnischen Bevölkerung zur Verfügung stehen. Der von der polnischen Theaterleitung zu gestaltende Spielplan und fast alle Arten künstlerische Darbietungen: Oper, Operette, Sprechstücke, Konzert und Märchenspiele für Kinder.

Damit wird er sowohl hohen künstlerischen Ansprüchen, als auch den Bedürfnissen der Unterhaltung und verdienten Entspannung gerecht. Vorgesehen sind weitere geschlossene Veranstaltungen für die Betriebe, wie auch die Regierung dafür Sorge getragen hat, das allabendlich eine größere Anzahl von Karten zu stark verbilligten Preisen besonders verdienten polnischen Werktätigen zu Verfügung steht.“  Abschließend stellt der Dr. Krämer fest, das damit die deutsche Führung des Generalgouvernements unter Überwindung aller sich aus der Lage des fünften Kriegsjahres ergebenden Schwierigkeiten der polnischen Bevölkerung ein Kulturinstitut gegeben habe, das der Aufbauleistung des polnischen Volkes als Glied der europäischen Völkerfamilie würdig sei.  Im Auftrag der Regierung des Generalgouvernements  übergab also dann das Volkstheater Krakau“ das Institut heißt, dem gesamten polnischen Volk mit dem Wunsch des Generalgouverneurs, daß es eine Stätte der Erholung und Erbauung der polnischen Bürgerschaft Krakau und damit ein Beitrag am Aufbau eines neuen besseren Europas im Sinne der Gesittung und des kulturellen Fortschritts werden möge.

Danach wandte sich Professor Dr. Piotrowicz vom polnischen Hauptausschuß an die Ehrengäste, wobei er nach seinem Dank an der Generalgouverneur und die Vertreter der Behörden unter anderem folgendes ausführte: “ das neue Theater soll allen Schichten unserer schaffenden Bevölkerung zugänglich sein, und dadurch auch eine wichtige soziale Sendung erfüllen, indem es unsere geistige Kultur hebt und unseren Seelen  jene höheren Werte zuführt, an denen unsere Literatur, die stets verbunden war mit dem schöpferischen Geist des Abendlandes, so reich ist. Das Theater gibt uns die Möglichkeit, die dramatischen Masterwerke unserer größten Schriftsteller vom 16 Jahrhundert an bis zu den neuesten Zeiten denn einen ins Gedächtnis zurückzurufen, die anderen damit bekanntzumachen. Deshalb wird dieses Theater eine besondere Mission zu erfüllen haben, die höhere Anforderungen stellt. Wir hoffen, daß es sich dieser schönen Tradition würdig erweist. Es wird viele Möglichkeiten dazu haben, da ja der Theaterleitung die Wahl des Repertoires überlassen worden ist und damit die Freiheit im Spielplan.“ Er schloß seine Ausführungen mit den besten Wünschen für einen  vollen Erfolg der Theaterleitung und alle Mitarbeiter sowie dem Hinweis, daß in diesem Theater unter anderem auch E.T.A.  Hoffmann gewirkt habe. Das Theater möge der polnischen Bevölkerung Erholung und Freude in ihre mühevollen Arbeit bieten. Arbeit und Unterhalt den Mitarbeitern und allen anderen ein wenig Himmel bringen, da das Theater der Tempel der Schönheit und die Schönheit die Tochter des Himmels sei.

Über die Zielsetzung des neuen Theaters sprach dann der künstlerische Leiter des Theaters, Fabisiak. Die Art des Theaters finde ihre Deutung in dem Namen “ Volkstheater Krakau“. Damit soll er zum Ausdruck gebracht werden, daß dieses Theater keiner einzelnen Auserwählten Gruppe der polnischen Gesellschaft, sondern allen Kreisen ohne Ausnahme unter besonderer Berücksichtigung der arbeitenden Schichten dienen solle. Die Theaterkunst habe im gegenwärtigen Zeitpunkt ganz besonders zahlreiche und ernste Aufgaben Gegenüber den arbeitenden Schichten zu erfüllen. Ein gutes Theater wirke erhebend auf den Menschen. Der Spielplan werde ernste und heitere Stücke, Dramen, Lustspiele, Komödien, Opern, Operetten, Schaustücke, Konzerte und Ballettaufführungen bitten. Ein ausgezeichnetes Ensemble von Künstlerinnen und Künstlern steht zur Verfügung. Für die Belegschaften der Büros, Werkstätten und sonstige Unternehmen würden geschlossene Vorstellungen zu mäßigen Preisen angesetzt werden, für die Kinder steht ein heiteres Programm in Bereitschaft. Eine wesentliche Neuerung besteht darin, daß sich das Theater nicht auf Aufführungen in der Hauptstadt Krakau beschränken wolle. Seine große Aufgabe erblickte es vielmehr darin, denn ganzen Distrikt Krakau durch seine Kulturarbeit zu beleben. Durch ausdauernde und ehrliche Arbeit wolle es sich die Anerkennung und Dankbarkeit der polnischen Bevölkerung erwerben.

Abschließen überreichte der Nestor der polnischen Schauspielerschafft, der 85-Jährige Gregor Senowski, Präsident Ohlenbusch eine Dankadresse mit der Bitte, diese Generalgouverneur Doktor Frank zu überreichen. Präsident Ohlenbusch nahm das Schriftstück, eine künstlerisch gezeichnete Dank Adresse, mit der  Erklärung entgegen, dass er es persönlich Generalgouverneur Doktor Frank überreichen werde. Damit war die feierliche Eröffnung des Volkstheaters Krakau das inzwischen bereits mit seinen Vorstellungen begonnen hat,  beendet.

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Der Nestor der polnischen Schauspielerschafft, Gregor Senowski, verliest die Dankadresse an den Generalgouverneur

2-10296Nach der feierlichen Eröffnung des Theaters begrüßt Gouverneur Unterstaatssekretär Dr. von Burgsdorff  denn künstlerischen Leiter des Volkstheaters Krakau Fabisiak. Zwischen ihm und dem Gouverneur: Stadthauptmann Dr. Krämer, der zweite links von Gouverneur: Präsident Ohlenbusch. Aufnahme (2) Rösner

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Der Professor Dr. Piotrowicz spricht im Volkstheater Krakau.

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Der Stadthauptmann Dr. Krämer spricht im Volkstheater Krakau.

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Die Aufführung des ‚Barbier von Sevilla‘ im Volkstheater Krakau.