DIE PHILHARMONIE DES GENERALGOUVERNEMENTS VON DR. HANS ROHR

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„Das Generalgouvernement“ – 2. Jahrgang /1942 / Heft 1.

Am 6. Januar 1942 ist der Autor des nachstehenden Artikels, Generalmusikdirektor Dr. Hanns Rohr, Begründer und Chefdirigent der Philharmonie des Generalgouvernements, während des Weihnachtsurlaubes in seiner Heimatstadt München gestorben. In einem Nachruf widmete der Generalgouverneur Dr. Frank diesem mitten aus erfolgreichster Aufbauarbeit herausgerissenen, unermüdlichen Wegbereiter und Künder deutscher Kultur folgende Worte:

„Er war der hervorragende Gestalter der Philharmonie des Generalgouvernements und hat durch seine aufopfernde und höchst erfolgreiche Tätigkeit eine großartige Entwicklung der musikalischen Kultur im Osten neu eingeleitet und vielen Tausenden deutscher Verwundeter, Soldaten und Mitarbeiter in der Verwaltung des Generalgouvernements die höchsten Werte deutscher Musik hinreißend vermittelt.“

Vor seiner so vorbildlichen Tätigkeit im Generalgouvernement hatte sich Dr. Rohr schon im Reich und auf vieler Konzertreisen im Ausland einen sehr geachteten Namen gemacht mit seinem „nur dem Geiste des Werkes ehrfürchtig dienenden Musizieren“ als Kammermusikspieler, als Opern- und Chordirigent, insbesondere als Dirigent unvergeßlicher Mozart- und Bruckneraufführungen. Viel zu früh nahm ihm der Tod den Taktstock aus der Hand ein Werk aber wird weiter leben.

Alle musik- und kulturinteressierten Kreise des Großdeutschen Reiches und weit darüber hinaus die entsprechenden Schichten des Auslandes wissen nunmehr, daß in Krakau, in der Hauptstadt des Generalgouvernements, seit Sommer 1940 ein großes erstklassiges Kulturorchester, die „Philharmonie des Generalgouvernements“, herangewachsen ist. Mitten im schwersten Existenzkampf des Reiches, mitten in der gewaltigsten Auseinandersetzung der Menschheitsgeschichte entstand ein Symphonieorchester in einem Lande, das erst wenige Monate vorher von den deutschen Heeren erobert worden war.

Das Orchester, das etwa 100 polnische Musiker bilden, stellt eine Auslese dar von erstrangigen Vertretern aller Instrumente, Solisten, Professoren, ersten Pulten der ehemaligen Philharmonischen Orchester in Warschau, Posen, Krakau, der ehemaligen Orchester des Opernhauses und des Rundfunks in Warschau. Sie alle empfinden es als ein Glück, wieder in edelster Form in ihrem Berufe tätig seil zu dürfen. Als ein Glück empfinden es aber auch die Deutschen der beiden Städte Krakau und Warschau, die in den großen „Philharmonischen Konzerten“ wie in „Volkssymphonie-Konzerten“ die Säle bis zum letzten füllen, ebenso die Polen, für die eigene symphonische Abende angesetzt sind Am tiefsten aber ist die Wirkung auf unsere Wehrmacht.

Aus unzähligen ergreifenden Kundgebung mündlich und schriftlich geht hervor, wie der deutsche Soldat nach schwerstem Erleben und nach grauenvoller Schau in die Hölle der Sowjets in deutscher symphonischer Musik seine seelische Heimat ganz neu erfährt, wiedererkennt oder wiederfindet. Ein deutsches Wunder wollen wir es nennen, nun möglich in seinem Werden und nun in seinem Wirken durch das ewige Leben deutscher Sehnsucht nach dem Schönen, durch deutsche Innerlichkeit und ein tief verankertes kulturelles Verantwortungsgefühl. Da, wo im eroberten Lande angelsächsischer Geschäftsgeist Banken und Börsen errichtet hätte erwuchsen unter deutschem Kulturbewußtsein im ehemaligen Polen Räume, in denen die Kantate der deutschen Seele als höchster geistiger Ausdruck der gesamten Menschheit, in denen deutsche Musik erklingt.

Der Einzigartigkeit des Auftrages an mich im Frühjahr 1940 seitens des Generalgouverneurs Reichsministers Dr. Hans Frank, diesen so gearteten Klangapparat zu schaffen, zu bilden, zu erziehen entsprach das kongeniale Erfassen des tiefen und weitblickenden Sinnes der großen Idee zuvörderst vor Seiten des deutschen Menschen im Waffenrock. Vom Feldmarschall bis zum unbekannten Soldatei bejahte aus dem Adel tiefverankerten kulturellen Herkommens und aus der inneren Sicherheit eben unbewußten wie unantastbaren Herrentumes diese Schöpfung von allem Anfang an der deutsch Soldat. Als Soldat des Weltkrieges und nun als Künstler grüße ich dankerfüllt im jüngeren Kameraden dieses Krieges das ewige Deutschland, das niemals sterben kann und niemals sterben wird.

Der Einzigartigkeit des Auftrages entsprach andererseits der ungeheure Reiz der einzigartigen Aufgabe. Aus annähernd 800 Musikern des ehemaligen Polen wählte ich die 100 Künstler der jetzigen “ Philharmonie des Generalgouvernements „. Eine Erziehungsarbeit von 16 Monaten liegt Ende 1941 hinter mir. Jedes Mitglied hat sich gewandelt, Eitelkeiten, Aspirationen sind verschwunden. Ein Orchester steht da, aufgeschlossen für die Werte deutscher Musik, deutschen Geistesgutes, ein Klangkörper, der in seiner Gesamtheit wie in seinen einzelnen Individualitäten die Tiefe, die verinnerlichte Kultur, die Keuschheit, die Süße und nicht zuletzt den Heroismus erahnt, den eben nur die deutsche Musik in sich begreift. Aus einer gewaltigen inneren Erschütterung des einzelnen wie der Gesamtheit heraus vermochte dieses Orchester allmählich in rein deutsche Seelenbezirke vorzudringen, über Bach, Mozart, Haydn, Schubert, Beethoven, Schumann, Brahms sich führen zu lassen zur Riesengestaltung Brucknerischer Symphonien und in das musikalische Reich Hans Pfitzners. In ernster Arbeit erfuhren und erfahren Streicher und Bläser die zwingenden Schönheitsgesetze der Maße und der Maßhaltung der deutschen Klassiker und als höchste Erkenntnis die Weihe durch den Eros, den Urgrund aller Kunst.

Das Mozartjahr, das nun zu Ende gegangen, war Anlaß, Mozart, den Genius, zu feiern und zugleich den Begriff Mozartscher Musik in bezug auf Sauberkeit, musikalische Durchdringung jeder Phrase, auf Stilgefühl und Gestaltungskraft in diesen 100 fremdvölkischen Künstlern entstehen zu lassen. Heute weiß jeder, daß man Mozart nur mit Sauberkeit des Empfindens und Adel der Gesinnung sich nähern darf, daß Mozart die Erscheinung ist, vor der jeder reproduktive Künstler und insonderheit jedes Orchester sich zu beugen hat. Erfüllt von größter Hingabe an meinen Willen und den apollinischen Kulturbegriff, den Mozarts Name umschließt, schreitet das gesamte Orchester ehrfurchtsvoll von Werk zu Werk der Klassiker und nun auch lebender deutscher Meister.

Erschütternd dabei das nicht mehr geheimgehaltene, vielmehr immer öfter wiederholte ernste Geständnis: „Und all dieses wurde uns durch Jahrzehnte vorenthalten!“ Deutschland, das Land der Musik, war den Polen künstlerisch entfremdet. In glücklicher Bescheidenheit bewunderte die „Philharmonie des Generalgouvernements“ vor einigen Wochen Wilhelm Kempff in der Interpretation von Chopins Klavierkonzert in f-Moll und begleitete in stiller Hingabe an das Werk unter meiner Leitung im Mozartischen Sinn den großen deutschen Pianisten. Dem Kunstwerk dienen, das ist der „Philharmonie des Generalgouvernements“ nunmehr Weg und Ziel geworden. So hat sich dieser Klangkörper nach dem Urteil unserer großen Künstlergäste und nach der Feststellung der Berufenen und Sachverständigen in der Presse des Reiches unter die ersten Kulturorchester Deutschlands eingereiht.

Rohr (2)Der erste Chefdirigent der Philharmonie des Generalgouvernements, Dr. Hanns Rohr

 

 

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